TÜV und ein bisschen mehr

Eindeutig: Ich verliere den Überblick! Ich hatte mir vorgenommen, mit dem ES250/1-Gespann zur fälligen TÜV-Abnahme zu fahren – hab ja noch ein paar Tage Resturlaub. Aber dann in der Motorradhalle sehe ich, dass die ES erst in einem Jahr wieder fällig ist. Hingegen ist das Silverstar-Gespann tatsächlich bereits diesen Monat dran. Gut, fahre  ich also völlig unvorbereitet zur Prüfstelle nach Grünberg. Normalerweise dürfte auch am Rotaxgespann alles in Ordnung sein. Sei’s drum, Versuch mach klug, und so gehts um 9:00 auf zum TÜV und ein bisschen mehr.

Die TÜV-Stelle in Grünberg hat bereits die Erstabnahme des Rotax-Gespanns durchgeführt und ebenso die erste Nachuntersuchung. Generell ist das eine sehr gute Dienststelle mit echten Fachleuten und Kaffee gibts dort auch immer. Der einzige Nachteil: Grünberg ist nur 12 km entfernt, und das ist zu wenig, um den Rotax vernünftig warm werden zu lassen. Abhilfe kann da nur ein ordentlicher Umweg sein. Und den fahre ich heute besonders gern: Das Wetter ist ideal für mich, ein wenig kühl, bewölkt, und ab und zu kommt sogar ein bisschen Regen herunter. Auf jeden Fall ist das heute der Jahreszeit viel angemessener als die Bullenhitze der letzten Tage. Es ist schliesslich immer noch April!

Das bisschen Regen in der Nacht hat Wunder gewirkt: Es ist jetzt alles richtig satt und saftig grün geworden. Vor dem TÜV-Besuch fahre ich noch an eine meiner Lieblingsorte in der Nähe von Lumda.

Beim TÜV stelle ich fest, dass ich den Fahrzeugschein (Teil II) vergessen habe. Der nette Prüfer beginnt aber dennoch mit der Prüfung. Es ist (wie erwartet) alles OK - bis auf das Katzenaugen am Maschinenheck. Das fehlt nämlich, und zwar schon seit der Vollabnahme. Jedesmal verspreche ich, es anzubauen, und genauso vergesse ich es auch jedesmal. Aber weil ich sowieso den Fahrzeugschein holen muss, besorge ich im Fahrradladen Bast schnell so ein Teilchen mit E-Zeichen und baue es an.

Die TÜV-Abnahme ist gelaufen und ich habe wieder 2 Jahre Ruhe mit dem Gespann. Direkt gegenüber vom TÜV ist der Herkules-Baumarkt und dort besorge ich noch ein Regalbrett für meine Werksttat: 3000x200 mm. Dann gehts mit dem Langholztransporter heim, um das Brett abzuladen.

Aber jetzt möchte ich noch ein wenig fahren, denn die 50 km ( 2 x TÜV und zurück) reichen mir bei weitem nicht. Und so beschliesse ich, einen Cappuccino im Seehotel an der Antrifttalsperre zu schlürfen. Denn vor langer Zeit habe ich einen Schwur geleistet: Keine Rotaxfahrt unter 50, besser 100 km!

In aller Ruhe geniesse ich im Seehotel meine Cappuccino, um danach weiträumig wieder in Richtung Mücke zu fahren.

Ein letzter Halt auf dem Hochplateau mit den Windrädern bei Arnshain. Am Ende der Fahrt hat der Rotax nicht nur 2 Jahre TÜV mehr als vorher, sondern auch noch 150 km mehr auf dem Tacho. Damit bin ich zufrieden.

 

Quellen im Rothaargebirge

Auch für den heutigen Ostermontag war eine Fahrt mit den „Boliden“ geplant, die Emmen mussten erneut zuhause bleiben. Ursprünglich wollten wir über das Gladenbacher Bergland und das Hinterland ins Raumland fahren und von dort aus die Eder entlang zum Motorradhotel Arnold in Dodenau kommen. Wäre sicher eine nette Fahrt geworden, aber wie so oft kam alles ganz anders. Letzlich wurde es eine Fahrt zu diversen Quellen im Rothaargebirge.

Die heutige Fahrt startet um 11:00 und die Teilnehmer sind Egon, Jürgen und ich. Damit haben wir drei Twins unter den Rädern, nämlich den Paralleltwin von Egon und die beiden Suzuki V-Twins von Jürgen und mir. Ausgesprochen zügig gehts bis Breidenbach im Hinterland, aber da wird unsere ursprüngliche Planung massiv geändert.

