Bremse III

Heute wage ich mich endlich wieder für längere Zeit in die kalte Werkstatt: Ich will endlich mit dem Scheibenbremsen-Umbau an der Enfield zu einem zumindest vorläufigen Ende kommen. Und das gelingt sogar. Und vorläufig ist es nur wegen des Dreckswetters, dass eine Probefahrt verhindert.

Scheibenbremse Enfield Bullet 500 ES

Trotz Passscheiben und viel Herumprobiererei bekomme ich das Rad nicht so ausdistanziert, dass es bei angeknallten Schrauben völlig frei dreht. Erst als ich noch eine kleine Änderung bei den Abstandshülsen der Achse vornehme, erreiche ich einen Kompromiss, mit dem ich leben kann. Beim Schieben merke ich gar nichts von der schleifenden Bremse, lediglich bei Drehen des Rades am aufgebockten Motorrad. Die Probefahrt muss zeigen, ob das OK ist.

Scheibenbremse Enfield Bullet 500 ES

Ganz ehrlich: Ich finde, dass die Scheibe zur Enfield passt und keinen Stilbruch darstellt. Schliesslich will ich keinen gefakten Oldtimer fahren, sondern ein klassisches Motorrad im modernen Verkehr bewegen.

Bremse II

Trotz Kälte ist die Scheibenbremse mittlerweile montiert, wobei ein paar Anpassungen nötig sind. Aber die Bremse sitzt und bremst.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Das Rad, übrigens eine VA-Felge, ist mit neuen Lagern bestückt und die Achse ist montiert.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Der neue Heidenau samt Schlauch liegt bereit. Diesmal will ich den K44 ausprobieren, einen typischen Vorderreifen mit Rillenprofil.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Einfache Werkzeuge wie diese Einziehbuchsen haben eine spannungsfreie Montage der Radlager erlaubt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Eine einzige kleine Änderung am Tauchrohr war notwendig und die ist jetzt erledigt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

An den kleinen Träger wird die Bremszange geschraubt. Ein bisschen Nacharbeit war hier notwendig.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Der Reifen ist montiert, das Rad eingebaut und mal alles assembliert. Und, oh Überraschung, die Bremse bremst und das Rad dreht sich. Was ich noch machen muss ist die mittlere Strebe der Kotflügelbefestigung – und dazu brauche ich schon wieder zwei kleine Abstandshülsen. Und mittelfristig werde ich wohl die labbrige Gummileitung gegen Stahlflex tauschen.

Aus den Tiefen der Vergangenheit

Nun hab ich ja schon etliche Motorräder ge- und wieder verkauft – das ist eben der Lauf der Dinge. Manche mussten mit etwas Wehmut gehen, andere gingen einfach so – und nur bei ganz wenigen habe ich den Verkauf so richtig und ausgiebig bereut. Das waren meine Enfield Bullet No. 1 und die Harris Matchless G80 mit dem Rotax-Motor. Gerade bei der Matchless war mir schon beim Aufladen auf den Hänger des Käufers klar, dass ich gerade einen Riesenfehler gemacht habe.

Der Verkauf der Matchless ist ja nun schon einen Augenblick her, ziemlich genau drei Jahre sind es nun schon.  Und gerade, als ich anfange, meinen Fehler zu verdrängen, erreicht mich ein Ruf aus der Vergangenheit:

Aus Mittenwald in Oberbayern, nahe der Grenze zu Tirol, erreicht mich über das MZ-Forum eine Nachricht von Luis, dem jetzigen Besitzer „meiner“ Matchless. Der damalige Käufer hat die Maschine offensichtlich nur als Verkaufsobjekt gesehen, aber nun ist sie bei Luis in den Händen eines Mannes, der dieses schöne und handliche Motorrad zu schätzen weiss.

Es hat mich ausserordentlich gefreut, diese Nachricht erhalten zu haben und die Maschine jetzt in guten Händen zu wissen, macht die Trennung im Nachhinein doch leichter.

matchlessg80Nun lebt ja der Luis in einer landschaftlich unglaublich schönen Gegend. Dementsprechend ist er mit der Matchless sehr häufig in (für einen Flachländer) geradezu überirdischen Landschaften unterwegs. Auf dem Bild ist eine kleine oberbayrische Gruppe mit G80, XT500 und F650 unterwegs im Trentino.

