Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
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Eine Harris Matchless G80 mit Rotax-Motor aus dem Jahre 1989: Britisch-österreichisch-italienisch-deutsche Coproduktion. Aber sowas von schön …
Dennoch musste sie Anfang 2015 einer 900er Thunderbird weichen. Und 2016 ging auch dieser wunderschöne Dreizylinder wieder. Aber ganz ohne englische Motorräder? Mag ja gehen, ist aber ein sinnloses Leben.
Ein prallvoller Samstag ist das heute, fast zu voll, um noch eine kleine Motorradrunde zu drehen: Spaziergang mit Yellow, Besuch bei Egon mit langen Diskussionen über Tula-Vergaser und Ladeflächen, eine Durchsicht der G80 in Sachen Elektrik und dann noch das Umräumen in der Scheune für einen möglichen Neuzugang am Sonntag – und zack, ist es schon wieder 15:00.
Das Wetter ist nicht mehr ganz so schön wie Mitte der Woche, es ist grau und es kommen auch mal ein paar Tropfen herunter – aber die Temperaturen sind mit 8-12 °C noch ganz ordentlich. Ich beschließe, die Matchless G80 aufzutanken und die Fahrt dazu zu nutzen, mich mit dem Ankicken in allen Betriebszuständen des Motors vertraut zu machen. Ein bisschen macht mir das Angst, denn ich weiß natürlich, wie zickig der Rotax beim Kicken sein kann – kann, nicht muss. Und der Gedanke, nach dem Tanken an der Zapfsäule zu stehen und zu kicken, bis der Schweiß läuft ist nicht sehr verlockend. Aber ich muss dadurch und habe keine Alternative.
Yellow fährt für sein Leben gern in meinem kleinen Jimny mit, aber heute wird das nix - wir laufen, und zwar 90 lange Minuten durch Wald und Feld.
Schrauben an Engländern in einem Hinterhof in Birmingham - aber in Wahrheit sind das beides Pseudo-Engländer und der Hinterhof befindet sich am Rande des Vogelsberges.
Die Matchless bekommt neue Benzinschläuche und ich überprüfe die Elektrik unter Tank und Sitzbank. Zwei Stecker muss ich erneuern und alle anderen Verbindungen werden gereinigt und mit Polfett behandelt. Außerdem bearbeite ich die billigen italienischen Chromfelgen mit Autosol gegen Flugrost. An der W650 gibt es derzeit nichts zu schrauben.
So schön die Matchless auch aussieht, so schrecklich sind einige ihrer Anbauteile qualitativ. Die Felgen, unglaublich miese Spiegel von BUMM, ebenso schlechte Armaturen von Magura - aber das sind alles Dinge, die sich ändern lassen - später. Jetzt bekommt die G80 einen kleinen Tankrucksack aufgesetzt und ich begebe mich in den Umkleideraum. In 10 Minuten wird zur ersten richtigen Ausfahrt gestartet.
Das Ankicken in kaltem Zustand hab ich ja schon mehrfach trainiert und das klappt auch heute ganz gut. Sorgen macht mir das Starten in halbwarmem Zustand und so stoppe ich nach 20 km um zu sehen, wie das ausgeht. Das ist der letzte Test vor dem Tanken. Und der Test verläuft gut: Der Motor kommt beim ersten Kick. Das macht mir ein wenig Mut.
Nach diesen ersten 20 km kann ich sagen, dass die G80 sich völlig anders fährt als die Silverstar - trotz des grundsätzlich ähnlichen Konzeptes. Wirklich schlecht sind die unsäglichen BUMM-Spiegel, die Scheibenbremse ist äusserst mäßig und ohne richtigen Druckpunkt, die british-französische Mischbereifung von Avon und Michelin überzeugt gar nicht - kurz: Das Fahren mit der Matchless macht einen Heidenspaß und versetzt mich in die siebziger Jahre zurück. Wunderbar!!!
