Unterwegs mit 200 Jahren

….. ja, das kommt heute tatsächlich zusammen, und da ist nur das Alter der drei Fahrer zusammen gerechnet. Herrje, was sind wir alt geworden – aber wir leben noch.

Der Sinn der heutigen Fahrt liegt in der Hauptsache darin zu ergründen, ob wir drei Fahrer und unsere kleinen Motorroller ausreichend gut harmonieren, um auch ca. 10 gemeinsame Tage in Österreich verbringen zu können. So starten Jürgen und ich um 9:00 auf unseren 125ern in Richtung Bad Brückenau, um Hartmut, den dritten im Bunde, abzuholen und durch die Rhön zu touren. Unter anderem werden wir auch die Hochrhönstrasse komplett befahren.

Drei Roller für Österreich

Über den durchaus noch frischen Vogelsberg ziehen Jürgen und ich in den Main-Kinzig-Kreis. Hier entscheiden wir gerade, welchen Weg nach Bad Brückenau wir nehmen werden: Über Schlüchtern oder über Steinau? Wir entscheiden uns für Steinau, was uns eine wunderbare Fahrt am Rande des Spessart beschert.

Drei Roller für Österreich

Das musste ich heute lernen: Staatsbad Bad Brückenau ist nicht Bad Brückenau, sondern nur ein Ortsteil davon.

Drei Roller für Österreich

Nach exakt zwei Stunden treffen wir bei Hartmut und Ruth in Bad Brückenau ein. Dort sehen auch zum ersten mal unseren dritten Roller: Ein Yamaha X-Max 125. Und direkt schauen wir uns auch die Route an, die Hartmut für uns zusammen gestellt hat, an. Sieht sehr gut aus und fährt sich wunderbar.

Als nette Begleitung fährt noch Hartmuts Gattin Ruth als Sozia mit. Aber nur dieses mal, nach Österreich müssen wir drei Herren allein fahren.

Drei Roller für Österreich

Nach einer wunderbaren Fahrt durch herrliche Landschaften auf niegelnagelneuen Sträßchen ohne Verkehr muss Jürgen in Gersfeld tanken – und an der Tanke geraten wir doch tatsächlich in eine kleine Oldtimer-Ausstellung. Die schauen wir uns natürlich an.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Eine ganze Reihe interessanter Fahrzeuge ist zu sehen.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Zweimal BMW-Einzylinder: Vorn eine R25/3, dahinter eine R25. Beide in sehr schönem Zustand.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Keine Oldtimer, aber eine Reihe Custom-Bikes, alle von Harley Davidson.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Die Königin: Horex Regina 350. Noch heute ein herrliches Krad.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Die urige EMW 350 aus Eisenach ist eines meiner heimlichen Lieblingsmotorräder.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Schon der Motor ist ein Gedicht.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Noch eines meiner Lieblingskräder: Moto Guzzi Falcone.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Und natürlich die Supermax – die hab ich zumindest schon besessen und ausgiebig gefahren.

Oldtimer Ausstellung in Gersfeld

Und während ich meiner Chronisten- und Bloggerpflicht nachkomme, sitzen meine Begleiter gemütlich bei Bratwurst und Kaffee. Guten Appetit!

Nun geht es weiter von Gersfeld nach Bischofsheim, wo die Hochrhönstrasse beginnt.

Auf der Hochrhönstrasse

Die Fahrt auf der Hochrhönstrasse ist für mich immer wieder ein Erlebnis: Keine Ortschaften, keine Ampeln, nur Landschaft – aber davon reichlich. Und ein Ausblick bis tief in den Thüringer Wald hinein.

Auf der Hochrhönstrasse

Das Land der offenen Fernen wird die Rhön auch genannt, und wer diesen Blick genossen hat, weiss auch, warum.

Auf der Hochrhönstrasse

Und während ich voller Andacht und Ehrfurcht die Landschaft betrachte, ………….

