Der Winter ist erst einmal vorbei

Der erste richtig schöne Tag des Jahres 2010 nach diesem elend langen Winter! Am Morgen schnell nach Lauterbach und Kurbelwellenlager NU2505 für die Planeta abgeholt und danach wollte ich eigentlich mit dem Motorrad los. Aber eine unglaubliche Müdigkeit hielt mich davon ab und erst um 14:30 schaffe ich es, mich aufzuraffen. Das heutige Fahrzeug soll natürlich das Eisenschwein sein. Das Wetter ist nach wie vor unglaublich sonnig und relativ warm. Und auch wenn es nur vorübergehend sein mag: Der Winter ist erst einmal vorbei.

Das ES-Gespann habe ich über den Winter in Egons Scheune geparkt. Habe eigentlich keine Zweifel, dass die Gute auch nach langer Pause anspringen wird und problemlos läuft. Und genau so ist es auch! Fünf mal gekickt und der 4-Gang-Motor läuft. Ein wirkliches Ziel habe ich heute nicht, aber ich werde auf keinen Fall in Richtung Norden oder Osten fahren. Halte mich also gen Westen, denn da ist es meist ein paar Grad wärmer als im Vogelsberg.

Im Laubacher Wald fahre ich noch einmal in eine Kältewand und hier liegt sogar noch Schnee - aber viel ist es nicht mehr.

Und in Richtung Westen ist der Himmel klar und blau - diesem Ruf werde ich jetzt folgen.

Als hätte es diesen grausigen Winter nie gegeben: Strahlender Sonnenschein bei Einartshausen. Genau hier war ich Ende November bei ähnlich gutem Wetter mit der Planeta - und dazwischen lagen diese gemeinen drei Monate Winter.

Der AiA-Aufkleber "In Rust we trust" kommt der Realität nach jedem Winter etwas näher und das Eisenschwein wird von Jahr zu Jahr rattiger. Ich muss etwas gegen diesen Verfall tun .....

Heute habe ich überall riesige Seen erwartet - schliesslich sind gewaltige Schneemassen in den letzten Tagen weggeschmolzen. Aber zunächst ist davon nichts zu sehen. Frage mich, wo all das Wasser geblieben ist. Hat die Erde alles aufgesogen? Aber dann komme ich doch an die Lumdaer Seenplatte - die es hier sonst nicht gibt.

In Büßfeld gibts einen kurzen Stop beim Suzuki-Händler. Aber wie immer ist auch dieses Jahr nichts für mich dabei. Dabei war das mal meine Marke!

100 km später bin ich wieder in Mücke und fahre das Gespann wieder in die Scheune. Egons Yamaha-Gespann daneben wurde in diesem Winter übrigens nicht einen Meter bewegt - dabei sollte es mal ein Winterfahrzeug werden. Musste dieses Jahr alles der Rotax machen. Jetzt wirds auch wieder kalt und ich bin froh, wieder im Warmen zu sein. Aber ich sage euch: Diese Fahrt war nötig. Und morgen soll es auch wieder nonstop regnen.

 

Ein Vormittag mit Gradscheibe in der warmen Werkstatt

Aufgrund einer Rückfrage von Powerdynamo in Sachen Systemanpassung an die Planeta muss ich einige Dinge klären und ein wenig nachmessen. Beim Erwachen an diesem Sonntag Morgen sehe ich als erstes, dass schon wieder eine dicke Schneeschicht gefallen ist. Da fällt es leicht, mich zu entschliessen: Ich verbringe deshalb einen Vormittag mit Gradscheibe in der warmen Werkstatt.

Warme Werkstatt? Habe ich natürlich nicht, denn meine kleine Werkstatt ist nur äusserst notdürftig beheizt. Habe deshalb mit Nachbar Egon vereinbart, dass ich am Sonntag Morgen in seine Werkstatt kann. Nach dem obligatorischen Schneeschaufeln begebe ich mich also mit einer grossen Tüte mit Papier nach nebenan. Ein paar Spezialteile habe ich vorher aus meiner eiskalten Werkstatt geholt. Es ist gerade 9:00, als ich die leere und noch kalte Werkstatt betrete.

Meine litauische Planeta habe ich bereits am Vortage in die Werkstatt und auf die Hebebühne geschoben.

Dank grösserer Papiermengen (die ich ohnehin vernichten wollte) bullert der kleine Werkstattofen ruckzuck los und in kürzester Zeit ist der Raum so warm, dass ich Jacke und Mütze ausziehen kann. Es kann losgehen!

