Nivea!!!

Meine Enfield hat ja direkt und von Anfang an leichte Nivea-Spuren im Motoröl gehabt, also diese Öl-Wasser-Emulsion. Und das, obwohl die Maschine immer mindestens 50 km läuft, also keine Kurzstrecken kennt. Auch nach dem Ölwechsel findet sich sehr schnell wieder Nivea am Ölpeilstab.

Ein Telefonat mit Flo Nytz, einem der renomiertesten und besten Enfield-Schrauber unseres Landes, ergibt, dass die Motorentlüftung der Enfield nicht funktionieren kann. Gleichzeitig bekomme ich eine Lösung genannt, die nichts kostet.

An der ersten Enfield hatte ich seinerzeit einen Ölabscheider an den Einfüllstutzen montiert und mit dem Entlüftungsschmodder über ein Schnüffelventil die Kette geschmiert. Diese Lösung scheidet jetzt aber aus, weil die 2007er Enfield den Entlüftungsstutzen am Zylinderfuss nicht mehr hat. Aber es gibt ja eine andere Lösung.

Enfield Bullet Niveadose

Zuerst baue ich die Niveadose hinter der Batterie ab. Hier hinein entlüftet der Motor, bläst das abgeschiedene „Öl“ zurück in den Steuerkasten, also in den Motor, und der Überdruck geht ins Luftfiltergehäuse. Und jetzt schaut euch die Schweinerei in der Niveadose an: Dieser Dreck wird zusammen mit Wasser zurück in den Motor gepumpt. Das kann doch nicht gut sein!

Enfield Bullet Niveadose

Auch am Boden der Niveadose hat sich der wässerige Schleim abgesetzt. Ekelhaft!

Die Lösung sieht nun aus wie folgt:

  • Der Entlüftungsschlauch aus dem Motor geht nach wie vor über das Schnüffelventil (gut zu sehen im 2. Bild) in die Niveadose.
  • Der Rücklauf aus der Niveadose, der vorher ins Steuergehäuse ging, wird auf die Kette gelegt.
  • Der Schlauch vom Steuergehäuse wird abgezogen.
  • Statt dessen kommt ein kurzer Schlauch auf den Anschluss am Steuergehäuse, der mit einer M8 Schraube verschlossen und mit einer Schlauchklemme gesichert ist. Dieser Schlauch geht einfach ins Leere, irgendwo unterm Vergaser.
  • Der dritte Schlauch aus der Niveadose geht nach wie vor ins Luftfiltergehäuse.

Bin gespannt, ob ich damit mein Nivea-Problem lösen kann.

Der Super-Enfield Tag

Obwohl – ich will nicht übertreiben und muss deshalb anmerken, dass der morgendliche Start überhaupt nicht toll ist. Ich will nämlich recht früh auf die Zulassungsstelle um die falsche TÜV-Marke korrigieren zu lassen. Noch vor 8:00 starte ich die Enfield, die auch sofort anspringt, aber dann im Standgas viel zu hoch dreht. Mist, aber ich finde schnell heraus, dass ich das selber verbockt habe: Bei der Wochenendschrauberei hab ich den Gaszug unterm Tank eingeklemmt. Ist schnell behoben und dann gehts auch wirklich nach Laubach.

Die Enfield läuft extrem gut! Durch das Einstellen der Ventile auf Null bei kaltem Motor gibt es anfangs überhaupt kein Ventilgeräusch – aber später, als der Motor warm ist, tickts natürlich doch etwas. Das muss aber genau so sein.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auf der Zulassungsstelle bin ich in fünf Minuten fertig und habe jetzt den korrekten grünen TÜV-Stempel. Aber das hier soll nur der Anfang sein und ich denke an mindestens 100 Enfield-Kilometer.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Eine innere Stimme lässt mich über das Horlofftal. Villingen und Nonnenroth in Richtung Lich fahren. Der kurze Stop hier soll lediglich zeigen, wie traumhaft das Wetter an diesem Montag Morgen ist. Wurde aber auch Zeit nach den gefühlten sechs Wochen Regen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

In Lich weiss ich dann, warum ich heute hier bin: Bei der ServiceWelt24, einem offiziellen Enfield-Dealer, werde ich den Wunsch nach einer Probefahrt vorbringen….