Auf der Hochrhönstrasse

….. schwingt sich Ruth plötzlich auf den Honda Spacy von Jürgen und unternimmt eine Probefahrt – und zwar so, als würde sie diesen Roller schon seit Jahren bewegen.

Auf der Hochrhönstrasse

Der kleine Spacy passt für Ruth am besten, weil er immer festen Boden unter den Füßen bietet – Yamaha und Vespa sind ein Stückchen zu hoch.

In Fladungen ist die Hochrhönstrasse nach 25 km leider zu Ende und wir ziehen über Frankeinheim und Hilders nach Tann.

Drei Roller für Österreich

In Tann besuchen wir das Eiscafe Royal, dass bei dem heutigen herrlichen Wetter extrem gut besucht ist. Dennoch schaukelt die Bedienung den Andrang perfekt und jeder bekommt am Ende, was er bestellt hat: Eis, Cappuccino, Schorle, Kaffee.

Kurz danach ist unser heutiger Versuch beendet – und zwar positiv. Höchstwahrscheinlich werden wir einen harmonischen Urlaub zu dritt in Österreich verbringen – und wir freuen uns bereits jetzt darauf.

Wir nehmen nun den Heimweg auf, fahren noch bis ins Nüsttal zusammen und dann trennen sich unsere Wege. Jürgen und ich haben noch ca. 1,5 Stunden vor uns, die aber wie alles heute problemlos verlaufen. Am Ende des Tages haben wir fast 300 Kilometer auf unseren Rollern zurück gelegt und hatten eine Menge Spaß dabei. Österreich – wir kommen.

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Ein bisschen Gewusel

…. hier, ein bisschen Gewusel da – so vergeht dieser Samstag. Und er bringt mich dennoch ein wenig voran. Aber der Reihe nach.

Vorgestern war so ein Tag, an dem nichts richtig lief: Das Spiegelgewinde in der rechten Armatur der schwarzen Enfield gab auf, einer der beiden neuen Spiegel von Louis funktionierte überhaupt nicht und beim breiteren Lampenring von Hitchcocks fehlte die dazugehörige Befestigungsklemme. Da lagen meine kleinen Pläne schlagartig alle auf Eis.

Heute hole ich zuerst eine Sitzbank vom Sattler Martin Küthe ab, die bei einem Yamahaschrauber in Pohlheim hinterlegt wurde. Und so lerne ich Moritz Kullmann kennen, einen genialen SR- und XT Kenner.

Etwas später und wieder zu hause liegen da drei Pakete für mich:

  1. Ein neuer Spiegel von Louis mit allen Retourepapieren für das Defektteil. Ein fantastischer und blitzschneller Service.
  2. Das bestellte BearCoil Kit für M10x1,25 Gewinde.
  3. Ein seit 4 Wochen überfälliger und längst aufgegebener Kupplungsdeckel für die graue Enfield, direkt aus Indien.

Und so haben sich fast alle meine kleinen Problemchen an diesem Samstag in Luft aufgelöst. Das Leben kann so schön sein!

BearCoil M10x1,25

Zuerst repariere ich mit einem BearCoil Einsatz das defekte Spiegelgewinde in der rechten Armatur. Ist jetzt besser als neu.

Spiegel von Louis

Der neue Louis-Spiegel flutscht nur so ins neue Gewinde. Und dieses Exemplar funktioniert auch einwandfrei. Wer sich fragt, wie ein Spiegel nicht funktionieren kann: Dieser hier enthält eine eingebaute Dämpfereinheit, die Vibrationen reduzieren soll. Die Dämpfung ist aber empfindlich gegen falsche Benutzung und so darf nur und ausschließlich die untere Mutter gegen die Armatur gekontert werden, keinesfalls die darüber liegende Dämpfereinheit.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und dann kommt natürlich noch die Küthe-Sitzbank drauf. Die habe ich nur zum Probieren bekommen und um zu sehen, ob die Polsterung OK für mich ist. Verglichen mit den indischen Bänken ist die Verarbeitung hier ein Traum. Und obwohl ich braune Bänke nicht sooo mag, muss ich sagen, dass diese Bank auch in braun auf der Bullet 1A aussieht. Die ersten Sitzproben sind vielversprechend.

