Das Kontrastprogramm

Das gebe ich mir heute, das Kontrastprogramm. Die Voraussetzung dafür ist aber eine kleine Runde mit der Enfield, die ich gegen 14:00 in Richtung Westen starte.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Gemütlich wird durch die Rabenau und über Lollar in Richtung Wettenberg gebollert. Eine kurzer Blick zurück auf Burg Stauffenberg und weiter geht’s. Die Hitze des Mittags hat ein wenig nachgelassen und es fallen gar ein paar Tröpfchen Regen, was aber nicht sonderlich stört.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Man ahnt es schon: Hier bin ich am Ziel: Beim KTM Händler Schleenbecker in Krofdorf-Gleiberg.

KTM Duke 690R

Gerade wird die KTM Duke 690R, die ich zur Probefahrt erhalten werde, auf die Strasse geschoben.

Und genau das ist mein heutiges Kontrasprogramm: Auf der einen Seite meine gute alte Bullet mit 500 ccm Stoßstangenmotor und 22 PS und einem Motorträger, den man kaum als Fahrwerk bezeichnen kann. Auf der anderen Seite die 690 ccm Duke mit 75 PS, runden 150 kg Gewicht und einem ultrahandlichen Fahrwerk. Jetzt gehe ich in den direkten Fahrvergleich.

KTM Duke 690R

Schon akustisch ist der KTM Single allererste Sahne: Kein Geklapper, kein Geschepper und trotz Euro4 sogar ein angenehmer Auspuffklang. Das beim zu frühen Schalten der Motor in die Kette hackt, merke ich sofort und das passiert mir auch nur ein mal.

KTM Duke 690R

Das Fahrwerk ist ein Gedicht und die Kurvenfreudigkeit ist unglaublich. Aber der Motor übertrifft alles! Hätte nie geglaubt, dass ein solcher Einzylinder möglich ist. Laufruhig, geschmeidig, drehfreudig und dennoch kernig genug. Ich bin begeistert.

KTM Duke 690R

Wettenberg, Vetzberg, Fellingshausen, Frankenbach – durch die Wälder ist das ganz schön kurvig und die Duke ist in ihrem Element. Dann entgegengesetzt zurück. Beim Keltendorf am Dünsberg gibts das Foto fürs Familienalbum und dann gebe ich nach 45 Minuten die KTM zurück – aber ausgesprochen ungern. Und wie man sieht, passt mein Halstuch sogar farblich zur Duke.

Ganz klar: Diese Duke ist mein neues Traummotorrad! So viel Spaß der anderen Art hatte ich schon lange nicht. Nichts gegen meine Boller-Motorräder, die stehen auch nicht zur Debatte. Aber ein Kontrastprogramm täte mir garantiert gut – und zwar genau mit dieser KTM.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Als ich anschliessend auf die Bullet steige, habe ich aber genau so viel Vergnügen damit wie immer. Die Fahrt durch die Salzböde ist damit ebenfalls der reine Genuss. Obwohl: Allmählich kommt diese Strasse in einen derart üblen Zustand, dass es dir die Plomben aus den Zähnen hämmert. Aber es ist wohl kein Geld für eine Erneuerung da.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Fahren wir diese schöne alte Strasse also, so lange sie noch nicht gesperrt ist. Übrigens glaube ich in manchen Waldstücken, bereits die Vorboten des Indian Summer zu entdecken. Das wäre aber arg früh.

Das war also mein heutiges Kontrastprogramm. Mit der Entscheidungsfindung kann ich mir aber wohl noch etwas Zeit lassen, denn laut Herrn Schleenbecker ist die 2016er Duke bereits komplett abverkauft. Und das wundert mich nach der heutigen Testfahrt überhaupt nicht: Das ist einfach ein tolles Motorrad.

Landkreis-übergreifend

Eigentlich ist es nur eine kleine Vorabendrunde, die sich aber doch kreisübergreifend ausdehnt. Zu Hause sitzen ist mir bei diesem Wetter einfach unmöglich.

