150 schnelle Vogelsberg-Kilometer

An diesem Samstag schrauben wir bis zum frühen Nachmittag zu dritt an Egons Rotax-Gespann. Mit vereinten Gehirnen gelingt es tatsächlich, die stark verspannte Schwabel zu reparieren und völlig spannungsfrei wieder einzubauen. Danach brauch ich aber ein wenig Entspannung und die hole ich mir bei schnellen 150-Vogelsberg-Kilometern.

Die spannungsfreie Schwabel in Egons Rotax-Gespann war schon ein prima Erfolg für uns drei Schrauber, aber zur richtigen Entspannung werde ich jetzt noch ein wenig SV 650 fahren. Heute möchte ich die Suzi auf meinen geliebten Vogelsbergstrassen x-ter Ordnung kennenlernen. Das bedeutet, keine schnellen Bundesstrassen, die Asphaltbänder können heute nicht eng und kurvig genug sein. Ich kann euch verraten, dass auch auf solchen Pisten das Fahren mit der Suzi sehr flott ist und einen hohen Spassfaktor mit sich bringt.

Gemünden, Feldatal, Ulrichstein – mit der Suzi schrumpft der Vogelsberg deutlich zusammen. Erst bei Unterseibertenrod gibts den ersten Stop, aber den nicht ohne Grund……….

Weiter gehts, immer höher in Richtung Hoher Vogelsberg. Während der gesamten Fahrt weht ein sehr starker Wind, der hier auf der Vogelsberg-Höhenstrasse schon fast wie ein Sturm daher kommt.

Der Ausblick von der Vogelsberg-Höhenstrasse ist immer wieder begeisternd – gerade jetzt im Frühling.

Feldkrücken, Kölzenhain, Bobenhausen, Wohnfeld, Altenhain – so verläuft mein Abstieg aus dem Hohen Vogelsberg. Kein Verkehr und die Strassen gehören mir fast alleine. Weiter gehts durch den Laubacher Wald, wobei ich die berüchtigte B 276 zwischen Schotten und Laubach meide.

Über Laubach, Reiskirchen und Beuern gehts in die Rabenau. Zwischendurch wird schnell getankt und zum ersten mal fahre ich mit einer Füllung 250 km – dabei ist der Tank durchaus noch nicht leer. Aber die Reserveleuchte hat schon geflackert.

Über die westlichen Homberger Ortsteile gehts nun zurück nach Mücke – das waren wunderbar entspannte 150 km. Jetzt noch eine Mini-Pflege für die TS 250/1, denn morgen wollen wir eine gemeinsame Ausfahrt mit 4 Emmen in den Spessart wagen.

 

Quellen im Rothaargebirge

Auch für den heutigen Ostermontag war eine Fahrt mit den „Boliden“ geplant, die Emmen mussten erneut zuhause bleiben. Ursprünglich wollten wir über das Gladenbacher Bergland und das Hinterland ins Raumland fahren und von dort aus die Eder entlang zum Motorradhotel Arnold in Dodenau kommen. Wäre sicher eine nette Fahrt geworden, aber wie so oft kam alles ganz anders. Letzlich wurde es eine Fahrt zu diversen Quellen im Rothaargebirge.

Die heutige Fahrt startet um 11:00 und die Teilnehmer sind Egon, Jürgen und ich. Damit haben wir drei Twins unter den Rädern, nämlich den Paralleltwin von Egon und die beiden Suzuki V-Twins von Jürgen und mir. Ausgesprochen zügig gehts bis Breidenbach im Hinterland, aber da wird unsere ursprüngliche Planung massiv geändert.

In Breidenbach an der letzten Tankstelle schauen wir nach der besten Route ins Raumland – bis wir Hans-Joachim mit seiner BMW R100 Classic kennen lernen. Und der ist ortskundig und schlägt eine Fahrt über unglaublich winzige Strassen (eher Wege) zu den diversen Quellen verschiedener Flüsse vor, die im Rothaargebirge ihren Ursprung haben.

Die Strässchen sind winzig, maximal 3 m beit, und der Zustand ist extrem schlecht. Diese Fahrerei geht gewaltig auf die Handgelenke bei Maschinen mit Lenkerstummeln, und so richtig voran kommen wir auch nicht. Dafür ist die Gegend herrlich und es ist ein wenig wie in den österreichischen Bergen. Manchmal glaube ich, dass wir uns am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, befinden.

Als erstes kommen wir zur Lahnquelle mit einem schönen Restaurant. Viele Motorräder parken davor, die meisten davon mit Kennzeichen aus NRW. Kein Wunder, wir haben ja auch Hessen längst verlassen.