Jetzt habe ich die Betankung hinter mir und zu meiner Erleichterung verlief auch die perfekt: Getankt, gewartet, bezahlt - und dann ein Kick und der Rotax bollert los. Jetzt kann ich mich ohne Bedenken tiefer in den Vogelsberg hinein wagen - aus Spritmangel werde ich jedenfalls nicht liegen bleiben. Einen erzwungenen Stop gibts später aber doch: Die Drecks-Spiegel verdrehen sich bereits vom Fahrtwind und ich muss die Schrauben fest knallen. Die hübschen Instrumente zeigen ganz gut an - der Drehzahlmesser aber nur bis 5500 Umdrehungen - darüber überschlägt er sich fast und kreiselt irgendwo zwischen 6- und 10.000. Sind aber auch nur Peanuts und stört mich nicht wirklich. Beim Fahren fühle ich mich aber tatsächlich wie auf einem älteren Engländer - hab ja in der Vergangenheit einige Fahrten auf Triumph, BSA und Norton machen können und von der Sitzposition und dem Handling her ist die G80 diesen Klassikern sehr ähnlich. Vom Motor her natürlich nicht.
Nach 80 km bin ich wieder am Freienseener Kreuz, wo es nach Laubach, Mücke oder Schotten abgeht. Das war eine richtig gute Fahrt mit der Matchless, aber es gibt auch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern. Dabei denke ich an Heidenau-Bereifung, eine Überarbeitung des Vergasers, der im unteren Bereich sehr unkultiviert läuft und mit den Armaturen bin ich nicht so recht zufrieden. Muß ja auch immer was zu ändern und zu verbessern haben. Ähnlich war es anfangs auch mit der Silverstar, die dann so nach und nach Alufelgen, eine verbesserte Elektrik und den legendären Magura 307 bekommen hat.
An dieser Stelle wollte ich das ausgezeichnete Startverhalten per Kicker noch einmal dokumentieren. Schließlich ist die Matchless bei jedem, wirklich jedem, Halt sofort und auf den ersten Kick wieder angesprungen. Also mal schnell ein Mini-Video erstellt – und was passiert dabei: Die Maschine springt natürlich nicht auf den ersten Kick an – ich brauche doch tatsächlich zwei Versuche. Klassischer Vorführeffekt.
Mittlerweile ist es wieder kälter geworden und ab und zu gibts sogar mal so eine Art Sprühregen. Deshalb mache ich mich auf die letzten 5 Kilometer nach Hause und damit ist die erste richtige Ausfahrt mit meinem Retro-Engländer beendet. Hat ebenso viel Spaß gemacht wie der kleine Trip am Mittwoch mit der W650 – diese beiden Maschinen passen prima zusammen. Und morgen gehts auf einen längeren Ritt nach Luxembourg – mit PKW und großem Hänger. Wenn alles gut verläuft, steht dann morgen um diese Zeit ein passendes Gespann auf dem Hof. Aber das gibt natürlich eine eigene Geschichte.
Gestern beim Besuch bei Reinhard habe ich ein ganz kleines bisschen beim Rollout der Honda-Enduros geholfen. Ruckzuck waren die XL250 und die XL350 fertig und bereit für die Fahrten des Jahres 2012. Diese kleine Aktion hat mich dazu animiert, den heutigen Sonntag als Schraubertag anzugehen und meine drei Motorräder mit Rotax-Motor startklar zu machen. Mal sehen, wie weit ich komme mit meinem Rotax Rollout.
Aber vor die Schrauberei haben die Götter 90 Minuten Spaziergang mit Yellow gesetzt – das hat immer hohe Priorität und daran kann auch der heutige Rollout nichts ändern.
Nach der relativ langen Eiszeit tut so ein sonniger Morgen mit deutlichen Plus-Temperaturen Mensch und Hund richtig gut. Du kannst zusehen, wie die Strassen immer trockener werden und wenn alles gut geht, verschwinden auch die Tonnen von Streusalz allmählich wieder. Yellow ist das natürlich völlig egal - der Markknochen ist eindeutig wichtiger.
