Zurück aus dem Schlaflabor gibt es nach den Tagen der Abwesenheit natürlich einiges zu erledigen und aufzuarbeiten. Da mittlerweile der Frühling zumindest vorübergehend hier angekommen ist, nehme ich dazu meine Dreiräder. Besonders das W650-Gespann ist natürlich auch geradezu prädestiniert dazu, eine kleine Brillenreparatur in Grünberg anzugehen.
Nachdem ich neulich bei Reinhard ein gelungenes Foto durch die Speichen des Rades gesehen habe, versuche ich das auch einmal – mit mäßigem Erfolg. Aber immerhin erledige ich die Brilllenreparatur in Grünberg, einen Batteriekauf in Schotten, eine Vergaserdiskussion in Ullrichstein und kleine Abstecher nach Reiskirchen, Lich, Hungen und Laubach. Kein Wunder, dass am Ende meiner Arbeitstour 160 Kilometer mehr auf dem Gespanntacho stehen.
Nahe Nonnenroth gönne ich mir eine kurze Pause und verbringe ruhige 20 Minuten in der Sonne.
Es dringen nur wenige Geräusche aus dem nahen Ort hier herauf – herrlich einsam.
Fast eine Postkartenidylle mit Kirchturmspitze.
Nach 20 Minuten raffe ich mich wieder auf und verlassen den schönen Ort. Jetzt mache ich mich auf beinahe direktem Wege wieder nach Hause.
Zuhause teste ich noch einmal die Batterie von Gianna, der silbernen Vespa. Wie erwartet dreht der Akku den Anlasser noch einmal durch und dann ist Schluß – leer. Aber ich habe ja einen neuen Gel-Akku aus Schotten mitgebracht. Kurz den alten Akku ausgebaut …..
….. und jetzt sehe ich erstmals den Batterieschacht komplett. Kein schlechter Platz hier im Mitteltunnel, aber dass der Akku ohne Gummiunterlage direkt auf dem Blech steht, gefällt mir nicht. Da kommt was drunter!
Wie sich die Zeiten geändert haben! Bisher hab ich die Säure immer nacheinander in jede Zelle gekippt und heute gibt es dazu diese Säurepackung. Einfach auf den Akku aufsetzen, einmal drauf schlagen und genau abgemessen plätschert die Säure in die Zellen – genial.
Nun warte ich 30 Minuten und lasse die Säure ausgasen und dann kommt der neue Akku ans Ladegerät. Da bleibt er bis morgen früh.
Auf ein bisschen Rollerfahren habe ich schon noch Lust und dazu steht ja noch Carla bereit, das Cosa-Gespann. Der gute Schaltroller springt sofort an und ich tuckere los in Richtung Vogelsberg.
Jetzt kannst Du beinahe zuschauen, wie die Landschaft grüner und grüner wird – endlich.
Bedingt ist Carla auch für asphaltierte Wirtschaftswege geeignet – die sollten nur frei von tiefen Schlaglöchern sein, sonst schlägt die vordere Feder gnadenlos durch.
Aber es gibt hier ja genug ordentliche Wirtschaftswege. Auf dem Rückweg fahre ich noch auf einen Kaffee nach Ilsdorf zu Reinhard, wo wir uns irgendwie verschwatzen.
Und so kommt es, dass bei meinem Aufbruch die Sonne bereits im Westen untergeht …..
….. während im Osten schon der Mond aufgeht. In der Realität ist der Himmel aber wesentlich beeindruckender als es das Bild wiederzugeben vermag.
Und so fährt der einsame Vespafahrer in die untergehende Sonne hinein, um diesen Tag zu beschliessen.
Für den heutigen Samstag habe ich mir so einiges vorgenommen:
Hundespaziergang
Altöl-Entsorgung
Thunderbird-Sitzbank abholen
Oxford-Tankrucksack bei Hein Gericke kaufen
Irgendwas bei Polo kaufen
Der Hundespaziergang mit Yellow ist heute besonders entspannend: Der Bursche benimmt sich dermaßen gut, dass es mir schon unheimlich ist – wie der perfekte Begleithund. Selbst in zwei Geschäften, die wir heute besuchen, wird er gelobt. Ich bin sicher: Da zeigt sich die Wirkung des homöopathischen Mittels, dass er vom Frankfurter Tierarzt Kind bekommen hat.
Dann belade ich das W650-Gespann mit etlichen Kanistern Altöl und auf gehts in Richtung Gießen, Linden und ins Lückebachtal. Es ist nicht warm, aber erträglich und vor allen Dingen bleibt es den ganzen Tag trocken. Und nach meiner gestrigen Erfahrung ziehe ich mich heute etwas besser, sprich dicker, an.
Das Gespannfahren macht mir heute extrem viel Spaß – noch mehr, als das sonst schon der Fall ist. Laubach, Lich, Garbenteich, Watzenborn-Steinberg, Leihgestern, Linden – ruckzuck trägt mich mein Königswellentwin mit sonorem Bass ans Ziel.
Bei Hein Gericke suche ich (mal wieder) nach Motorradjeans in Größe 27 – und wieder vergeblich. Aber einen kleinen Oxford-Tankrucksack und eine Fließweste finde ich. Danach gibt es noch einen kleinen Einkauf beim Polo-Shop um die Ecke: Eine Retro-Lederjacke, eine Motorradhose und ein bisschen Kleinkram. Bei den Einkäufen geht erschreckend viel Zeit drauf – und ich muss ja noch nach Rabertshausen.