Angeblich soll die Lahn in diesem Tümpel entspringen, aber ob das wirklich so ist, weiss man nicht. Offiziell ist nämlich keine Quelle der Lahn bekannt.

Wahrscheinlich ist es eher so, dass die Lahn mehrere unterirdische Quellen hat, die sich dann hier zu einem Rinnsal vereinigen.

Weiter gehts über die winzigen Wege und Strassen bis zur Siegquelle. Diese Quelle existiert tatsächlich und hier beginnt der Weg der Sieg ins und durchs Siegerland.

Nur ein kleines Stück von der Siegquelle entfernt kehren wir im Landgasthof zur Siegquelle ein. Typisch für diese Gegend sind die Schieferverkleideten Häuser.

Eine herrliche Gegend mit wunderbarem Ausblick und mit himmlischer Ruhe. Der Gasthof befindet sich in einem Örtchen mit höchstens 5 Häusern in einer Sackgasse. Hier könnte ichs aushalten – lange aushalten.

Auch das Essen ist prima und besonders kann ich den Rothaarteller empfehlen: Lecker würzig und nicht belastend. Danach sind wir fit für die Heimfahrt. Den von Hans-Joachim empfohlenen Besuch der Ederquelle sowie weiterer Sehenswürdigkeiten verschieben wir aber auf ein anderes mal – das würde heute zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn wie schon erwähnt: Wir kommen nicht voran.

Leider gehts jetzt über nervig volle Bundesstrassen zurück in Richtung Heimat. Irgendwann wird mir das zu viel und ich biege ab auf die Nebenstrecken des Hinterlandes. Dabei verliere ich meine beiden Begleiter, aber die erreichen nur 10 Minuten nach mir das heimische Mücke. Die letzten 70 km konnte ich die SV noch mal ordentlich laufen lassen. Insgesamt sind wir heute 220 km gefahren, aber so viel wie heute bin ich aber noch nie nur im 1. oder 2. Gang gefahren.

 

Streifzug nach Thüringen

Die Nachbarn sind aus ihrem Kurzurlaub zurück, sie sind ein wenig Motorrad-entwöhnt und schlagen eine gemeinsame Tour vor. Die ersten Planungen sehen vor, dass wir nach Spahl fahren, aber aufgrund des befürchteten Osterverkehrs dort verzichten wir darauf. Als Alternative suchen wir uns wenig befahrene Nebenstrecken aus und starten über das Schlitzerland und das Nüsttal einen Streifzug nach Thüringen.

Um 11:00 starten wir: Ruth mit der 600er Honda, Egon mit der BMW F800 und ich mit der SV 650. Die Fahrzeuge passen leistungsmässig prima zusammen und auch in Sachen Fahrtechnik harmonieren wir recht gut. Zum Eingewöhnen kurven wir über das Feldatal, das Schwalmtal und Lauterbach und sind ungewohnt flott in Schlitz. Richtig schön wird es dann im Nüsttal und im Ulstertal. Unser Ziel ist Kaltennordheim und mit einigen Irr- und Umwegen kommen wir auch dort an.

Die mir bekannte Route nach Kaltennordheim über Tann ist gesperrt, aber wir finden eine sehr gute Alternative über Hilders. Allerdings ist keiner von uns in dieser Gegend wirklich sattelfest und so müssen wir ab und zu halten und einen Blick auf die Karte werfen. Die kleinen Verfahrer stören aber überhaupt nicht und sind heute sogar das Salz in der Suppe.

Angekommen in Kaltennordheim tanken wir hier überraschend günstigen Sprit – natürlich nur relativ betrachtet. Die kleine schwarze Tankstellenkatze im Hintergrund schnappt sich Egon und setzt sie kurzerhand in sein Topcase. Das Kätzchen staunt kurz und springt dann heraus. Vielleicht hätten wir ihr sagen sollen, dass es in den Westen geht ……

In Kaltennordheim fällt uns bei der Durchfahrt keine Lokalität auf, die ein gutes Mittagessen verspricht – dafür aber im nächsten Ort, nämlich in Kaltensundheim. Und der erste gute Eindruck täuscht nicht.

Osterlammkotlett für Ruth und Panna Cotta für Egon und mich. Das Essen ist prima, wir fühlen uns richtig wohl dort und verbringen zwei nette Stunden im Lokal.