Ein paar Bemerkungen von Luis zur Harris Matchless möchte ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten:

Die Maschine läuft so gut ich hoffe man muss lange nichts machen. Ich werd mir
aber trotzdem ein paar Teile wie Kupplungsbeläge usw. ins Lager legen.

An der Maschine hab ich bisher nicht viel geschraubt, Ölwechsel, Ventile einstellen, neue Benzinschläuche und ein paar Details wie den Vergaser am Rahmen zusätzlich befestigt. Die von dir eingebaute Metallplatte für die Batterie hab ich ein wenig verändert, jetzt passt die Werkzeugschale besser und die Batterie kann per Spannband befestigt werden.

Der Auspuff ist natürlich noch dran, bei der Probefahrt beim Verkäufer über die Dörfer war die Geräuschkulisse wie bei einem Oldtimerrennen…  Ich hab dann das Innenrohr mit Dämmwolle gestopft dann gings besser. Leider ist bei der Fahrt am Sonntag der Auspuff wieder lauter geworden, da werd ich nochmal ran müssen.

Am besten würde mir ja ein Aupuff wie bei den Norton Commandos gefallen, mit den zulaufenden Ende, mal sehen ob man da einen bekommt für den Anschluss.

Die Matchless macht wirklich sehr viel Spass, der Motor hat einen tollen Drehmomentverlauf und ist eigentlich völlig ausreichend in der Leistung. Am Sonntag sind wir eine Runde übern Plansee gefahren, mein Bruder auf einer XT 500 und ein Freund auf einer BMW F650, da konnte ich sehr gut mithalten. Besonders der BMW Fahrer war verwundert wie flott die G80 läuft. In den Kurven kann man sehr direkt und flüssig fahren, besonders die kleinen Passstraßen habens mir angetan. Bei uns Richtung Südtirol gibts viele tolle Strecken, nicht nur Sella Ronda und da wo alle hinwollen.

Eindeutig: Dieser Mann mag sein Motorrad. Netterweise habe von Luis noch ein paar Bilder von seinen alpinen Motorradreisen bekommen. Nachdem ich mir die betrachtet habe, steht der Entschluss fest: Wenigstens ein mal muss ich dort mit dem Motorrad hin, am liebsten mit der Enfield, oder noch besser, mit der Continental GT – nur hab ich dummerweise noch keine. Aber daran kann ich ja arbeiten.

Eine kleine Bildersammlung zweier Touren nachTirol ist in den folgenden Slideshows zu sehen:

Tour im September in die Gegend des Levico-Sees

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Ausfahrt zum Plansee und ins Tiroler Lechtal

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Glücklich, wer in einer solchen Gegend lebt. Und da dürfte ein leichter, durchzugskräftiger Einzylinder genau das richtige Motorrad sein. Ich jedenfalls werde den Winter über nicht nur von der Steiermark, sondern jetzt auch von Touren durch Tirol träumen.

 

Im oststeirischen Hügelland

…… bin ich heuer leider nur virtuell. Aber immerhin, das ist besser als gar nichts. Gerhard aus Graz war dort unterwegs und hat den richtigen, den wirklichen Indian Summer gefunden. Im Vogelsberg muss ich ja oft danach suchen und in so manchem Herbst finde ich ihn auch gar nicht so recht. Da scheint mir die Steiermark doch eine sichere Bank für den Indian Summer zu sein. Und ausserdem ist er dort mindestens so schön wie in seiner nordamerikanischen Heimat.

Zweifellos eine Traumlandschaft bei Traumwetter. Immerhin kann ich jetzt davon träumen, mit der Enfield im nächsten Jahr durch diese Landschaft zu bollern. Ich sehe mich quasi auf dem Sträßchen des vorletzten Bildes am Gehöft vorbei fahren.