Auf dem Rückweg sehen wir in Nieder-Ohmen am DGH dieses Gefährt - und da wird mir klar, dass Heute in Merlau und Flensungen der Mücker Faschingsumzug stattfindet. Nun ist Fasching für mich zwar ein absolutes NoGo, aber ich denke ernsthaft darüber nach, mal kurz vorbei zu schauen. Grund: Der örtliche Faschingsverein hat Egon eingeladen, mit seiner Tula am Umzug teilzunehmen - und der Verräter hat zugesagt. Aber letztendlich siegt meine Faschingsmuffelgesinnung und ich lass es bleiben.
Wieder zuhause gehts direkt in die Arbeitsklamotten und die Arbeiten am Rotax-Rollout beginnen. Das Silverstar Gespann, die Solo Silverstar und die Matchless G80 sollen aus dem Winterschlaf geweckt werden. Ich beginne die Aktion mit dem Silverstar Gespann. Hier reicht ein wenig putzen, etwas ölen und mal so allgemein alles durch zu schauen. Die dicke Autobatterie im Seitenwagen hab ich diesen Winter nicht mal ausgebaut und geladen - und es zeigt sich, dass das auch OK so war. Die Batterie dreht den österreichischen Eintopf prima durch und er springt auch gut an - geht aber zunächst immer wieder aus. Das führe ich auf den immer schlechter gewordenen Sprit zurück - und vielleicht hätte ich auch mal den Vergaser reinigen sollen. Aber diesmal gehts noch so.
Hier könnt ihr die zahlreichen Startversuche des Gespann sehen. Im Prinzip nichts Schlimmes, aber bei jedem unkontrolliertem Ausgehen des Motors mache ich mir Sorgen um den etwas empfindlichen Freilauf des Rotax.
Nachdem das Rotax-Gespann ordentlich läuft und dann auch per Kickstarter gut anspringt, wende ich mich der Matchless zu. Hier hatte ich die Batterie ausgebaut und regelmässig geladen und desulfatisiert. Weiterhin ist geplant, die Batterie mit einem zweipoligen Stecker zu vershen, damit sie in Zukunft ohne Werkzeug ausgebaut werden kann. Und dann gehts ans Starten. Man erinnere sich: Die Matchless hat keinen E-Starter und ich weiss, wie zickig der Rotax beim Kicken sein kann.
Nun wird der zweipolige Stecker von Phoenix Contakt an die Batterie gebaut. Ist ja eigentlich eine Kleinigkeit, aber ich habe Mühe, in meinem Durcheinander passende Leitungen und Aderendhülsen zu finden. Aber irgendwann ist auch das erledigt .....
..... und die Batterie verschwindet im Rahmendreieck der british-österreichisch-italienisch-deutschen Coproduktion. Dann gehts ans Starten, und zu meiner Überraschung springt die Maschine ganz ordentlich an.
Nachdem die Matchless so prima angesprungen ist, lasse ich sie etwas zu lange im Stand tuckern – so lange, bis die Zündkerze feucht wird. Das zeigt mir, dass die Vergasereinstellung nicht optimal ist, aber das gute Anspringen hindert mich daran, etwas am Vergaser zu ändern. Jetzt gehe ich auf eine kleine 5 km Probefahrt.
Aber vor der Probefahrt baue ich jetzt endlich das richtige Kennzeichen an. Diesmal schaffe ich es sogar, das Nummernschild ziemlich gerade anzubauen - ungewöhnlich.
Aber dann gehts auf die Strasse, die mittlerweile komplett getrocknet ist. Einmal Sellnrod und zurück sind gerade mal 6 km und dann wirds auch empfindlich kalt - klar, denn als einzige Motorradbekleidung habe ich den Helm, alles andere ist Schrauberbekleidung.
Dann kommt Reinhard kurz vorbei, der die kleine Honda XL 250 heute einer richtigen Probefahrt unterzieht, Das macht Sinn, denn bevor die Enduro an Suse übergeben wird, muss alles tiptop und perfekt sein. Einen kleinen Test mit "little Honda" mache ich auch - natürlich standesgemäß über Feldwege und Wiesen. Der kleine Motor schnurrt wie ein Kätzchen - eben perfekt.
Dann gehts weiter mit dem Rotax-Rollout: Die Solo Silverstar ist an der Reihe. Für die hatte ich bereits im Herbst eine neue Gelbatterie besorgt, die jetzt eingebaut wird.
