Durchs schöne Seemental

Diesmal haben sie Recht, die Wetterfrösche: Das Wetter an diesem Wochenende scheint noch einmal so richtig grandios zu werden – zumindest läutet der Freitag das so ein.

Vespoide Scooter

Auf dem morgendlichen Weg zu Leihhund Yello entdecke ich vor der Sparkasse einen mir völlig fremden Motorroller: Zweifellos handelt es sich hier um Chinaware, die aber extrem vespoid ausgefallen ist. Ist fast so dreist kopiert wie meine Lieblingskopie, der Classic Cruiser von Burnout Trade in Berlin. Aber der hier ist auch ganz OK.

Indian Summer 2015

Auf dem Spaziergang merke ich dann, wie schön das Wetter bereits am frühen Morgen ist – und welche Kraft die Sonne noch aufbringt. In diesem Augenblick beschließe ich, im Anschluß die Harley zu satteln.

HD Sportster

Und so geschieht es dann auch: Gegen 13:00 bin ich schon unterwegs in der Wetterau, hier irgendwo zwischen Hirzenhain und Kefenrod. Tatsächlich dreht der Indian Summer heut noch mal richtig auf.

Harley Davidson Sportster 1988

Dann cruise ich etliche Kilometer durch das Seemental, eine bezaubernde Landschaft zwischen Gedern, Nieder-, Mittel- und Oberseemen und Birstein.

HD Sportster

Das alte Forsthaus zwischen Ober-Seemen und Volkartshain. Aber auch wenn die Farben des Indian Summer heute noch einmal so richtig auftrumpfen, so wird doch deutlich ……..

Laub

….. dass die Bäume in wenigen Tagen ihr buntes Laubkleid abgeworfen haben werden.

Sportster

Bei Breungeshain besuche ich das Freigehege mit den Alpakas, die aber heute arg weit entfernt sind.

Alpakas bei Breungeshain

Aber ein bisschen Geduld, und die Truppe kommt immer näher.

Hoherodskopf

Und wenn ich schon den Hoherodskopf im Blick habe, kann ich auch mal dort oben kurz vorbei schauen.

Hoherodskopf

Ein bisschen ist sogar was los, also motorradmäßig betrachtet. Kann standesgemäß neben einem Big Twin parken.

Horex Regina

Die Regina von Ernst Ruckelshausen, den ich aber heute nicht zu Gesicht bekomme.

Scooter

Das mal ein Roller den Weg nach hier oben findet, kommt nicht allzu häufig vor – und dann noch ein bei uns eher seltener Peugeot in schickem British Racing Green.

Sportster

So schön es hier oben auch wieder ist – es ist auch ganz schön kalt. Bin natürlich durch die heutigen Wetterau-Kilometer auch verwöhnt. Ehe es also richtig kühl wird, mache ich mich an den Abstieg und spätestens bei Bobenhausen sind die Temperaturen wieder zweistellig. Nach den heutigen 60 Meilen kann ich jetzt zusehen, wie ich das Grinsen wieder aus dem Gesicht kriege.

 

Die Nebel kommen

Es war Reinhards Idee: Eine Art Abschlußfahrt ins Knüllgebirge und dort eines der berühmten Mittagessen einnehmen. Der Tag dafür ist heute, und die Wetterprognosen sind gut.

Allerdings haben wir Ende Oktober und da ist es morgens noch verdammt kalt. Da ist ein Start um 11:00 schon angebracht. Und ich kann vorher noch meinen Hundespaziergang machen.

Leihhund Yello

So sieht die Welt am Rande des Vogelsberges um 8:30 aus: Nebel, dichter Nebel. Für mich das Zeichen, dass ein Ende des goldenen Oktobers nahe ist und die grauen Tage beginnen, für die der Nebel so typisch ist.

Leihhund Yello

Ein bisschen deprimiert macht dieses Wetter uns schon.

Oktober 2015

Andererseits soll es heute doch etliche Sonnenstunden geben – nur wo werden die stattfinden? Hier im Vogelsberg tut die Sonne sich um 9:00 noch verdammt schwer.