Die Rückfahrt soll über Geisa, Eiterfeld und das Haunetal verlaufen – das gelingt auch, aber im Haunetal vefransen wir uns ein wenig. Das führt aber lediglich dazu, dass wir völlig neue und wunderbare Strässchen entdecken. Hier stecken wir irgendwo zwischen Dittlofrod, Kruspis und Stärklos. Oder war es doch in Odensachsen?

Ein paar mal müssen wir uns wieder auf den richtigen Kurs bringen, aber die Serpentinen des Haunetals versüssen uns jeden Umweg. Nach 260 km erreichen wir gegen 17:00 wieder den heimischen Hafen – satt, zufrieden und ein wenig ausgepowert. Die allerjüngsten sind wir schliesslich alle nicht mehr. Jetzt kommen Kaffee und Mohnkuchen gerade recht.

 

Forellen in der Knülljause

Beim letzten Besuch in der Knülljause vor einigen Wochen wurden wir bereits auf spezielle Karfreitags- und Ostermenüs hingewiesen. Dieser Hinweiszettel fällt mir in Egons Schrauberhalle in die Hände – und sofort ist mir klar, was ich am Karfreitag tun werde. Die Nachbarn sind noch auf Kurzurlaub an der Nordsee, aber ich fahre auch alleine ins Knüllgebirge, denn es warten dort Forellen in der Knülljause.

Unglaubliches Wetter für Karfreitag: Bereits um 10:00 ist es warm, beinahe heiss. In leichter Sommerkleidung schnappe ich mir die frisch geputzte SV 650 und mache mich auf den Weg in den Knüll. Wie fast immer nehme ich einen hübschen Umweg und richte es mir so ein, dass ich ziemlich genau um 12:00 an der Knülljause ankomme. Nach den Erfahrungen der letzten Fahrten mit der SV auf schnellen Bundesstrassen werde ich mich heute auf die bekannten Nebenstrecken begeben. Mals sehen, ob die SV dort genauso viel Spass bereitet.

Kirtorfer Wald, Antrifttal, Altkreis Alsfeld – und schon bin ich am Rückhaltebecken der Schwalm bei Heidelbach. Bereits hier kann ich sagen: Die SV ist auch für die allerkleinsten Nebensträsschen bestens geeignet. Aufgrund der vorzüglichen Bremsen sogar besser als meine Ostböcke …..

Die heimliche Hauptstadt des Knüllgebirges ist Schwarzenborn und dort stelle ich fest, dass meine Brieftasche quasi leer ist. Kein Problem, der Ort hat eine vorzügliche Infrastruktur und sofort finde ich einen Bankautomaten. Und welch ein Zufall: Das Haus daneben ist zu verkaufen. Aber so schön der Knüll auch zum Fahren ist: Leben möchte ich dort nicht – noch nicht.

Oha, so voll habe ich die Knülljause nur einmal erlebt: Damals fiel ein Riesentrupp Motorroller hier ein. Heute sind aber sicher die meisten wegen der Forellen gekommen. Im Reigen weiterer Joghurtbecher fällt meine SV überhaupt nicht auf.

Die vielen Gäste überfordern den Wirtsbetrieb ein wenig und sorgen für gelindes Chaos. Dennoch bekomme ich nach 30 Minuten eine unglaublich leckere Forelle, von der ich nichts übrig lasse. Schon jetzt hat sich meine Fahrt gelohnt.

Nach dem Forellenschmaus dringe ich tief ins Knüllgebirge ein und geniesse nach dem gelinden Jausen-Trubel die völlige Ruhe auf diesem kleinen Rastplatz mit philosophisch angehauchtem Spruch.

Rauf und runter, links und rechts herum: Das Knüllgebirge fordert von mir höchste Konzentration. Denn ehrlich: So ganz eins bin ich mit der Suzuki noch nicht. Die Bremsen zu gut, die Kupplung etwas ruppig, der Motor viel zu leistungsstark, die Lenkerstummel zu sportlich, die Verkleidung ungewohnt – eigentlich ist die SV ein Motorrad, wie ich es nie gewollt habe. Und dennoch mag ich es ….. seltsam.

Einsame Plätze mit herrlichem Ausblick findest Du im Knüllgebirge überall. Wenn ich an jedem dieser Orte anhalten würde, wäre ich jetzt noch unterwegs. Aber manchmal muss es einfach sein. Schliesslich muss ich keinen Top-Reiseschnitt hinlegen.

Auf dieser etwa 7 km langen sanften Kurvenstrecke fahre ich zweimal entlang, weil das Swingen so schön ist – und vor allem, weil ich beim ersten mal viel zu langsam bin.

Wie bisher mit allen meinen Motorrädern fahre ich auch mit der SV zum Rondinchen bei Homberg und geniesse den Blick ins Amöneburger Becken.

