Ich hab’s wirklich getan: Das beste und schönste Motorrad, was ich je hatte, ist verkauft! Jetzt fährt sie im fernen Niedersachsen.
Im Rahmen meiner Fuhrparkreduzierung war das sicher ein vernünftiger Entschluß, sich auf ein Motorrad zu beschränken, und die alte Sportster kann ich auf gar keinen Fall hergeben. Also war es unumgänglich und meine schöne Phase mit einem Britbike ist jetzt Geschicht.
Bye bye, schöne T-Bird, aber immerhin bleiben ja noch zwei der Klassiker im nahen Bekanntenkreis. Und wer weiss: Vielleicht komme ich auf diese Weise noch zu einem britischen Twin, einer Bonneville.
Nachdem die letzten Aktionen an der grünen Cosa allesamt leicht bis schwer frustrierend waren, hab ich erst mal eine Kunstpause eingelegt und die Cosa links liegen lassen. Iin den letzten Tagen jedoch haben wir uns mental wieder etwas angenähert und heute bin ich bereit für einen neuen Versuch.
Der Plan ist, nocheinmal eine trennbare Benzinleitung zwischen Tank und Vergaser zu installieren – diesmal aber direkt am Tank, also sozusagen oben. Die Teile dazu sind ja alle noch vorhanden.
So hab ich die grüne Cosa jetzt ein paar Wochen stehen gelassen, aber heute wag ich’s mal wieder. Hätte ich es nur gelassen!
Der Tank musste sowieso noch mal raus, weil mir ein Kabelchen runter geflutscht war. Da kann ich auch gleich einen zweiten Versuch mit der Trennkupplung in der Benzinleitung machen. Beim ersten Versuch habe ich die Kupplung nach unten, nahe an den Vergaser, gelegt, und da lag sie fast waagerecht. Heute kommt sie nach oben, so hoch wie möglich an den Tank.
Eigentlich sieht das gar nicht so schlecht aus, also mal alles zusammen gesteckt und dann den Anlasser betätigt. Der Starter dreht bestens, aber die Cosa macht keinen Mucks, nicht den geringsten. Die Kerze funkt und ist auch feucht, aber ums Verrecken springt die Kiste nicht an. Was ist jetzt wieder los? Ich weiss es nicht und hab ruckzuck schon wieder keine Lust mehr auf diesen grünen Mistbock. Also Schluss für heute.
…… steht heute auf dem Programm – aber nicht für die Vespa, sondern für mich. Mit einem langen Zettel voller Dinge, die zu erledigen sind, werde ich am Morgen auf die Reise geschickt. Und wer schon mal in einem Riesen-Drogeriemarkt von Rossmann war, wird mich verstehen.
Was anscheinend für die weibliche Kundschaft ein wahres Vergnügen ist, ist für mich der pure Albtraum: Drogeriemärkte. Hier finde ich nix und muss für jedes Teil fragen. Puh!!!
Dagegen ist die große Grünberger Markthalle direkt ein Klacks.
Nachdem alles erledigt ist, brauche ich die Ruhe auf dem Sattel – nach knapp 100 km durchs Horlofftal und die Hungener Seenplatte fühle ich mich schon viel besser. Solche Aktionen sind wohl des Rentners Los.
Bereits heute morgen hab ich mir das Brachtal als ein Ziel ausgesucht, und tatsächlich bin ich später auch dort gewesen – was nicht immer selbstverständlich ist. Denn nur zu oft schwenke ich unterwegs einfach um und lande dann ganz woanders, als es der schöne Plan vorgesehen hat. Aber, wie gesagt, heute klappt alles.
Besonders nett war, dass ich mich zwei mal hinter eine fremde Harley geklemmt habe und wir dann zu zweit über Land gebollert sind. Und Harley Nr. Zwo hat mich wunderbar und auf tollen Strecken durchs Brachtal geführt und erst in Wächtersbach haben sich unsere Wege wieder getrennt. Das hat gleich doppelt Spaß gemacht, denn es ist wirklich klasse, den Sound einer voraus fahrenden Harley mitzubekommen.
Auch selten, dass ich relativ lange ohne Fotopause fahre – heute immerhin bis zum alten Wasserturm der Buderus-Werke in Hirzenhain.
Im Brachtal kann ich heute unmöglich anhalten und fotografieren – ich muß hinter der dicken Harley aus GN bleiben und diese Führung genießen.
Erst als wir uns in Wächtersbach getrennt haben, verfalle ich wieder in meine gewohnte Blümchenpflückerfahrweise und halte auf Heinrichs Ruh, einem Parkplatz mit Blick weit ins Brachtal hinein.
Das Brachtal von Heinrichs Ruh aus betrachtet.
Erschreckend allerdings, was so einige Kinzigtaler aus dem Parkplatz gemacht haben: Das ist mit Abstand der vermüllteste und dreckigste Parkplatz, den ich je gesehen habe. Und kein Schwein räumt hier was weg!
Kaum haber ich das Brachtal verlassen und bin wieder in Richtung Vogelsberg, wird es spürbar kühler. Richtig warm ist es heute ohnehin nicht, aber jetzt wirds direkt ein bißchen unangenehm. Auch oben auf dem Hoherodskopf ist es empfindlich kühl und wohl aus diesem Grund hält sich die Anzahl der Bikes hier in Grenzen. PKW allerdings sind ohne Ende vor Ort.
