Alles weg

Jetzt ist es tatsächlich passiert: Ich hab die DR400 mitsamt allen Teilen abgegeben! Das war schwerer, als ich dachte und viel unangenehmer als der Verkauf meiner beiden W650. Aber das Gute ist: Ich weiss, die Suzi kommt in gute Hände. Arne ist ein extrem angenehmer Typ und wer den langen Weg von Sylt bis in den Vogelsberg wegen einer alten Enduro auf sich nimmt und wer seinen Hund Badegast nennt, also der kann kein übler Zeitgenosse sein.

Sportster 883

Den Morgen vertreibe ich mir, nachdem alle DR400-Teile in Kisten verstaut sind, mit leichten Tätigkeiten an der Sporty und Aufräumarbeiten in der Scheune.

Sportster 883

Auch das Nachbau-Schutzblech für die Sporty ist angekommen und sieht besser aus, als ich es erwartet hab. Das wird jetzt noch schön glänzend schwarz lackiert und dann wäre auch die Heckpartie wieder in Ordnung.

Suzuki DR400

Jetzt kommt Arne mit einem geliehenen Transporter, in dessen Bauch all meine DR400-Teile verschwinden – passt so gerade. Das hat so richtig Luft im Schuppen gegeben. Adieu, schöne DR, vielleicht kann ich dich mal auf Sylt besuchen. Kurz schaut auch Reinhard vorbei und berichtet, dass sein XL350-Paket bereits Gestern einen neuen Besitzer gefunden hat. Aber während Reinhard ja noch die 650 Honda als City-Hopper hat, muss ich für diesen Zweck jetzt einen Motorroller nehmen.

Rund um Schotten

….. so nannte sich in den 50er Jahren das Motorrad-Rennen, dass auf dem damaligen Schottenring statt fand. Weiß ich aus ganz alten Motorrad-Heften und kann mich an die Überschrift in den grünlichen Heften gut erinnern.

Daran muß ich heute denken, als ich gegen 15:00 zu einer kleinen Testfahrt aufbreche. Rund um Schotten soll die verlaufen und natürlich neben dem Test-Effekt auch noch ein wenig Vergnügen am Nachmittag bringen.

Gegen Mittag ist der heutige Samstag plötzlich sonnig und unglaublich schön geworden – aber da steck ich gerade in der Werkstatt und beschäftige mich mit dem Öldruckschalter der Sporty. Und als ich fertig bin und zur Probefahrt starte, ist es total grau und dunkel geworden – fast so, als würde es gleich zu Schneien beginnen. Tut es aber nicht.

Sportster 883

Meine Sportster habe ich ja mit defektem Öldruckschalter gekauft, dann zu Hause aber einen neuen verbaut und alles war in Ordnung. Vor ein paar Tagen fing die Öldrucklampe aber erneut an zu flackern – bedenklich. Habe dann heute wieder einen neuen Öldruckschalter eingebaut, diesmal ein Aftermarket-Teil von Accel. Der Probelauf in der Werkstatt sagt: Alles OK, aber ich will das mit einer Probefahrt untermauern.

Beim Abschrauben des Kabels vom alten Öldruckschalter fällt die 3/8″ Mutter so blöd auf den Werkstattboden, dass ich sie einfach nicht mehr finde. Shit, wo soll ich jetzt so eine Mutter hernehmen? Kurz vor der völligen Verzweiflung drehe ich mal eine metrische M5 Mutter auf den Schalter – und das passt! Also merken: An manchen Bauteilen wie Tacho, Vergaser und Öldruckschalter hat die Sporty metrische Gewinde. Und kaum ist dieses Problem gelöst, finde ich auch die originale Mutter wieder.

Sportster 883

Nach wenigen hundert Metern bemerke ich, dass mein Tacho nicht funktioniert. Klar, als ich Gestern sämtliche Kontrolllämpchen gegen wasserdichte LED ausgetauscht habe, hab ich vergessen, die Welle wieder an zuschrauben. OK, mach ich kurz am Straßenrand. Die alten Lämpchen hab ich eigentlich nur raus geschmissen, weil die so bescheuert befestigt waren: Mit ekligen, scharfkantigen Federplättchen – furchtbar zum Ausbauen. Die netten LEDs haben dagegen ein richtiges Gewinde mit Befestigungsmutter.