In Breidenbach an der letzten Tankstelle schauen wir nach der besten Route ins Raumland – bis wir Hans-Joachim mit seiner BMW R100 Classic kennen lernen. Und der ist ortskundig und schlägt eine Fahrt über unglaublich winzige Strassen (eher Wege) zu den diversen Quellen verschiedener Flüsse vor, die im Rothaargebirge ihren Ursprung haben.

Die Strässchen sind winzig, maximal 3 m beit, und der Zustand ist extrem schlecht. Diese Fahrerei geht gewaltig auf die Handgelenke bei Maschinen mit Lenkerstummeln, und so richtig voran kommen wir auch nicht. Dafür ist die Gegend herrlich und es ist ein wenig wie in den österreichischen Bergen. Manchmal glaube ich, dass wir uns am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, befinden.

Als erstes kommen wir zur Lahnquelle mit einem schönen Restaurant. Viele Motorräder parken davor, die meisten davon mit Kennzeichen aus NRW. Kein Wunder, wir haben ja auch Hessen längst verlassen.

Angeblich soll die Lahn in diesem Tümpel entspringen, aber ob das wirklich so ist, weiss man nicht. Offiziell ist nämlich keine Quelle der Lahn bekannt.

Wahrscheinlich ist es eher so, dass die Lahn mehrere unterirdische Quellen hat, die sich dann hier zu einem Rinnsal vereinigen.

Weiter gehts über die winzigen Wege und Strassen bis zur Siegquelle. Diese Quelle existiert tatsächlich und hier beginnt der Weg der Sieg ins und durchs Siegerland.

Nur ein kleines Stück von der Siegquelle entfernt kehren wir im Landgasthof zur Siegquelle ein. Typisch für diese Gegend sind die Schieferverkleideten Häuser.

Eine herrliche Gegend mit wunderbarem Ausblick und mit himmlischer Ruhe. Der Gasthof befindet sich in einem Örtchen mit höchstens 5 Häusern in einer Sackgasse. Hier könnte ichs aushalten – lange aushalten.

Auch das Essen ist prima und besonders kann ich den Rothaarteller empfehlen: Lecker würzig und nicht belastend. Danach sind wir fit für die Heimfahrt. Den von Hans-Joachim empfohlenen Besuch der Ederquelle sowie weiterer Sehenswürdigkeiten verschieben wir aber auf ein anderes mal – das würde heute zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn wie schon erwähnt: Wir kommen nicht voran.

Leider gehts jetzt über nervig volle Bundesstrassen zurück in Richtung Heimat. Irgendwann wird mir das zu viel und ich biege ab auf die Nebenstrecken des Hinterlandes. Dabei verliere ich meine beiden Begleiter, aber die erreichen nur 10 Minuten nach mir das heimische Mücke. Die letzten 70 km konnte ich die SV noch mal ordentlich laufen lassen. Insgesamt sind wir heute 220 km gefahren, aber so viel wie heute bin ich aber noch nie nur im 1. oder 2. Gang gefahren.

 

Streifzug nach Thüringen

Die Nachbarn sind aus ihrem Kurzurlaub zurück, sie sind ein wenig Motorrad-entwöhnt und schlagen eine gemeinsame Tour vor. Die ersten Planungen sehen vor, dass wir nach Spahl fahren, aber aufgrund des befürchteten Osterverkehrs dort verzichten wir darauf. Als Alternative suchen wir uns wenig befahrene Nebenstrecken aus und starten über das Schlitzerland und das Nüsttal einen Streifzug nach Thüringen.

Um 11:00 starten wir: Ruth mit der 600er Honda, Egon mit der BMW F800 und ich mit der SV 650. Die Fahrzeuge passen leistungsmässig prima zusammen und auch in Sachen Fahrtechnik harmonieren wir recht gut. Zum Eingewöhnen kurven wir über das Feldatal, das Schwalmtal und Lauterbach und sind ungewohnt flott in Schlitz. Richtig schön wird es dann im Nüsttal und im Ulstertal. Unser Ziel ist Kaltennordheim und mit einigen Irr- und Umwegen kommen wir auch dort an.

Die mir bekannte Route nach Kaltennordheim über Tann ist gesperrt, aber wir finden eine sehr gute Alternative über Hilders. Allerdings ist keiner von uns in dieser Gegend wirklich sattelfest und so müssen wir ab und zu halten und einen Blick auf die Karte werfen. Die kleinen Verfahrer stören aber überhaupt nicht und sind heute sogar das Salz in der Suppe.