Vespa GTS125

Jetzt geht es weiter mit der Vespa. Für morgen ist eine Testfahrt mit drei alten Herren auf Rollern in die Rhön geplant – dies als Versuch, ob wir drei harmonieren und ob unsere Roller bereit für die Reise nach Österreich in drei Wochen sind. Das Motoröl hatte ich ja schon vor ein paar Tagen gewechselt und heute schaue ich nur kurz nach Kühlwasser und Bremsflüssigkeit. Ist alles OK.

Vespa GTS125

Jetzt gilt es noch, ein paar Wege zu erledigen. Es beginnt mit dem Kauf neuer Dichtungen für den Spülenablauf – wie profan.

Vespa GTS125

Dann schaue ich mir Kymco Roller in Stangenrod an.

Vespa GTS125

Nach dem Auftanken dann noch ein Besuch bei Mike Enders in Atzenhain.

Wolfsspitze

Beim Einkauf für den morgigen Reiseproviant sehe ich am netto-Markt den Hinweis auf eine Wolfsspitz-Zucht am Windhainer See. Interessant, die Spitze werde ich mal zusammen mit Yello besuchen. Dann habe ich für heute alles erledigt und die Vespa noch über 60 km getestet – die Rhönreise morgen früh kann kommen: Um 9:00 wird gestartet. Unter anderem werden wir drei Oldies auch die Hochrhönstrasse zwischen Bischofsheim und Fladungen befahren.

Zu hause finde ich noch einen Beutel mit frisch gedrehten Lötnippeln aus Ilsdorf an der Haustür. Perfekt, endlich kann ich Kupplungszüge für die Enfields bauen.

Die Suche nach Retro

….. führt mich und meine graue Bullet heute nach Grünberg, also nur ca, 8 km entfernt. Aber wie man weiss, werfe ich für solche Distanzen keinen Viertakter an und schaffe es doch tatsächlich, aus den 8 fast 100 km zu machen. Ihr macht euch keine Vorstellung, welchen Spaß ich mit meiner alten Bullet habe – und das trotz klapperndem Motor, miesem Fahrwerk und mäßig schaltbarem Viergang-Getriebe. Das ist natürlich kein Retro, sondern reale alte Technik.

Aber zurück zu Retro: In Grünberg führt es mich zum Zweirad-Schlosser, bei dem ich ein bestimmtes Teilchen suche. Und hier gibt es die chinesischen Retro-Kreidler mit 125 ccm und Viertaktmotor. Trotz der fernöstlichen Herkunft gefallen mir die kleinen Kräder sehr gut und heute möchte ich sie mir gern mal ganz genau ansehen. Aber leider ist keine Kreidler Dice vor Ort – schade.

Die graue Bullet

Ohne das Retroerlebnis wird meine Fahrt umso länger: Grünberg, Laubach, Laubacher Wald, Horlofftal, Schotten, Grünes Meer – ruckzuck zeigt der Tacho beinahe 100 km mehr an. Hier an der Außenstelle des Laubacher Bauamtes mitten im Wald kühlen sich Mensch und Motor ein wenig ab. Zum ersten mal zeigt das Thermometer fast 80°C im Ölbehälter an.

Die graue Bullet

Die zweite und letzte Pause gibt es dann zwischen Schotten und Altenhain – hier bin ich bis Altenhain komplett allein unterwegs.

Ich kann gar nicht oft genug erwähnen wie froh ich bin, die alte Enfield zurück geholt zu haben – könnte glatt mein Lieblingsfahrzeug werden. Bis in den Abend hinein drehen wir unsere Runden und der ehemals eckige Hinterreifen wird runder und runder.

