Bremse I

Die Vorderradbremse der Enfield hat mich schon bei meiner ersten Inderin gestört. Die kriegt man zwar so eingestellt, dass die Wirkung einigermaßen ist, aber das Ding braucht immer Pflege, der Zug nimmt zu viel Bremswirkung weg, Du musst mit verschiedenen Belägen experimentieren – also es spricht nicht allzuviel für diese Bremse – bis auf die Optik natürlich.

Jetzt haben aber die letzte Ausführung der Bullet, die Electra und natürlich die EFIs alle Scheibenbremsen und ich beginne über einen Umbau nachzudenken. Dann erfahre ich von einem Umbausatz, denn die meisten namhaften Enfield-Schrauber verkauft und verbaut haben. Und so einen Umbausatz bekomme ich von Mr. Wooli geliefert, komplett mit passendem Vorderrad.

Mit diesem Bremsenkit beschäftige ich mich heute, weil ich seltsamerweise keine Lust zum Fahren habe.

Bullet Bremsenkit

Das Vorderrad hat ja (leider) keine Steckachse. Die Achse sitzt also fest mit den Lagern in der Nabe.Die Muttern auf beiden Achsstummeln haben identische Gewinde, aber unterschiedliche Schlüsselweiten: Auf der Bremsenseite 24 mm, auf der Seite mit dem Tachoantrieb 1 Zoll – seltsam.

Bullet Bremsenkit

Wenn ich beide Muttern normal anziehe, lässt sich das Rad schwer drehen. Das kann nicht sein und da muss ich nachschauen. Dabei stelle ich fest, dass unter dem Tachoantrieb das Distanzstück fehlt. Es dauert einen Augenblick, bis ich darauf komme, dieses Teil aus meinem alten Vorderrad auszubauen.

Bullet Bremsenkit

Die lange Seite der Achse mit 80 mm gehört auf die Seite mit dem Tachoantrieb.

Bullet Bremsenkit

Der kürzere Achsstummel mit 70 mm dann natürlich auf die Bremsseite. Weil die Achse raus musste, werde ich auch die Lager made in India gegen SKF-Lager tauschen. Für deren Einbau benötige ich aber Einziehwerkzeuge: Rohrstücke mit 39 mm Aussen- und 17,5 mm Innendurchmesser. Und davon zwei Stück, eines 70, das andere 80 mm lang. Hab ich natürlich nicht.

Also ist für heute Feierabend. Und ich sollte mir schon mal Gedanken über die mittlere linke Strebe für den Kotflügel machen. Die muss nämlich auch geändert werden. Und die indischen Passungen und Bohrungen benötigen fast alle ein wenig Nacharbeit.

Ja zum Schaltroller?

Diese Frage stellt sich mir gerade: Behalte ich meinen letzten Schaltroller, die grüne Cosa, oder soll ich sie billig verramschen – viel gibt es für die ungeliebte Cosa ja ohnehin nicht.

Natürlich habe ich die Cosa während der Schraubereien der letzten Monate richtig hassen gelernt. Keine Ahnung, wie oft mir Begriffe wie „italienische Mistbiene“, „Drecksroller“, „Höchststrafe“ und ähnliches heraus gerutscht sind – und dabei war immer die grüne Cosa gemeint. Andererseits hat uns das aber auch zusammen geschweisst und wer weiß, ob ich so eine Hassliebe nicht vielleicht sogar brauche.

Jedenfalls werde ich heute die Entscheidung pro oder contra Schaltroller treffen – aber später am Tage nach einer vielleicht letzten Probefahrt.

Zuerst schleppe ich mich nämlich mit meinem Kumpel Yello durch einen ausgesprochen unfreundlichen Morgen.

Leihhund Yello

Grauer Himmel, Kälte, eintönig braune Erde – hier kann ich zunächst nichts freundliches oder gar einen tollen Herbsttag erkennen.

Leihhund Yello

Dabei hätte ich schon am Verhalten von Yello erkennen müssen, dass aus diesem Tag noch etwas wird: Der Bursche ist gut gelaunt und bei genauem Hinsehen ist doch etwas vom bunten Herbst zu sehen.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Herbstmarkt in Ruppertenrod zerre ich dann die grüne Cosa aus der Werkstatt und gehe auf eine kleine Vogelsbergrunde.

Die grüne Cosa

Zuerst erleben wir einen kleinen Indian Summer in der Gemarkung Mücke.

Die grüne Cosa

Dann rollern wir auf Wirtschaftswegen in Richtung des Feldatals.

Die grüne Cosa

Auch im Raum Groß-Felda und Zeilbach bleiben wir den Nebenstrecken treu.

Die grüne Cosa

Eindeutig läuft die grüne Cosa mit dem kleinen 125 ccm Motor von mal zu mal besser. Heute fahren wir die gesamte Strecke von Ober-Ohmen bis Ulrichstein konstant über 80 km/h – und da geht es ordentlich bergauf. Sogar nach den Ortsdurchfahrten von Unter- und Oberseibertenrod erreichen wir die 80 wieder. Und bei der Abfahrt in Richtung Bobenhausen II erreicht der Tacho die 95 – dann nehme ich das Gas zurück. Nicht weil die Cosa fahrwerksseitig am Ende ist, nein, nein, das Cosa-Fahrwerk macht das locker mit. Aber ich will den kleinen Motor nach der langen Standzeit nicht überfordern.