Der neue Gel-Akku hat natürlich die gleichen Maße wie der alte Bleiakku - aber der Befestigungsbügel passt nicht mehr. Der liegt nämlich in dem Kanal mit den Batteriestopfen - und so etwas hat der Gel-Akku eben nicht mehr. Da muss ich etwas basteln. Der neue Akku dreht den Anlasser so kraftvoll durch, dass der Motor sofort anspringt - das war jetzt mal ein Kinderspiel.
Ob per Anlasser oder mit dem Kickstarter: Die Solo Silverstar zeigt sich heute von ihrer besten Seite und springt sofort an – so soll es sein.
Überraschung: Weiterer Besuch findet sich ein. Regina, Reimund und Sven schauen nach einem Besuch auf dem Hoherodskopf herein. Da lasse ich mich doch gern aufhalten - bin aber eigentlich sowieso durch: Alle drei Rotaxe laufen schliesslich.
Reimund findet Gefallen an der W650 und sie passt auch tatsächlich sehr gut zu ihm. Kein Wunder, als ehemaliger Laverdatreiber und Beinahe-Norton-Fahrer passt die Kawasaki natürlich in sein Beuteschema.
Nachdem die drei wieder auf dem Weg nach Berfa sind, beschliesse ich, auch noch die W650 in Betrieb zu nehmen: Etwas Kettenpflege, Öl auf die Züge und dann mal versucht, den Königswellentwin anzukicken. Tatsächlich klappt das – und wie! Ein Tritt, und der Langhuber läuft. Da könnte ich glatt auf einen Anlasser verzichten – besser als an der Matchless. Ist eben japanische Qualitätsware.
Kein schlechter Sonntag heute: Tolles Wetter, erfolgreiches Rollout, nette Besucher und sogar eine kleine Endurofahrt – so lässt sichs aushalten.
Heute nehme ich mir Zeit für eine Bestandsaufnahme der Matchless G80 und vor allem der großen Ersatzteilkiste. Bei der Gelegenheit versammele ich auch gleich meine drei Motorräder mit Rotax-Motor im Hof – ein angenehmer Anblick. Jetzt fehlt allerdings noch eine Enduro mit Rotax-Motor. Ich denke da an eine KTM, eine Puch oder, noch besser, an eine Armstrong aus britischen Armeebeständen – dann wäre das Quartett perfekt. Aber halt, ich will ja reduzieren und nicht wieder in den Aufrüstungswahn verfallen.
Da stehen sie in Reih und Glied, meine drei Grazien mit Rotax-Motor.
Mit der Retro-G80 hat Harris ein optisch extrem hübsches Motorrad auf die Räder gestellt. Klar, auch die Silverstar ist ein schönes Motorrad, aber die klassische Eleganz der Matchless hat sie nicht.
Jetzt schnell ein Kennzeichen an die Matchless geschraubt und dann ein wenig durch den Ort getuckert.
Nun mache ich mich über die Kiste mit Ersatzteilen her. Sind schöne Dinge dabei und einige Teile sind noch original verpackt und tragen den Triumph- oder Harris-Aufkleber.
Hier eine kleine Auswahl der mitgegebenen Teile: Ein kompletter Hinterradantrieb, Blinker, Armaturen, Rahmenteile, Seitenständer, Dichtungen, Zahnriemen, Achsen, Vergaser usw ......
Dann mache ich mich erneut an einen Startversuch. Ich erinnere daran: Diese Matchless hat keinen E-Starter. Und gestern hab ich ganz schön kicken müssen, bis die Maschine lief. Ich kann aber sagen: Heute liefs besser. Wichtig war, den kalten Motor ohne Choke zu starten. Ist zwar ungewöhnlich, aber so verhält sich meine Matchless im Moment eben. Seht selbst:
Der heutige Mittwoch wird ein Tag der Transporte werden. Dank der Unterstützung von Reinhard und seinem A6 samt Hänger werden wir alle derzeit ausstehenden Transporte erledigen – und das sind einige:
– Abholung der Harris Matchless G80 aus Mühlheim/Main
– Transport der Suzuki DR400 aus Mücke nach Grünberg
– Das Sputnik-Boot wiederum von Grünberg nach Mücke verbringen
– Das Superelastik-Boot aus dem Ebsdorfergrund nach Mücke holen.
