Die lange, die kradlose Zeit

Da stecke ich wohl mitten drin im Winterblues und ich meine sogar, er wäre in diesem Jahr besonders heftig. Verregneter Oktober, arschkalter November und ein bis jetzt mieser Dezember – böse Sache. Und die richtigen schlimmen Monate Januar und Februar kommen erst noch. Aber vielleicht wird ja nach dem Jahreswechsel und dem Ende des Schaltjahres alles etwas besser.

Bis dahin aber muss ich mich mit anderen Dingen als Motorrädern und Rollern beschäftigen, aber da gibt es ja zum Glück noch mehr Dinge im Leben. Ganz vorn mit dabei ist die Zeit mit meinem Kumpel Yello.

Pferde in NO

Eine bunte Ansammlung verschiedener Pferderassen findet sich auf zwei Wiesen an der Ohm.. Ich glaube, dass hier eine Art Gnadenhof für Pferde betrieben wird, muss ich aber mal nachfragen.

Pferde-Schönheit

Ein besonders hübsches Pferd mit geflochtenem Zopf begrüsst mich. Bei der Gelegenheit kommt mir mein Vorhaben, noch einmal Reiten zu lernen, wieder in den Sinn. Da wären doch Herbst und Winter die richtige Jahreszeit, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. So allein auf einem ruhigen Pferd durch Vogelsberg und Rhön zu traben stelle ich mir fast so schön wie Motorradfahren vor. Und einen Reiterhof habe ich ja in direkter Nachbarschaft.

Yello

Auf dem freien Feld sieht man, dass es schon richtig kalt ist – Minustemperaturen.

Die Ohm

Auf unseren kalten Spaziergängen durchstreifen wir die Ufer der Ohm und entdecken auch manchmal ein …..

NO

….. lost place.

Yello

Später, in Yellos Wohnung, kann der eine sich ausruhen und es sich auf dem Sofa bequem machen, während …..

Laurent

….. der andere, in dem Fall Laurent, noch die Anprobe für die Trachtengruppe über sich ergehen lassen muss.

Nur noch Dienstfahrten?

Dienstfahrten und Winterbetrieb – im Moment sieht es so aus, als wäre genau das das Schicksal meiner übrig gebliebenen beiden Vespa Roller. Aber warum auch nicht? Möglicherweise ist das sogar die bestimmungsgemäße Verwendung für Motorroller.

Wie auch immer: Heut muss ich recht früh nach Gießen: Ankunftszeit ist 9:00. Und das Ziel ist das verkehrsreiche Gewusel der Frankfurter Straße, irgendwo zwischen Fachärzten, Sparkassen und Zeitarbeitsvermittlern. Mit dem PKW krieg ich da garantiert niemals einen Parkplatz und das bedeutet einen Einsatz für einen Roller.

Punkt 8:30 starte ich mit der kleinen Vespa GTS, die auch nach monatelangem Stillstand sofort anspringt – brave Vespa. Hab mich nur mäßig warm angezogen, und das reicht heute sogar: Schon am frühen Morgen klare Plusgrade so um die 5°C.

Vespa GTS

Mit dem Roller bin ich in knapp 40 Minuten im Moloch Gießen, schlängele mich hurtig durch die Innenstadt und suche mir irgendwo im Hinterhof einer Augenklinik einen Parkplatz. Ist zwar auch hier verboten, aber das riskier ich. Nach einer knappen Stunde ist mein Behördengang erledigt, der Roller steht immer noch im Hinterhof und ich kann wieder raus aus der Stadt.

Vespa GTS

Aber so eilig hab ich’s gar nicht mit dem Rauskommen aus der Stadt. Ich lege einen Bummel über den Seltersweg ein, besuche die Automeile und schaue, was es im Europaviertel neues gibt. Sogar die Hohe Warte besuche ich in der Hoffnung, hier die Przewalski-Pferde zu Gesicht zu bekommen – was leider nicht gelingt. Und erst dann verlasse ich Giessen wirklich.

