Früh morgens aus dem Vogelsberg heraus

7:24 zeigt die Uhr in meiner Werkstatt, als ich an diesem Sonntag Morgen das Silverstar-Gespann starte. Der Wetterbericht spricht von 85 % Regenwahrscheinlichkeit, aber bis Mittags soll es halbwegs trocken bleiben. Es zieht mich eigentlich in Richtung Rhön, und entsprechend beginne ich die Fahrt: Quer durch den Vogelsberg und dann ab Hosenfeld in die Rhön. Der Plan ist: Um 8:00 hast Du  den Vogelsberg verlassen.

Ich hätte es geschafft! Auf jeden Fall! Um 8:00 hätte ich die Grenze des Vogelsbergkreises überschritten und wäre im Kreis Fulda. Aber dann hats doch nicht geklapt – wegen der vermaledeiten Umleitung bei Hopfmannsfeld! Muss ich also umdisponieren und den Schlenker über Lauterbach machen. Ist aber ganz gut so, denn auf Reserve musste ich auch eben umschalten.
Deshalb Plan B: Über Lauterbach und Schlitz in Richtung Rhön. Wettermässig ist es toll: Etwas kühl, leicht bewölkt, manche Strassenabschnitte sind noch feucht. Aber mehr als ein paar Tropfen werde ich heute nicht abbekommen. Und wenn, wär’s auch nicht schlimm gewesen. Insgesamt gibt das heute einen schönen Mix aus kleinsten Landstrassen und flotten Bundesstrassen – quasi mein Test für Heiligenstadt. Denn dort will ich in 14 Tagen hin. Sind auch rund 250 km, und die nüdele ich heute locker ab.

 

Ganz kurz vor Lauterbach ein Ministop am Waldweg zum Krankenhaus hoch. Dann ab auf die Umgehungsstrasse, denn dort liegen die Tankstellen, die ziemlich sicher geöffnet sind.

Richtung Schlitz am Ortsausgang die berühmte Gartenzwerg-Manufaktur Heissner. Die Skulptur am Fabriktor ist aber eher ein Gartengigant.

Bei Hechelmannskirchen komme ich in den Kiebitzgrund, eine idyllische Landschaft zwischen Schlitzerland und Rhön. Während meiner Rast dort sind plötzlich richtig laute Eisenbahngeräusche zu hören - aber es ist nichts zu sehen. Habe das Gefühl, dass ein ICE direkt an mir vorbei fährt.

Und dann wirds mir klar: Ich bin nicht weit von Fraunrombach an der ICE-Strecke und der Zug rauscht durch einen gewaltigen Tunnel in diesem Berg. Ist ein wenig unheimlich! Und wer weiss, ob sich die Natur nicht irgendwann dafür rächt, von der Deutschen Bahn derart unterhöhlt worden zu sein. Und ich sage euch: Der Kiebitzgrund schlägt zurück!

Später im Haunetal in der Nähe von Holzheim. Wie überall hier im Haunetal ist die Gegend unglaublich kurvig und wunderbar menschenleer.

Beim Anblick dieses Tales sehe ich regelrecht die Gletscher, wie sie sich in der Eiszeit ihren Weg gesucht haben und damit das Haunetal entstehen liessen.

Nicht dass das Grün des Haunetals eintönig wäre - Gott bewahre. Aber so ein paar rote und blaue Farbkleckse machen den Anblick noch schöner.

Vom Haunetal in Richtung Niederaula entdecke ich in Kerspenhausen diesen Motorradladen. Man beachte das Grün-Weisse Schild an der Tür: Hier gabs mal MZ! Und im Schaufenster sehe ich einen schöne, originale SR500 stehen. Vielleicht rufe ich Montag mal dort an.

Dank einer weiteren Umleitung in Niederaula nehme ich eine Nebenstrasse und komme nach Hattenbach - bekannt durch das gleichnamige Autobahndreieck. Der Ort liegt wirklich idyllisch, aber das nahe Autobahndreieck verbreitet starke Umweltverschmutzung in Form von Lärm. Also Helm wieder auf und dann arbeitet mein Rotax mit Guzziauspuff aktiv mit an der Produktion von Lärm.

