Oldtimer Grand Prix 2009 in Schotten

Schraubertreffen hin oder her und egal, ob ich eigentlich weiter an Kathy schrauben müsste: An diesem Wochenende muss ich mich mindestens für 4-5 Stunden ausklinken, denn es ist mal wieder so weit – es geht zum  Oldtimer Grand Prix in Schotten.

Nach Tagen des Schraubens und insbesondere nach dem stundenlangen Schwabelgefriemel ist auch Hermann reif für eine kleine Pause und so schliesst sich der Schamane meiner Fahrt nach Schotten an. Ich nehme die Solo-Silverstar und führe Hermann über Altenhain und Götzen nach Schotten und zeige ihm ein wenig von den herrlichen Strassen im Vogelsberg. Ich glaube, nach dem Besuch in Schotten gehts uns beiden besser.

Angekommen in Schotten suchen wir für unsere Rotaxe ein freies Plätzchen auf dem gewaltigen Motorradparkplatz. Es ist jetzt Mittags und unglaublich heiss - wie fast jedes Jahr in Schotten. Und ich weiss natürlich, dass es dort nur sehr wenige schattige Plätzchen gibt, Wir werden also die nächsten Stunden stark transpirieren und das beginnt genau jetzt.

Das Rennen interessiert uns beide eigentlich nicht, die Motorräder der Besucher dafür umso mehr. Als erste gerät mir diese Moto Guzzi Nuevo Falcone vor die Linse.

 

Yamahas Rüttelplatte, die klassische XS 650. Scheinen mir jedes Jahr mehr Maschinen dieses Typs in Schotten zu sein. So gut erhalten wie diese ist aber kaum ein Exemplar. Könnte gerade aus dem Showroom geschoben sein.

Viel schöner kann ein Motorrad-Motor kaum sein. Die Briten hatten und haben heute wieder einfach ein besonderes Gefühl für Stil - so wie auch die Italiener.

Interessanter Seitenwagen an der Moto Guzzi. Habe das Gefühl, dieses Boot irgendwoher zu kennen, aber woher?

BMW K1200 Gespanne als eineiige Zwillinge. Interessante und gute Maschinen, wenngleich optisch nicht ganz mein Fall.

Zum ersten mal sehe ich live eine Voxan V2 - ein Motorrad von besonderer Schönheit. Äusserst bedauerlich, dass aus diesem wunderbaren Konzept nichts geworden ist - zumindest wirtschaftlich nicht.

Alles an der Voxan wirkt edel und wertig. Eines der schönsten neuzeitlichen Motorräder, die ich je gesehen habe.

Nochmal der japanische Klassiker XS650 - in schwarz-gold ausgesprochen ansehnlich.

Moto Guzzi schafft es immer wieder, besondere und faszinierende Motorräder auf den Markt zu bringen.

Enfield India Doublette aus Wuppertal.

NSU Max mit Steib S250 - kann garnicht oft genug betonen, wie sehr ich die Mäxe mag.

Wenn schon ein Scrambler, dann so eine 450er Ducati Desmo.

Das ist Arno Deukers MZ-TS-Gespann mit Dieselantrieb. Mit diesem Gespann wird Arno zu einer Konferenz nach Agadir fahren und alles an dieser Fahrt wird einen alternativen und ökologischen Aspekt haben. Ein tolles Projekt!

Moto Guzzi Gespann mit handgeschaltetem Getriebe und ultrabreitem Seitenwagen.

AJS, Triumph und MZ - unterschiedliche Maschinen, von denen jede ihren besoderen Reiz hat.

Dieses rot-silberne Rotax-Gespann aus Neuwied sehe ich schon seit ein paar Jahren in Schotten.

Und noch ein Rotax-Gespann aus Neuwied - da muss doch ein Nest sein. Dieses silberne Gespann hat etliche interessante Besonderheiten, z.B. einen 5-Punktanschluss .....

.... oder die Suzuki-Scheibenbremse am Bootsrad. Saubere Arbeit!

Da hat Hermann 10 Jahre lang mit seinem Rotax-Gespann in Neuwied gelebt und muss erst nach Schotten kommen, um 2 weitere Rotaxe aus seiner direkten Nachbarschaft zu sehen.

Feinster englischer Maschinenbau.

Russische Motorräder sind in Schotten traditionell eher schwach vertreten.