Eine logistische Großaktion also – aber wir haben alles erledigen können. Für mich persönlich das Wichtigste war natürlich die Aktion mit der Matchless, endlich habe ich dieses überirdisch schöne Motorrad zuhause und kann mich damit beschäftigen.
Hier haben wir bereits fast alle Transportaufgaben des heutigen Tages erledigt und auf meinem kleinen Innenhof stehen zwei neue Singles: Die Matchless G80 (nein, wie ist sie so schön...) und die Suzi DR400. Ja, ich möchte gern ein wenig Enduro fahren.
Die DR400 hatte ich bereits am alten Standort ein wenig gestript, der Motor hat einen Probelauf hinter sich und am liebsten würde ich gleich damit beginnen, die 400er wieder auf die Strasse zu bringen. Aber ein wenig werde ich an der Optik machen müssen, der Kabelbaum muß komplett neu und ich möchte die elektrische Anlage auf 12 V hochregeln.
Die Suzi kommt sofort in meine kleine Werkstatt - das soll Ansporn sein, recht schnell mit den Arbeiten daran zu beginnen. Schliesslich möchte ich spätestens im Frühjahr den ersten Enduro-Trip machen.
Und jetzt zu meinem neuen Liebling, der Harris Matchless G80 - hab ich schon erwähnt, dass es sich dabei um ein Motorrad von ausgesuchter Schönheit handelt? Die Briten haben's einfach drauf .....
Nur rund 17.500 km gelaufen und in bestem Zustand. Die italienischen Instrumente und die deutschen Armaturen machen allerdings keinen besonders wertigen Eindruck. Im Gegensatz zu meinen Rotax-Emmen hat die G80 aber eine Ladekontrollleuchte - sehr schön.
Österreichischer Rotax-Motor, italienische Gabel, Stoßdämpfer und Bremsen, Tank von der 750er Laverda, deutsche Armaturen - aber eine englische Rahmenkonstruktion und immerhin in England montiert. Ich liebe dieses Motorrad!
Paoli-Gabel mit Anti-Dive-System. Zeitgenössische Berichte schreiben über dieses System, dass das beste daran wäre, dass es nicht funktioniert und die ordentliche Gabel nicht bei ihrer Arbeit stört.
Zum Motorrad gabs eine grosse Kiste mit meist neuen Ersatz- und Verschleißteilen. Besonders nett finde ich diesen Originalauspuff, der laut Auskunft von Ralf aber unerhört laut sein soll. Aber er ist sehr hübsch und probieren will ich den schon mal.
Ein Blick durch den Auspuff läßt mich an der unzulässigen Lautstärke keinen Augenblick zweifeln. Und dennoch .....
Die Ersatzteilkiste enthält interessante Dinge, mit denen ich mich im Detail erst Morgen beschäftigen werde.
Ein auffälliges Teil ist der originale 36er Del'Orto Vergaser. Derzeit ist ein kleinerer Vergaser montiert und ich muss sehen, welcher das ist. Eine britische Motorradzeitschrift schrieb aber bereits vor Jahren, dass der 36er zu groß sei und vermutlich die Ursache für das schlechte Startverhalten ist.
Ein schönes großes Werkzeugfach findet sich unter der Sitzbank - ähnlich wie bei den alten /5er BMWs. Da geht ordentlich was rein.
Aufkleber des belgischen Händlers, von dem die G80 stammt.
Das Typenschild.
Nach dem ersten Kennenlernen und diversen Kickübungen verschwindet die britische Schönheit in der Scheune bei meinen beiden Silverstars. Das passt, und hier sind die schönen 500er in bester Gesellschaft. Hoffe, dass ich in den nächsten Tagen zur ersten Probefahrt kommen werde.
