Abseits des Asphalts

Schön, wenn die Meteorologen sich mal so richtig irren und der vorhergesagte Regen noch immer nicht fällt. Im Gegenteil ist das heute ab dem frühen Nachmittag ein wunderbares Wetter und ich kann nicht anders: Ich muß auf die Enduro. Das Ziel dabei ist, so wenig Asphalt-Kilometer und so viele Gelände-Kilometer wie möglich zurück zu legen. Das dürfte mir ganz gut gelungen sein und ich schätze das heutige Verhältnis auf 70:30 – zugunsten der Gelände-Kilometer.

Das heutige Ziel vom Endurowandern wird sehr schnell umgesetzt und beginnt bereits hier, kurz hinter Sellnrod.

Vor der Abfahrt habe ich versucht, den Kamerahalter am Lenker der DR400 anzubringen, um eine kleine Endurowanderung zu filmen. Aber das war fast unmöglich: Der eigentlich breite Endurolenker ist quasi komplett mit irgendwelchen Hebeleien zugebaut. Aber bei Altenhain friemel ich den Halter irgendwie und mehr recht als schlecht ans Motorrad. Und dann nehme ich zunächst die längste Asphaltstrecke heute auf: Es ist das Kurvengeschlängel zwischen Altenhain und Freienseen:

 

Und dann mein erster Film einer Endurowanderung, die über die Feldwege zwischen Freienseen und der Grillhütte bei Lardenbach führt:

 

Kleine Fotosession an der Grillhütte, von wo aus es querfeldein über Sellnrod, Schmitten und Wohnfeld geht.

Hinter Wohnfeld gehe ich kurz auf den Asphalt der Strasse, um den abendlichen Himmel nahe der Windmühlen zu geniessen.

Später fahre ich durch den Wald von Freienseen nach Weickartshain und komme an diesem wunderschönen Domizil vorbei. Hier wohnen zu können, wäre ein Traum.

Von Groß-Eichen nach Klein-Eichen und dann auf den Galgenberg, der heute seinem Namen gerecht wird ……

…. und dessen kahle Bäume so aussehen, als ob dort noch vor kurzer Zeit Vogelsberger Halunken gebaumelt hätten.

Hier oben bin ich den Überlandleitungen ganz nahe. Ich schätze aber, dass diese etwas mickrigen Leitungen der Leistung der vielen Windräder nicht mehr lange gewachsen sind.

Wie in den Tropen geht jetzt im Vogelsberg sehr schnell die Sonne unter und verschwindet hinterm Horizont. Ich mache das Gleiche und begebe mich auf den Heimweg. Die 60 km mit dem hohen Anteil an asphaltfreier Zone waren entspannend – wie nicht anders zu erwarten.

Heiße Schokolade

Nachdem die neue, hohe Windschutzscheibe an der Vespa montiert ist, fahre ich an diesem Freitag natürlich trotz morgendlicher Kälte und Regengefahr mit dem kleinen Roller in die Firma. Mit dem Frieren ist es jetzt tatsächlich vorbei und so denke ich, den Roller bis in den November hinein für den Arbeitsweg nutzen zu können.

Später, nach Feierabend, ist mir dann stark nach einer Endurofahrt und ich fahre nach Ilsdorf zu Reinhard. Mit ihm gemeinsam gehts dann auf eine schnelle und heiße Schokolade auf den Hoherodskopf zu Doros Büdchen. Und noch später gibt es sogar noch eine klitzekleine Geländeeinlage.

Meine kleine Vespa vor dem neuen und modernen Produktionsgebäude sehr früh am Morgen – noch vor 6:00.

Ein sehr ungleiches Pärchen sind die Vespa und die DR400. Am Morgen bin ich also der softe Mod und am Abend der harte Endurotreiber. Fast wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Und noch ein ungleiches Pärchen: Meine DR400 und die dicke Trident von Reinhard. Trotzdem haben wir den Aufstieg auf den Hoherodskopf gemeinsam bewältigt.

Alleine das Beobachten des Wetters auf dem Hoherodskopf ist eine Fahrt dahin wert. Hier oben stürmt es heute gewaltig, am Horizont kommt Regen herunter und im Nahbereich beleuchtet die Abendsonne die hohen Wiesen – faszinierend.

Und das dritte ungleiche Pärchen des Tages: Sehr sportlich aufgemachter BMW-4-Ventil-Boxer und KTM-RTeiseenduro, beide sehr schön. Das waren neben uns auch die einzigen Kräder hier oben.