Sehr gelungener Yamaha SR500-Umbau - wesentlich schöner als das Original, und auch das ist schon nicht schlecht.

Laverda 750 Twin mit dem unnachahmlichen Sound.

Doppelpack: Die Mutter aller Enduros, die Begründerin der ersten grossen Endurowelle: Yamaha XT 500.

Ist das jetzt eine alte Vespa oder ein Retro-Roller? Ich weiss es wirklich nicht.

Die 500er Morini mit dem V-Twin ist ein unglaublich kleines Motorrad. Und hatte schon damals den Zahnriemen zur Nockenwelle.

Und nochmal ein V-Motor: Hätte diese Ducati noch den runden Motor, wäre sie aus meiner Sicht perfekt.

Die wenigen Emmen, die ich heute in Schotten sehe, werden sämtlich auf die Linse gebannt. Also auch das Kölner ETZ-Gespann.

Damals haben mir die /5 BMW mit dem kleinen Chromtank nicht gefallen, aber heute finde ich sie wunderschön.

Aus dieser alten Honda CB 500T hat ein begnadeter Bastler einen Klassiker von zeitloser Schönheit geschaffen.

Der Funktionär erzählt meinem alten Arbeitskollegen Otto von einer unglaublichen NSU Max, die quasi gerade den Parkplatz verlassen hat.

Von der Existenz dieser Maschine habe ich bis dahin nichts gewusst: Beta Jonathan - ein durchaus interessantes Konzept mit Einzylinder-Hondamotor.

Der Verkehr in der Schottener Innenstadt ist zu Zeiten des GP wirklich enorm - ist direkt schwierig, die Strasse zu überqueren.

Honda Clubman - für mich das schönste, was Honda je gebaut hat.

Eine ganze Truppe gestandener Fahrensmänner aus Hildesheim - aus Hermanns Heimat also. Da ist ein Smalltalk geradezu Pflicht.

Das Traummotorrad meiner jungen Jahre: BMW R25/3. Hat mir damals viel besser gefallen als die Schwingenmodelle R26 oder R27.

Ein paar Minuten schauen wir auch dem Renngeschehen zu, aber auf der Tribüne knallt die Sonne derart, dass wir es nicht lange aushalten.

Andere hingegen geniessen die Sonne und nutzen den GP zu einem ausgiebigen Sonnenbad. Durchaus reizvoll, auch für den Betrachter.

Sehr gelungen: Triumph-Gespann in schwarz vom Gespannbauer Ott.

Kurz vor dem Verlassen der Veranstaltung treffen wir noch Klaus vom MZ-Club Deutschland - da gibt es natürlich noch einen Augenblick was zu bereden.

 

 

Die erste Probefahrt mit der TS 250

Nachdem die fast fertige Kathy dann doch einige Vergaserprobleme offenbarte, richten sich meine Hoffnungen auf das jetzige Schrauberwochenende: Schamane Hermann hat seinen Besuch in Mücke angekündigt und bei einem solchen Schrauberwochenende sollten meine Vergaserprobleme gelöst werden. In etwas kam es dann auch so und ich habe eine (fast) richtige Probefahrt.

Hermann erste Diagnose lautet: Kathy ist, nein läuft, zu mager. Generell wurden seinerzeit die TS-Modelle wohl etwas mager bedüst und eine 45er Leerlaufdüse soll die Lösung meiner Probleme bringen. Also geh ich nochmal an Kathys Vergaser und ändere ein paar Dinge:
– Immerhin finde ich eine 40er LLD in einem 24er BVF VErgaser von einer TS 150
– Der Startvergaser wird gegen einen besseren ausgetauscht
– Eine etwas längere Schieberfeder findet sich und wird verbaut
– Eine korrekte C6 Teillastnadel wird eingebaut und in die letzte (5.) Kerbe von oben eingehängt. Dies ist die Einfahreinstellung.
Mit diesen Änderungen krieg ich schon einen wesentlich besseren Leerlauf hin. Hermanns Diagnose scheint also richtig zu sein. Jetzt wage ich auch eine klitzekleine Probefahrt, wenigstens mal 5 km ab in Richtung Königsaasen.

 

Einen halben Tag verbringt Hermann mit der Schwabel an Egons Rotax. So überzeugend mir die Schwabelkonstruktion bis dahin erschien, so wenig praxisgerecht schätze ich sie jetzt ein. Das System ist viel zu difizil!