Als wir mit unseren beiden 45° V-Twins aber um 11:00 starten, hat die Sonne gesiegt – zumindest hier in unserer Region. In den Waldstücken sind die Straßen jedoch noch sehr nass und glitschig vom feuchten Laub. Daher lautet unsere Entscheidung, eine möglichst sonnige Route durch die Schwalm zu nehmen.

Das klappt tatsächlich auch ganz gut und erst, als wir uns dem Knüllgebirge nähern, ist wieder Nebel zu sehen. Diesmal hüllt er äußerst dekorativ den Knüll auf halber Höhe ein und liegt wie ein Ring um das Bergland. Kurz hinter Schrecksbach durchstoßen wir den Nebelring bereits wieder und fahren bis zum Ziel bei schönstem Sonnenwetter. Das es mit jedem Höhenmeter kälter und kälter wird, ist eine andere Geschichte und kann nicht überraschen.

Zwei 45° V-Twins

Das Ziel, die Knülljause, ist erreicht. An einem kalten Wochentag ist es nicht verwunderlich, dass wir die einzigen Besucher sind. Wir bestellen Thüringer Rostbratwurst mit Pommes und das ist natürlich perfekt wie immer: Bratwurst mit leichtem Chemiegeschmack und versalzene Pommes Frittes. Aber so muss das sein in der Knülljause und nur deshalb sind wir hier.

Zwei 45° V-Twins

Den Rückweg nehmen wir noch „schwalmiger“ und so kommt dabei kein Kältegefühl auf. Auf den Seeterassen am Antriffttal-Stausee wollen wir noch einen schönen heißen Kaffe zu uns nehmen und die hohe Zahl an parkenden PKW signalisiert: Hier ist geöffnet. Aber falsch gedacht, die Seeterassen sind geschlossen.

Seeterassen

Und so bleibt es bei zwei Zigarettenlängen in der prallen Sonne mit Blick auf den See.

Sportster

Nach fast exakt 100 Meilen sind wir wieder am Rande des Vogelsberges. Das war ein schöner Ritt heute mit unseren beiden V-Twins. Besonders nett beim Anhalten, wo unter mir der Langhuber aus Milwaukee bollert und hinter mit der Suzuki-Motor sein charakteristisches Brabbeln aus dem SLS dazwischen singt. Einen Fehler aber habe ich heute gemacht: Zu wenig Fotos! Dabei gab es wunderbare Motive mit Nebel, Indian Summer, Farben, Licht und Schatten – hab ich alle irgendwie vorüber ziehen lassen. So bleibt von heute nur dieses eine Herbstbild, und das noch unvollständig.

 

Ausgleichende Gerechtigkeit

Selten haben die Wetterfrösche so massiv daneben gelegen wie am Wochenende. Der wunderbar prognostizierte Sonntag entpuppt sich als nebelverhangenes, graues Gebilde und dass mir bei einem kurzen Trip noch die Sporty umkippt und dabei der Schalthebel in drei Teile zerbröselt, passt zu diesem Tag.

Aufgrund der Schalthebelpanne konnte ich gestern nur exakt 50 Meilen fahren, wovon fast die Hälfte im Moped-Tempo verlief. Das war wahrlich keine befriedigende Motorradfahrt!

Aber heute, heute gilt’s! Schon beim Morgenspaziergang um 9:00 hat’s hier 11 °C, und das bei strahlender Sonne. Das nenne ich mal ausreichende Gerechtigkeit.

1988er Sportster

Aber bevor ich eine Fahrt beginne, checke ich die Sporty noch mal auf mögliche unentdeckte Defekte – und natürlich muss ich wieder einen Schalthebel montieren. Habe sogar noch einen im Fundus, der zwar für die 5-Gang-Modelle ist, aber er passt halbwegs, ist nur ein bisschen eng zwischen Raste und Hebel. Und sonst sind tatsächlich keine weiteren Schäden zu vermelden. Nur die linke Armatur hat sich ein kleines Stück verschoben – Peanuts. Es kann also zur besten Mittagszeit los gehen.