Nach diesen 50 Kilometern steht mein Entschluß fest: Die grüne Cosa bleibt im Hause – erst einmal. Ein Zweitakter gehört einfach in jeden Haushalt und womit sonst soll ich meine Kurzstrecken- oder Einkaufsfahrten machen? Das wäre also geklärt. Zu Hause bekommt die Cosa dann auch ihre Ration Bactofin, damit die folgenden Standzeiten dem Tank und Vergaser nichts anhaben.

Endlich erwischt …..

…. habe ich den Indian Summer, und zwar am heutigen Sonntag. Zum Glück bleibt das Wetter heut trocken und sonnig, allerdings mit einstelligen Temperaturen auch recht frisch. Direkt nach dem Mittagessen kicke ich also die Enfield mit einem Tritt into live und schon geht’s los.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer zwischen Laubach und Lauter.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer unweit von Queckborn.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer in Richtung Ettingshausen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer nahe Lich.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Zwischenbemerkung: Ich bin für das kalte Wetter nicht schlecht gekleidet und es kommt zu keiner Zeit Gefröstel auf. Gewöhnen muss ich mich aber wie jedes Jahr an die Unbeweglichkeit in Winterklamotten. Ist aber nach 50 Kilometern vorbei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer bei Einartshausen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer nicht weit vom Nidda Stausee.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer auf der Anhöhe vor Wohnfeld. Hier wird mir klar, dass diese wunderbare Herbstepoche sehr, sehr bald beendet sein wird.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Indian Summer im Laubacher Wald.

Ich fahre noch etliche Punkte an, an denen ich einen farbenprächtigen Indian Summer erwarte, werde jedoch mehrfach enttäuscht. Oft ist davon wenig bis nichts zu sehen und manchmal sieht ein Landstrich von weitem herrlich bunt aus, wird aber beim Näherkommen immer farbloser. So muss ich letztendlich froh sein, überhaupt noch ein paar schöne Plätze gefunden zu haben. Möglicherweise werde ich in der nächsten Zeit Bilder von Gerhard aus der Steiermark bekommen, auf denen ein richtiger Indian Summer zu sehen ist – schön wie in Kanada. Dagegen werden dann diese Bilder wie Schwarz-Weiß-Fotos wirken.

Nach knapp 150 Kilometern kriecht die Kälte dann doch langsam durch die Thermokleidung und ich beende diese kühle, aber dennoch wunderbare Herbstfahrt. Hoffentlich gibt es in diesem Jahr noch ein paar Tage wie diesen!

Ein grauer Morgen

Vom sonnigen Sonntag ist am frühen Montag nichts mehr zu sehen – alles grau in grau, dabei aber zum Glück nicht zu kalt. Und ich mache mich an so einem Tag auf an den Rand des Taunus, um einen guten Bekannten auf seiner letzten Reise auf den ewigen Pass zu begleiten.

Eichy war der erste Foristi, dem ich bei meinem allerersten Forums-Treffen begegnet bin. Später hat er mir den Enfield-Virus übertragen und über die Jahre haben wir uns viele male getroffen. Natürlich denke ich während der Reise an den Taunus an Eichy und ein fahrerisches Erlebnis findet so nicht statt. Aber was muss, das muss.

Nach der Beerdigung circle ich die Sportster durch das Rhein-Main-Gebiet zurück, was erstaunlich gut gelingt. Dabei komme ich durch Ortschaften an der Frankfurter Peripherie, deren Namen ich noch nie gehört habe.

Um auf andere Gedanken zu kommen besuche ich auf der Rückreise die Triumph-Filiale in Rosbach und schaue mir die neuen 1200er Bonnies und Thruxtons an.

Harley Davidson Sportster XLH

Als einziges Besucher-Motorrad parkt meine Sportster vor dem Glaspalast mit den Triumph Maschinen.

Triumph Thruxton

Die neuen 1200er Thruxton sind gegenüber den Vorgängern nochmal schöner geworden – und vermutlich auch besser. Die rote gefällt mir besonders gut, ähnelt sie doch stark meinem Wunschmotorrad, der Royal Enfield Continental GT.

Triumph Bonneville

Auch die Bonnies haben gewonnen, sowohl an Hubraum als auch an der Optik.

Triumph Thruxton

Ein Traum in British Racing Green.

Triumph Thruxton

Rot oder grün – wofür soll ich die geforderten 15 Riesen hinblättern?

Triumph Scrambler

Gegenüber den Bonnies und Thruxton fällt sogar der Scrambler etwas ab.