Zu Hause liegen dann zwei Pakete für mich: Eines von Hitchcocks und eines von Pulsotronic, ehemals Nova MMB. So kann ich der Grauen noch einen ROYAL ENFIELD Aufkleber verpassen und eine kleine Schaltung mit Diode und Kondensator in den Eingang des elektronischen MMB Tachos der schwarzen Bullet bauen. Damit soll der Neustart des Tachos nach dem Anlassen verhindert werden. Der Test sagt: Es klappt, alles gut.

Der lange Weg zur Seeterasse

Seit gestern steht es schon fest: Heute werde ich mit der grauen Enfield an den Antriffttal-Stausee fahren und mir einen großen Cappuccino gönnen. Das Wetter spielt mit, es ist quasi über Nacht Sommer geworden. Unklar ist im Moment nur noch, welchen Weg ich nehmen werde.

Aber vorab sind einige Rentnertätigkeiten zu erledigen: Hundespaziergang, Einkauf und ein paar Kleinigkeiten in meinem Motorradzimmer.

Motorradzimmer

Nachdem mein Motorradzimmer vor einigen Wochen ohne mein Verschulden in ein gewaltiges Chaos versetzt wurde, werde ich das heute beheben. Erstmal aufräumen, dann umsortieren und zum Schluß noch weitere Helmregale montieren. Meine Helme haben sich nämlich in den letzten Jahren ungehemmt vermehrt: Auf beinahe jeder Dienstfahrt bin ich Motorradläden angefahren und meist kam ich mit einem Helm wieder heraus. Die Helme müssten nach menschlichem Ermessen bis an mein Lebensende und darüber hinaus reichen.

Motorradzimmer

Uhren und Bilder werden wieder sichtbar.

Motorradzimmer

Fast alle Helme haben nun einen Platz auf den kleinen Helm-Garderoben.

Motorradzimmer

Nach zwei Stunden ist es soweit, dass ich alles wieder finde. So muss das!!!

Die graue Bullet

Dann aber rein in die Motorrad-Klamotten und auf die graue Bullet – weil Viergang-Rechtsschaltung einfach geil ist. Noch immer weiß ich nicht recht, wie ich fahren soll und ich hole mir Rat an dem mystischen Ort mit seinen Buchen und Eichen nahe Homberg.

Die graue Bullet

Das Orakel schickt mich weiter aufs Rondinchen. Zuerst frage ich mich, obs nach Amöneburg, nach Schweinsberg oder in die Dörfer um Homberg gehen soll. Für alles gibt es gute Argumente, besonders für Amöneburg. Vielleicht schaffe ich es ja doch einmal, den unbekannten Enfieldfahrer, der hier immer wieder seine Kreise zieht, zu stoppen und in ein Gespräch zu verwickeln. Und dann habe ich die Lösung für mein Routenproblem: Ich werde all diese Ziele anfahren und dann in einem weiten Halbkreis ins Antriffttal und an den Stausee zirkeln. Ein guter Plan, Dank an das Orakel.

Die graue Bullet

Auch heute springt die graue Bullet nach jedem Stopp beim ersten leichten Kick an. Und sie läuft derart gut, dass es eine wahre Freude ist. Also weiter, die Route hab ich ja jetzt im Kopf. Und ja, auch den Steinbruch im Hintergrund werde ich in Kürze passiert haben.

Die graue Bullet

An einem der Marterln im Amöneburger Becken raste ich und warte ein Viertelstündchen auf den unbekannten Enfieldfahrer – aber heute kommt er nicht.

Die graue Bullet

Amöneburg selbst, also den „Pickel“, werde ich heute aber nicht anfahren: Meinen Cappuccino möchte ich ja am See schlürfen.

Die graue Bullet

Was die englische Flagge an der Brucker Mühle mir sagen will, weiß ich leider nicht. Vielleicht ein Britbike-Treffen? Später finde ich heraus, dass es hier am letzten Samstag britische Köstlichkeiten und Dudelsack-Musik gab. Schade, leider verpasst.

