Diesmal haben sie Recht, die Wetterfrösche: Das Wetter an diesem Wochenende scheint noch einmal so richtig grandios zu werden – zumindest läutet der Freitag das so ein.
Diesmal haben sie Recht, die Wetterfrösche: Das Wetter an diesem Wochenende scheint noch einmal so richtig grandios zu werden – zumindest läutet der Freitag das so ein.
Es war Reinhards Idee: Eine Art Abschlußfahrt ins Knüllgebirge und dort eines der berühmten Mittagessen einnehmen. Der Tag dafür ist heute, und die Wetterprognosen sind gut.
Allerdings haben wir Ende Oktober und da ist es morgens noch verdammt kalt. Da ist ein Start um 11:00 schon angebracht. Und ich kann vorher noch meinen Hundespaziergang machen.
Als wir mit unseren beiden 45° V-Twins aber um 11:00 starten, hat die Sonne gesiegt – zumindest hier in unserer Region. In den Waldstücken sind die Straßen jedoch noch sehr nass und glitschig vom feuchten Laub. Daher lautet unsere Entscheidung, eine möglichst sonnige Route durch die Schwalm zu nehmen.
Das klappt tatsächlich auch ganz gut und erst, als wir uns dem Knüllgebirge nähern, ist wieder Nebel zu sehen. Diesmal hüllt er äußerst dekorativ den Knüll auf halber Höhe ein und liegt wie ein Ring um das Bergland. Kurz hinter Schrecksbach durchstoßen wir den Nebelring bereits wieder und fahren bis zum Ziel bei schönstem Sonnenwetter. Das es mit jedem Höhenmeter kälter und kälter wird, ist eine andere Geschichte und kann nicht überraschen.
Selten haben die Wetterfrösche so massiv daneben gelegen wie am Wochenende. Der wunderbar prognostizierte Sonntag entpuppt sich als nebelverhangenes, graues Gebilde und dass mir bei einem kurzen Trip noch die Sporty umkippt und dabei der Schalthebel in drei Teile zerbröselt, passt zu diesem Tag.
Aufgrund der Schalthebelpanne konnte ich gestern nur exakt 50 Meilen fahren, wovon fast die Hälfte im Moped-Tempo verlief. Das war wahrlich keine befriedigende Motorradfahrt!
Aber heute, heute gilt’s! Schon beim Morgenspaziergang um 9:00 hat’s hier 11 °C, und das bei strahlender Sonne. Das nenne ich mal ausreichende Gerechtigkeit.
Kaum bis ich 800 Yards gefahren, kommt mir eine der neuen Indian Chief entgegen – ein immer noch seltenes Krad bei uns. Leider fahren wir in verschiedene Richtungen, sonst wäre ich gern ein paar Meilen hinter der Chief her gebollert.
Das nächste Krad kurz vor Nidda ist ein japanischer Cruiser und nur wenig später begegnet mir eine weiße Low Rider – kein Wunder, das ist nämlich heute ein Tag für Cruiser.
Gestern Morgen beim Hundespaziergang fing der Tag ja schon beinahe überirdisch schön an – ein Herbsttag vom Feinsten. Klar, da hab ich schon die Ausfahrt mit der Sportster geplant.
Einen Tag später, also heute, ist es bereits am Morgen trüb und grau – dazu spricht der Wetterdienst von einer relativ hohen Regenwahrscheinlichkeit. Gut, mache ich also meine kleine Einkaufsfahrt nach Holzheim mit dem Fiat – ist für den Transport der gut gebrauchten Harley Standrohre sowieso besser.
Es dauert bis fast 15:00, aber dann ertrag ich es nicht länger, werfe die Harley an und mache mich auf in Richtung Giessener Land und Wetterau. Je weiter ich mich vom Vogelsberg entferne, umso schöner wird das Wetter, ja, es ist sogar ein wenig Sonne zu sehen. Da krieg ich doch noch das typische Harley-Grinsen ins Gesicht.
Zwischen Watzenborn-Steinberg und Grüningen sehe ich erstmalig einen Hinweis auf die Grüninger Warte, und der dazugehörige Wartturm ist auch schon zu sehen. Ich biege also ab und gelange über einen asphaltierten Feldweg zur Warte.
Hier klappe ich den Seitenständer aus, stelle die Sportster ab und schaue mich ein wenig um. Aber dann höre ich ein seltsam fremdes Geräusch – und sehe die Harley langsam, aber stetig auf die linke Seite kippen. Gottverdammte Scheiße, was ist da passiert? In meinem gerechten Zorn richte ich den schweren amerikanischen Mistbock ohne Probleme und ganz locker wieder auf. Und dann sehe ich, was passiert ist: Der Ständer ist genau auf ein Loch, vielleicht ein Mauseloch oder ein Wasserloch, gekommen und hat sich kraft des Maschinengewichtes tief hinein gebohrt. Und flapp, lag die Fuhre um. Auf den ersten Blick ist nix kaputt: Spiegel, Kupplungshebel, Blinker – alles noch OK.
Ich sende einen Hilferuf nach Ilsdorf, wo Reinhard sofort bereit ist, den Schalthebel meines Ersatzmotors abzuschrauben und auf die Grüninger Warte zu bringen. Dummerweiser scheitert das daran, dass bei mir niemand zu Hause ist und die Werkstatt öffnen kann.
Die Rettung kommt dann in der Gestalt zweier jugendlicher Moto Crosser, die auf ihren Enduros durchs Feld fahren. Die beiden versprechen, eine geeignete Zange zu beschaffen, mit der dann ein Gang eingelegt werden kann.
Auch wenn’s nicht ganz richtig ist: Rein gefühlsmäßig bestand dieser Oktober 2015 bisher überwiegend aus Kälte, Nässe und viel Grau – wobei eigentlich das gesamte 2015 nicht so richtig mein Jahr war. Aber jetzt wird alles anders, und wenn’s nur für ein paar Tage ist. Los, 2015, zeig mir, daß Du mehr kannst als graues Schmuddelwetter im Oktober.
Heute jedenfalls macht der Oktober seinem Beinamen „Goldener“ alle Ehre: Strahlend blauer Himmel, um die 16°C, kein Regen. Und morgen soll es noch einen Tick wärmer werden.
Um den Vorrat an frischem Quellwasser aufzufüllen, muss ich ohnehin an die Quelle nach Schröck. Das hätte ich gerne mit der grünen Cosa erledigt, aber die steht ja seit gestern fahruntüchtig und mit defekter Kurbelwelle im Schuppen. So muss also die Vespa GTS ran, die ja eigentlich alles besser kann als die Cosa – und trotzdem fehlt mir der Schaltroller schon am ersten Tag.
Von Gontershausen bis nach Schröck geht es durch das Amöneburger Becken, und da überwiegt der Ackerbau. Damit gibt es keine grossen Wälder, nur ab und an ein paar kleine Baumgruppen. Aber dafür ist das Wetter noch wärmer und ich kann mich für ein paar Kilometer wieder aufs Fahren konzentrieren.