Continental GT

….. und zwar auf dieser Continental GT. Ist auch kein Problem, ich muss nur 10 Minuten auf den Werkstattmeister warten, der ein Kennzeichen anbringt und noch 5 Liter Sprit nach kippt.

Enfield Continental GT

Und schon gehts los. Selbstredend komme ich mit dieser „modernen“ Enfield sofort klar, alles ist wesentlich einfacher als an meiner Vergaser-Bullet. Das Getriebe ist nochmal deutlich besser als bei meiner und der 535 ccm Motor geht ganz prima ab.

Enfield Continental GT

Zum ersten mal in meinem Leben fahre ich nach Schiffenberg und bin extrem überrascht über die Serpentinen dorthin. Ist wirklich ein kleines Paradies am Rande des Molochs Gießen.

Enfield Continental GT

Und noch mehr überrascht bin ich über das Kloster Schiffenberg, eine hochkulturelle Stätte mit erstaunlichen Angeboten für den Kunstkenner – ist also nix für mich Kulturbanausen.

Enfield Continental GT

Aber heute ist keine Zeit für Kultur, heute wird gefahren. Und so treibe ich die wunderbare Continental rund 50 Kilometer zwischen Lich, Gießen, Butzbach und Reiskirchen. Ein feines Motorrad und es wäre genau die perfekte Ergänzung zu meiner alten Vergaser-Bullet. Ich denke ernsthaft darüber nach, meine Vespa abzugeben und dadurch etwas Platz zu schaffen.

Obwohl ich noch stundenlang hätte weiter fahren können, gebe ich die Continental wieder ab. Tolles Motorrad, prima Händler – hat richtig Spaß gemacht.

Dann steige ich wieder auf meine Numero Zwei und schaue mir in aller Ruhe noch einmal Schiffenberg an.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt nehme ich mir etwas Zeit für das Kloster, mache einen Spaziergang durch den riesigen Garten …..

Schiffenberg

….. und lese mir die Informationen zum Kloster durch.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Schiffenberg liegt nicht gewaltig hoch, aber deutlich höher als das Umland. Entsprechend gut ist der Blick und ich erkenne am Horizont die Grüninger Warte – und das wird auch mein nächstes Ziel.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Überraschenderweise finde ich den Weg dorthin sofort und beinahe unterbewusst – denn eigentlich kenne ich mich im Gießner Umland eher mäßig aus. Aber es klappt und schon bin ich am Wartturm bei Grüningen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch eine hübsche Anlage mit sehr weitem Blick über das Gießener Land und bis an den Taunus, den Vogelsberg und die Rhön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Hier oben habe ich die Muße, noch einmal nach meinem Gaszug zu schauen. Obwohl der Zug jetzt nicht mehr geklemmt wird, ist das Standgas etwas unregelmäßig. Und dann erkenne ich den wahren Grund: Der Zug macht, aus dem Vergaser kommend, einen viel zu starken Knick nach vorn in Richtung Gasgriff. Deshalb rutscht der Außenzug ab und zu aus seinem Widerlager und verkantet sich – klar, dass der Motor dann zu hoch dreht. Und ebenso ist klar, dass das so niemals richtig funktionieren kann. Deshalb hatte der Vorbesitzer auch das Spiel im Gaszug ganz weggenommen, was aber auch nicht im Sinne des Erfinders ist. Da gehört ganz einfach ein 90° Bogen in den Gaszug hinein. Das aber kann ich hier natürlich nicht umbauen – wer hat schon Vergaserröhrchen dabei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Meinen letzten Stop heute lege ich im Kloster Arnsburg ein, einfach weil es so gut zur Enfield passt und weil ich’s heut mit Klöstern hab. Und dann mache ich mich auf den Heimweg, um die Sache mit dem Bogen umzusetzen.

