3. Thüringer Ostmotorrad- Treffen Teil 1

Bis zum Schluß bin ich im Zweifel, ob ich die Planeta für die Fahrt nach Völkershausen in der Rhön nehmen soll. Mein Vertrauen in Kupplung und Getriebe der Russin sind doch arg getrübt. Aber nachdem die letzten Fahrten in Sachen Kupplung halbwegs ordentlich verlaufen sind, entscheide ich mich am Freitag Morgen dann doch für meine Planeta. Irgendwie habe ich das Gefühl, mit diesem Kleinod des russischen Maschinenbaus immer anzukommen – irgendwie. Ein weiterer Grund sind Andreas und Roger mit ihren Jupiter-Gespannen, die ihr Kommen angekündigt haben. Das würde nämlich bedeuten, dass auf diesem Treffen mindestens drei IZH auflaufen – spektakulär.
Und so starte ich am Freitag gegen 10:00 meine Polja mit einem Kick und mache mich auf den Weg in die Rhön. Sind so ungefähr 120 km, wenn ich die schöne Route quer durch den Vogelsberg bis Schlitz nehme, dann die etwas nervigen 18 km bis Hünfeld, dort ins Nüsttal abbiege und dann über Hofaschebach, Spahl und Geisa nach Völkershausen fahre. Sind zum grossen Teil allerkleinste Strässchen – so hab ich das gern.

Das Wetter ist um 10:00 bereits fantastisch und fast bis Lauterbach gehts nonstop. Erst bei Wallenrod muss ich anhalten: Das gewaltige Sägewerk gibt einen passenden Hintergrund zur IZH. Beides sind Materie gewordene Beweise für die technologische Überlegenheit russischer Technik. Aber halt: Das Sägewerk ist ja gar nicht russisch, sondern wurde von Österreichern erbaut. Egal.

Kleine Zwangspause bei Michelrombach - der Vogelsberg ist jetzt durchquert, ich befinde mich im Landkreis Fulda und dürfte etwa die Hälfte der Strecke hinter mir haben. Die Planeta läuft einwandfrei und auch die Kupplungs tut noch ordentlich ihre Pflicht, lediglich der 2. und 3. Gang springen manchmal raus. Ich werde mittelfristig einen Motor neu aufbauen müssen.

Der Wachturm irgendwo zwischen Spahl und Geismar zeigt mir, dass ich mich unmittelbar an der ehemaligen Grenze befinde. Hier beginnt die Rhön und die Gegend ist von beeindruckender Schönheit.

Hier im Unesco-Biosphären-Reservat Rhön könnte ich alle 5 Minuten anhalten und die Gegend betrachten. Ab und zu mach ich das auch. Die letzten Kilometer sind ein wenig schwierig, weil häufig Hinweise auf die kommenden Orte fehlen. Aber dann frag ich einfach und das macht sowieso mehr Spass.

 

Angekommen! Das ist der Sportplatz in Völkershausen und hier findet das 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffen statt. Paul, der Organisator, ist vor ein paar Jahren aus dem Ruhrpott in die thüringische Rhön gezogen. Schätze, dass hat er nie bereut.

Es stehen bereits etliche Zelte auf dem Platz und auch einige Motorräder sind zu sehen. Die meisten aber befinden sich auf der gemeinsamen Ausfahrt, die heute eine Rundfahrt zu mehreren Burgen beinhaltet.

Ein kleiner Rundgang über den Sportplatz beginnt. Der Besitzer des schönen SV aus Nidderau berichtet von Pauls Sonntagstreff an der Emberghütte. Kenne ich zwar, aber in diesem Jahr war ich noch nicht dort. Das soll sich ändern.

Die beiden Russentreiber unterbrechen ihr technisches Gespräch und lächeln freundlich in die Kamera.

Jetzt ist es bereits Mittags und die Sonne knallt ordentlich vom blauen Himmel. Der nicht mehr ganz so junge Schäferhund wärmt sich im heissen Heu den Pelz und ich muss erstmal aus den Motorradklamotten.

Auch irgendwie ein Ostbock: Enfield India mit putzigem Hänger. Diese praktischen Motorradhänger tauchen jetzt immer häufiger auf - an einer Enfield sehe ich sowas aber zum ersten mal.