Habe ich schon erwähnt, dass diese Matchless keinen elektrischen Anlasser hat? Und ich weiß, wie zickig der Rotax mit dem Kickstarter sein kann. Und obwohl ich durch meine Silverstars seit Jahren mit dem Rotax vertraut bin, habe ich ordentliche Probleme, den Big Single into live zu kicken. Die alte Erfahrung, dass jeder Rotax anders und individuell reagiert, bestätigt sich hier. In kaltem Zustand bekomme ich die Maschine halbwegs ordentlich ins Leben gekickt, aber als der Motor ein wenig warm geworden ist, tue ich mich sehr schwer mit der Kickerei. Ein bisschen peinlich ist das schon für einen alten Rotaxtreiber …
Weitere Versuche mit halbwarmem und warmem Motor verlaufen etwas besser, aber zwischendurch geht auch mal gar nichts. Den richtigen Kick habe ich jedenfalls noch nicht raus. Das heisst üben, üben, üben. Hab ja auch bei meinen Emmen einige Zeit gebraucht, bis ich das Startverhalten ergründen konnte. Und aufgrund des Del’Ortos verhält sich diese Matchless wieder etwas anders.
Seit der Entdeckung der ebay-Kleinanzeige mit der G80 schlafe ich nicht mehr gut! Dann musste auch noch der erste Besichtigungstermin verschoben werden, aber heute, am Tag der Deutschen Einheit, ist es soweit. Bereits um 7:00 bin ich mit der gelben SV startklar, denn ich muss vor 10:00 am Ziel sein. Dazu muss man wissen, dass ich mich im Rhein-Main-Gebiet quasi überhaupt nicht auskenne und mit einigen Verfahrern rechne.
Um 7:00 ist es noch dunkel, kalt und nebelig – andererseits sind die Strassen noch menschenleer. Da fahre ich eigentlich am liebsten und auch heute gefällt mir diese Fahrt in den beginnenden Tag hinein.
Der Tank reicht noch für ca. 100 km, das sollte genügen. Aber meine Geldbörse ist ziemlich leer und das kann mir nicht gefallen. Wer weiß, ob ich nicht doch ein wenig Bares benötige. Also erst einmal nach Grünberg an den Geldautomaten der Sparkasse. Auch hier bin ich um diese Zeit völlig allein.
Über Grünberg und Hungen geht's in die Wetterau. Auf den Wiesen und Äckern hängt überall der Frühnebel - ein hübscher Anblick. Hier entschliesse ich mich, in Wölfersheim und bis Bruchköbel auf die Autobahn A45 zu fahren.
Auf den gut ausgebauten und um diese Zeit noch leeren Strassen der Wetterau komme ich gut voran - natürlich unter völliger Missachtung des Landstrassen-Limits von 100 km/h. Jetzt geht die Sonne als glutroter Ball auf und verspricht erneut einen warmen und schönen Tag.
Sehr schnell erreiche ich die Auffahrt Wölfersheim und tuckere zwischen 130 und 150 km/h in Richtung Hanau. Auch die Autobahn ist noch herrlich leer, aber es wird wieder nebeliger und der Asphalt ist stellenweise richtig nass.
Eine Pinkelpause gönne ich mir auf dem leeren und leicht verschmuddelten Parkplatz wenige Kilometer vor der Abfahrt Erlensee. Dort verlasse ich aber die A45 und quäle mich durch etliche schlecht beschilderte Orte und grauenhafte Umleitungen über Erlensee, Bruchköbel, Mittel- und Wachenbuchen nach Maintal. Dort muss ich in Dörnigheim die Fähre über den Main finden, was auch nicht gerade einfach ist.
Aber es gelingt - ohne Navi und ohne Karte, aber mit der freundlichen Unterstützung einiger Einheimischer. Eine nette Dame in Bruchköbel versetzt mich beinahe in Panik als sie berichtet, dass die Fähre in Dörnigheim wegen Wartungsarbeiten nicht fährt, aber das erweist sich zum Glück als Irrtum. Später erfahre ich, dass die Rumpenheimer Fähre gerade still steht , also war es nur eine kleine Verwechselung. Hier habe ich die Anlegestelle gefunden und warte auf die Rückkehr der Fähre, was nur wenige Minuten dauert.