Angekommen in Kaltennordheim tanken wir hier überraschend günstigen Sprit – natürlich nur relativ betrachtet. Die kleine schwarze Tankstellenkatze im Hintergrund schnappt sich Egon und setzt sie kurzerhand in sein Topcase. Das Kätzchen staunt kurz und springt dann heraus. Vielleicht hätten wir ihr sagen sollen, dass es in den Westen geht ……

In Kaltennordheim fällt uns bei der Durchfahrt keine Lokalität auf, die ein gutes Mittagessen verspricht – dafür aber im nächsten Ort, nämlich in Kaltensundheim. Und der erste gute Eindruck täuscht nicht.

Osterlammkotlett für Ruth und Panna Cotta für Egon und mich. Das Essen ist prima, wir fühlen uns richtig wohl dort und verbringen zwei nette Stunden im Lokal.

Die Rückfahrt soll über Geisa, Eiterfeld und das Haunetal verlaufen – das gelingt auch, aber im Haunetal vefransen wir uns ein wenig. Das führt aber lediglich dazu, dass wir völlig neue und wunderbare Strässchen entdecken. Hier stecken wir irgendwo zwischen Dittlofrod, Kruspis und Stärklos. Oder war es doch in Odensachsen?

Ein paar mal müssen wir uns wieder auf den richtigen Kurs bringen, aber die Serpentinen des Haunetals versüssen uns jeden Umweg. Nach 260 km erreichen wir gegen 17:00 wieder den heimischen Hafen – satt, zufrieden und ein wenig ausgepowert. Die allerjüngsten sind wir schliesslich alle nicht mehr. Jetzt kommen Kaffee und Mohnkuchen gerade recht.

 

Forellen in der Knülljause

Beim letzten Besuch in der Knülljause vor einigen Wochen wurden wir bereits auf spezielle Karfreitags- und Ostermenüs hingewiesen. Dieser Hinweiszettel fällt mir in Egons Schrauberhalle in die Hände – und sofort ist mir klar, was ich am Karfreitag tun werde. Die Nachbarn sind noch auf Kurzurlaub an der Nordsee, aber ich fahre auch alleine ins Knüllgebirge, denn es warten dort Forellen in der Knülljause.

Unglaubliches Wetter für Karfreitag: Bereits um 10:00 ist es warm, beinahe heiss. In leichter Sommerkleidung schnappe ich mir die frisch geputzte SV 650 und mache mich auf den Weg in den Knüll. Wie fast immer nehme ich einen hübschen Umweg und richte es mir so ein, dass ich ziemlich genau um 12:00 an der Knülljause ankomme. Nach den Erfahrungen der letzten Fahrten mit der SV auf schnellen Bundesstrassen werde ich mich heute auf die bekannten Nebenstrecken begeben. Mals sehen, ob die SV dort genauso viel Spass bereitet.

Kirtorfer Wald, Antrifttal, Altkreis Alsfeld – und schon bin ich am Rückhaltebecken der Schwalm bei Heidelbach. Bereits hier kann ich sagen: Die SV ist auch für die allerkleinsten Nebensträsschen bestens geeignet. Aufgrund der vorzüglichen Bremsen sogar besser als meine Ostböcke …..

Die heimliche Hauptstadt des Knüllgebirges ist Schwarzenborn und dort stelle ich fest, dass meine Brieftasche quasi leer ist. Kein Problem, der Ort hat eine vorzügliche Infrastruktur und sofort finde ich einen Bankautomaten. Und welch ein Zufall: Das Haus daneben ist zu verkaufen. Aber so schön der Knüll auch zum Fahren ist: Leben möchte ich dort nicht – noch nicht.

Oha, so voll habe ich die Knülljause nur einmal erlebt: Damals fiel ein Riesentrupp Motorroller hier ein. Heute sind aber sicher die meisten wegen der Forellen gekommen. Im Reigen weiterer Joghurtbecher fällt meine SV überhaupt nicht auf.

Die vielen Gäste überfordern den Wirtsbetrieb ein wenig und sorgen für gelindes Chaos. Dennoch bekomme ich nach 30 Minuten eine unglaublich leckere Forelle, von der ich nichts übrig lasse. Schon jetzt hat sich meine Fahrt gelohnt.

Nach dem Forellenschmaus dringe ich tief ins Knüllgebirge ein und geniesse nach dem gelinden Jausen-Trubel die völlige Ruhe auf diesem kleinen Rastplatz mit philosophisch angehauchtem Spruch.