Auffällig viele Russengespanne sehe ich heute mit BMW-Motor. Das erinnert mich an das Dnepr-Gespann mit R60/6-Motor meines Kollegen Eckhard, dass ich nicht gekauft habe. Hätte ich vielleicht doch sollen?

Nochmal Russe mit BMW-Herz. Diese ältere Ausführung mit den runden Ventildeckeln passt schon besser zum russischen Stil.

Kein Ostbock - oder reicht bereits der russische Seitenwagen für dieses Prädikat? Das Entscheidenden sind aber ohnehin die Menschen hinter den Maschinen, oder?

Ehemaliges UN-Gespann, vormals in weiß, jetzt mattschwarz überlackiert. So ein weißes Gespann mit dem UN-Zubehör hätte auch was. Das Gespann kam aus Bonn über den Westerwald, den Lahn-Dillkreis und den Vogelsberg hierher - eine schöne Route.

Der Besitzer des UN-Gespanns erzählt ein wenig über seine Erfahrungen mit dem ehemaligen Importeur Haubrich - und das sind keinesweg nur schlechte Erfahrungen.

Das Gespann aus Dresden wird beschraubt: Nach dem Tanken sprang die 750er einfach nicht mehr an und musste ins Heerlager abgeschleppt werden. Aber kein Problem, eine neue Elektronikzündung sowie eine neue Zündspule befinden sich im Ersatzteilpaket und nach dem Austausch läuft der Motor mit einem Kick wieder.

Die Aufkleber auf dem Boot entsprechen der Realität: Da ist das Gespann schon überall gewesen und immer wieder aus eigener Kraft heim gekommen.

Mittlerweile ist es derat heiss, dass ich mich der Funktionsunterwäsche entledige. An den Tischen im Hintergrund sehe ich vor meinem geistigen Auge die Ostbocktruppe den langen warmen Abend geniessen - und das ohne mich.

Und dann bollert ein MZ-Gespann heran - allerdings mit MZ-untypischem Klang. Klar, dass ist Mecki mit der Diesel-MZ aus Stuttgart.

Mecki sucht sich einen schönen schattigen Zeltplatz, geschützt vor Sonne, Regen und Sturm. Daran erkennst Du den erfahrenen Treffenbesucher.

Kurz vor Mecki ist Max mit der Jawaemme eingetroffen - und ich habe hier nur ganz knapp ein Foto mit Unterhosenmotiv verpasst. Aber schön, dass ich Max jetzt endlich kennenlerne - bisher war er mir nur virtuell bekannt.

Die Jawaemme hat durch die Jawateile wie Tank, Sitzbank und Vorderradkotflügel eindeutig gewonnen: Ist ein richtig schickes Motorrad geworden.

Mein Rundgang ist beendet und ich trete den Rückmarsch an. Mecki hat seinen Zeltaufbau erledigt und berichtet, dass er auf der Autobahn von einem roten Russengespann mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuß überholt wurde. Der Fahrer hätte einen auffälligen Vollbart. Mhhm, ich habe da so eine Ahnung.

Wer trägt Vollbart, fährt ein rotes Russengespann und ist immer schnell unterwegs damit? Na, wer kann das sein?

Exakt, es ist der Scheppertreiber mit dem Toten Oktober. Muß aber dazu sagen, dass ich dieses Wissen bisher nur virtuell hatte - real sehe ich den Scheppertreiber heute zum ersten mal, und hab ihn trotzdem sofort erkannt. War mir ein echtes Vergnügen.

Den "Drachen" habe ich auf der Emberg-Hütte dagegen schon mal real gesehen - damals aber noch solo und ohne den schicken Hänger. Auch die gehäkelte Klorolle scheint mir relativ neu zu sein.

Der Dresdener Uralfahrer berichtet von der gestrigen gemeinsamen Ausfahrt zum Rößberg bei Geisa. Von seinem Gipfel hat man eine hervorragende Sicht ins Ulstertal, auf die Hohe Rhön, die Kuppen- und Vorderrhön. Das animiert mich, diesen Berg aufzusuchen. Im Hintergrund ist er zu sehen und bei genauem Hinschauen erkennt man auch das gewaltige Kreuz auf dem Gipfel. Dummerweise finde ich aber den Zugang zum Aufstieg nicht.

