Originalität ist alles

Eigentlich neige ich ja durchaus zu Umbauten und Modifikationen an Motorrädern – aber die DR400 hat mich bekehrt. Der Vorbesitzer hatte die Auspuffanlage modifiziert und den Vorschalldämpfer weggelassen – das gab einen klasse Sound und hat ein paar Pfund Gewicht gespart. Damit die Suzi vernünftig lief, hatte er auch den Vergaser völlig umbedüst. So weit, so gut – nur habe ich die Maschine mit diesem Setup nicht vernünftig ans Laufen gekriegt. Irgend ein Parameter war wohl verstellt und seit dem Wiederbeleben der Suzi bei mir hat der Motor ab 4500 Umdrehungen extrem stark gebockt. Und ich habs einfach nicht hinbekommen.

Deshalb dann der Rückbau der Auspuffanlage und der Einsatz eines serienmäßigen Vergasers. Die gestrige kurze Probefahrt verlief zufrieden stellend und heute werde ich eine etwas längere Testfahrt unternehmen.

Aber wie üblich beginnt mein Tag mit einem schönen langen Hundespaziergang mit Yellow – aber ganz ungetrübt verläuft diese Aktion auch nicht.

In der Burgschoan treffen Yellow und ich seine eigentliche Besitzerin Ellen, die mit ihrem zweiten Hund Laurent ebenfalls hier spazieren geht.

Natürlich freuen die beiden Kumpels sich über die Begegnung und tollen gemeinsam über die Wiese, die quasi über Nacht von grau-grün ins pralles Gelb gewechselt ist. Dummerweise entdecken die beiden plötzlich ein Eichhörnchen und hetzen es auf einen Baum. Unten benehmen sich die beiden wie Killer und hören natürlich für keine fünf Cent mehr. Ich muß tatsächlich über einen Seitenarm der Ohm springen, um die beiden Mistköter zu schnappen. Wenn’s gilt, sind die Biester einfach nicht zu halten. Ich glaube, jetzt muß ich andere Saiten aufziehen. 🙁

Dann trennen sich unsere Wege und ich gehe mit Yellow noch einen längeren Gang in Richtung Kratzberg. Angesichts der Eichhörnchen-Attacke gibts heute einige Drill-Übungen, aber lange kann ich dem Burschen nicht böse sein. Dann aber ab nach Hause und hinein in die Motorradklamotten.

Die kleine Fahrt beginnt mit einem Ausflug nach Ulrichstein – einmal weil ich sowieso tanken muß und zum zweiten gebe ich den Vergaser der DR400 bei TomBike zu einer Ultraschallreinigung ab.

Von Ulrichstein ziehe ich über das Gilgatal grob in Richtung Hoherodskopf, wobei immer wieder Passagen auf Feld- und Wirtschaftswegen ins Programm genommen werden. Ihr glaubt ja nicht, wie viele solche Abzweige es hier im Vogelsberg gibt – Unmengen.

Hinter Breungeshain halte ich erneut am Großgehege mit Lamas, Alpakas und Eseln. Ob die Tierchen mich noch vom letzten mal erkennen? Sollen ja clevere Zeitgenossen sein. Und zumindest bei den Eseln habe ich das Gefühl: Ja, sie erkennen mich wieder. Bin mir aber nicht sicher.

Plötzlich Theater im Freigehege! Diese beiden Lamas treiben irgend etwas mit- oder gegeneinander. Spielen sie miteinander, Prügeln sie sich oder ist hier gar Erotik im Spiel? Das Gesabber des weißen Tierchens lässt mich das letztere vermuten – bin aber wieder nicht sicher. Bernhard Grzimek hätte es gewusst.