Vespa GTS

Auf dem Heimweg ein kurzer Blick in das Schaufenster des Yamaha-Dealers in Fernwald. Hier gibt es tatsächlich einen Ausverkauf einiger Modelle, darunter der SR400: Billiger als eine Enfield EFI. Dumm ist nur, dass die Aktion schon im September ausgelaufen ist – und im gesamten Laden findet sich auch keine SR400 mehr. Das war’s dann wohl mit dem Einzylinder-Klassiker mit den Stimmgabeln. Adieu SR.

Vespa GTS

Um 11:00 ist der Tag dann von beinahe überirdischer Schönheit, jedenfalls für einen Novembertag. So kreise ich insgesamt 120 Kilometer durchs Gießener Umland, wobei mir nicht einmal kalt wird. Schätze, heute hätte ich stundenlang fahren können.

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Mit dem Schaltroller zwischen den Strömen

Wahrscheinlich hatte ich schon jede Hoffnung auf halbwegs gutes Wetter in diesem November aufgegeben. Nur so lässt sich erklären, dass ich erst heute gegen 15:00 merke, dass es mit geschätzten 12°C relativ warm ist, dass es nicht regnet und die Straßen überall trocken sind. Aber besser spät als nie und deshalb ziehe ich die grüne Cosa aus dem Schuppen und beschließe. mich ein paar Kilometer zwischen Horloff und Nidda zu bewegen. Mag sein, dass diese beiden Gewässer im allgemeinen Sprachgebrauch nicht als Ströme bezeichnet werden, aber mehr haben wir hier im Vogelsberg nicht zu bieten.

Die grüne Cosa springt sofort an und benimmt sich anschließend so, als wolle sie mich für all die Unbilden und den Ärger der vergangenen Monate entschädigen. Der Motor brummt fröhlich vor sich hin, die Bremsen arbeiten ordentlich, die Elektrik funktioniert tadellos und die Ladespannung von 13,8V steht auch mit voller Beleuchtung wie eine EINS bereits kurz über der Leerlaufdrehzahl. Doch ja, so macht Schaltroller fahren wieder Spaß.

Die grüne Cosa

Mein Weg zwischen den Strömen führt mich zunächst durchs Horlofftal, wo ich zwischen Gonterskirchen und Einartshausen auf das Flüsschen Horloff stoße.

Die grüne Cosa

Nach ganz kurzer Pause schraube ich mich die Kurven hoch in Richtung Einartshausen.

Die grüne Cosa

Und in Rainrod komme ich dann an die Nidda, die man schon fast als Fluß bezeichnen kann.

Die Nidda

Sehr hübsch, wie sie sich durch den alten Ortskern von Rainrod schlängelt.

Die grüne Cosa

Ein paar Kilometer weiter zeigt sich, wozu die Nidda in der Lage ist: Sie versorgt den Nidda-Stausee ständig mit frischem Vogelsbergwasser. Jetzt im Winter ist hier am See und um diese Zeit wahrhaftig keine Menschenseele zu sehen. Das gefällt mir.

Als ich wieder in Richtung Schotten starte, wird es sehr schnell dunkel. Jetzt merke ich, dass das Abblendlicht doch etwas funzelig ist – trotz H4 und Klarglasscheinwerfer. Das Fernlicht hingegen leuchtet die Straße auch bei Dunkelheit prima aus.

Im Laubacher Wald erwischt mich noch ein kleiner Schauer, aber das kann den Spaß an der heutigen Fahrt nicht trüben.

Die grüne Cosa

Als ich noch vor 18:00 wieder zuhause bin, ist es mittlerweile stockfinster. Aber gerade die letzten Kilometer durch den dunklen Laubacher Wald haben mir gut gefallen. Und auch die Fahrt durchs schon weihnachtliche Schotten war richtig nett. Ein Blick auf den Tacho zeigt mir, dass ich heute 70 amtliche Schaltroller-Kilometer zurück gelegt habe. Und dabei hatte ich den November schon abgeschrieben.

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Die ersten 500 m

……. mit dem Nova MMB Tacho wurden heute zurückgelegt. Allerdings nicht gefahren – obwohl die Temperaturen das her gegeben haben. Aber hier ist alles nass und es regnet häufig. Und deshalb wurden diese ersten 500 m auf andere Art bewältigt: Ich habe am Rad gedreht, am Vorderrad.