Und nach einem guten Mittagessen in Spahl ist es plötzlich schon wieder Zeit, nach Hause zu fahren. Die IZH-Truppe mit Andreas, Roger und Thomas ist bisher nicht eingetrudelt und das grösste deutsche IZH-Treffen hat somit heute nicht stattgefunden. Auch die Grünberger Truppe mit Andy, K.-O. und Martin ist wohl noch unterwegs. Hätte zu gern noch einige Zeit hier verbracht, aber das geht nicht und so mache ich mich auf den Heimweg.

Technische Meisterwerke unter sich: Die grösste Eisenbahnbrücke Europas bei Fraurombach und eines der meistgebauten Motorräder des Ostblocks.

Letzter Stop im Vogelsberg auf der Anhöhe vor Vadenrod mit Blick auf Storndorf. Das war ein schöner Tag heute: Die Planeta hat durchgehalten, die Gegend war wunderbar, es gab interessante Ostböcke und noch interessantere Ostbockfahrer. Nach über 250 km sind wir am frühen Abend wieder im heimatlichen Mücke.

Und weils so schön war, bin ich am Sonntag Morgen nochmal nach Völkerhausen gefahren. Deshalb gibt es einen Teil II des 3. Thüringer Ostmotorrad-Treffens.

 

Am Rande des Molochs

Vormittags erst aus Westfalen heimgekehrt, lockt am frühen Nachmittag das schöne Wetter doch zu einer Motorradfahrt – gerade nach dem schrecklichen Autobahngegurke auf der A45. Nach einem kleinen Mittagschläfchen bin ich daher auf zwei Rädern unterwegs in Richtung Lahn-Dill-Bergland und komme dabei bis an den Rand des Molochs.

Das Wetter ist unglaublich schön, die Sonne knallt regelrecht, aber es weht ein sehr starker Wind. Das soll mich aber in keiner Weise stören. Über die Lahnauen bei Krofdorf-Gleiberg will ich ein wenig in den Naturpark Lahn-Dill eintauchen. Bereits nach wenigen Kilometern, an der Tankstelle in Bernsfeld nämlich, sehe ich dort eine kleine Gruppe Russengespanne stehen. Vermute, die sind auf dem Weg nach Thüringen zum Thüringer Ostbocktreffen bei Paul. Vielleicht sehe ich sie morgen ja wieder. Und nur ein paar km weiter kommt mir ein schöner Eintopf entgegen: Eine SR500 wie aus dem Bilderbuch – ist ja quasi auch die Urmutter meiner Silverstar.
Bei Staufenberg muß ich eine Umleitung nehmen und gerate plötzlich irgendwie auf den Giessener Ring – also auf die Autobahn. Naja, so kommt die Silverstar wenigstens mal wieder auf Tempo 130. Aber dann ab Lollar nehme ich doch wieder meine geliebten Nebenstrecken xter Ordnung.

Bei der Dicken Eiche Vorm Tannenwald, kurz vor Waldgirmes. In diesem Ort war ich bisher noch nie. Kenne ihn eigentlich nur daher, dass dort die Firma Janitza ansässig ist, ein Hersteller von Blindleistungskompensationsanlagen und Leistungsoptimierungssystemen. Von hier aus sehe ich bereits den Moloch Wetzlar vor mir.

Die dicken Türme dürften zu den Buderus-Werken gehören. Trotz des unschönen Anblicks und meiner Abneigung gegen Moloche fahre ich ein paar km direkt nach Wetzlar hinein. Ich denke, an einem kühleren Tag und mit einem Gespann werde ich sogar mal die Altstadt besichtigen. Aber nicht heute, ich wende und fahre zurück dahin, wo es schöner ist.

Nach Hohensolms beispielsweise. Von hier hast Du einen wunderbaren Blick auf das Lahn-Dill-Bergland. Dann lasse ich mich ein wenig treiben und komme über das Biebertal und das Verstal langsam zurück.