Das sind die wichtigsten Werkzeuge des heutigen Tages: Totpunktsucher, gleich zwei Stück, sowie eine Gradscheibe. Die habe ich mir aus dem Internet geholt und auf Pappe ausgedruckt.

Seitendeckel der Planeta ab und die Lichtmaschine abgeklemmt. Ich will direkt an den Wellenstumpf.

Sehr schnell sind Stator und Rotor der sowjetischen Lichtmaschine abgebaut und ich habe den Wellenstumpf mit der Keilnut vor mir.

Der Totpunktsucher kommt ins Kerzengewinde und ich stelle die Kurbelwelle auf den OT.

Erste Erkenntnis: Die Keilnut zeigt nach oben, wenn die Welle am oberen Totpunkt steht. Das entspricht auch der Aussage von Powerdynamo.

Mittlerweile ist auch Nachbar Egon wach und beteiligt sich an den Arbeiten. Gerade bereitet er einen Sperrholzträger für die Gradscheibe vor.

Die Wartezeit verbringe ich mit Elsterglanz an der Auspuffanlage der Planeta.

Erster Versuch, den OT auf der Gradscheibe anzuzeigen. Das wird aber sehr schnell verworfen, weil der dicke Draht zu labberig ist.

Schon besser: Ein massives Flacheisen, vor angespitzt, wird am Motorgehäuse angeschraubt. Die Kurbelwelle steht jetzt auf dem oberen Totpunkt. Die scheinbare Abweichung täuscht: Ein Paralaxefehler.

Jetzt einmal gedreht und dann 2,5 mm vor dem OT wieder angehalten. Der Zeiger steht auf ca. 17 Grad.

Jetzt der gleiche Versuch noch einmal, jedoch mit meinem zweiten Totpunktsucher. Dem habe ich bereits zwei Kerben eingeritzt: Einmal auf OT, und die zweite bei 2,5 mm vor OT. Damit stelle ich sonst die Unterbrecherzündung der Planeta ein.

Die OT-Markierung stimmt auch diesmal, wie der wunderbare Zeiger beweist. OK, war zwar nicht anders zu erwarten, aber sicher ist sicher. Habe nämlich vorher noch nie mit der Gradscheibe gearbeitet und kenne sie nur theoretisch.

Auch bei 2,5 mm vor OT liefert der zweite Versuch das gleiche Ergebnis wie der erste: Das entspricht nach wie vor ca. 17 Grad.

Noch einmal die Stellung der Kurbelwelle mit der Keilnut nach oben bei OT. Laut Aussage von Powerdynamo ist das bei DKW und MZ genau anders herum.

Als Ergebnis der heutigen Versuche ergibt sich für mich, dass der Verstellbereich der Powerdynamo-Anlage idealerweise zwischen 10 Grad und ....

.... 30 Grad vor OT liegen sollte. Das dürfte ausreichen, immer einen passenden Zündzeitpunkt einstellen zu können.

Das war's dann für heute. Die Werkzeuge werden wieder eingesammelt, die russische Zündkerze wird abgelichtet. Die Lichtmaschine bleibt zunächst noch ausgebaut. Vielleicht kommt ja direkt ein Powerdynamo-System rein.

Jetzt noch bei einem heissen Kaffee ein wenig Smalltalk mit Egon, nebenbei die Chromfelgen und Schutzbleche der Planeta mit Elsterglanz behandelt und dann ist dieser Schrauber-Sonntag vorbei.

 

 

Eine weitere Planeta im Vogelsberg

Ostböcke mag ich ja schon mein ganzes langes Motorradleben lang, aber konkret angefixt von der Planeta wurde ich durch die Webseite von Schraubaer42. Und jetzt habe ich den Wahnsinn weiter gegeben und selbst jemanden auf den wahren Weg gebracht. Seit heute gibt es bei Reimund und Regina eine weitere Planeta im Vogelsberg.

Im Herbst 2009 hat Reimund meine Planeta gesehen und dabei hat es ihn wohl erwischt. Natürlich hat der Bursche das nicht an die grosse Glocke gehängt und auch ich habe davon lange Zeit nichts gewusst. Aber jetzt hat er von Waldemar ein Planeta-Gespann aus Litauen bekommen und das wurde heute geliefert. Leider konnte ich der historischen Aktion nicht beiwohnen, aber ein paar Bilder der Maschine sind dennoch auf dunklen Wegen zu mir gelangt. Jetzt hoffe ich noch, dass Reimund die Übergabe fotografisch festhält und entsprechendes Bildmaterial zur Verfügung stellt.

Waldemar hat das Beste aus mehreren Planetas zu einer neuen Maschine für Reimund zusammen gefügt.

Der erste Eindruck der Maschine auf den Bildern von Waldemar ist sehr ordentlich.