Sportster 883

Jetzt beginnt meine Fahrt rund um Schotten richtig: Zuerst der Aufstieg über Ulrichstein und dann weiter in Richtung Schotten. Auf diesem Rastplatz hast Du normalerweise eine traumhafte Fernsicht in den Vogelsberg hinein, aber heute ist nach wenigen Metern nur noch eine dicke Nebelsuppe zu sehen.

Sportster 883

Die Harley läuft wieder, dass es nur so eine Pracht ist. Die Ölkontrollleuchte ist brav und permanent aus – sollte tatsächlich in kurzer Zeit der zweite Öldruckschalter ausgefallen sein? Frisst die Harley vielleicht Öldruckschalter? Na, von mir aus soll sie, ich hab jedenfalls erneut einen Mordsspaß mit dem Bike. Das Cruisen mit 50, 60 oder 70 Meilen ist derart entspannend und angenehm, dass ich mich immer wieder fragen muß, warum ich nicht schon seit vielen Jahren Harley fahre.

Sportster 883

Langsam bricht die Dämmerung herein, aber ich kann noch nicht aufhören, zu fahren. Nur der Gedanke an Wildschweine und anderes Getier, dass mir vor den Bock laufen kann, lässt mich allmählich abdrehen in Richtung Heimat.

Sportster 883

Nach 42 Meilen ist meine Probefahrt beendet – der Austausch des Öldruckschalters war erfolgreich und ich hatte den perfekten Tagesausklang. Mit diesen 42 Meilen ist der Motor auch gut warm geworden und ich habe meine eigene Regel eingehalten, die ich zu Rotax-Zeiten aufgestellt habe: Keine Fahrt mit einem Viertakter von weniger als 50 Kilometern.

November-Blues?

Prinzipiell neige ich ja ein wenig zum November-Blues, aber heute ganz sicher nicht. Als sich der Morgennebel gegen Mittag verzieht, kommt sogar ein Hauch von Sonne heraus. Und als dann alle Straßen abgetrocknet sind, schieb ich die Harley aus der Scheune und geh auf eine kleine Rundfahrt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hat der November-Blues keine Chance mehr.

Gleichzeitig wird auf dieser Fahrt die Eignung meiner neuesten Errungenschaft getestet: Eine schwedische Pilotenjacke aus dickem Leder mit massivem Innenfutter. Diese Jacke hat ausschließlich Knöpfe und Schnallen und ist damit ein bisschen umständlich. Aber nach Aussage des Verkäufers soll sie „Scheißwarm“ sein.

Sportster 883

Ein traumhafter Tag für Mitte November: Temperatur im Bereich 10°C, trocken, diesig. Wir schrauben uns den Vogelsberg hoch um dann in Richtung Schotten zu fahren.

Sportster 883

Nach 10 Meilen ist das Öl der Sportster auf 60°C erwärmt und mir selbst ist kein bißchen kalt: Die schwedische Pilotenjacke hält tatsächlich unglaublich warm.

Sportster 883

Am Falltorhaus im Laubacher Wald ist natürlich kein Mensch: Hier ist erstmal Winterpause.

Sportster 883

Über Laubach nach Grünberg und hier, nahe Lauter, verabschiede ich mich vom Indian Summer. Auf den ersten Blick sieht das ja alles noch schön und bunt aus, aber bei genauerem Hinsehen …..

Sportster 883

….. ist zu erkennen, dass die Farbe schon sehr dünn ist und das in wenigen Tagen alles kahl sein wird. Aber noch siehts hübsch aus.

Nach 40 Meilen beginnt es schon wieder zu dämmern und ich laufe den Heimathafen an. Zwar kurz, war dies dennoch eine besonders angenehme und schöne Fahrt. Habe ich schon erwähnt, dass die Sporty mir unglaublich viel Freude macht?

 

Weil’s so schön war …

….. will ich heute noch einmal in die Wetterau, allerdings mit dem V-Twin aus Milwaukee. Das Wetter sieht heut noch besser aus als gestern und alle Straßen scheinen trocken zu sein, auch die in den tiefsten und dunkelsten Wäldern des Vogelsberges. Um 11:30 scheint mir der Planet genügend angewärmt zu sein und ich starte meine Sportster – mittlerweile mein liebstes Motorrad.

Sportster 883

Schotten, Nidda, Bad Salzhausen – und hier ein erster Mini-Stop inmitten des Kurortes. Habe das Gefühl, dass der Schlag des V-Twins so manchen Kurgast aus seiner Sonntag-Mittag-Schläfrigkeit gerissen hat.