 

Richard schmunzelt hier zwar, aber die stundenlange Schwabelschrauberei hat auch ihn ein wenig genervt.

Während also die Gastschrauber sich mit der Schwabel vergnügen, nehme ich mir unter Berücksichtigung von Hermanns Hinweisen den BVF-Vergaser meiner TS 250/1 vor. Nicht ganz erfolglos, wie ich betonen möchte.

Dann eine erste Probefahrt, nur mal eben die Strasse rauf und runter und dann zurück zu Egons Schrauberhalle. Das sieht schon ganz gut aus: Leerlauf passt fast, der Motor tourt auch wieder ab nach dem Gasgeben.

Dann auf den asphaltierten Feldweg Richtung Königsaasen, dabei komme ich bis in den 4. Gang und erreiche immerhin 90 km/h. Kann nur schwer gegen meine aufkommende Begeisterung ankämpfen - der Zweitakter macht immensen Spass. Kathy ist wieder in freier Wildbahn.

Auch der verchromte Deckel des Werkzeugkastens hat die erste Probefahrt überstanden und ist nicht weggeflogen. Aber irgendwas fehlt da noch an der TS - das Heck wirkt ungewöhnlich leer. Hoffentlich bekomme ich noch ein DQ-Kennzeichen.

Später gings dann mit der Schrauberei weiter, in der Hauptsache an Egons "Gelber Gefahr". Manchmal schien es, als wäre Egon nicht recht zufrieden mit dem Werdegang, aber zu guter letzt, als der Rotax wieder lief wie einst im Mai, war alles vergessen.

Zwischendurch wurde der Grill angeworfen und überraschenderweise klappte das sogar ohne unseren Partisanen-Grillmeister.

Nur ganz früh am Morgen konnte draussen geschraubt werden, ab 10:00 wurde die Hitze unerträglich und die Schraubergang flüchtete in die Halle.

 

Die TS 250/1 ist plötzlich fast fertig

Ein schwüler Dienstag nach einer schrecklich heissen Nach (leider nur in Sachen Temperatur) lässt mich mit massiven Kreislaufproblemen zu Hause bleiben. Auf dem Sofa liegen schaff ich aber auch nicht, also bleibt nur die Werkstatt. Herrlich, statt im Büro schon morgens an Kathy schrauben zu können. Und in wenigen Stunden schaff ich richtig was weg. Gegen 11:00 schaue ich mir die blaue TS 250/1 an und plötzlich ist Kathy fertig.

OK, wenn ich ehrlich bin, ist Kathy natürlich noch nicht fertig, aber sie steht beinahe fertig da. Ein paar Kleinigkeiten sind ja immer noch zu machen, aber das ist wahrlich nicht mehr viel. Und dann kommt ab Donnerstag ja auch Hermann und da muss auch noch etwas zu schrauben übrig bleiben.

 

Sagt selbst: Sieht die TS nicht fast fertig aus? Das fehlende Vorderrad-Schutzblech habe ich heute von unten gegen Rost geschützt und der Anstrich muss noch ein Stündchen trocknen. Dann kann das Schutzblech auch dran.

Und die fehlende Abdeckung des Werkzeugkastens ist auch kein Drama; da muss auch nur der schwarz lackierte Rahmen trocknen. Der rechte Seitendeckel bleibt noch ab, falls an der Elektrik noch was sein sollte,

Und weil (fast) alles so schön fertig ist, laufe ich kurz zur Tanke und hole einen Kanister Sprit. Eingefüllt, 100 ml teilsynthetisches Zweitaklöl dazu gekippt und dann gekickt. Ich muss 4 mal treten, dann läuft Kathy und stänkert mir die Werkstatt voll. Hatte ehrlich gesagt gehofft, dass der Motor beim ersten Kick kommt.

Aber dann das böse Erwachen: Der Motor läuft sehr schlecht, fällt nach Gasgeben nicht mehr auf Leerlaufdrehzal zurück. Schätze, der BVF-Vergaser ist nicht mehr der Beste. Da brauche ich am Donnerstag Hermanns Rat! Sofort muss ich wieder an Bing-Vergaser denken, aber warten wir erst mal ab. Lass Kathy draussen noch einen Augenblick laufen, aber es wird nicht besser.