Rauf und runter, links und rechts herum: Das Knüllgebirge fordert von mir höchste Konzentration. Denn ehrlich: So ganz eins bin ich mit der Suzuki noch nicht. Die Bremsen zu gut, die Kupplung etwas ruppig, der Motor viel zu leistungsstark, die Lenkerstummel zu sportlich, die Verkleidung ungewohnt – eigentlich ist die SV ein Motorrad, wie ich es nie gewollt habe. Und dennoch mag ich es ….. seltsam.

Einsame Plätze mit herrlichem Ausblick findest Du im Knüllgebirge überall. Wenn ich an jedem dieser Orte anhalten würde, wäre ich jetzt noch unterwegs. Aber manchmal muss es einfach sein. Schliesslich muss ich keinen Top-Reiseschnitt hinlegen.

Auf dieser etwa 7 km langen sanften Kurvenstrecke fahre ich zweimal entlang, weil das Swingen so schön ist – und vor allem, weil ich beim ersten mal viel zu langsam bin.

Wie bisher mit allen meinen Motorrädern fahre ich auch mit der SV zum Rondinchen bei Homberg und geniesse den Blick ins Amöneburger Becken.

Nach 200 km bin ich jetzt fast wieder daheim. Dabei fällt auf, wie sich meine Welt ins Gelbe verändert hat: Die Landschaft ist gelb vom Raps, das Motorrad ist gelb, mein Leihhund heisst nicht ohne Grund Yellow und ich schaue immer öfter die Simpsons im TV. Gelb, mhhhmm …..

Zur Landesmeisterschaft im Revolver-Schiessen

Nachdem ich das Sportschiessen in den letzten 3 Jahren stark vernachlässigt habe, möchte ich in dieser Hinsicht ein wenig mehr tun. Deshalb habe ich mich unter anderem zur Meisterschaft im SIngle-Action-Revolver-Schiessen angemeldet. Ich muss früh los und das Wetter ist prächtig um diese Zeit: Etwas kühl, leicht bedeckt – also insgesamt sehr angenehm. Bereits um 8:00 mache ich mich auf den Weg  zur Landesmeisterschaft im Revolver-Schiessen.

Die Fahrt zum BDMP-Stand in Alsfeld ist natürlich keine fahrerische Herausforderung, auch wenn ich einige Umwege fahre. Aber das herrlich kühle Wetter und die völlig leeren Strassen lassen daraus dennoch eine angenehme Fahrt werden. Diese Meisterschaft, die mit Western-Revolver im Cowboy-Stil geschossen wird, habe ich einige Jahre überhaupt nicht mitgemacht und heute freue ich mich darauf, ein paar alte Bekannte wieder zu treffen. Aufgrund meines Trainingsdefizits werde ich sicher keinen Titel abräumen, aber das ist egal: Diesmal geht es mir einzig und allein ums Dabeisein – ehrlich.

Ich liebe es, in einen grauen und bedeckten Tag hinein zu fahren - vor allem, wenn die Temperatur dabei so angenehm ist wie heute. Gestern war es um diese Zeit noch richtig kalt, aber die Luft hat sich aufgewärmt.

Pünktlich um 9:00 erreiche ich den Stand in Alsfeld und wie erwartet treffe ich jede Menge alte Bekannte wieder. Das macht Spass.

Die Organisation ist sehr gut und alles klappt wie am Schnürchen. Das war in der Vergangenheit nicht immer selbstverständlich.

Um 9:30 habe ich den ersten Start und reihe mich ein in die Phalanx der Schützen. Jetzt kommt doch wieder ein Tick Wettkampffieber auf.

Mit diesen archaischen Single-Action-Revolvern werden die heutigen Wettkämpfe geschossen.

Hier eine vernickelte Variante mit Perlmuttgriffschalen.

Der herrlich gelegene Stand ausserhalb von Alsfeld ist in hervorragendem Pflegezustand.

Gegen Mittag sind die Revolver-Wettkämpfe beendet und die Schützen können sich ihre Ergebnisse anschauen. Ich bin in beiden Disziplinen auf dem 8. Platz gelandet - das ist nicht sooo schlecht, wie ich befürchtet habe.

Und schon ist der Wettkampf beendet und es geht zurück in Richtung Heimat. Eine kleine Pause am Waldsee gönne ich mir aber noch.

In Ehringshausen hängt ein Schild an diesem Häuschen, dass es zu verkaufen wäre. Ein hübsches Haus mit ausreichend Nebengebäuden für Ostböcke - alles passt, bis auf die Lage: Das Haus steht in Ehringshausen.

Angekommen zu Hause beschliesse ich, noch ein wenig an der SV 650 zu schrauben. Noch besser wäre jetzt zwar Fahren, aber was muss, das muss.