Die Planeta hat alle Seitenwagenanschlüsse und den Sputnik gibt es komplett dazu. Reimund plant einen wahlweisen Eintrag.

Der Seitenwagen braucht allerdings noch etwas Zuwendung, wahrscheinlich eine Komplett-Renovierung. Eine lösbare Aufgabe!

 

 

Pekar-Reparatursatz für den K65 Vergaser

Morgens und vormittags ist es heute immer noch grau, nass und auf den Strassen salzig. Mit der ursprünglich geplanten Gespannausfahrt wirds also nix, statt dessen begebe ich mich in die Werkstatt. Dort wartet schon längere Zeit der Pekar-Reparatursatz für den K65 Vergaser.

Also mit dem Fahren wirds heute nichts, aufs Sofa oder auf den Fernseher habe ich überhaupt keine Lust und selbst die diversen Motorrad-Foren geben mir heute nichts. Gegen aufkommende Depressionen gibts deshalb zunächst einen schönen Spaziergang und dann ein paar Stunden Werkstatt und Beschäftigung mit russischer Technik. Danach gehts mir besser.

Dann stelle ich fest, dass mein Ersatzvergaser gar kein K65 ist, sondern ein K62. Hmmh, selbst der K63 gilt in Fachkreisen als gruseliger Vergaser. Dazu muss man aber sagen, dass das für die Russenboxer gilt. Auf jeden Fall bekomme ich dank des Pekar-Reparatursatzes aus dem K62 einen (vermutlich) brauchbaren Ersatzvergaser zusammen. Und ich lerne meinen Vergaser ein wenig besser kennen.

Später schraube ich die Beleuchtungsteile von meinem Sputnik-Seitenwagen ab. Die kann ich an solchen Tagen wie heute irgendwann in aller Ruhe überholen. Der Sputnik gefällt mir immer besser und ich überlege schon, ob ich mir nicht ein weiteres Boot besorgen und auf den Velorex-Rahmen des Silverstar-Gespanns schrauben soll. Netter Gedanke.

Und jetzt kommt doch wahrhaftig noch die Sonne heraus und schafft es sogar, die Strassen ein wenig zu trocknen. Aber zu spät für mich - wieder ein Tag ohne Motorradfahren.

 

 

Eine Kurbelwelle aus Woronezh

Beim ebay-Händler Serguei hatte ich schon einmal bestellt und die Lieferung hatte prima funktioniert. Dauert zwar, aber die Teile kommen ja auch direkt aus Russland. Diesmal hatte ich neben etlichen Kleinteilen auch etwas Grösseres bestellt. Vor einigen Tagen trudelte bereits ein Paket ein und heute ein zweites. Es enthielt unter anderem eine Kurbelwelle aus Woronezh.

Aufgrund der vielen Berichte im Ural-Dnepr-Forum hatte ich ja schon länger gewisse Vorbehalte gegen den russischen Maschinenbau. Das tut meiner Symphatie für Produkte aus Russland keinen Abbruch, aber bei manchen Dingen habe ich doch zu Westprodukten etwas mehr Zutrauen. Trotzdem habe ich mir eine funkelnagelneue Kurbelwelle aus Russland bestellt – vielleicht ein wenig aus Spass, vielleicht ein wenig, um meine Vorbehalte zu stützen. Und der Preis dafür ist ja auch mehr als günstig. Aber was bekomme ich dafür?

Das ist sie, die neue Welle aus Woronezh. Ob es sich dabei um Original Werks-Ersatzteile handelt oder um weissrussische oder gar chinesische Nachbauten: Ich weiss es nicht.

Die beiden Radial-Rollenlager 2505 machen schon mal keinen überzeugenden Eindruck: Relativ rauhe Lagerschalen, recht schwerer Lauf und ein Käfig aus einer Pertinax-ähnlichen Substanz. Dazu ist die gesamte Welle überall mit kleinen Sandkörnchen bedeckt.

Ein Gefühl sagt mir, dass die Hauptlager dieser Kurbelwelle keine 10.000 km halten werden. In den nächsten Tagen werde ich das Teil mal extrem gründlich reinigen und die Lager mit etwas Öl versorgen. Mal sehen, wie die Sache dann aussieht.

Pleuel und unteres Nadellager machen dagegen einen ordentlichen Eindruck. Ob ich diese Welle so verbauen werde? Ich weiss es nicht, tendenziell eher nicht. Morgen schicke ich eine defekte Planeta-Welle zu Sepp Kexel nach Ailertchen. Wenn die zurück kommt, habe ich einen guten Vergleich zwischen Ost- und Westprodukt.