Hall Sensor für Nova MMB Tacho an der Enfield

Ein kleiner VA-Doppelwinkel und schon sitzt der Hall Sensor als Signalgeber für den Nova MMB Tacho an der Gabel. Die sechs Befestigungsschrauben des Bremsscheibenträgers liefern dem Sensor die Signale. Das etwas zu lange VA-Blech wird selbstredend zu einem späteren Zeitpunkt noch gekürzt.

Hall Sensor für Nova MMB Tacho an der Enfield

Ist eigentlich recht unauffällig, und die Leitung zum Tacho wird später zusammen mit der Bremsleitung verlegt. Auf die warte ich aber noch. Die originale indische Gummileitung ist mir doch zu labberig und deshalb kommt hier eine Stahlflexleitung hinein. Die Mischung aus archaischer Motorentechnik und ein wenig Moderne mag ich: So treffen Gegenwart und Vergangenheit nett aufeinander.

Nova MMB Tacho an der Enfield Bullet

Nachdem ich eifrig am Rad gedreht habe, zeigt der Tageskilometerzähler jetzt die ersten 500 m an. Ja, ich habe jetzt einen Tageskilometerzähler, was nicht viele pre-unit Fahrer von sich sagen können.

The Speedometer

Es ist unter Enfield-Fahrern nun wahrlich nichts Neues, dass der indische Tachometer nur ein Schätzeisen ist – und selbst das macht er nicht vernünftig, sondern wackelt dabei wie ein Lämmerschwanz. Ebenso ist bekannt, dass gute Enfield-Schrauber wie Flo, Sommer, Diewald oder Vahrenkamp – um nur einige zu nennen – ordentliche Alternativen in Form mechanischer Tachos von Nova MMB anbieten.

Der Tacho an meiner Enfield scheint sogar ein besonders schlechtes Exemplar zu sein. Zeigte er anfangs noch ganz vernünftig an, so war dies vorbei, als ich das erste mal schneller als 100 km/h gefahren bin, und seitdem ist’s vorbei mit der vernünftigen Anzeige. Ich hätte nun keinen Augenblick gezögert, mir die oben genannte Alternative zu kaufen – wenn sie denn einen Tageskilometerzähler hätte. Hat sie aber nicht und deshalb ist das nix für mich.

Aber aus alten MZ Silverstar Zeiten habe ich noch einen wunderbaren elektronischen Tacho  hier liegen, ebenfalls von Nova MMB. Und der hat selbstverständlich die Trip-Anzeige und sieht dazu noch unverschämt gut aus. Dieses Hightech-Produkt aus Ostdeutschland baue ich heute in meine schöne Inderin ein.

Nova MMB Tacho für Enfield Bullet

Mit dem rein mechanischen Einbau ist es natürlich nicht getan. Die Kontrollleuchten müssen jetzt separat gesetzt werden, ein Taster zur Bedienung des Tachos muss montiert werden und natürlich auch der Signalgeber, ein Hall-Sensor. Hier ist der Tacho bereits eingesetzt, vorn neben dem Spiegel sitzt der Taster mit der Gummiabdeckung und die LEDs für Neutral und Blinker sind in der Casquette eingebaut.

Nova MMB Tacho für Enfield Bullet

Ich finde ja, das der Tacho trotz des kleinen Displays gut an die Enfield passt.

Nova MMB Tacho für Enfield Bullet

Elektrisch ist schon einiges zu ändern. Für die LED-Blinkerkontrolle muss beispielsweise eine Dioden-Entkopplung in die Blinkerleitung eingeschleift werden. Der Tacho selbst benötigt 8 weitere Leitungen. Im Moment sieht es ein bisschen chaotisch aus.

Nova MMB Tacho für Enfield Bullet

Aber als alles verkabelt ist, ist es gar nicht mehr so schlimm. Immerhin konnte ich ja auch einige Leitungen entfernen.

Nova MMB Tacho für Enfield Bullet

Fertig, alles montiert, angeschlossen und getestet: Funktioniert einwandfrei. Und endlich ist die Blinker-Kontrollleuchte gut sichtbar – die originale war nur nachts oder in der dunklen Werkstatt zu sehen. Den alten Kilometerstand habe ich übernommen, so dass auch an der Stelle alles OK ist. Und natürlich die Trip-Anzeige. Das war dann auch meine Schrauberei für heute.