Ein paar schöne Eisen aus Milwaukee sind aber doch am Platze.
Und auch ein Duplikat, eine VT1100 von Honda. Mit so einem Krad beschäftige ich mich gerade – aber nur theoretisch. Könnte mir so etwas als Gespann vorstellen, so als letzte große Schrauberaktion. Aber wie gesagt: Blanke Theorie.
Und hier drei weitere Big Twins von Harley.
Nun geht es an den Abstieg vom Hoherodskopf und unten in Schotten ist es dann wieder erträglich warm. Ich fahre jetzt noch das Falltorhaus an, mal sehen, was da so los ist.
Für einen sonnigen Sonntag Nachmittag ist es hier erstaunlich leer – auch da dürfte die kühle Witterung eine Rolle spielen.
Mein heutiges Highlight ist diese traumhafte Indian Chief.
Allein dieser Motor im Look der alten seitengesteuerten Indian-Antriebe. Aber auch sonst stimmt für mich an diesem Motorrad alles.
Auch die unbestrittene Tatsache, dass die Indian ein riesiges Motorrad ist, stört mich nicht – da habe ich seit der Thunderbird meine Meinung geändert. Der Motor mit seinen 111 Cubic Inches ist ein Traum.
Auch die Tank- und Lenkerpartie gefällt – ein Bike ohne Fehl und Tadel. Mit dem Besitzer plaudere ich recht lange und erfahre, dass auch technisch und verarbeitungsmäßig alles sehr gut.
Und ein weiteres Motorrad aus dem Hause Polaris: Eine Victory mit „nur“ 106 Cubic Inches. Bis auf die Lampenpartie ein schönes Krad – aber die Lampe, also nee.
Etwas später parken noch zwei dicke Big Twins von Harley neben der Indian.
Als kurz darauf die Chief gestartet wird und vom Platz rollt, banne ich das Ereignis auf die Kamera. Hab ja erfahren, dass diese Chief eine amerikanische Auspuffanlage montiert hat, und tatsächlich klingt sie sehr ordentlich.
Und gleich noch zwei Big Twins. Aber heute fahre ich einfach auf die Chief ab.
Jetzt ist es doch tatsächlich noch deutlich wärmer geworden und so hänge ich noch ein paar Vogelsberg-Kilometer an.
Tja, und am Ende des Tages sind es dann 120 Meiles geworden. Dabei hat der Meilentacho meiner Sporty die 13.000er Marke überschritten. Und seit ich gemerkt habe, dass Harley bollern in Gesellschaft noch mehr Spaß macht, denke ich jetzt ernsthaft über eine HOG-Mitgliedschaft nach.
Heute bin ich fast ausschließlich mit Vespa unterwegs, lediglich eine 15 Kilometer-Einlage mit der Falter-Maschine, also dem E-Bike, unterbricht diese Kontinuität.
In Nieder-Ohmen ist heute der berühmt-berüchtigte Nach-Himmelfahrtsmarkt, an dem traditionell fast alle Zufahrtsstraßen gesperrt sind. Ich aber muß die Sperrung ignorieren, um zu Leihhund Yello zu gelangen. Also kurve ich am frühen Morgen durch die Absperrungen und um die Verkaufsstände herum. Zu kaufen gibt es leider nichts Brauchbares für mich, auch wenn ein findiger Verkäufer versucht, mir Pfotencreme für Hunde anzudrehen.
Nach dem Hundegang und dem Marktbummel cruise ich noch etliche Kilometer sinnlos durch die Landschaft – einfach, weils so schön heut ist.
Am späten Nachmittag, nein eigentlich schon am frühen Abend, mache ich noch eine Testfahrt mit der kleinen PK50. Einmal ist auch dieses Fahrzeug mal wieder an der Reihe und zum anderem will ich heute 40 km damit fahren. Das soll ein Test für eine Fahrt im Spätsommer sein, die aber etwa 180 km lang sein wird: Das Superbierfescht von Achim, der jedem Teilnehmer auf einem Fahrzeug mit Versicherungskennzeichen kostenloses Essen und Trinken auf diesem Fest versprochen hat.
Natürlich fahre ich die heutigen 40 km nicht am Stück, sondern lege immer wieder kleine Fotopausen ein. Das wird auf der Fahrt nach Sulzdorf an der Lederhecke im August nicht anders sein.
Unglaubliche Mengen von Raps werden dieses Jahr wieder angebaut. Was macht die Nation bloß mit den ganzen Zeug? Ich befürchte ja, ein Großteil davon wird unserem Sprit beigemischt.
Ein bißchen geht es auch an der Ohm entlang, abseits des Asphalts.
Unglaublich, wie lange so ein Moped für 40 km braucht! Ich befürchte, der Ritt nach Sulzdorf a.d. Lederhecke wird ein wahrer Höllenritt. Jedenfalls wird er mindestens 4,5 mal so lang wie meine kleine Testtour heute. Soll ich mir das wirklich antun, nur wegen ein bißchen Essen und Trinken?