Es ist nur ein Katzensprung zum Oldtimer Cafe – also fahre ich hin. Ein Stück Kirmeskuchen, eine Schorle und ein bisschen Smalltalk mit Matze und zwei frühen Gästen kann ich gerade gut gebrauchen. Schön, wie gut meine kleine Enduro beim Publikum ankommt – dass freut den Youngtimerfahrer natürlich. Das Gebrabbel meines Smartphones aus der Jackentasche hingegen irritiert. Und als ich gar erkläre, dass dies meine runtastic-App ist, die mir meinen schlechten Reiseschnitt vorhält und zum Weiterfahren rät, ist von Geschäftsschädigung der Gastronomie die Rede. 🙂 Ach ja: W-Fahrer sind zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vertreten.

Ich beuge mich dem Druck der runtastic-App und ziehe weiter – zunächst über Sichenhausen ins schöne Busenborn, wo das Ortsschild leider nicht zu lesen ist.

Einartshausen, Stornfels, Ulfa – wunderbare Orte in herrlicher Umgebung. Und die gute Suzi schnurrt, ohne auch nur ein einziges mal zu bocken. Manchmal geht eben doch nichts über Originalität – aber nur manchmal.

Das besonders hübsche Horlofftal durchquere ich zum großen Teil über solche Wege. Was nicht verboten ist, ist erlaubt – oder? Mit der jetzt sehr leisen Suzi kann ich doch niemanden stören.

Nahe der Heimat fahre ich nach Lumda zu Doro und Andreas. Deren Fuhrpark hat sich in den letzten Monaten enorm vergrößert und heute ist noch Andreas Bruder mit der schönen Kawa zu Besuch. Dnepr, MZ, Husquarna, Kawasaki, Honda – alles ist vertreten, darunter gleich drei Gespanne.

Letzte rast an diesem ruhigen Ort, um die per GPS mitgeschriebene Route vom Handy abzuschicken – weil ich zuhause keinen Empfang habe. Ist in kurzer Zeit erledigt und dann gehts über eine letzte Geländeeinlage heim.


Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0

Angekommen zu Hause lade ich die meine Route des heutigen Tages von der runtastic-Homepage herunter. Das waren gute 125 km bei unglaublichem Sommerwetter bis zu 29°C. Eindeutig war ich zu dick angezogen – die Rohleffjacke hatte sogar noch das Futter drin. Wenn es morgen auch so heiß wird, muss ich meine Kleidung anpassen. Das beste aber war, dass die Suzi so gut gelaufen ist – original ist eben original.

 

Session started …

… das sagt die runtastic-App meines Samsung Galaxy zu mir, wenn ich einen Fußmarsch, eine Fahrradtour oder einen Motorradausflug via GPS mitschreibe. Heute, an diesem unglaublich kalten Ostersonntag, logge ich meinen kleinen Spaziergang mit Leihund Yellow mit. Und das ist unsere morgendliche Route:

5 Kilometer und einmal um Nieder-Ohmen herum, das ist unsere heutige Route.

Zweifellos einer der schönsten Hunde der Welt: Leihhund Yellow aus Rumänien.

Heute ist der Bursche aber auch besonders brav und stellt rein gar nichts an - ob mit ihm etwas nicht stimmt?

 

Jetzt noch 1, 2 Pfündchen weniger und wir haben den perfekten Begleithund. Nach etwas mehr als einer Stunde beenden wir unseren heutigen Ausflug, nachdem es noch fast eine Rauferei mit einem riesigen Berner Sennenhund gegeben hätte - aber daran war Yellow unschuldig.

Danach mache ich mit der Suzuki DR400 weiter – ich muss doch in der Lage sein, den Kupferwurm dauerhaft zu beheben und dann ist da ja noch das Bocken bei höheren Drehzahlen. Die Suzi macht es mir wirklich schwer.

Ich baue jetzt zwei Sicherungen ein, eine in den Plus- und eine in den Minus-Pfad. Dazu mache ich den kleinen Gelakku steckbar. Oben links ist der dicke Gleichrichter zu sehen - der kann 96 A ab.

