Der lange Weg zur Seeterasse

Seit gestern steht es schon fest: Heute werde ich mit der grauen Enfield an den Antriffttal-Stausee fahren und mir einen großen Cappuccino gönnen. Das Wetter spielt mit, es ist quasi über Nacht Sommer geworden. Unklar ist im Moment nur noch, welchen Weg ich nehmen werde.

Aber vorab sind einige Rentnertätigkeiten zu erledigen: Hundespaziergang, Einkauf und ein paar Kleinigkeiten in meinem Motorradzimmer.

Motorradzimmer

Nachdem mein Motorradzimmer vor einigen Wochen ohne mein Verschulden in ein gewaltiges Chaos versetzt wurde, werde ich das heute beheben. Erstmal aufräumen, dann umsortieren und zum Schluß noch weitere Helmregale montieren. Meine Helme haben sich nämlich in den letzten Jahren ungehemmt vermehrt: Auf beinahe jeder Dienstfahrt bin ich Motorradläden angefahren und meist kam ich mit einem Helm wieder heraus. Die Helme müssten nach menschlichem Ermessen bis an mein Lebensende und darüber hinaus reichen.

Motorradzimmer

Uhren und Bilder werden wieder sichtbar.

Motorradzimmer

Fast alle Helme haben nun einen Platz auf den kleinen Helm-Garderoben.

Motorradzimmer

Nach zwei Stunden ist es soweit, dass ich alles wieder finde. So muss das!!!

Die graue Bullet

Dann aber rein in die Motorrad-Klamotten und auf die graue Bullet – weil Viergang-Rechtsschaltung einfach geil ist. Noch immer weiß ich nicht recht, wie ich fahren soll und ich hole mir Rat an dem mystischen Ort mit seinen Buchen und Eichen nahe Homberg.

Die graue Bullet

Das Orakel schickt mich weiter aufs Rondinchen. Zuerst frage ich mich, obs nach Amöneburg, nach Schweinsberg oder in die Dörfer um Homberg gehen soll. Für alles gibt es gute Argumente, besonders für Amöneburg. Vielleicht schaffe ich es ja doch einmal, den unbekannten Enfieldfahrer, der hier immer wieder seine Kreise zieht, zu stoppen und in ein Gespräch zu verwickeln. Und dann habe ich die Lösung für mein Routenproblem: Ich werde all diese Ziele anfahren und dann in einem weiten Halbkreis ins Antriffttal und an den Stausee zirkeln. Ein guter Plan, Dank an das Orakel.

Die graue Bullet

Auch heute springt die graue Bullet nach jedem Stopp beim ersten leichten Kick an. Und sie läuft derart gut, dass es eine wahre Freude ist. Also weiter, die Route hab ich ja jetzt im Kopf. Und ja, auch den Steinbruch im Hintergrund werde ich in Kürze passiert haben.

Die graue Bullet

An einem der Marterln im Amöneburger Becken raste ich und warte ein Viertelstündchen auf den unbekannten Enfieldfahrer – aber heute kommt er nicht.

Die graue Bullet

Amöneburg selbst, also den „Pickel“, werde ich heute aber nicht anfahren: Meinen Cappuccino möchte ich ja am See schlürfen.

Die graue Bullet

Was die englische Flagge an der Brucker Mühle mir sagen will, weiß ich leider nicht. Vielleicht ein Britbike-Treffen? Später finde ich heraus, dass es hier am letzten Samstag britische Köstlichkeiten und Dudelsack-Musik gab. Schade, leider verpasst.

Die graue Bullet

Nun befinde ich mich im Homberger Umland und hier an der langen Zufahrt zur Tierversuchsstation Ulrichstein. Hier werde natürlich keine Tiere gequält, sondern es wird seriös geforscht. Ich aber komme nur wegen der schönen Heckenstraße.

Die graue Bullet

Weiter nun in den Kirtorfer Wald, wo ich an einem meiner Lieblingsplätze eine Foto-Session mache: Am abgelegenen Forsthaus mit dem herrlich langen Zaun um den alten Garten.

Die graue Bullet

Der Zaun ist ein wirklich klasse Hintergrund für eine Bullet – die ich schon vor 6 Jahren an diesem Ort fotografiert habe.

Die graue Bullet

Angekommen an den Seeterassen. Endlich wieder geöffnet und zum Glück nicht zu voll.

Seeterassen

Ein herrlicher Ort für meinen Cappuccino.

Die graue Bullet

Auf der Rückfahrt noch ein winziger Halt am alten Getürms bei Billertshausen, um den Vergaser eine Winzigkeit nach zu justieren. Und schon geht es weiter in Richtung Hoher Vogelsberg, um dann in den heimischen Hafen abzubiegen.

Um Punkt 18:30 bin ich dann nach 130 Kilometern wieder daheim. Die Bullet ist wunderbar gelaufen, ohne zu zicken. Halt, einmal fing sie ganz kurz an zu spotzen, aber das war lediglich das Zeichen, auf Reserve umzuschalten. Zum Schluß hatte ich gar das Gefühl, mit der alten Inderin bis ans Ende der Welt fahren zu können. Aber das ist vielleicht doch arg optimistisch gedacht. Warten wir*s ab.

Später zu Hause schauen Bärbel und Jürgen noch kurz vorbei und ich erfahre, dass Jürgen einen Deal mit seinem Nachbarn gemacht hat und dessen NSU Max kaufen wird. Wahnsinn, endlich wieder eine Max in meinem Dunstkreis. Ich liebe nämlich Mäxe. Schätze, in einer Woche werde ich das edle Stück zu Gesicht bekommen.