Harley Davidson Sportster XLH

Jetzt noch eben an Friedberg vorbei und dann habe ich den Moloch Rhein-Main und seinen Speckgürtel verlassen. An der ersten Gelegenheit gibt es ein Erinnerungsfoto von der Sportster in ihrer natürlichen Umgebung. Puh, also diese Großräume sind wirklich nix mehr für mich.

Besser im Vogelsberg

Der schönste Tag im Oktober könnte dieser Sonntag werden. Fängt schon morgens gut an und wird danach immer besser. So gut, dass ich es um 12:30 nicht mehr aushalte, die Enfield anwerfe und mich auf den Weg mache – auf den Weg ins Amöneburger Becken. Hier verhält es sich wettertechnisch meist wie in der Wetterau: Einen Tick besser und wärmer als im Vogelsberg. Und vielleicht schaffe ich es heute, die Bullet zu treffen, die mir schon mehrfach rund um Amöneburg begegnet ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Zuerst zeige ich hier aber meine neue Lenkeruhr. Neben ein paar weiteren Motorradteilen und Computerzubehör habe die über eachbuyer.com direkt aus China gekauft – so quasi als Testballon. Die Preise sind jedenfalls unglaublich niedrig, und als nach knapp 3 Wochen das Paket eintrifft, bin ich überrascht über die gute Qualität speziell der Motorradteile. Auch diese Uhr ist prima verarbeitet und verchromt und sie funktioniert sogar. Aber das nur am Rande.

Also starte ich bei traumhaft schönem Wetter vom Rande des Vogelsberges und bis in den Wald hinter Deckenbach bleibt es auch so. Aber dann …..

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurz vorm Rondinchen, dem Tor ins Amöneburger Becken, liegt plötzlich richtig dichter Nebel über dem Land. Du siehst nichts von der Landschaft unter dir, die Straßen sind eklig feucht und es ist schlagartig kälter geworden.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Fast im Blindflug eiere ich die Kurven vom Rondinchen herunter nach Gontershausen, aber auch hier unten bleibt mir der Nebel erhalten. Kurz darauf klappt mein rechter Spiegel ein und ich muss die erste Pause aufgrund einer Reparatur an der Enfield einlegen. Gut, dass ich beide Toolboxen mit Werkzeug gefüllt habe, und natürlich sind auch 9er und 14er Schlüssel für die Reparatur des Highsider Spiegels dabei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch die folgenden Kilometer bleibt es vernebelt und von Amöneburg ist weit und breit nichts zu sehen. Also muss ich umdisponieren und halte mich erst einmal in Richtung Marburg. Und wahrhaftig hört der Nebel kurz vor Schröck auf und es ist wieder strahlend schön – wie im Vogelsberg. Da hätte doch gleich im Vogelsberg bleiben können.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Natürlich möchte ich nicht nach Marburg fahren und schwenke in Schröck in Richtung Ebsdorfergrund. Dabei komme ich zum ersten mal auf ein Sträßchen nach Mölln, an dem diese wirklich große Biogas-Anlage liegt. Beeindruckend, und ich glaube, dass ist eine der Anlagen, die von der Gemeinde Ebsdorfergrund betrieben wird. Der Errichter ist die Firma Weltec aus Vechta. Diese Art der alternativen Energie gefällt mir wesentlich besser, als die ungezügelt Aufstellung unzähliger Windräder, wie es im Vogelsberg der Fall ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Nun durchfahre ich den Ebsdorfergrund fast in seiner gesamten Länge. Am Steinbruch der Firma Nickel war ich das letzte mal mit der IZH Planeta und da hatte ich noch meine erste Enfield.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt wird erst einmal nur gefahren – Ebsdorfergrund, Rabenau, Giessener Land, Buseck und Reiskirchen. Die einzige Pause lege ich an diesem schönen Baum bei Climbach ein. Und wie unschwer zu erkennen ist, bin ich wieder mitten im besten Wetter.

Royal Enfield Bullet 500 ES

In Reiskirchen beschliesse ich, über Ettingshausen, Lauter, Ruppertsburg und Einartshausen in den Laubacher Wald zu fahren. Ich will sehen, was am Falltorhaus heute los ist. Und ganz nebenbei stoße ich dabei auf deutliche Spuren des Indian Summer. Nicht gewaltig, aber immerhin.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurzer Halt im Laubacher Wald – einfach, weil’s hier so hübsch ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Am Falltorhaus ist ordentlich was los, kein Wunder bei dem Traumwetter im Vogelsberg. Mit den beiden Herren unterhalte ich mich ausgiebig über Dieselmotoren und Treibstoffe – beide kennen sich sehr, sehr gut aus in dieser Materie.

V-Twins

Wahre Emanzipation: Bei diesem netten Paar fährt der Herr die leichte und schlanke Harley, eine Fortyeight, und die Dame die 400 kg schwere Indian Chief. Aber ehrlich: Ich kann die Aussage des Herrn gut nachvollziehen: „Die Indian ist mir zu schwer für den Vogelsberg“.

Als der Abend naht, beende ich meine kleine Reise mit der Enfield. 150 wunderbare Kilometer waren das heute und erneut hat mir die kleine Inderin viel Spaß bereitet.