Sollte ein ganz ruhiger, ja geradezu ein müder Tag werden heute: Ein bisschen Hundespaziergang, ein wenig Fehlersuche an der DR400, ein kleiner Enduro-Ritt und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Wie so oft im Leben ist die Realität eine Winzigkeit anders – der Tag bringt insgesamt recht viel Neues. Gut so.
Der Hundespaziergang muss heute mit zwei Hunden stattfinden – und ich kenne die Brut ja mittlerweile: Zusammen sind Yellow und Laurent eine kleine Gangsterbande – und entsprechend verläuft unser Ausflug. Als Höhepunkt fällt Yellow einen harmlosen Jogger an und ich muß mich ordentlich ins Zeug legen, den Herrn zu beruhigen.
Hier wirken die beiden weißen Mafiosi ja noch nett und putzig, aber das Unheil deutet sich schon an: Die Brüder hören für keine fünf Pfennig und in wenigen Minuten werden sie einen Jogger anfallen. Aber ich kann den Mistkröten einfach nicht richtig böse sein .....
Dann gehts wieder an die Fehlersuche der DR400: Das Bocken ab 4500 Umdrehungen ist noch immer nicht beseitigt. Heute nehme ich mir die Spritversorgung vor und baue einen anderen Tank mit funkelnagelneuem Benzinhahn an. Desweiteren überprüfe ich den Kerzenstecker, dessen inneren Clip ich tatsächlich um eine achtel Umdrehung anziehen kann. Und ich baue wieder die originale Zündbox ein.
Leider bemerke ich bereits auf der kleinen Probefahrt um den Block herum, dass ich das Problem auch heute nicht gelöst habe. Das Verhalten ist marginal besser geworden, aber nach wie vor vorhanden. Mittlerweile glaube ich aber, dass es der Vergaser ist, der hier rumzickt.
Dennoch gehe ich danach auf eine richtige Testfahrt und es sollen mindestens 50 km werden. Und gleichzeitig werde ich etwas ausprobieren, was ich von Kollege Marco gelernt habe: Routenaufzeichnung mit dem Handy über GPS und eine App namens runtastic. Habe meine Zweifel, ob es klappt, denn Handys sind wahrlich nicht meine Welt.
Der polierte Tank wird aufgebaut, nachdem ich die gnadenlos aufgebohrten Gewinde für den Benzinhahn vorgestern ausgebuchst habe. Dazu wird ein nagelneuer Benzinhahn eingebaut und natürlich bekommt der Tank die DR400-Aufkleber von Reinhard. Muss zugeben, dass mir das hochglänzende Fäßchen gut gefällt.
Wenn ich so weiter mache, ist die DR irgendwann tatsächlich zu schade zum Fahren in Gelände. Aber so weit wird es nicht kommen.
Schnell den Glitzertank aufgefüllt und dann ab in die Pampas des Vogelsberges. Dabei bin ich immer auf der Suche nach Feldwegen und bewege mich heute zu 50% darauf - Asphalt bleibt die Ausnahme. Dabei entdecke ich einen schönen Pfad hinter Altenhain, der mich bis kurz vor Wohnfeld bringt.
Noch schöner und wesentlich länger dann später eine Route über Wirtschaftswege durch das Gilga- und Langwassertal. Irgendwann habe ich keine Ahnung mehr, wo ich mich befinde - bis ich in Kölzenhain wieder in die Zivilisation gerate. Nun gehts über ein Stück Bundesstrasse nach Feldkrücken.
Schon bei der Abfahrt war es kühl, grau und windig - mittlerweile ist es aber richtig kalt, stürmisch und es regnet auch immer wieder mal. Insgesamt bisher durchaus ein Wetter, was mir liegt und ich habe viel Spass an der Fahrt. Bis auf das Bocken läuft die Suzi prima und es gelingt sogar, sie ab und zu auf 5000 Umdrehung und damit knapp über 100 km/h zu treiben. Das geht natürlich nur auf den kurzen und seltenen Asphaltstücken.
Oha, der Regen wird dichter, die Wolken dunkler und der Wind wird zum Sturm. Die Regentropfen auf dem polierten Alutank sehe ich mit Missvergnügen und ein Blick auf den Himmel lässt mich jetzt allmählich den Heimweg antreten.
Auch im Regen ist der Vogelsberg wunderschön - aber nur, wenn ich mich lediglich 10 km vom heimischen Hof befinde. Da kann ich die durchnässte Jacke und die mittlerweile feuchten Stiefel locker in Kauf nehmen.
Zu Hause angekommen stelle ich fest, wie schmuddelig meine schmucke Suzi geworden ist. Ich kann nicht anders und gehe direkt mit dem ölgetränkten Lappen an die schlimmsten Stellen. Daran, dass meine DR400 aussieht wie aus dem Sumpf gezogen, muss ich mich erst langsam gewöhnen. Jetzt die nassen Klamotten auf die Veranda gehängt und dann schau ich mal, was mein Handy mit dieser Route gemacht hat.
Während der gesamten Fahrt von ca. 50 km hab ich das Handy mit der runtastic-App laufen gelassen und bin gespannt, ob die Route wirklich aufgezeichnet wurde. Und, welch Überraschung: Es hat alles prima funktioniert.
Das ist die Route des heutigen Tages, aufgezeichnet von runtastic auf meinem Samsung-Handy. Perfekt, ich bin wirklich ein bisschen begeistert und werde diese GPS-Aufzeichnung sicher öfter einsetzen.
Und ein wenig später bekomme ich ebenfalls über das Handy eine WhatsApp-Nachricht: Marco hat seit gestern ebenfalls eine Enduro: Eine wunderschöne Yamaha WR400 und ein Bild ist auch mitgekommen. Gut möglich, dass Marco unsere Deutschlandtour längs des Grünen Bandes jetzt mitfährt.
Das ist die WR400 in sehr gutem Zustand zum mehr als fairen Preis. Die 400er Klasse setzt sich durch - aber diese Yamaha ist natürlich eine andere Liga als meine 30 Jahre alte Suzi. Jetzt fahren möglicherweise zwei Hondas, eine Yamaha und eine Suzuki die Sommertour mit.