Aber trotz des schlechten Laufs gefällt mir meine TS sehr gut, mechanisch klang der Motor auch sehr ordentlich. Jetzt gibts erst mal ein Gruppenbild, wenn auch ein unvollständiges.

Meine beiden /1er, ES und TS. Ein hübsches Pärchen, oder? Habe einige nette Kleinigkeiten an Kathy verbaut: Lenkerendenspiegel, verchromte Hupe, den schmalen Lenker, eine kleine Scheibe von HG – aber sonst ist die MZ ziemlich original geblieben.

 

Ins Gladenbacher Bergland

Nach der gestrigen subtropischen Hitze, die eine grössere Fahrt für mich unmöglich machte, solls heute ganz anders werden: Kühler, vielleicht sogar regnerisch, und ausschliesslich bewölkt. Meine ehrgeizigen Pläne, gegen 6:00 schon auf dem Gespann zu sitzen, kann ich nicht einhalten: Die Nacht war zu heiss, zu viele Träume, zu wenig Schlaf. Aber es ist schon noch recht früh, als ich aufbreche  ins Gladenbacher Bergland.

7:35 zeigt die Uhr, als der Rotax bollernd zum Leben erwacht. Mein grober Plan ist, zunächst kurz in der Scheune im Ebsdorfergrund nach einem Blinker für Kathy, die TS250/1, zu sehen, um dann weiter ins Gladenbacher Bergland zu fahren. Dort werde ich mich treiben lassen und einfach abwarten, welche Route sich ergibt. Im Gladenbacher Bergland, auf manchen Karten auch als Naturreservat Lahn-Dill-Bergland bezeichnet, kenne ich mich nur wenig aus und da gibt es etliche Strassen und Orte, in denen ich noch nicht gefahren bin. Eigentlich kenne ich die Gegend nur als Durchfahrtstrecke, wenns zu einem Treffen bei den MZ-Freunden Mandeln geht.

Die Scheune im Ebsdorfergrund ist schnell erreicht. Das Anwesen wird mit jedem Jahr reizvoller. Da hat sich Kollege Dieter ein schönes Zuhause geschaffen.

An meiner zweiten TS (die mit dem ETZ-Motor) werde ich fündig: Einer der Blinker ist von der Bauart, wie ich ihn brauche. Aber Fleddern darf ich diese TS natürlich nicht: Die soll auch wieder leben, womöglich als Gespann der besonderen Art oder als Enduro.

Jetzt gehts nonstop direkt ins Herz des Gladenbacher Berglandes. In der Nähe von Sinkershausen beobachte ich ein wenig die grosse Schafherde.

Bei Friedensdorf komme ich in ein besonders schönes Eckchen. Hier wechseln sich sanfte Hügel mit steilen Bergen und Serpentinen ab.

Später halte ich mich in Richtung Wetter und verlasse das Gladenbacher Bergland. Eine schöne Gegend, die es wert ist, einmal gezielt befahren zu werden. Werde einen Plan ausarbeiten. Hier bin ich bereits kurz vor Wetter und stelle fest, dass es langsam herbstlich aussieht.

Weiter gehts über schnelle Bundesstrassen bis Ernsthausen. Dann biege ich nach Rosenthal ab und nehme Richtung auf den Kellerwald. Den durchfahre ich aber heute nur ohne Zwischenstop. Also fast ohne Stop: Einen Blick auf den Wüstegarten gönne ich mir nahe Densberg.

Wenn ich schon so weit bin, fahre ich auch in Bischhausen beim Honda-Händler vorbei. Heute stehen da ein paar neue Hondas in Gold-Schwarz: Eine Transalp und eine 1000er Vierzylinder. Muss gestehen, dass mir diese Kräder gefallen.

Wie so oft finde ich viel Gefallen an den kleinen 125ern, wie dieser Yamha. Und im Hintrergrund steht immer noch die MZ RT 125, mit 1750,- bei 22.000 km allerdings zu teuer. DIese kleinen Eintöpfe haben einfach noch was klassisches.

Und ob ihrs glaubt oder nicht: Heute gefällt mir diese CBF 500 A richtig gut. Komme direkt ins Grübeln, mal wieder was ganz neues zu kaufen. Knapp 5000 Euronen müsste ich hinlegen. Ein schöner, kompakter Twin. Aber zum Schrauben natürlich völlig ungeeignet. Aber manchmal will ich das gar nicht mehr!!!