Jetzt nochmal an den Vergaser - und heute baue ich ihn komplett aus. Klingt banal, aber aufgrund der unglaublichen Enge ist das echt schwierig. Auf jeden Fall muss ich den Luftfilterkasten lösen, um ihn ein wenig bewegen zu können. Durch den umgebauten Auspuff wiederum kann der Luftfilter nicht einfach ausgebaut werden. Puh, was hat Suzuki schon damals kompakt gebaut. Ich denke ernsthaft darüber nach, statt des Luftfilterkastens einen schmalen K&N einzubauen - der müsste einen Flanschdurchmesser von 53 mm haben.

Mühsam versuche ich, die Düsenbeschriftungen zu entziffern. Durch den Auspuffumbau hat der Vorbesitzer auch größere Düsen verbaut. Ich meine, an der Hauptdüse 137.5 zu lesen. Mein Vergleichsvergaser hat dagegen eine 122.5er Düse drin. Die LLD könnte 51.0 sein.

Jedenfalls reinige ich noch einmal alles so gründlich ich kann und geize nicht mit starkem Luftstrahl.

Eine kleine Probefahrt ins Grüne muss natürlich sein. Und so überraschend warm es in der direkten Sonne ist, umso kälter ist es im Schatten und beim Fahren. Sehr schnell verfliegt mein Gedanke, heute noch eine längere Endurofahrt zu machen - ich belasse es bei den paar Probekilometern.

Ooops, da habe ich doch glatt gegen meine eigenen Parkregeln verstoßen und den japanischen Eintopf auf dem Platz geparkt, der nur und ausschließlich den W650 zugedacht ist.

Es ist viel passiert …

Sollte ein ganz ruhiger, ja geradezu ein müder Tag werden heute: Ein bisschen Hundespaziergang, ein wenig Fehlersuche an der DR400, ein kleiner Enduro-Ritt und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Wie so oft im Leben ist die Realität eine Winzigkeit anders – der Tag bringt insgesamt recht viel Neues. Gut so.

Der Hundespaziergang muss heute mit zwei Hunden stattfinden – und ich kenne die Brut ja mittlerweile: Zusammen sind Yellow und Laurent eine kleine Gangsterbande – und entsprechend verläuft unser Ausflug. Als Höhepunkt fällt Yellow einen harmlosen Jogger an und ich muß mich ordentlich ins Zeug legen, den Herrn zu beruhigen.

Hier wirken die beiden weißen Mafiosi ja noch nett und putzig, aber das Unheil deutet sich schon an: Die Brüder hören für keine fünf Pfennig und in wenigen Minuten werden sie einen Jogger anfallen. Aber ich kann den Mistkröten einfach nicht richtig böse sein .....

Dann gehts wieder an die Fehlersuche der DR400: Das Bocken ab 4500 Umdrehungen ist noch immer nicht beseitigt. Heute nehme ich mir die Spritversorgung vor und baue einen anderen Tank mit funkelnagelneuem Benzinhahn an. Desweiteren überprüfe ich den Kerzenstecker, dessen inneren Clip ich tatsächlich um eine achtel Umdrehung anziehen kann. Und ich baue wieder die originale Zündbox ein.

Leider bemerke ich bereits auf der kleinen Probefahrt um den Block herum, dass ich das Problem auch heute nicht gelöst habe. Das Verhalten ist marginal besser geworden, aber nach wie vor vorhanden. Mittlerweile glaube ich aber, dass es der Vergaser ist, der hier rumzickt.

Dennoch gehe ich danach auf eine richtige Testfahrt und es sollen mindestens 50 km werden. Und gleichzeitig werde ich etwas ausprobieren, was ich von Kollege Marco gelernt habe: Routenaufzeichnung mit dem Handy über GPS und eine App namens runtastic. Habe meine Zweifel, ob es klappt, denn Handys sind wahrlich nicht meine Welt.