Ich starte meine Runde über die B276 nach Schotten, wo ich ziemlich allein bin und den Ständer der Enfield ab und zu auf dem Asphalt schleifen lasse – was übrigens nicht wirklich schwierig ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Weiter durch die sehr schöne Gegend zwischen Schotten und Gedern.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Von Gedern dann ins ebenfalls wunderschöne Seemental, dass sich bereits im Wetteraukreis befindet.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Bei Volkhardshain drifte ich ab in den Main-Kinzig-Kreis, den ich aber bald wieder verlasse und zurück in den Vogelsbergkreis fahre.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Kurz durch die Breungeshainer Heide.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und dann hoch auf den Hoherodskopf.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Für einen Mittwoch ist ganz gut was los hier oben.

Hoherodskopf

Ein paar schicke Harleys.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und schon wieder beim Abstieg in Richtung Mücke. Schon mindestens 300 mal gefahren, und immer wieder schön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ich habe fertig! Und dann sind es doch wieder 120 Kilometer geworden, einer davon schöner als der andere.

Amöneburg

Amöneburg, Amöneburg – das ist ja wohl nichts Besonderes. OK, es stimmt: In den letzten Jahren war ich etliche male in Amöneburg, hoch oben auf dem Pickel. Hab ungezählte Cappuccino, Eisbecher und Tortenstücke verputzt und insgesamt einige Stunden in einem der Cafes am Marktplatz gesessen.

Aber heute läuft es mal anders: Ich werde so lange dort oben herumkurven, bis ich das Schloss, also die echte Amöneburg gefunden und besichtigt habe.

Enfield in Deckenbach

Über die Rabenau und Rüddingshausen geht die Fahrt in Richtung Amöneburg. Als erstes aber gibt es ein Foto-Shooting an meinem Lieblings-Landwirtschafts-Schuppen bei Deckenbach. Ich finde das kleine Gebäude einfach klasse.

Enfield im AMöneburger Becken

Im Amöneburger Becken ist die Ernte in vollem Gange. Von diesem Platz aus sehe ich sowohl Schloß Schweinsberg als auch die Amöneburg. Und wenn ich mich ganz drehe, hab ich sogar noch das Homberger Schloß im Blick.

Enfield in Amöneburg

Und nach rund 40 Kilometern bin ich jetzt schon oben in Amöneburg. Diesmal fahre ich den Marktplatz gar nicht erst an, sondern schraube mich immer höher und höher, teilweise durch Fußgängerpfade, bis ich am höchsten Punkt angekommen bin. Ein Motorrad ist bereits hier oben und es ist das totale Kontrastprogramm zu meinem archaischen Single: Eine 6-Zylinder BMW.

Amöneburg

Und jetzt erkenne ich zum ersten mal, dass das, was ich immer für das Amöneburger Schloss gehalten habe, in Wirklichkeit eine recht gewaltige Kirche ist.

Amöneburg

Direkt neben der Kirche dann das Schloß, besser, die Burg, und noch besser, die Burgruine. Davor eine Statue des Bonifatius, der auch hier in Sachen Christianisierung sehr aktiv war.

Amöneburg

Aber auch wenn es „nur“ eine Ruine ist, so handelt es sich dennoch um ein eindrucksvolles Bauwerk, von dem noch einiges zu sehen ist. Und das ganze befindet sich in einer äusserst gepflegten Anlage, die bereits zu dieser recht frühen Stunde gut besucht ist.

Amöneburg

Sehr schön der ehemalige Burghof mit seinem Rundgang.

Amöneburg

Hier sehen wir Kirche und Burgruine beisammen. Was aber schon von weitem zu sehen ist, ist nur die Kirche.

Amöneburg

Ein gigantischer Ausblick, und es ist sofort klar: Wer hier oben auf der Burg saß, hatte einen enormen strategischen Vorteil.

Amöneburg

Eine kleine Info zum Schloß, und wer hatte auch hier wieder die Hände im Spiel: Natürlich die mainzerischen Bischöfe.

Amöneburg

Ein Plan der Amöneburger Altstadt.

Amöneburg

Und hier findet sich ein Tourenvorschlag über die benachbarten Höhenzüge. Könnte man durchaus mal so nach fahren.

Amöneburg

In einem Burgverlies findet sich ein historischer Abriss zur wechselvollen Geschichte der Amöneburg und daneben eine kleine Sammlung der einheimischen Tierarten – und da ist sogar der Waschbär aufgeführt.