Die graue Bullet

Nun befinde ich mich im Homberger Umland und hier an der langen Zufahrt zur Tierversuchsstation Ulrichstein. Hier werde natürlich keine Tiere gequält, sondern es wird seriös geforscht. Ich aber komme nur wegen der schönen Heckenstraße.

Die graue Bullet

Weiter nun in den Kirtorfer Wald, wo ich an einem meiner Lieblingsplätze eine Foto-Session mache: Am abgelegenen Forsthaus mit dem herrlich langen Zaun um den alten Garten.

Die graue Bullet

Der Zaun ist ein wirklich klasse Hintergrund für eine Bullet – die ich schon vor 6 Jahren an diesem Ort fotografiert habe.

Die graue Bullet

Angekommen an den Seeterassen. Endlich wieder geöffnet und zum Glück nicht zu voll.

Seeterassen

Ein herrlicher Ort für meinen Cappuccino.

Die graue Bullet

Auf der Rückfahrt noch ein winziger Halt am alten Getürms bei Billertshausen, um den Vergaser eine Winzigkeit nach zu justieren. Und schon geht es weiter in Richtung Hoher Vogelsberg, um dann in den heimischen Hafen abzubiegen.

Um Punkt 18:30 bin ich dann nach 130 Kilometern wieder daheim. Die Bullet ist wunderbar gelaufen, ohne zu zicken. Halt, einmal fing sie ganz kurz an zu spotzen, aber das war lediglich das Zeichen, auf Reserve umzuschalten. Zum Schluß hatte ich gar das Gefühl, mit der alten Inderin bis ans Ende der Welt fahren zu können. Aber das ist vielleicht doch arg optimistisch gedacht. Warten wir*s ab.

Später zu Hause schauen Bärbel und Jürgen noch kurz vorbei und ich erfahre, dass Jürgen einen Deal mit seinem Nachbarn gemacht hat und dessen NSU Max kaufen wird. Wahnsinn, endlich wieder eine Max in meinem Dunstkreis. Ich liebe nämlich Mäxe. Schätze, in einer Woche werde ich das edle Stück zu Gesicht bekommen.

Ins Knüllgebirge

……. führt mich meine Fahrt heute, und ausnahmsweise nicht wegen der Landschaft, auch nicht wegen der Knülljause, sondern aus zwei Gründen: Zum einen gibt es die Information aus dem Berftal über eine kleine Oldtimershow in Neukirchen und zum anderen ist wieder ein Test fällig. Gestern habe ich nämlich am linken Gabelholm der Harley den Wellendichtring gewechselt, was allerhöchste Zeit war.

Diese Wellendichtringmisere mit dem linken Holm verfolgt mich schon eine ganze Weile, wobei ich diesmal selber schuld war: Hab den Dichtring beim letzten mal falsch herum eingesetzt. Und was ich gestern noch bemerkt und natürlich umgehend abgestellt habe: Das Öl aus dem Gabelholm ist bis auf die Bremsbeläge gewandert. Kein Wunder also, dass mir die Wirkung der vorderen Scheibe etwas schwächlich erschien. Die Beläge sind jetzt jedenfalls neu. Also gilt es, Dichtheit der Gabel und Wirkung der Bremsen zu testen.

Noch heute morgen bin ich überzeugt, keinen Meter fahren zu können: Unwetterwarnungen und eine Regenwahrscheinlichkeit von fast 90% werden prognostiziert. Aber, oh Wunder, am Mittag ist die Prognose korrigiert und es gibt keinen Regen mehr. Also auf!