Am Ende des Tages habe ich ca. 150 Kilometer mit meiner Bullet und weitere 50 mit der Continental zurückgelegt. Und da ist es schon berechtig, von einem Super-Enfield-Tag zu sprechen, oder?

Royal Enfield Bullet 500 ES

Später zuhause baue ich dann diesen Bogen in den Gaszug ein. Das ist leider nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe, denn der indische Nippel passt nicht durch den Bogen. Also baue ich einen komplett neuen Gaszug, was ja auch nicht so übel ist. Der alte hat doch schon ein paar Macken und flutscht nicht mehr so wie er eigentlich sollte. Aber jetzt gefällt mir die Zugverlegung. Und noch besser wäre es, wenn oben am Lenker auch ein vernünftiger Gasgriff montiert wäre, z.B. ein Magura 307. Werde gleich mal bei ebay nachsehen.

 

War wohl nichts

……. mit dem Befahren der Hochrhönstrasse! Bin extra früh raus, damit ich gegen 11:30 am Treffpunkt in Bischofsheim ankomme. Die Fahrt fängt auch prima an, aber ab Hosenfeld wirds schlagartig schlecht. Kurz vor Hauswurz dann ein fetter Starkregen mit Blitz und Donner. Da hab ich die Lust verloren und fluchtartig den Heimweg angetreten. Nass geworden bin ich natürlich auch.

Statt Fahren gibt es heute also Schrauben! Das Beobachten der Gewitter und der Regengüsse aus der Werkstatt heraus macht wesentlich mehr Freude, als davon unterwegs überrascht zu werden.

Enfield Bullet 500 ES

Ich beginne mit dem Wegbauen des Abgasrückführungssystem, kurz SLS genannt. Dazu entferne ich das Schlauchwerk zwischen Krümmer und Ansaugstutzen. Auf das Gewinde am Krümmer setze ich einen 10L-Blindstopfen. Irgendwann besorge ich mir natürlich einen Krümmer ohne das Gewinde.

Enfield Bullet 500 ES

In den Ansaugstutzen schneide ich ein M5-Gewinde und klebe eine kurze Schraube ein. Bei der Gelegenheit wechsele ich noch eben den Benzinschlauch und verlege den Gaszug etwas anders.

Enfield Bullet 500 ES

Dann soll das klobige Rücklicht einem Lucas-Nachbau weichen. Auf den Rücklichtträger möchte ich gern verzichten, aber ohne den Träger krieg ich den richtigen Winkel des Rücklichts nicht hin.

Enfield Bullet 500 ES

Und so montiere ich das Lucas-Rücklicht erst einmal auf den Träger – aber so richtig gefällt mir diese Lösung nicht. Vielleicht fällt mir ja irgendwann noch was besseres ein.

Vorbereitungen

Kennt ihr die Hochrhönstrasse? Ich hab sie bis vor drei Tagen nicht gekannt! Dabei ist das wohl eine der Traumstrassen in Deutschland. Und über diese Hochrhönstrasse haben ein paar Fahrer aus dem Enfield-Forum für den morgigen Samstag eine Ausfahrt geplant. Der Kahlgryndige hat mich darauf aufmerksam gemacht und wenn das Wetter mitspielt, bin ich dabei.

Aber meine Enfield ist mir noch nicht recht vertraut, ich weiss nicht, wie zuverlässig die Inderin läuft und das mich ein wenig nervös. Also gibt es heute ein paar Vorbereitungen für die Rhön-Rundfahrt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Es beginnt mit der Überprüfung des Ventilspiels, das an beiden Ventilen einen Tick zu groß ist. Ist aber nur eine klitzekleine Nachjustierung notwendig. Damit wird meine Inderin (vielleicht) ein bisschen weniger klappern.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Dann stelle ich mir einen Werkzeugsatz zusammen, der aber unter Garantie unvollständig ist. Das wichtigste Tool ist wahrscheinlich die ADAC Goldcard.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Alles passt in den kleinen Oxford Tankrucksack.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Irgendwo taucht noch der ausgemusterte Sigma-Fahrradtacho auf, der jetzt auf die reine Zeitfunktion beschränkt ist.