Kaum bis ich 800 Yards gefahren, kommt mir eine der neuen Indian Chief entgegen – ein immer noch seltenes Krad bei uns. Leider fahren wir in verschiedene Richtungen, sonst wäre ich gern ein paar Meilen hinter der Chief her gebollert.

Das nächste Krad kurz vor Nidda ist ein japanischer Cruiser und nur wenig später begegnet mir eine weiße Low Rider – kein Wunder, das ist nämlich heute ein Tag für Cruiser.

1988er Sportster

Ein Wetter zum Helden zeugen – der Oktober dreht noch mal richtig auf. Wie schon für Gestern geplant, ziehe ich in die Wetterau – wegen der noch etwas besseren Temperaturen.

1988er Sportster

Und außerdem finde ich, dass die Wetterau in diesem Jahr den besseren Indian Summer zu bieten hat.

1988er Sportster

Die Gegend zwischen Nidda, Stornfels und Einartshausen ist von atemberaubender Schönheit. Heute fahre ich fast ohne Pause 90 Meilen durch die Wetterau und den Vogelsberg. Zweifellos ist das der schönste Tag dieses Herbstes – bisher. Vielleicht geht ja noch was.

 

Und es fing so schön an

Gestern Morgen beim Hundespaziergang fing der Tag ja schon beinahe überirdisch schön an – ein Herbsttag vom Feinsten. Klar, da hab ich schon die Ausfahrt mit der Sportster  geplant.

Leihhund Yello

Was für ein Morgen, was für ein Wetter!

Leihhund Yello

Den ganzen langen Gang bkeibt das traumhafte Wetter uns erhalten – aber kaum bin ich zu Hause, wird es grau, nein, dunkelgrau, und es sieht dermassen nach Regen aus, dass ich die geplante Fahrt mit der Sporty sausen lasse.

Einen Tag später, also heute, ist es bereits am Morgen trüb und grau – dazu spricht der Wetterdienst von einer relativ hohen Regenwahrscheinlichkeit. Gut, mache ich also meine kleine Einkaufsfahrt nach Holzheim mit dem Fiat – ist für den Transport der gut gebrauchten Harley Standrohre sowieso besser.

Es dauert bis fast 15:00, aber dann ertrag ich es nicht länger, werfe die Harley an und mache mich auf in Richtung Giessener Land und Wetterau. Je weiter ich mich vom Vogelsberg entferne, umso schöner wird das Wetter, ja, es ist sogar ein wenig Sonne zu sehen. Da krieg ich doch noch das typische Harley-Grinsen ins Gesicht.

Zwischen Watzenborn-Steinberg und Grüningen sehe ich erstmalig einen Hinweis auf die Grüninger Warte, und der dazugehörige Wartturm ist auch schon zu sehen. Ich biege also ab und gelange über einen asphaltierten Feldweg zur Warte.

Hier klappe ich den Seitenständer aus, stelle die Sportster ab und schaue mich ein wenig um. Aber dann höre ich ein seltsam fremdes Geräusch – und sehe die Harley langsam, aber stetig auf die linke Seite kippen. Gottverdammte Scheiße, was ist da passiert? In meinem gerechten Zorn richte ich den schweren amerikanischen Mistbock ohne Probleme und ganz locker wieder auf. Und dann sehe ich, was passiert ist: Der Ständer ist genau auf ein Loch, vielleicht ein Mauseloch oder ein Wasserloch, gekommen und hat sich kraft des Maschinengewichtes tief hinein gebohrt. Und flapp, lag die Fuhre um. Auf den ersten Blick ist nix kaputt: Spiegel, Kupplungshebel, Blinker – alles noch OK.

Sportster

Alles OK? Keineswegs, denn der Schalthebel aus Aluguß ist in drei Teile zerbröselt. Und jetzt krieg ich keinen Gang mehr herein, jedenfalls nicht mit meinen Bordmitteln. Dazu fehlt mir eine hübsche, kleine Wasserpumpenzange, mit der ich die Schaltwelle etwas bewegen könnte. Mein Engländer bringt mich hier nicht weiter.