Ob’s aber wirklich klappt, ist zweifelhaft: Als Rentner habe ich tatsächlich fast keine Zeit mehr. Irgend etwas mache ich falsch 🙂

Hinterherfahren

….. ist eigentlich nicht so unbedingt meine Sache, aber heute fahre ich dreimal hinter ungewöhnlichen Fahrzeugen her, und das ist durchaus amüsant.

Nachdem ich den gestrigen traumhaften Herbsttag in der Werkstatt verbracht habe, heisst es heute: Ab auf die Strasse. Gegen 13:00 ist es dermaßen unverschämt schön, dass ich die Sportster heraushole und mich in Richtung Wetterau in Bewegung setze. Klar bin ich ordentlich warm angezogen und das muss auch sein. Kälte beim Fahren kann ich nämlich überhaupt nicht gebrauchen.

HD Sportster

Die Sonne knallt so gnadenlos vom Himmel, dass es geradezu blendet. Beim Fahren ist das nicht ganz ungefährlich, also Obacht. Hier bin ich nahe Nidda und in wenigen Kilometern werde ich vor Ortenberg im Stau stehen: Hab vergessen, dass dort heute Kalter Markt ist. Und natürlich fahre ich locker am Stau vorbei und nehme eine Umleitung in Richtung Büdingen.

HD Sportster

In Büdingen fahre ich mitten durch die Altstadt und nehme einen schnelle Espresso zu mir. Während ich mit Blick auf die alte Stadtmauer mein Heißgetränk schlürfe …..

HD Sportster

….. fahren diese beiden Dreiräder vorbei. Die Dinger gefallen mir recht gut, besser jedenfalls als die typischen Trikes. Etwas später werde ich die beiden Maschinen bei Kefenrod eingeholt haben und bleibe etliche Kilometer hinter den beiden. Unschwer ist zu erkennen, dass die beiden Fahrer richtig Spaß haben und lahm sind die Dinger auch nicht gerade. In Kurven scheint damit sogar etwas Schräglage möglich zu sein, so wie bei einem Schwenker. Das war also meine erste Hinterherfahr-Aktion heute.

HD Sportster

Sogar dem Indian Summer begegne ich heute noch einmal, vermutlich aber zum letzten mal in diesem Jahr.

HD Sportster

Adieu für 2016, mein schöner, wenngleich kurzer Indian Summer. Nur wenig später stoße ich hier im Seemental auf eine Gruppe von vier Trikes, denen ich mich für ein paar Kilometer anschließe.

Falltorhaus

Über Grebenhain und Schotten fahre ich dann das Falltorhaus an. Bei diesem tollen Wetter und dann fast am letzten Tag des Oktobers muss hier der Teufel los sein. Und hier treffe ich auch auf die vier Trikes, denen ich im Seemental ein paar Meilen gefolgt bin. Das vordere Trike ist ein gewaltig ausladender Koreaner. Mit Trikes kann ich aber wenig anfangen, ganz im Gegensatz zu den Dreirädern vorher.

Falltorhaus

Tatsächlich haben sich wohl viele Saisonfahrer noch einmal auf den Weg gemacht..

Falltorhaus

Und diesen beiden alten 50 ccm Kreidlern bin ich ein Stückk auf der alten Rennstrecke hinterher gefahren. War wie früher: Der Geruch von Zweitaktöl und hochdrehende Motörchen. Und jetzt ist mir auch klar, warum die graue Kreidler kaum die 70 km/h erreicht hat: Es ist die 4,2 PS Viergang-Version.

Falltorhaus

Etliche der neuen 1200er Thruxtons sind heute hier. Kein Wunder, dass sich ein so schönes Motorrad schnell durchsetzt.

Falltorhaus

Und dann kommt sogar noch eine blaue Royal Enfield, hier am Falltorhaus wirklich nicht oft zu sehen. Und die Maschine hat schon 35.000 km auf dem Tacho. Den Fahrer treffe ich leider nicht.

Nach fast 100 Meilen bin ich dann wieder zu Hause. Zu keiner Zeit habe ich heute gefroren, und das hätte ich an diesem Morgen nicht für möglich gehalten. Es gibt sie also noch, die schönen Herbsttage.