Nachdem oben auf dem Hoherodskopf die Regenwolken sehr schnell näher kommen, machen wir uns wieder an den Abstieg. Zwischen Groß-Eichen und Ilsdorf besteige ich dann noch den „Hausberg“ der Ilsdorfer. Dabei macht Reinhard mit der Trident natürlich nicht mit.

Der Ausblick von diesem „Hausberg“ ist nicht übel – OK, nicht wie vom Hoherodskopf aus, aber einen netten Blick auf die Niederungen des Vogelsberges gibts hier schon.

Nun habe ich ein bisschen Enduroblut geleckt und suche mir entsprechende Pfade zwischen Ilsdorf und Sellnrod – erfolgreich. Und schon muß ich wieder an die herrlichen Kolonnenwege an der deutschen Grenze denken.

Manchmal bin ich selbst überrascht, wo ich nach den Enduroeinlagen wieder herauskomme. Hier lande ich kurz vor Lardenbach.

Auch wenns nur eine kleine 60 km-Fahrt war, bin ich doch sehr zufrieden damit. Der Büromuff dieser Woche ist dadurch jedenfalls vollständig weggeblasen.

Der Navigator

Vor ein oder zwei Jahren hatte ich bereits einmal einen Test mit einem Navi gemacht. Damals jedoch habe ich das Teil in den Tankrucksack gepackt und versucht, mich visuell navigieren zu lassen. Das ging schief und seitdem sind Navis auf dem Motorrad für mich ein NoGo. Bis Gestern! Da hab ich gesehen, wie Marco das macht: Das Smartphone mit der Navi-App in die Jackentasche, Kopfhörer in die Ohren und die Navi-Tante (Kathy) reden lassen. Das hat wunderbar geklappt und deshalb probiere ich das Heute auch aus.Man kann eben auch von jungen Leuten noch einiges lernen.

Als erstes Ziel gebe ich Hergersdorf im Schwalmtal an und lasse mich von Kathy dahin führen. Wie man sieht, bin ich angekommen und sogar wie gewünscht auf dem kürzesten Weg.

Dann hab ich mich von Kathy nach Alsfeld und von dort nach Kirtorf leiten lassen. Jetzt bin ich von dieser Navi-Methode überzeugt, das ist brauchbar und praktikabel. Allerdings würde ich Kathy noch besser verstehen, wenn das W-Gespann nicht so laut wäre …..

Am See im Kirtorfer Wald versuche ich, mit den Navi-Einstellungen vertraut zu werden. Leider hab ich hier aber kein Netz, deshalb …..

….. fahre ich ein paar Kilometer weiter zur Schutzhütte und beschäftige mich dort einen Augenblick mit den Navi-Einstellungen. Bis ca. 14:00 habe ich dann 150 navigierte Kilometer zurück gelegt.

Später, so gegen 17:00 fahre ich noch zu Reinhard. Wir wollen einen Kaffee in der Schreinersmühle zu uns nehmen und danach durch den Wald bis zum Petershainer Hof nahe Schotten fahren – eine fast komplette Off-Road-Tour also.

Die Schreinersmühle hat Montags leider geschlossen und so fahren wir direkt weiter in den Wald hinein. Das ist eine wunderbare Route entlang von kleinen Mooren und vorbei an der Wüstung Baumkirchen. Dummerweise machen wir einen kleinen Fehler und verpassen den Abzweig zum Petershainer Hof. Macht aber nichts, denn die Waldstrecke war bis dahin perfekt.

Unseren Kaffe nehmen wir dann am Falltorhaus ein, auch wennn wir dazu ein paar Kilometer Asphalt unter die Räder nehmen müssen.

Kurz vor der Abfahrt taucht noch eine wunderschöne Thunderbird auf: Optik von der Bonneville, aber mit der Dreizylindertechnik der Trident.

Zum Abschluß drehe ich noch eine einsame Off-Road Runde den Berg zum Funkmast bei Groß-Eichen hinauf.

Hier bin ich weit entfernt vom Strassenverkehr, kein Zivilisations- Geräusch dringt hierher, ich habe einen Ausblick weit in den Vogelsberg hinein, die untergehende Sonne dringt mit letzter Kraft durch die Bäume und ein kräftiger Wind kommt auf. Diesen Augenblick genieße ich eine zeitlang und dann mache ich mich auf den kurzen Weg nach Hause.