Weiter nach Schwalmstadt und von dort wieder über schnelle Bundesstrassen Richtung Alsfeld. Muss mich auf das Treffen in Heiligenstadt vorbereiten, und die Anfahrt dahin wird viel über Bundesstrassen gehen. Ich neige dazu, auch auf solchen Strassen zu bummeln, und das will ich mir ein wenig abgewöhnen. Also nicht unter 90-100 km/h fallen. Hier bin ich aber wieder auf meinen geliebten Kleinststrassen am Rückhaltebecken bei Heidelbach.

Heute ist hier kein Tropfen Wasser zu sehen, aber ich habe das Becken auch schon komplett gefüllt gesehen. Langsam nimmt auch die Schwüle wieder zu und ich mache mich auf die letzten 50 km nach Hause.

Ein letzter Blick auf das Tal bei Münch-Leusel und dann weiter. Das Wetter war ideal für mich, immer etwas bewölkt und damit kühl - nicht diese subtropische Schwüle der letzten Tage. Regen kam nicht herunter, obwohl ich gegen ein paar Schauer nichts hätte. Nach 350 km bin ich pünktlich zum Mittagessen in Mücke. Werde noch ein wenig an Kathy schrauben, keine Lust zum Müssiggang heute.

 

Eine volle Bürowoche mit Gespann

Die gesamte Woche, von Montag bis Freitag, hatte ich keine Chance, eine grössere Tour mit dem ES-Gespann zu fahren. Als kleiner Ausgleich benutze ich aber die ES jeden Tag für die Fahrt zur Arbeit und das Gespann bekommt eine volle Bürowoche.

Die Fahrten an den Arbeitsplatz, besonders die am frühen Morgen, sind teilweise atemberaubend schön. Meist fahre ich zwischen 6:00 und 6:30 los und da bin ich noch vor dem Berufsverkehr unterwegs. Aufgrund einer Umleitung muss ich über Bernsfeld und Weitershain fahren und das ergibt dann runde 20 km pro Fahrt. Dabei erlebe ich alle Nuancen des Motorradfahrens: Aufgehende Sonne, untergehender Mond, knackige Kälte und brütende Hitze. Morgens kühle Wälder, abends staubige Felder, die gerade abgeerntet werden. Ich könnte ununterbroche anhalten und Fotos machen – die dann sowieso nicht gelingen würden. Deshalb fahre ich die ganze Woche ohne Kamera.
Am Mittwoch bemerke ich dann, dass die Arbeitstage etwas anders verlaufen als üblich – und das liegt an den jeweils 20 km Gespannfahren jeden Morgen und jeden Abend. Nicht mehr stumpfsinnig im Auto hocken, sondern bereits am frühen Morgen bewusst Natur erleben. Glaubt mir, damit wird selbst ein Arbeitstag ein bisschen was besonderes.

Am Samstag Morgen dann noch ein schneller Einkauf mit dem Gespann – auch das bereits um 8:00. Das ist schon früh für einen Samstag. Nach dem Einkauf fahre ich kurz an den Azenhainer See, um ein wenig zu entspannen. Und dabei  stosse ich auf ein Bild von beinahe ausserirdischer Schönheit – ein Motiv wie aus dem Bilderbuch. Mir wird klar, dass dieses Bild ein Meilenstein in meiner Fotografenkarriere wird, das Bild der Bilder, die Mutter aller Motive.
Der See glänzt teils wie Gold, teils wie Silber. Die Sonne steigt gerade auf und auf den Wiesen wabert noch etwas Frühnebel. Mein altes Eisenschwein, eigentlich eine Ratte, strahlt in unglaublichem Glanz.
Also rauf mit dem Gespann auf die Böschung und die Kamera aus dem Seitenwagen gefingert. Einschalten – und …. „PLEASE REPLACE BATTERIES“ .
Neiiiin, das gibts nicht, ein Bild wird die Scheisskamera doch schaffen! Leider nicht.

Und so bleibe ich erneut das Bild der Bilder schuldig. Das, was das Handy rüberbringt, ist nichts als ein schmuddeliger Ostbock an einem trüben See.
Das war’s, was ich heute erzählen wollte.