Zwischen Rüdigheim und Niederklein eine kurze Rast, um dann via Kirtorf den Rückweg anzutreten. Kurz hinter Niederklein gerate ich beinahe in den Trubel des Hessentages, der an diesem Wochenende in Stadtallendorf stattfindet. In letzter Sekunde bekomme ich aber noch die Kurve und biege ab.

Ein letztes Päuschen nahe Kirtorf mit Selbstbildnis. Der Rotax hat heute immer wieder mal gezickt und hatte kleine, fast unmerkliche Aussetzer. Da muss ich mal ran, für den Österreichurlaub soll der Motor schnurren wie ein Kätzchen.

Nach knapp 200 km bin ich gegen 17:00 wieder zu Hause. Hat Spass gemacht, aber die kleinen Aussetzer beunruhigen mich. Vergaser, Kerze, Zündsystem, Steckverbindungen - alles mögliche Ursachen. Und dann soll die Silverstar ja auch noch die neuen Räder mit Alufelgen und BT45-Reifen bekommen. Jede Menge Arbeit wartet auf mich.

 

 

Das Geheimnis eines mystischen Steines

Ab Nachmittag dieses freien Dienstages habe ich einen Auftrag zu erledigen: Ein Stein ist aus Grünberg abzuholen. Da ich nicht weiß, wie groß dieser Stein ist, muß ich ein Gespann als Fahrzeug nehmen. Möglich, daß ich einen Riesenbrocken transportieren muß. Also los: Gegen 16:00 mache ich mich auf den Weg in geheimer Mission und hole den  mystischen Stein an einem geheimnisvollen Ort.

Im Vergleich zum Vormittag hat sich das Wetter ein ganz klein wenig zugezogen, aber es ist immer noch klar und trocken. Und selbst wenns regnen sollte: Kein Problem. Mein geheimnisvoller Auftrag führt mich auf den Ziegelberg nach Grünberg, dass sind aber hin und zurück gerade mal 30 km. Meine Devise für den Rotax lautet jedoch: Für Fahrten unter 50 km wird der Motor nicht angeworfen. Bleibt mir also nichts anderes übrig, als die Fahrt zu verlängern. Denke, ich werde mich ab Grünberg den Vogelsberg hochschrauben, bis zum Hoherodskopf fahren und dann über Schotten und Altenhain wieder den Abstieg angehen. So machen wir das!

Da haben wir das mysteriöse Gebilde, dass mich zu einer 100 km Tour durch den Hohen Vogelsberg zwingt.

So verläuft dann letztendlich meine Fahrt: Sehr schöne 100 km bei klarem und kühlen Wetter.

Hier habe ich mich gerade auf 600 m NN geschraubt - kein Problem für das Rotax-Gespann. Aber ich bin ja auch noch nicht am höchsten Punkt. Und von Höhenmeter zu Höhenmeter fällt die Temperatur spürbar.

Den höchsten Punkt habe ich hier auf dem Hoherodskopf erreicht. An diesem Ausflugsziel halte ich mich jedoch nicht lange auf - der Ort ist einfach nur nervig. Aber Familien mit Kindern können da schon ihren Spaß haben.

Zwei Dinosaurier - beide aus Stahl. Tatsächlich sehen die beiden Urviecher sich ein wenig ähnlich - und von Gestern sind sie auch beide.

Der Abstieg: Raus aus dem Hohen Vogelsberg und zurück in die Niederungen von Mücke. Resume: Mission erledigt, schöne Fahrt gemacht, Spaß gehabt, relaxt. So soll es sein.

 

Planetaspaß an einem Dienstag

Und wieder ein freier DIenstag – daran könnte ich mich gewöhnen. Dazu noch Strohwitwer und daher allein zu Haus – da gönn ich mir einen kleinen Ausritt. Zumal das Wetter nach den letzten Regentagen recht gut aussieht. Da heisst es, um 10:00 in die Lederhose geschlüpft und dann gönne ich mir drei Stunden Planetaspaß an einem Dienstag.