Fand ich ganz spannend, Amöneburg mal etwas besser kennen zu lernen. Und wo ich schon bei historischen Betrachtungen bin, fahre ich gleich noch die Kapelle und den Wartturm in Wittelsberg an.

Wittelsberg

Das Türmchen kann man natürlich nicht mit der Amöneburg vergleichen, aber es hatte sicher auch seinen Sinn.

Wittelsberg

Und zwar diesen Sinn: Ein Vorposten der Herren von Burg Frauenberg gegen das mainzerische Amöneburg.

Wittelsberg

Den Hinweis auf Burg Frauenberg nehme ich sofort auf und mache mich startklar, um für heute meine letzte historische Stätte zu besuchen. Auf geht’s.

Burg Frauenberg

Und schon bin ich am Ziel. Auch zu Burg Frauenberg gibt es ein paar Hinweise.

Burg Frauenberg

Heute nehme ich sogar den Fussmarsch zur Burgruine in Angriff – und das bei der Hitze. Viel ist von der einst stolzen Burg leider nicht übrig geblieben.

Burg Frauenberg

Weites Land! Du hast einen tollen Ausblick auf die Burgen im Gießener Land, den Dünsberg und das Gladenbacher Bergland.

Enfield bei Höingen

Und das soll’s für heute gewesen sein. Ich mache mich über den Ebsdorfergrund auf den Heimweg und schiesse ein letztes Foto auf der kleinen Strasse zwischen Höingen und Deckenbach. Gegen 18:00 bin ich nach 150 Kilometern dann wieder daheim.

Im mystischen Kellerwald

Also im Kellerwald bin ich schon länger nicht gewesen, dieses Jahr überhaupt noch nicht und mit der Enfield schon gar nicht. Dabei ist dieser wunderschöne Micro-Kosmos perfekt auf die Enfield zugeschnitten. Und weil heute endlich mal wieder richtig gutes Wetter ist, schnappe ich mir gegen 13:00 die Enfield und wir ziehen über den Kirtorfer Wald, Neustadt, Lischeid und Gilserberg in den Kellerwald.

Enfield im Kellerwald

Zuerst versuche ich, mir die Geister des Kellerwaldes gewogen zu stimmen. Dazu benutze ich zwar diesen Waldgeist aus dem Kirtorfer Wald, aber ich denke, dass Waldgeister auch überregional tätig sind. Nach einer kleinen Gabe geht es direkt weiter.

Enfield im Kellerwald

Bis auf den Waldgeister-Stop fahre ich nonstop bis auf die B3 bei Gilserberg, was etwa 70 Kilometer bedeutet. Hier wird Sprit gefasst und …..

Enfield im Kellerwald

… es erfolgt eine erste Orientierung. Den Kellerwald habe ich schon im Blick und sogar die zweithöchste Erhebung dieser Landschaft, auf der ganz oben der markante Fernsehturm zu sehen ist. In wenigen Kilometern werde ich die B3 verlassen und in die Tiefen des Kellerwaldes eintauchen.

Enfield im Kellerwald

Und schon bin ich mitten in der Stille und Einsamkeit des Kellerwaldes.

Enfield im Kellerwald

Egal wo Du dich auch befindest: Du siehst fast immer einen der beiden höchsten Berge der Region, entweder das Hohe Lohr oder den Wüstegarten. Ich glaube, es gibt sogar eine Stelle nahe Haddenberg, wo beide Berge zu sehen sind.

Enfield im Kellerwald

Mittlerweile bin ich dem Hohen Lohr ganz nahe.

Enfield im Kellerwald

Von hier aus führen mehrere Wege hinauf, vermutlich aufs Hohe Lohr. Einem der Wege foge ich etwa 5 Kilometer und werde …..

Enfield im Kellerwald

….. mit einem gigantischen Ausblick belohnt. Danach mache ich aber kehrt, denn ich weiss, die Ranger hier mögen keine Kräder in ihrem Wald.

Enfield im Kellerwald

Jetzt befinde ich mich am Fuße des Wüstegartens, aber wie ich da hinauf komme, hab ich noch nicht heraus gefunden – trotz mehrerer Versuche in der Vergangenheit. Dabei würde ich nur allzu gern den hölzernen Kellerwaldturm besteigen und weit ins Land hinaus blicken. Der Fußweg aber ist mir zu lang.