Der polierte Tank wird aufgebaut, nachdem ich die gnadenlos aufgebohrten Gewinde für den Benzinhahn vorgestern ausgebuchst habe. Dazu wird ein nagelneuer Benzinhahn eingebaut und natürlich bekommt der Tank die DR400-Aufkleber von Reinhard. Muss zugeben, dass mir das hochglänzende Fäßchen gut gefällt.

Wenn ich so weiter mache, ist die DR irgendwann tatsächlich zu schade zum Fahren in Gelände. Aber so weit wird es nicht kommen.

Schnell den Glitzertank aufgefüllt und dann ab in die Pampas des Vogelsberges. Dabei bin ich immer auf der Suche nach Feldwegen und bewege mich heute zu 50% darauf - Asphalt bleibt die Ausnahme. Dabei entdecke ich einen schönen Pfad hinter Altenhain, der mich bis kurz vor Wohnfeld bringt.

Noch schöner und wesentlich länger dann später eine Route über Wirtschaftswege durch das Gilga- und Langwassertal. Irgendwann habe ich keine Ahnung mehr, wo ich mich befinde - bis ich in Kölzenhain wieder in die Zivilisation gerate. Nun gehts über ein Stück Bundesstrasse nach Feldkrücken.

Schon bei der Abfahrt war es kühl, grau und windig - mittlerweile ist es aber richtig kalt, stürmisch und es regnet auch immer wieder mal. Insgesamt bisher durchaus ein Wetter, was mir liegt und ich habe viel Spass an der Fahrt. Bis auf das Bocken läuft die Suzi prima und es gelingt sogar, sie ab und zu auf 5000 Umdrehung und damit knapp über 100 km/h zu treiben. Das geht natürlich nur auf den kurzen und seltenen Asphaltstücken.

Oha, der Regen wird dichter, die Wolken dunkler und der Wind wird zum Sturm. Die Regentropfen auf dem polierten Alutank sehe ich mit Missvergnügen und ein Blick auf den Himmel lässt mich jetzt allmählich den Heimweg antreten.

Auch im Regen ist der Vogelsberg wunderschön - aber nur, wenn ich mich lediglich 10 km vom heimischen Hof befinde. Da kann ich die durchnässte Jacke und die mittlerweile feuchten Stiefel locker in Kauf nehmen.

Zu Hause angekommen stelle ich fest, wie schmuddelig meine schmucke Suzi geworden ist. Ich kann nicht anders und gehe direkt mit dem ölgetränkten Lappen an die schlimmsten Stellen. Daran, dass meine DR400 aussieht wie aus dem Sumpf gezogen, muss ich mich erst langsam gewöhnen. Jetzt die nassen Klamotten auf die Veranda gehängt und dann schau ich mal, was mein Handy mit dieser Route gemacht hat.

Während der gesamten Fahrt von ca. 50 km hab ich das Handy mit der runtastic-App laufen gelassen und bin gespannt, ob die Route wirklich aufgezeichnet wurde. Und, welch Überraschung: Es hat alles prima funktioniert.

Das ist die Route des heutigen Tages, aufgezeichnet von runtastic auf meinem Samsung-Handy. Perfekt, ich bin wirklich ein bisschen begeistert und werde diese GPS-Aufzeichnung sicher öfter einsetzen.

Und ein wenig später bekomme ich ebenfalls über das Handy eine WhatsApp-Nachricht: Marco hat seit gestern ebenfalls eine Enduro: Eine wunderschöne Yamaha WR400 und ein Bild ist auch mitgekommen. Gut möglich, dass Marco unsere Deutschlandtour längs des Grünen Bandes jetzt mitfährt.

Das ist die WR400 in sehr gutem Zustand zum mehr als fairen Preis. Die 400er Klasse setzt sich durch - aber diese Yamaha ist natürlich eine andere Liga als meine 30 Jahre alte Suzi. Jetzt fahren möglicherweise zwei Hondas, eine Yamaha und eine Suzuki die Sommertour mit.