Das ist aber auch genau das richtige Wetter für mich heute: Noch ein wenig kühl, ein recht starker Wind weht, in den Waldstücken liegt noch die Feuchtigkeit der Nacht. Auch wenn es noch etwas diesig ist, sieht man: Heute wird sich die Sonne durchsetzen. Und es ist keinesfalls zu heiß – also alles richtig. Leider habe ich nicht allzu viel Zeit, denn um 16:00 gilt es, einen Termin in Grünberg wahrzunehmen. Daher bleibe ich in der Nähe und drehe eine 120 km Runde über Homberg, Kirchhain, das Marburger Umland und die Rabenau. Und dabei habe ich natürlich immer die kritische Planeta-Kupplung im Blick. Wird sie halten? Denn am Wochenende findet das Thüringer Ostbocktreffen in Völkershausen statt, und diesem Treffen möchte ich einen Besuch abstatten. Und auch, wenn ich genügend andere Ostböcke für die Fahrt habe: Richtig angemessen für das Treffen wäre die Planeta. Zumal vermutlich weitere IZH dort sein werden.

20 km fahre ich die Planeta und deren Kupplung warm, dann erst gibts bei Maulbach den ersten kleinen Stop. Hier ist der Himmel noch diesig und grau - dennoch ein schöner Tag zum Fahren.

Irgendwo im Amöneburger Becken stoße ich auf diesen vom Blitz gefällten Baumriesen. Langsam setzt sich am Himmel das Blau durch, wenngleich von vielen Wolken durchzogen.

Ich durchfahre etliche der Marburger Dörfer, ohne jedoch dem Moloch selbst allzu nah zu kommen. Für den Stadtverkehr sind Kupplung und Getriebe der Planeta noch nicht geeignet. Am Materl bei Ginseldorf zeigt sich der Himmel jetzt in seinem schönsten Blau.

Weiter über ein paar Kirchhainer Vororte wie Groß- und Kleinseelheim. Die langgezogene Kurve bringt mich für ein paar Kilometer auf eine gut ausgebaute Schnellstrasse. Ach ja: Die Kupplung tuts heute mal wieder ganz ordentlich - bisher jedenfalls.

Bei Roßdorf (nicht Roßberg) im Ebsdorfergrund entdecke ich das kleine Häuschen mit Bänken und Blumen. Es handelt sich ebenfalls um ein Materl - nur eben komplett verkleidet. Ein guter Ort, um mal kurz meditativ auszuruhen.

Wenn das Rondinchen bei Homberg am Wege liegt, muß ich einfach anhalten. Mach ich also auch heute und genieße einen Moment die schöne Fernsicht mit Blick auf Homberg, Amöneburg, den Ebsdorfergrund und Marburg.

Und nochmal ein Rondinchenbild, diesmal mit Fahrer. Immer wieder erstaunlich, was für ein großes Motorrad die Planeta ist. Bin zwar kein Riese, aber ein richtiger Zwerg sicher auch nicht. Gerade im Vergleich mit meiner neuesten Errrungenschaft wirkt meine Polja schier gewaltig. Aber eine RT 125 ist natürlich wirklich ein kleines Rädchen.

Und kurz vor Erreichen der heimischen Werkstatt das obligatorische Blümchenpflückerbild nicht vergessen. Die meisten und schönsten Blumen wachsen hier um die zahlreichen Windräder herum - kleine Biotope sind dort entstanden. Die Kupplung ist immer noch OK, auch nach 120 km. Weiß zwar nicht, wieso es mal klappt und mal nicht, aber ich denke, Völkershausen könnte hinhauen.

 

 

Zum Fuldaer Gespanntreffen 2010

In diesen Tagen bin ich Strohwitwer und habe daher ein wenig Zeit, mich um das gute alte ES 250/ Gespann zu kümmern. Das ist auch nötig, denn das treue Eisenschwein habe ich die letzten zwei Jahre etwas vernachlässigt bei der Pflege. Aber die MZ ist immer gelaufen und hat bisher nichts übel genommen. Dennoch: Der Pflegestau muss aufgelöst werden, und so mache ich mich an die Arbeit zu TÜV-Vorbereitungen und als Test zum Fuldaer Gespanntreffen.

Schon wieder zwei Jahre vergangen und das Gespann muss zum TÜV. Neue Reifen auf dem Hinterrad und dem SW-Rad habe ich bereits letzte Woche aufziehen lassen, aber da bleiben noch diverse Kleinigkeiten zu tun, um guten Gewissens beim TÜV auflaufen zu können.