Über die B454 fahre ich am Knüllgebirge vorbei und schwenke erst in Neukirchen wieder auf die Seitenstrassen ab. Jetzt bin ich auf der Höhenstrasse zwischen Knüll und Schwalm, und ab hier wirds etwas ungemütlicher: Sehr starker Wind, etwas Regen und zunehmende Bewölkung. Macht aber gar nix, es bleibt eine wunderschöne Fahrt von rund 250 km Länge durch Vogelsberg, Rhön, Haunetal, Knüllgebirge, Schwalm und Antrifttal. Pünktlich zum Mittagessen bin ich wieder in Mücke.

 

Transport von AWO-Teilen

Wer-kennt-Wen – mittlerweile eine bekannte Plattform, um seinen Bekanntenkreis zu dokumentieren. Darüber bekomme ich vor ein paar Tagen eine Botschaft von Sandra: In Neustadt sind weitere Awo-Teile aufgetaucht und warten auf die Abholung. Also gehts Samstag Mittag zusammen mit Nachbar Egon erneut nach Neustadt und wir holen noch ein paar Awo-Teile.

Eine Fahrt nach Neustadt über das Antrifttal ist immer eine schöne Angelegenheit: Wald, Kurven, wenig Verkehr. Die beiden Rotax-Emmen bollern durch den Kirtorfer Wald und dabei versuche ich noch, etwas von Egons routinierter Fahrweise für mich zu übernehmen. Selbst nach jetzt 2 Jahren Gespannfahren bemerke ich immer noch meine Defizite. Wahrscheinlich bewege ich mich zuviel im eigenen Brei. Hätte ich doch nur am Anfang meiner Gespannkarriere einen Lehrgang mitgemacht. Aber zu spät ist es dafür ja noch nicht.

Angekommen in Neustadt zeigt uns Jürgen die gefundenen Awo-Teile und sucht mit uns zusammen noch ein wenig weiter. Ein bisschen was taucht noch auf. Gleichzeitig erfahren wir, dass die NSU Quick, an der Egon interessiert war, jetzt endgültig verkauft ist. OK, auch geklärt.

Nach einer interessanten Curry-Wurst-Rast in Kirtorf mit einer ungewöhnlichen Besucherszene fahren wir noch ein paar Kilometer zusammen durch den Kirtorfer Wald. Dann trennen sich unsere Wege und ich biege ab in Richtung Ebsdorfergrund, um die Awo-Teile in der Scheune abzuliefern. Unterwegs fällt mir auf, dass ich mich mitten in der Erntezeit befinde. Das heisst, dass das Jahr schon wieder zu einem Grossteil vorüber ist.

Angekommen in der Scheune im Ebsdorfergrund sichte ich die neuen Awo-Teile in Ruhe. Grösster Brocken ist der zwar rostige, aber in seiner Substanz ordentliche Tank.

Ein DDR-Nummernschild, ein zerlegter Kardan (Solo), Bremsankerplatten und Beläge, ein Magnetzünder .....

.... und vor allen Dingen ein Schalthebel! Jetzt habe ich für meine 4 Motoren wenigstens EINEN Schalthebel. Nicht aufgetaucht sind leider ein Kickstarter und ein Zündschlüssel. Naja, verschmerzbar, angesichts der vielen sonstigen Teile.

 

East meets South at REWE Market

Am Samstag Morgen liegt nur ein Einkauf im Supermarkt des Nachbarortes an – also nichts, über das man berichten könnte. Falsch! Selbst anlässlich dieser belanglosen Fahrt sehe ich mich veranlasst, einen Mini-Bericht abzuliefern. Er steht unter dem Thema: East meets South at REWE Market.

Seit ich in Mücke lebe, also seit über 12 Jahren, kommt mir ab und zu, aber insgesamt selten, ein weisses Vespa-Roller-Gespann unter die Augen. Nach langer Pause passiert das heute vor dem REWE-Markt. Und zum ersten mal treffe ich auch den Besitzer. Wir plaudern eine halbe Stunde über Gespanne und ich erfahre unter anderem, dass der Vespa-Fahrer auch schon ein 350er Jawa-Gespann sein eigen nannte. Die Technik, insbesondere die Elektrik, hat aber keine positiven Spuren hinterlassen.

 

Vespa 200 mit Squire Seitenwagen - gut in Schuss und mit erkennbaren Gebrauchsspuren. Passt von den Fahrleistungen her ganz zu meinem ES-Gespann. Vielleicht machen wir ja mal ein paar Trips zusammen.

Nach 30 Minuten Gespannlatein starte ich meinen Ostbock und parallel wird die italienische Signorita angelassen. Zweitakt-Synphonie auf dem REWE-Parkplatz.