Drei Kreise auf einen Streich

Gestern Gespanntag – heute W650 Solo Tag, so ein Wochenende kann man aushalten. Wir, also Reinhard und ich, werden lediglich einen kleinen Umweg machen, um letztendlich Matzes berühmte Currywurst im Oldtimer Cafe zu genießen.

Vorher jedoch muss ich meine Pflicht als Leihhundevater erfüllen und meinen Freund Yellow sowie dessen Kumpel Laurent ein wenig durch die Botanik führen. Etwas früher als üblich, nämlich um 8:30 hole ich die beiden ab – hab dabei aber vergessen, dass es durch die heutige Zeitumstellung auf Sommerzeit ja quasi 1,5 Stunden früher ist. Schätze, ich habe die beiden samt Frauchen aus dem Bett geklingelt …..

Mit den beiden Gangstern an der Leine durch Nieder-Ohmen zu laufen - das halten meine Nerven heute nicht durch. Also packe ich die beiden weißen Wusel ins Auto und wir fahren auf den Kratzberg. Von dort aus traben wir ein Stündchen in Richtung Merlau und zurück. Die beiden Burschen toben und rennen, dass es nur so eine Art hat - eine Freude, dabei zuzusehen.

Genau so gern, wie die beiden durch die Landschaft toben, springen sie auch wieder ins Auto und erfreuen sich an der Fahrt. Vom Auto aus können sie nämlich ungestört alles lauthals anbellen, was ihnen begegnet: Spatzen, Fahrräder, Kinder, Autos, Häuser, Käfer - eben alles.

Um 11:00 dann zu Reinhard und wir fahren über Ulrichstein bis Lauterbach, wo es einen kleinen Halt auf Schloß Eisenberg gibt.

Auf dem Schloßhof spielen ein goldiges Kind und ein putziger Hund vor dem Waldorf-Kindergarten, der sich hier eingemietet hat.

Nächster Halt an der Marina, dem Niedermooser See. Über den Vogelsbergkreis sind wir ganz kurz in den Kreis Fulda eingetaucht und werden von hier aus ebenso kurz den Main-Kinzig-Kreis befahren. Das sind unsere heutigen drei Kreise.

Nach den drei Landkreisen erreichen wir dann pünktlich zur Mittagszeit das gut besuchte Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Hier erwarte ich, jede Menge W650 zu sehen und etliche W-Forums-Mitglieder kennen zu lernen.

Aber im Moment ist lediglich eine W auf dem Platz - und die ist auch schon in der Abfahrt begriffen. Aber Hans-Peter, der SR-Junkie, hält noch einmal kurz an und wir plaudern einen Augenblick über Ws im allgemeinen, neue SR-Auspuffanlagen, Navis und über W-Farbschemata. Ach ja: Die SR-Anlage ist eine akustische Offenbarung.

Neben Hans-Peters und meiner W ist diese 650er BSA das schönste Krad am OTC. Ist ja schließlich auch die Mutter der W1, die wiederum der Urahn unserer W ist. Eines steht fest: Seit ich W fahre, sehe ich scheinbar schöne Motorräder wie diverse Ducati, Guzzi oder was auch immer, etwas differenzierter. Lediglich ein paar alte Brit-Bikes können mich noch ins Schwärmen bringen.

Ein entscheidender Grund für unsere heutige Fahrt zum Oldtimer Cafe aber sind Kaffee und Currywurst - und diesen Dingen widmen wir uns jetzt.

Später erscheinen doch noch zwei weitere W650, aber ich kann die Besitzer nicht zuordnen und erkenne auch kein Gesicht. Ich brauche eine offizielle Einführung in den elitären Club der W-Fahrer - und zwar bald.