Und dann haben wir am Wochenende auch schon wieder das Fuldaer Gespanntreffen. Hab mir eigentlich fest vorgenommen, in diesem Jahr dort zu zelten und das gesamte Wochenende zu verbringen. Aber daraus wird wieder nichts, weil ich am Sonntag die kleine RT abholen möchte. Also bleibt es wie immer: Ein Tagesbesuch am Samstag. The same procedure as every year.

Endlich, nach vier Jahren, fertige ich einen wirklich passenden Gaszug für den Magura 307 Gasdrehgriff an. Der alte war eigentlich zu kurz und wurde daher direkt am Tank vorbei geführt - dort hat er im Laufe der Zeit den roten Lack bis auf blanke Metall durchgescheuert. Aber wie das so ist mit Provisorioen: Die halten oft sehr sehr lange. Aber jetzt wirds neu gemacht!

Der Bremslichtschalter in der Nabe fängt an, Zicken zu machen. Daran werde ich nicht herum doktern und so baue ich einen Westschalter an, wie er bereits seit den 60er Jahren hier verwendet wird. Ein Stück VA-Blech, eine Feder, eine kleine Schelle um das Bremsgestänge - voila, es funktioniert. Habe aber die Funktion, damit die Masse zu schalten, beibehalten.

Da das Standlicht ausgefallen ist, will ich eine separate Masseleitung dafür im Scheinwerfer legen - den Fehler führe ich auf schlechte Masseverbindung zurück. Aber was muss ich sehen: Die Masseleitung habe ich bereits gelegt - und völlig vergessen. Die Ursache ist ganz einfach ein defektes Birnchen. Manchmal kann das Leben soo einfach sein.

Nach dem obligatorischen Samstag-Vormittags-Rasenmähen mache ich mich noch vor 11:00 auf den langen Weg nach Blankenau. Damit ich von den 50 km überhaupt etwas mitbekomme, nehme ich das ES-Gespann. Die bekannten und markanten Wegespunkte schweben langsam an mir vorbei - wie dieser alte Pappkamerad in Schadges.

Oder die grosse Staatsdomäne in Stockhausen. All diese Punkte nehme ich bei dem gemächlichen Tempo des Gespann überdeutlich wahr. Aber das soll keine Kritik sein: Ich mag langsames Vorankommen und schliesslich habe ich nicht erst mit dem Eisenschwein die Langsamkeit wieder entdeckt.

Kurz hinter der Demarkationslinie zum Landkreis Fulda noch ein kleiner Stop zum Blümchenpflücken.

Hätte ich es nicht sowieso gewusst, wäre spätestens jetzt klar, dass das Fuldaer Gespanntreffen nicht mehr weit sein kann: Ein Russenboxer-Gespann mit Anhänger kann heute nur von diesem Treffen kommen.

Angekommen am wunderschönen Platz des Fuldaer Gespanntreffen: Hoch über dem Ort und der Sonne ganz nahe. Bei der Auffahrt zum Platz kam mir ein grösserer Trupp Gespanne entgegen: Aufbruch zur gemeinsamen Ausfahrt. Klar, dass jetzt auf dem Platz nicht allzuviel los ist.

Ich komme ins Gespräch mit Rudi, einem Gespannfahrer und MZ-Kenner aus dem Miltenberger Raum. Dass sich Rudi mit MZ-Motoren unglaublich gut auskennt, wird mir sehr schnell klar. Der Mann weiss, wovon er spricht - und das ist heute nicht immer selbstverständlich.

Auf Basis einer Honda CB 500 und eines Superelastik-Seitenwagen hat Rudi ein tolles Gespann aufgebaut. Diese Zweizylinder-Honda hatte ich bisher als Gespannmaschine gar nicht auf dem Schirm - ein Fehler. Ein 500er Twin mit 58 PS und quasi unzerstörbarem Motor in einem wendigen Gespann, der Gedanke hat was.

Etwas völlig anderes ist dagegen dieses "Übergespann" auf BMW-Basis: Dreamline. Aber ehrlich: Das CB 500 Gespann wäre für mich das geeignetere Fahrzeug. Und wieder einmal denke ich daran, alle Ostböcke zu verkaufen und mich auf ein Gespann und eine Solomaschine zu beschränken. Und das könnten beides CB 500 sein. Naja, mal sehen, wie lange das diesmal anhält.