Zum ersten mal hab ich mir vorgenommen, die Sportster überhaupt nicht sportlich zu fahren, sondern so, wie es sich für einen Cruiser gehört. Richtig sportlich gefahren ist so eine alte Sportster nämlich sehr anstrengend. Einfaches Fahrwerk, harte Federelemente, der ruppige Motor mit seinen Vibrationen, die mäßigen Bremsen – all das kann anstrengend werden. Und der Jüngste bin ich ja auch nicht mehr. Und deshalb wird heute recht moderat gefahren.

HD Sportster

The heaven never seems so near – traumhaftes Wetter begleitet mich durch den gesamten Altkreis Alsfeld. Und die moderate Fahrweise zahlt sich aus: Nach kurzer Zeit bin ich geradezu tiefenentspannt.

Oldtimer in Neukirchen

Nach knapp 50 Meilen bin ich bereits in Neukirchen, wobei ich nicht die kürzeste Route genommen habe. Schon auf den ersten Blick ist zu sehen, dass die Show stark landwirtschaftlich geprägt ist, aber das macht überhaupt nichts. Alte Schlepper sind ja was Feines.

Oldtimer in Neukirchen

Und natürlich auch neue Schlepper wie diese John Deere Familie.

Oldtimer in Neukirchen

Wie man sieht kann John Deere aber auch klein.

Oldtimer in Neukirchen

Dem größten John Deere Schlepper reiche ich gerade mal ans Vorderrad – beeindruckend.

Oldtimer in Neukirchen

Eine kleine Lanz-Gruppe.

Oldtimer in Neukirchen

Das einzige Motorrad ist die feine Kreidler, hier in der Mokick-Ausführung mit 2,6 PS. Gabs aber auch als Kleinkraftrad mit 4,2 PS, und die war seinerzeit der Traum meiner Jugend.

Oldtimer in Neukirchen

Hier geht es um den Hund, einen riesigen Briard, den ich anfangs sogar für einen Wolfshund gehalten habe.

Oldtimer in Neukirchen

Vorn der große Ursus, quasi das polnische Pendant zum deutschen Lanz Bulldog. Der Ursus wurde übrigens im gleichen Werk gebaut wie die 350er Junak.

Oldtimer in Neukirchen

Der deutsche Traumschlepper, ein Schlüter. Schön wie eine italienische Diva.

Oldtimer in Neukirchen

Aber auch kleine Schlepper haben ihren Reiz.

Oldtimer in Neukirchen

Hanomag-Schlepper, rechts der Ackerdiesel.

Oldtimer in Neukirchen

Manche Hanomag waren schon fast Autos.

Oldtimer in Neukirchen

Mit einem Blick auf die schönen Messingteile des Ursus verabschiede ich mich von diesem Oldtimer Event – mit bestem Dank ins Berftal für den guten Tipp.

HD Sportster

Den Rückweg nehme ich nicht durch den Altkreis Alsfeld sondern über die Schwalm. Das Wetter ist immer noch prima, aber eine steife Brise hat eingesetzt und am Himmel erscheinen ein paar dunkle Wolken. Hier, an einem einsamen Sträßchen zwischen Röllshausen und Holzburg, prüfe ich die Gabel: Sieht alls wunderbar dicht aus – bisher. Und die Bremse mit den jetzt ölfreien Belägen bremst wie einst im Mai. So soll es sein.

HD Sportster

Hier mache ich ein Päuschen von 25 Minuten und in dieser Zeit kommt hier kein Fahrzeug und kein Mensch vorbei – einfach klasse. Danach cruise ich weiter in Richtung Vogelsberg und mit dieser Fahrweise bin ich wirklich entspannt und nur unwesentlich langsamer als im Sport-Modus. Muss mich aber manchmal zu dieser Gelassenheit zwingen.

Nach ziemlich genau 100 – nein, nicht Kilometern, sondern Meilen, bin ich dann wieder daheim. Zuletzt gab es ein paar völlig unerhebliche Regentropfen, aber den richtig dunklen Wolken konnte ich davon fahren. Und auch zu Hause ist die Gabel noch dicht. Ich denke, ich kann zufrieden sein.