Für 60 Cent bringt mich der Fährmann über den Main. Ich liebe Wasser und Fähren und geniesse auch diese kurze Fahrt entsprechend.
Bereits die letzten Kilometer waren wieder sehr nebelig und auf dem Main ist der Nebel noch stärker.
Der Ferryman bringt uns heil über das wilde Gestade und nach ein wenig Sucherei finde ich auch den Ortsteil Dietesheim. Ich erinnere mich, hier vor ein paar Jahren mal eine Hessische Meisterschaft im Grosskaliberschiessen mitgemacht zu haben und es fällt mir ein, dass ich damals ähnlich intensiv suchen musste. Habe aber sehr gut geschossen und einige Titel geholt und das gibt mir Hoffnung auf einen erneut erfolgreichen heutigen Tag. Jetzt habe ich mein Ziel erreicht und es ist noch nicht einmal 9:00.
Und das ist der Grund meiner heutigen frühen Fahrt: Eine Harris Matchless G80 aus den 80er Jahren mit dem 500er Rotax-Motor, wie er mir aus meinen Emmen wohlbekannt ist. Ralf, der Anbieter, wollte damals unbedingt und um jeden Preis dieses Motorrad besitzen und hat auf der Veterama das Prachtstück gekauft. Gefahren hat er es aber so gut wie nie - aber haben wollen reicht auch für mich als Grund völlig aus.
Wir schieben die schöne G80 aus dem engen Hausflur und ich betrachte sie mir ausgiebig. Die englische Schule ist klar erkennbar, obwohl viele italienische Zutaten benutzt wurden: Del'Orto Vergaser (36mm), Pailoli Gabel und Federbeine sowie Brembobremsen. Nach wenigen Sekunden - es mögen auch Milisekunden gewesen sein - bin ich entschlossen, die Matchless zu kaufen.
Das Konzept der Matchless ähnelt durchaus dem der MZ Silverstar, scheint aber konsequenter und mit besseren Zutaten umgesetzt zu sein. Dazu ist die englische Linie sehr gut getroffen und das passt einfach.
Die hintere Bremsanlage kommt mir extremely british vor .....
.... wozu besonders die konische Radnabe beiträgt. Also was soll ich sagen: Ralf und ich sind uns ruckzuck handelseinig, ich hinterlasse eine Anzahlung und packe dafür schon mal etliches an Dokumentation in den Tankrucksack. Abholen werde ich die G80 später.
Zufrieden mit der Aktion trete ich gegen 10:00 wieder die Heimreise an. Jetzt finde ich die Mainfähre sofort und freue mich auf eine weitere kleine Überfahrt.
Der Nebel hat noch einmal an Intensität zugenommen. Für die Rückfahrt verzichte ich auf die Autobahn-Benutzung und quäle mich anfangs wieder durch den Frankfurt-Hanauer Speckgürtel und halte dann über Nidderau auf Friedberg zu. Spätestens ab da kenne ich mich wieder ganz gut aus.
Einmal verfranse ich mich aber noch und bemerke erst hier, am EON-Wasserkraftwerk, dass ich mich quasi schon in Hanau befinde. Also zurück nach Maintal.
Nidderau, Niddatal, Wöllstadt, Friedberg, Reichelsheim, Echzell - ohne Pause treibe ich die SV jetzt bis hoch auf den Berg von Stornfels, dem letzten Ort der Wetterau. Dahinter beginnt schon wieder der Vogelsberg und nun bin ich sehr bald zu Hause. Das muss auch so sein, denn in Lardenbach ist heute Oktoberfest und da will ich mir eine schöne knusprige, salzige und fette Haxe holen. Und so geschieht es.
Rein lesetechnisch sind die nächsten Abende gerettet - und die Themen werden dabei nur Matchless und Rotax heissen. Die nächste Frage ist jetzt aber, was ich nun verkaufen und abgeben soll - denn im Prinzip reite ich nach wie vor auf der Welle der Vernunft und reduziere meinen Fuhrpark. Das mag im Moment anders aussehen, aber es gilt nach wie vor. Ihr werdet sehen!