Hänger an Gespannen siehst Du jetzt immer häufiger. Ist natürlich extrem praktisch, auch wenn solche Fahrzeuge auf 60 km/h begrenzt sind.

Jetzt starte ich zu einem kleinen Rundgang über den recht leeren Zeltplatz. Im Moment bin ich übrigens der einzige mit einem Zweitakt-Gespann.

Diese Diesel-Enfield aus Pforzheim war bereits im letzten Jahr hier. Der Motor hat mittlerweile knapp 80.000 km abgespult und ein Ende der Lebensdauer scheint nicht in Sicht zu sein.

Schönes Harley-Gespann aus Zwickau. Könnt ihr euch vorstellen, dass dieser unglaublich bequem aussehende Sattel alles andere als bequem ist? Scheint aber so zu sein, denn der Besitzer experimentiert mit Sitzauflagen aus Bauschaum und Gelfüllungen. Irgendwas ist eben immer!

So gefällt mir sogar eine Goldwing: Als robustes Reisegespann.

Platz ohne Ende hat die Guzzi mit Boot und Anhänger.

Plötzlich der Schandwagen mit dem Pan-Gespann von Hubert, dem (ehemaligen) Organisator des Treffens. Sein Gespann hat Feuer gefangen, Ursache vermutlich eine festsitzende Hinterradbremse. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert - Glück im Unglück.

Sieh an, ein weiteres MZ-Gespann. Erst später werde ich erfahren, wer der Fahrer ist.

Jetzt noch ein längeres Gespräch über MZ, Gott und die Welt mit Rudi. Macht Spass, mit diesem Fachmann über seine MZ-Erfahrungen zu reden. Werde sicher nicht dümmer davon.

Mache mich jetzt langsam auf den Weg zu meinem Eisenschwein, nicht ohne vorher einen Blick auf das Boxer-Gespann zu werfen. Interessante Rahmenverstärkung zwischen vorderem und hinterem Rahmenrohr. Fängt schön die Seitenkräfte auf.

Unbestritten ist, dass die Harleys als Gespann ihren besonderen Reiz ausstrahlen.

Dann begüßt mich jemand mit Namen: "Hallo Berni." Und so lerne ich endlich Thomas (ths) aus dem MZ- und dem AiA-Forum kennen. Ihm gehört auch das ETZ-Gespann, dass mir vorhin aufgefallen ist. Da lasse ich erstmal Aufbruch Aufbruch sein und wir trinken ein paar Kaffee zusammen und reden - stundenlang. Thomas und Rudi kennen sich sehr gut und so reden wir hauptsächlich über MZ.

Überraschend und als Tagesgäste tauchen Regina und Hauni auf. Beide kommen nicht mit Gespannen oder mit ihren SR500, sondern mit Reiseenduros. Da ist es kein Wunder, dass ich zuerst ein wenig irritiert bin.

Freundlicher und cooler Hund, der sich vom Gewusel des Treffens überhaupt nicht stören lässt.

Dann taucht noch diese Gruppe mit vier 500er Sanglas auf - so viele dieser bei uns seltenen Spanier habe ich noch nie auf einem Platz gesehen. Sehr schöne Maschinen mit herrlichen Eintopf-Motoren.

Drei der Sanglas sind Gespanne und alle haben unterschiedliche Seitenwagen angebaut: Einen Zigarren-Steib, einen Velorex und einen Watsonian. Schöne Maschinen.

Jetzt mache ich mich aber wirklich auf den Heimweg, muss schliesslich noch die Abholung der kleinen RT für morgen organisieren. Bei einer Pinkelpause nahe Rixfeld rollt doch tatsächlich mein Gespann einfach los und bewegt sich langsam aber zielsicher auf einen Graben zu. Nur mit einem beherzten Spurt mit offener Hose kann ich verhindern, dass meine ES tief im Strassengraben liegt. Das hätte ja wirklich noch gefehlt. Aber ich kann's verhindern und mache mich auf die letzten 40 km bis nach Mücke.