Enfield im Kellerwald

Überall feine Wanderwege, aber keine Chance für ein Motorrad.

Enfield im Kellerwald

Dieser Pfad wäre es aber, der auf den Gipfel des Wüstegartens führt.

Enfield im Kellerwald

Nun umrunde ich den Wüstegarten, aber auch von der Densberger Seite finde ich keinen geeigneten Zugang nach oben. Meine besten Chancen hatte ich mit meiner guten alten DR400, aber das ist ja leider auch vorbei.

Enfield im Kellerwald

Natürlich weiß ich, dass es wenig Chancen gibt, einen der Gipfel mit dem Motorrad zu befahren – diese Zeiten sind vorbei. Aber meine Suche nach einem motorradgeeigneten Aufstieg hat Tradition und dabei finde ich immer neue und unbekannte Pfade.

Über Densberg und Jesberg verlasse ich den Kellerwald wieder und halte mich nun in Richtung Schwalmstadt. Die Gegend ist zwar kurvenmässig recht interessant, aber landschaftlich hat sie wenig zu bieten. Das wird erst hinter Neustadt wieder besser.

Enfield im Kellerwald

Und schon bin ich wieder im Kirtorfer Wald auf der alten Garnisonsstraße.

Enfield im Kellerwald

Mitten im Wald gibt es noch ein Selfie von Fahrer und Maschine und das war es dann für heute. In fünf Stunden bin ich knapp 200 Kilometer gefahren und es war wunderbar – wie eigentlich immer im Kellerwald. Und gerade mit der Enfield macht das besonderen Spaß.

Alles, nur nicht Cosa

Heut ist wieder so ein Tag, wo es ständig nach Regen aussieht. Für mich bedeutet das, zumindest ein paar Stündchen in der Werkstatt mit der zu Cosa verbringen, muss ja schliesslich weiter gehen.

Aber dann stehe ich in der Werkstatt und hab plötzlich so gar keine Lust auf das grüne und verbaute Mistding. Aber die Enfield, ich könnte was an der Enfield machen. Da ist ja das vordere Schutzblech mit dem „Schädelspalter“ und der ROYAL ENFIELD Aufschrift. Hat mir anfangs sehr gut gefallen, aber mittlerweile find ichs überzogen. Einfach abschrauben und dann mit Löchern oder Gummistopfen im Fender herumfahren will ich aber nicht.

Also wird im Bestand gesucht. Da finde ich einen schwarzes Sportster-Fender, aber der ist schlecht im Lack. Dann ist da ein nagelneues Teil von der Triumph, allerdings in British Racing Green. Also auch nicht direkt geeignet. Aber dann sehe ich ein sehr sportliches Schutzblech, vom dem ich zuerst denke, es ist aus Alu. Das werde ich jetzt passend machen und montieren.

Beim Bohren von insgesamt 8 Löchern merke ich dann, dass der Fender aus VA ist. Das gefällt mir und das lässt sich sicher auf Hochglanz polieren. Hätte aber nicht gedacht, dass sich selbst so dünnes VA nicht gut bohren lässt. Aber es geht.

Enfield Bullet 500 ES

Ist doch ein ziemliches Gefrickel bis die Löcher drin sind, aber der Fender soll ja nicht indisch schief sondern akkurat und teutonisch sitzen. Ja, das gefällt mir doch besser als der etwas aufdringliche Schädelspalter. Zwischen Schutzblech und die Halter montiere ich natürlich Gummischeiben, um Vibrationsschäden möglichst zu vermeiden. Ob’s aber hilft?

Fuhrpark

Jetzt lohnt es natürlich nicht mehr, noch mit der Cosa anzufangen. Aber eines mache ich noch, auch wenn ich dazu meinen gesamten und stark geschrumpften Fuhrpark bewegen muss.

Die grüne Cosa

Und weil die grüne Cosa ja seit gestern wieder rollfähig ist, kommt sie jetzt raus aus ihrer Isolationshaft und auf die kleine Hebebühne in der Werkstatt. Das wird hoffentlich meine Motivation erhöhen, an dem verbauten Schaltroller weiter zu arbeiten. Aber heute nicht mehr.