Noch eine kurze Runde an den parkenden Maschinen vorbei, dabei zwei NSU-Oldies gebührend bewundert - und dann brechen wir wieder auf. Es soll nach ganz kurz zum Falltorhaus gehen.

Am Falltorhaus ist noch mehr Betrieb als bei Matze - eigentlich für meinen Geschmack zu viel Gewusel. Hier ist selbst das Parken gefährlich, denn ein paar Fahrer von Riesenchoppern eiern durch die Reihen und es sieht jeden Augenblick danach aus, als würden sie ihre Eisenhaufen umschmeißen und dabei jede Menge unschuldiger Motorräder mit ins Verderben reißen. Zum Glück geht aber alles gut aus. Puh ....

Ein schöner Anblick, fotografiert speziell für Suse: Ein Trupp echter Enduristen hat seine Edeleisen auf einem kleinen Hügel geparkt. Hier ist alles vertreten, was in der GS-Szene Rang und Namen hat: KTM, Gasgas, Husquarna, Husaberg, Yamaha. Und diese Eisen werden eindeutig artgerecht bewegt.

Rein von der Lokalität her ist das Falltorhaus durchaus angenehm: Liegt schön, prima Gebäude, hübsche Außenanlage, geschmackvolle Innenräume mit schicker Wandbemalung .....

..... und hübsch anzusehenden Postern an den Wänden. Eigentlich alles passend zu alternden Ton-Up-Boys.

Eine gute Truppe junger Leute erscheint mit altem Vespa-Roller, Ex-BW-Maico und BMW 500 Gespann. Dann ziehen wir aber weiter und folgen ab Götzen einer älteren Norton, bis wir Richtung Altenhain abbiegen müssen.

Letzter Halt beim Enders in Atzenhain. Hier soll eine gut gebrauchte Honda XL 350 zu verkaufen sein, die wir aber im Showroom nicht entdecken können und die in der Werkstatthalle nur zu erahnen ist. Mal in der Woche nachfragen, denn Reinhard möchte seine XL bald wieder ans Laufen bringen. Nur Pegaso-Fahren ist nix für ihn. Nach 160 km ist dann der Tag für uns fahrtechnisch zu Ende - und hat auf der W viel Spaß gemacht.

 

 

Suzuki-Elektrik

Das Wetter ist so schön heute, dass ich glatte 2 Stunden mit dem Hundchen verbringe. Dabei scheint nicht einmal die Sonne, aber es ist klar, relativ warm, trocken und es will mir scheinen, dass wir uns exakt am Scheideweg Winter und Frühling befinden.

Aber natürlich kann ich heute nicht den ganzen Tag mit Yellow verbringen, denn meine gute alte Suzi wartet. Heute soll es nämlich an die Elektrik gehen, ein Thema, mit dem ich mich auskennen sollte und mit dem ich mich auch gern beschäftige. Aber bei der DR400 ist das ein wenig anders. Wie ich aus meinem ersten Motorradleben weiß, ist die Elektrik der 70er und 80er Jahre von japanischen Motorrädern ziemlich eigenartig, und ich meine, die von Suzuki besonders. Dazu habe ich vier unterschiedliche Schaltpläne meiner Maschine und außerdem will ich ja nicht einfach die Elektrik in Ordnung bringen (das ist sie nämlich eigentlich schon), sondern ich will einen Umbau von 6 V auf 12 V machen. Nachdem ich mich schon einen Augenblick vor dieser Aufgabe gedrückt habe, werde ich das heute angehen – ganz sicher.

Blau-grauer Himmel, bräunliches Gras, kahle Bäume und ein weiß-gelber Hund: Diese Mischung spricht mich heute seltsam an und irgend etwas sagt mir, dass es jetzt bald Zeit ist, diese Jahreszeit mit diesen Farben auf dem Motorrad zu erleben.