Der Benzingutschein

Benzingutscheine gibt jeden Monat bei meinem Brötchengeber. Die gelten aber nur exakt einen Monat und verfallen dann. Nun ist heute der 31. und alle meine Fahrzeuge sind betankt – bis auf die mit dem kleinsten Tank: Die DR400. An der will ich heute ohnehin ein wenig schrauben und danach kann ich dann wenigstens einen Teil des Benzingutscheins einlösen: Die vollen 15 Liter gehen ja niemals in den kleinen Alutank hinein.

Aber zuerst ans Schrauben. Die Suzi ist in der letzten Zeit ein wenig laut aus dem Zylinderkopf geworden und so schaue ich nach den Ventilen und der Steuerkette. Alles muß ich ein wenig nachstellen, nicht viel, aber das wenige reicht, dass der Kopf leiser wird. Dann noch schnell die Antriebskette gespannt und um 18:30 mache ich mich auf nach Grünberg an den Tank-Punkt. Durch einige Umwege schaffe ich es immerhin, fast 8 Liter in den Tank zu pressen. Dann gehts noch runde 50 km in den beginnenden Abend hinein.

Freienseen, Laubach, Wetterfeld ,Lauter, Queckborn, Ettingshausen, Göbelnrod und Grünberg – ich muss Benzin verbrauchen, um ordentlich tanken zu können. Bei Lauter ziehen dunkle Wolken auf mich zu.

Wenn ich mich aber zunächst in dieser Richtung orientiere, könnte ich dem Wetter entkommen. Das wird versucht.

Nun ist der kleine Tank der DR wieder voll und ich lasse mich noch ein wenig in den Abend hinein treiben. Auf der Anhöhe vor Beltershain ist ein sehr hübsches Wolkenspiel zu beobachten. Und die Felder wirken schon sehr herbstlich – aber klar, ab morgen haben wir September.

Wenn man mal einfach irgendwo stehen bleibt, kann man schon mal erstaunliche Dinge entdecken. Sehe ich dort hinten etwa große Solarfelder? Beim nächsten mal fahre ich mal durch die Felder dorthin, heute nicht – die dunklen Wolken haben mich eingeholt.

Zurück nach Grünberg verlasse ich am Industriegebiet die Strasse und fahre übers Feld kurz zum Wartturm. Hatte ich schon lange mal vor.

Der Wartturm liegt als alter Wachturm auf einer Anhöhe und bietet einen schönen Blick über die Stadt.

Ein Stückchen weiter kann ich richtig nett durch eine Buschgasse fahren, die mich wieder auf den Asphalt führt. Jetzt spüre ich aber die ersten dicken Tropfen und die treiben mich in Richtung Heimat. Für einen richtigen Regenguß bin ich nicht passend gekleidet. Ich habe aber Glück und nur auf den letzten zwei Kilometern regnets richtig und das reicht nicht aus, um durchnässt zu werden. War eine nette kleine Tour heute und das könnte ich morgen noch einmal erweitern. Herbstzeit ist Endurozeit.

A hard rain is gonna fall

Die Wettervorhersage für diesen Sonntag ist schlecht, sehr schlecht sogar: Mindesten 85 % Regenwahrscheinlichkeit. Die ersten Tropfen bekomme ich bereits um 8:30 ab, als ich auf der Vespa zu Leihhund Yellow fahre. Mein Entschluß, an diesem Tag nicht Motorrad zu fahren, ist allerdings wie weggeblasen, als am Mittag zwei 350er Honda Enduros vor der Tür stehen. Eine klitzekleine Fahrt sollte ja wohl drin sein – schließlich scheint gerade die Sonne.

Also auf zum Falltorhaus auf einen Kaffee. Aber es fährt sich so schön an diesem kühlern Tag, dass wir eine andere Route nehmen und dann doch wieder den Hoherodskopf hinauf fahren.

Auf dem Hoherodskopf ist es jetzt richtig kalt,  da tut ein heisser Kaffee not. Den müssen wir aber schon an einem windgeschützten Ort einnehmen.

Und dann wird es von Osten her rabenschwarz und massiver Regen setzt ein. Wir verschieben unsere geplante Weiterfahrt und setzen uns ein Stündchen in die warme Gaststube des Bergrestaurants.

Aber irgendwann müssen wir doch wieder los und es ist klar, dass wir heute nicht trockenen Fußes nach Hause kommen. Immerhin wischt Reinhard vor dem Start alle Sitzbänke trocken.

Einen gewissen romantischen Anstrich haben Abfahrt und der Abstieg vom Hoherodskopf aber dann doch. Und je tiefer wir kommen, umso besser wird das Wetter wieder. Zum Schluß sind wir fast soweit, noch ein paar Kilometer dranzuhängen – aber nur fast.