Nach 200 km bin ich jetzt fast wieder daheim. Dabei fällt auf, wie sich meine Welt ins Gelbe verändert hat: Die Landschaft ist gelb vom Raps, das Motorrad ist gelb, mein Leihhund heisst nicht ohne Grund Yellow und ich schaue immer öfter die Simpsons im TV. Gelb, mhhhmm …..

Als wär’s schon meine …..

Erschreckenderweise hat mir die Letzt Fahrt mit der gelben Suzie unglaublich gut gefallen: Das moderne Fahrwerk, die Leistung – da konnte ich die gelbe Farbe und das völlig unklassische Äussere schon einmal vergessen. Also quasi hab ich die Maschine schon gekauft. Umbau- und Wartungsarbeiten sind auch schon durchgeführt und so starte ich am heutigen Samstag gegen Mittag eine weitere Fahrt damit. Ob ihrs nun glaubt oder nicht: Ich behandele die gelbe Gefahr so, als wär’s schon meine Suzuki.

In den letzten Tagen haben Egon und ich bereits einiges an der Suzuki geschraubt: Neue Reifen waren das wichtigste und ich habe mich für die BT 021 entschieden. Die Tieferlegung wurde rückgängig gemacht, die Kette gespannt, neue Bremsbeläge montiert, neue Bremsflüssigkeit eingefüllt und ich habe eine gewaltige Reinigungsaktion gestartet. Jedenfalls ist alles bereit für die heutige Ausfahrt und ich muss sagen: Ich hatte heute noch mehr Spass an der Suzi als beim letzten mal. Nie wieder werde ich etwas gegen moderne japanische Motorräder sagen und dass die „seelenlos“ sind, ist eigentlich Quatsch. Nach wie vor ist die SV optisch nicht der Renner für mich, aber die inneren Werte sind einwandfrei. Und entsprechend habe ich auch diese Fahrt genossen.

Ehrlich wahr: Die Distanzen schwinden mit einem Motorrad wie der SV. Zack-zack bin ich in Alsfeld zum Tanken und freiwillig benutze ich dazu schnelle Bundesstrassen. Mit meinen Ostböcken meide ich die und suche mir Nebenstrecken, aber jetzt machts richtig Spass, auf den Bundesstrassen mit deutlich, sehr deutlich, über 100 km/h zu fahren. Schaue kurz am BDMP-Schiessstand vorbei, auf dem ich morgen einen Wettkampf habe. Dazu werde ich aber ein Gespann nehmen.

Der Altkreis Alsfeld fliegt nur so vorbei und schon bin ich am Rande des Knüllgebirges. Die Landschaft ist innerhalb der letzten 3 Tage herrlich grün geworden. Hier bin ich jetzt auch wieder auf meinen geliebten Nebenstrecken – aber auch die machen mit der Suzi Spass. Allerdings muss ich aufpassen, dass ich nicht meine mühsam entdeckte Langsamkeit wieder verliere. Beim jetzigen Tempo mit der Suzi bekomme ich jedenfalls von der Gegend viel weniger mit als mit meinen Ostböcken. Da muss ich den richtigen Kompromiss noch finden.

Schnell auf einen leckeren Cappuccino in der Fussgängerzone von Neukirchen im Knüllgebirge.

Und für die extrascharfe Currywurst fahre ich mal eben nach Schwalmstadt. Wie ich schon sagte: Die Distanzen verkürzen sich.

Von der Currywurst zum Ausflugslokal am Antrifttal-See – das ist heute nur ein Katzensprung.

Und genauso schnell bin ich von dort aus wieder in Heimatnähe, hier an der (ehemaligen) Tierversuchsanlage Neuullrichstein.

Zu guter letzt noch ein Stop beim Suzukihändler Räbiger in Büssfeld – den ich jezt mit ganz anderen Augen sehe. Hier entdecke ich aber auch, dass eine Strebe des Gepäckhalters komplett gebrochen ist – dabei habe ich bisher noch gar kein Topcase oder Packtaschen transportiert. Naja, optisch fand ich den Träger ohnehin ziemlich misslungen, jetzt habe ich einen guten Grund, das praktische Teil erst einmal zu demontieren. Heute habe ich in relativ kurzer Zeit mal eben 200 km abgerissen und gefühlt waren das nicht mal 100. Jetzt noch auf 2 Stündchen ins Schützenhaus und in letzter Sekunde für den morgigen Wettkampf trainieren. Habe ohnehin starken Trainingsrückstand …….