Sportster 883

Tanken auf der Harb und dann über Echzell richtig hinein in die Wetterau. In Bingenheim halte ich am hübschen Schloß, was mich auf die Idee bringt, heute mal ein paar Schlösser in der Wetterau anzufahren. Das Bingenheimer Schloß wird heute von einer Lebenshilfe-Organisation genutzt, ist also noch richtig „in Betrieb“.

Sportster 883

Schloß Asenburg in Staaden dagegen hat seine neue Bestimmung als Hotel gefunden – auch nicht schlecht.

Sportster 883

Im Zentrum der Wetterau, in Friedberg, fahre ich direkt in den Schloßhof hinein. Das Friedberger Schloß wird mannigfaltig genutzt: Hier finden sich ein Gymnasium, Kanzleien, Büros und Wohnungen.

Sportster 883

Natürlich besteht die Wetterau nicht nur aus schnuckeligen Orten und Schlösser, vielmehr überwiegt hier die Landwirtschaft. Die Rüben-Kampagne dürfte jetzt auch so allmählich zu Ende gehen, aber noch liegen lange Mieten an den Rübenfeldern.

Sportster 883

Irgendwo zwischen Wölfersheim und Wohnbach liegt dieses kleine Tal, das für die Wetterau eher untypisch ist.

Sportster 883

Viel häufiger siehst Du große landwirtschaftlich genutzte Flächen und ein dichtes Straßennetz mit Autobahnen und Bundesstraßen. Aber zum Glück gibt es auch noch die hübschen kleinen Strässchen zwischen den Orten.

Sportster 883

Hier haben wir so eine Landstraße, die beinahe Alleen-artigen Charakter hat. In den Herbstfarben ist das äußerst ansprechend.

Sportster 883

Und noch ne Burg: Münzenberg, das Tintenfaß, fahre ich aber heute nicht direkt an, da reicht mir der Fernblick.

Sportster 883

Das letzte Schloß für heute ich Schloß Hungen, dass von außen etwas unscheinbar wirkt, aber …..

Schloss Hungen

….. bei genauem Hinsehen ausgesprochen schön ist.

Sportster 883

In Laubach könnte ich noch das Schloß anfahren, aber in der Stadt findet irgend ein gewaltiges Ereignis statt. Dadurch ist die Stadt verkehrstechnisch quasi zusammen gebrochen und so schlängele ich mich schnell durch den Ort. Jetzt ist es auch schon wieder 16:00 und es wird langsam frischer. Auf den heutigen 110 Meilen habe ich bisher nicht einmal gefröstelt, und das soll auch so bleiben. Also geht’s jetzt heim und ich sage Bye-bye vom Rande des Vogelsberges.

Der letzte schöne Tag

….. in diesem Herbst war wohl doch der gestrige! Zwar soll der heutige Sonntag laut Wettericht ähnlich gut werden, aber zumindest bis 14:00 ist davon nichts zu sehen. Die geplante Knüllfahrt lasse ich bei Nebel, klatschnassen Straßen und Kälte lieber sausen und beschäftige mich statt dessen mit kleineren Schraubereien.

Sportster

Als erstes wird der verbogene Kennzeichenhalter gerichtet und repariert, den gestern ein Parkrempler erwischt hat. Gut, dass amerikanisches Eisen auch an der Stelle so massiv ist! Die englischen Schrauben hat’s aber glatt abgerissen – aber die waren auch aus Kunststoff.

Sportster Tank

Dann überlege ich kurz, ob ich nicht die frisch lackierten Teile wie den größeren Tank und den geschweißten Öltank anbauen soll. Aber ich lass es – die Teile sind so schön, daß ich sie gar nicht montieren mag – aus Angst, sie zu verkratzen.

Suzuki DR400

Die Suzuki bekommt ihren schönen kleinen Alutank wieder, obwohl der dicke Acerbis zum Schluss auch ganz gut aussah. Kurz schwanke ich, ob ich bereits Verkaufsfotos von der Suzi machen soll, aber ich kanns nicht.

Suzuki DR400

Der dicke Acerbis kommt ins Regal zu den anderen Suziteilen.

Sportster 883

Aus dem Paket von W&W mit dem good stuff setze ich mal eine neue Verschlußkappe für die Kontrolle der Primärkettenspannung ein. Das ist im Vergleich zu den originalen Stopfen mit dem superbreiten Schlitz eine echte Verbesserung – und nebenbei glänzen sie noch wesentlich besser. Chrom halt.