Ich sende einen Hilferuf nach Ilsdorf, wo Reinhard sofort bereit ist, den Schalthebel meines Ersatzmotors abzuschrauben und auf die Grüninger Warte zu bringen. Dummerweiser scheitert das daran, dass bei mir niemand zu Hause ist und die Werkstatt öffnen kann.

Die Rettung kommt dann in der Gestalt zweier jugendlicher Moto Crosser, die auf ihren Enduros durchs Feld fahren. Die beiden versprechen, eine geeignete Zange zu beschaffen, mit der dann ein Gang eingelegt werden kann.

Sportster 883

Die Wartezeit verkürze ich mir durch das Betrachten der Grüninger Warte. Der schöne alte Turm ist komplett begehbar und bietet einen tollen Blick über das Giessener Land.

Sportster 883

Als kurz darauf die beiden Crosser mit der Wasserpumpenzange zurück sind, ist der zweite Gang ruckzuck eingelegt und ich gehe im Mopedtempo auf die Heimfahrt. Natürlich gerate ich jetzt in die Dunkelheit, aber das Licht der Harley ist gut und ausserdem habe ich eine funktionierende Warnblinkanlage. Um 18:00 Winterzeit erreiche ich dann endlich den Heimathafen.

 

Geht doch!

Auch wenn’s nicht ganz richtig ist: Rein gefühlsmäßig bestand dieser Oktober 2015 bisher überwiegend aus Kälte, Nässe und viel Grau – wobei eigentlich das gesamte 2015 nicht so richtig mein Jahr war. Aber jetzt wird alles anders, und wenn’s nur für ein paar Tage ist. Los, 2015, zeig mir, daß Du mehr kannst als graues Schmuddelwetter im Oktober.

Heute jedenfalls macht der Oktober seinem Beinamen „Goldener“ alle Ehre: Strahlend blauer Himmel, um die 16°C, kein Regen. Und morgen soll es noch einen Tick wärmer werden.

Um den Vorrat an frischem Quellwasser aufzufüllen, muss ich ohnehin an die Quelle nach Schröck. Das hätte ich gerne mit der grünen Cosa erledigt, aber die steht ja seit gestern fahruntüchtig und mit defekter Kurbelwelle im Schuppen. So muss also die Vespa GTS ran, die ja eigentlich alles besser kann als die Cosa – und trotzdem fehlt mir der Schaltroller schon am ersten Tag.

Vespa GTS125

Aber natürlich hab ich auch mit der GTS meinen Spaß, und an so einem Tag besonders. Und überall zeigt sich der Indian Summer von seiner besten Seite. So oft, wie ich vorzügliche Oktober-Motive sehe, kann ich gar nicht anhalten. Da wäre ich ja jetzt noch unterwegs.

Vespa GTS125

Die traumhafte Strasse durch den Wald nach Weitershain.

Vespa GTS125

In den Wäldern zwischen Rüddingshausen und Deckenbach.

Von Gontershausen bis nach Schröck geht es durch das Amöneburger Becken, und da überwiegt der Ackerbau. Damit gibt es keine grossen Wälder, nur ab und an ein paar kleine Baumgruppen. Aber dafür ist das Wetter noch wärmer und ich kann mich für ein paar Kilometer wieder aufs Fahren konzentrieren.

Vespa GTS125

An der Elisabeth-Quelle bei Schröck habe ich ihn aber wieder, den goldenen Oktober. Hier beginnen ja auch die Lahnberge und es gibt wieder jede Menge Wald.

Vespa GTS125

Jetzt heisst es „Helm ab und an die Arbeit“ – schliesslich wollen ca. 15 Liter Quellwasser gezapft werden.

Vespa GTS125

Die nächsten 20 Minuten sehe ich die Welt aus der Perspektive der Quelle.

Vespa GTS125

Anschliessend drehe ich noch eine Runde durch die Lahnberge und dann ist meine Aufgabe für diesen Tag erledigt. Aber solche Aufträge hab ich gern, haben sie mir doch heute 120 wunderbare Zweirad-Kilometer beschert.

 

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