Malerisch liegt die Grillhütte in einem ehemaligen Bergbaugebiet. Und rundherum kleine Trampelpfade und Wiesen, die zu einer Endurofahrt einladen. Meine DR400 ist ja ein eher leises Motorrad und so hoffe ich, mit der Suzi nicht allzu viele Förster und Landwirte zu verärgern. Less sound - more ground, so hieß es schon 1970.

Hier komme ich mir vor wie am Meer und in den Dünen: Seegras und Algen könnten diese Gegend gebildet haben. Aber wir befinden uns im Vogelsberg.

Durch den langen Spaziergang heute komme ich erst um 11:30 in die Werkstatt. Noch ein kurzer Blick auf meine neuen Instrumente, und dann lege ich mir Leitungen, Schrumpfschlauch, diverse Quetschverbinder und das entsprechende Werkzeug bereit. Es geht an die Elektrik - jetzt.

Zunächst muss ein wenig umverdrahtet werden. Die Wechselstromversorgung für einige Verbraucher wird komplett gestrichen und das gesamte Bordnetz soll jetzt mit Gleichstrom aus der Lichtmaschine versorgt werden. Dazu muss ich zunächst den geschalteten Plus irgendwo abzwacken und dafür gibt es dann eine Verteilerstelle vorn am Rahmen in der Nähe der Zündspule. Bei der Gelegenheit werden sämtliche Steckverbinder in diesem Bereich geöffnet und mit Kontaktfett behandelt.

Kurzer Test: Die Elektrik funktioniert komplett, alle Verbraucher arbeiten. Die Instrumentenbeleuchtung erfolgt jetzt über LEDs. Ist nicht zu erkennen? OK, aber ich weiß, dass es so ist und durch den geballten Einsatz von LEDs spare ich etliches an elektrischer Leistung ein. Das einzige konventionelle Leuchtmittel ist die Scheinwerferlampe mit 35 Watt, alle anderen Beleuchtungsmittel zusammen brauchen jetzt nicht einmal mehr 10 Watt. Vorher waren das immerhin 75 Watt in Summe. Hoffe, dass dadurch die leicht schwächliche Lichtmaschine entlastet wird und dafür den Gel-Akku gut lädt.

Einen zweiten Verteilerpunkt für den geschalteten Plus lege ich ins Rahmendreick unter der Sitzbank. Meinen ursprünglichen Plan, eine kleine Sicherungsbox einzubauen, gebe ich wieder auf. Es bleibt jetzt wie beim Original bei einer einzigen Bordsicherung. Mit mehreren Sicherungen würde der jetzt vereinfachte Schaltplan wieder komplizierter werden und die vielen Klemmstellen sind alle mögliche Fehlerursachen. Also KISS - keep it simple and stupid.

Fertig - die Umverdrahtung ist beendet und es scheint alles zu funktionieren. Nicht eine Sicherung brennt mir durch und es steigen auch nirgendwo Rauchschwaden auf. Hier seht ihr gerade mein Standlicht, ebenfalls auf LED-Basis. Jetzt nehme ich mir auch an dieser Stelle noch einmal alle Steckverbinder vor und behandele sie gegen Korrosion.

Jetzt muss eigentlich nur noch die Batterieladung angefasst werden. Mit dem Piaggio-Regler rechts soll die Lichtmaschinenspannung auf 12 V hoch geregelt werden, und mit der dicken Leistungsdiode links (im roten Kreis) wird die Spannung gleichgerichtet und die Batterie geladen. Allerdings muss ich noch einen geeigneten Platz für den Regler finden, was gar nicht so einfach ist. Immerhin muss der auch isoliert befestigt werden und darf keine Verbindung zur Fahrzeugmasse haben. Kniffelig, und tatsächlich finde ich auf Anhieb keinen geeigneten Platz für das Teil. Da muss ich noch mal in Ruhe bei und so beende ich den heutigen Schraubereinsatz erst einmal. Bin zufrieden mit dem heute erreichten und ich könnte jetzt fast auf eine Probefahrt gehen .......