Das sind meine Vorbereitungen und ich freue mich auf die Hochrhönstrasse wie auf eine Urlaubsreise. Dabei ist der Startpunkt gerade mal 100 km von hier entfernt. Aber mit der Enfield bekommen Entfernungen einen anderen Stellenwert.

Mit dem Regen

Für den heutigen Donnerstag sagen die Internet-Wetterdienste für den Vogelsberg eine Regenwahrscheinlichkeit von Null voraus – das klingt gut und gibt Hoffnung, dass ich endlich die erste richtige Ausfahrt mit der Bullet machen kann. Wird ja auch wirklich Zeit nach den vielen Regentagen der letzten zwei Wochen.

Um 12:00 sieht es auch wirklich ganz nett aus da draussen. Also ab in die Motorradklamotten und dann in die Werkstatt. Aber, man glaubt es nicht, kaum trete ich vor die Tür, fallen auch schon die ersten kleinen Regentropfen. Da sind also die Null Prozent Regenwahrscheinlichkeit, ihr gottbegnadeten Meteorologen! Aber egal, jetzt ist alles vorbereitet und ich werde fahren.

Öle für die Enfield

Gestern hat die Enfield ja neue Öle für Motor und Primärkasten bekommen, und zwar diese Sorten. Der Ölstand im Primärkasten war eindeutig zu niedrig, da gehören bei einer Anlasser-Bullet 650 ml rein. Jetzt passts.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ich beginne die kleine Ausfahrt damit, dass ich auf Umwegen über Wohnfeld nach Schotten fahre – eine sehr schöne Strecke. Hier habe ich eine malerische Aussicht auf das Tal mit dem Petershof. Es regnet übrigens immer noch, wenn auch nur leicht. Und ich kann jetzt schon sagen, dass der Regen auf den gesamten 100 Kilometern nicht einmal aufhören wird.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch sehr nett zu fahren sind die Serpentinen nach Rüdingshain. Allerdings kann ich die mit der Bullet noch nicht richtig geniessen: Ein Fahrwerk im eigentlichen Sinn hat die Inderin leider nicht. Wahrscheinlich muss ich einfach todesmutig in die Kurven gehen und das Gewackel und Gewabbel schlichtweg ignorieren. Aber soweit bin ich noch nicht.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Trotzdem macht es Spaß, den Langhuber aus den Kurven heraus zu beschleunigen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurze Rast an der Charlottenhöhe auf dem Anstieg zum Hoherodskopf.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Das ist auch selten: Kein einziges Motorrad oben auf dem Hoherodskopf. Dürfte am Regen liegen, obwohl der so schwach ist, dass der Fahrtwind ihn schneller trocknet, als man nass werden kann.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Also nur ein schnelles Erinnerungsfoto und dann weiter durch den Leichtregen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ein traumhaftes kleines Häuschen in Bobenhausen II, schon seit Jahren leer stehend. Der perfekte Altersruhesitz.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Schotten, Horlofftal, Laubach – so ziehe über 100 Kilometer meine Kreise. Dann aber nimmt der Regen zu und ich drehe ab in den heimatlichen Hafen. War bis auf die letzten Kilometer eine sehr schöne Fahrt – trotz Regen. Die Enfield hat nicht einmal rumgezickt, und ich weiss aus der Vergangenheit, dass das nicht immer selbstverständlich. Jetzt noch kurz etwas Öl auf die Kette und den Strassendreck mit einem öligen Lappen entfernt – und dann war’s das für heute. 100 km sind zwar nicht die Welt, aber mit der Enfield erfreuen sie das Herz. Etwas blöd finde ich jedoch, dass kaum 5 Minuten nach meiner Ankunft der Regen aufhört und die Sonne gar heraus kommt – einfach nicht fair.