Um etwas Zeit aufzuholen, begebe ich mich direkt in Linden auf die Autobahn 480, den Gießener Ring. Normalerweise meide ich diese Schnellstraßen, aber heute gilt es, verplemperte Zeit aufzuholen. Und, seltsam, seltsam: Heute macht mir sogar das Autobahnfahren Spaß. Mit 100…110 km/h geht es bis zur Abfahrt Licher Straße. Von hier aus nehme ich die sehr gut ausgebaute B457 bis zur Abfahrt Rabertshausen. Und auch auf dieser Bundesstraße habe ich viel Spaß mit dem Gespann. Aufgrund der noch dünnen Vegetation sehe ich abseits der Straße Dinge, von deren Existenz ich bis dato nichts wusste: Seen, Teiche, herrliche versteckte Ecken und Gebäude.
Jetzt habe ich die B457 verlassen und bewege mich auf Rabertshausen zu. Eine kleine Pause mache ich an diesem netten Teichgrundstück.
Green green grass of home – das Gras ist bereits üppig grün, während die meisten Büsche und Bäume noch kein Grün tragen. Aber es liegt in der Luft.
Kurz vor Rabertshausen schaue ich mir ein Hofgut an, auf dem Kunstrasen hergestellt und vermarktet wird.
In Rabertshausen finde ich sehr schnell die Adresse von Jens, von dem ich über eine ebay-Kleinanzeige die Thunderbird-Sitzbank gekauft habe. Die Bank ist in einem Superzustand, quasi neuwertig. Und Jens zeigt mir seine 18 Motorräder, worunter sich tolle Bikes befinden: Eine T-Bird als Cafe Racer, ein 400er Kawaumbau, der ebenfalls zum Cafe Racer wird und weitere Young- und Oldtimer. Und vor allen Dingen ist Jens ein klasse Typ – ich freue mich, ihn kennen gelernt zu haben.
Von Rabertshausen nehme ich den Aufstieg nach Stornfels, um vor dort aus über Einartshausen zum Falltorhaus bei Schotten zu fahren. Aber zuerst gibt es auf der Anfahrt zum Stornfelser Gipfel eine Pause mit Croison.
Der Vulkangipfel, auf dem sich Stornfels befindet, ist eine Gegend von besonderem Reiz. Das Kurvengeschlängel hinauf zum Bergdorf fährt sich vorzüglich.
Gegessen und getrunken – jetzt kann es weiter gehen. Bis zum Falltorhaus sind es nur noch ein paar Kilometer. Dort werde ich den Kaffee zum soeben vertilgten Croison trinken.
Am Falltorhaus stechen mir sofort zwei identische Kawasaki Vierzylinder ins Auge. Es sind sehr schöne Maschinen, die optisch stark der legendären Z900 nachempfunden sind, allerdings moderne und sicher noch stärkere Motoren haben. Der Typ ist mir leider nicht bekannt.
Die Abfahrt der beiden schicken Kawas habe ich mitgefilmt.
Jetzt genieße ich einen dicken Pott Kaffee und schaue mir dabei die Motorräder der Besucher an.
Das für mich schönste Motorrad des Tages ist diese wunderbare Moto Guzzi im Old School Look. Hier stimmt für meinen Geschmack alles.
An diesem Chopper gefällt mir der Kühler mit der markanten Inschrift: VTwin. Allmählich fällt mir auf, dass sich meine frühere Aversion gegenüber schwergewichtigen Motorrädern aufzulösen beginnt.
Jetzt fahre ich noch rund 50 Kilometer Umwege durch den Vogelsberg und dann ist mein Sidecar Shopping nach insgesamt 150 km beendet. Und morgen soll es mit Reinhard auf den T-Birds in Richtung Edersee gehen. Im Landgasthof Arnold in Hatzfeld werden wir das gute Mittagsmenü genießen.
Sicher, bereits am Montag hat mich die Batterie der kleinen Vespa im Stich gelassen und meine Fahrt zum TÜV verspätet. Den Roller hab ich dann mit einem Hilfsakku gestartet und gehofft, dass durch den normalen Fahrbetrieb der Akku wieder geladen wird. Aber was heißt schon hoffen? Heute morgen jedenfalls, als ich um 5:45 zur Arbeit will, streikt der Akku schon wieder. OK, mittlerweile weiß ich ja, wo der Akku sitzt, die Abdeckplatte ist schnell entfernt und die dicke Gespannbatterie verhilft Gianna zum Start.
Morgens um 6:00 in der Firma bin ich mal wieder der erste. Ein bisschen Sorgen mache ich mir den ganzen Tag darüber, ob die Vespa zum Feierabend wieder anspringt. Sie tut es!
Wieder zu Hause muß ich den leicht nervigen Tag mit einer kleinen Gespanntour abschütteln. Nach 80 km auf dem Königswellen-Twin fühle ich mich besser und mache sogar noch einen Riesen-Einkauf beim REWE in Schotten.
Wieder zu Hause baue ich dann aber doch die Batterie der 125er Vespa aus und hänge sie ans Ladegerät. Mal sehen, ob sie noch voll geladen wird. Daran habe ich aber rechte Zweifel, denn der Akku ist genau so alt wie die Vespa selber: 6 Jahre. Da darf das Teil durchaus mal kaputtgehen. Sicherheitshalber bestelle ich schon mal eine neue YUASA-Batterie.
Laut meinem Saito-Ladegerät wird der Akku wieder zu 100% geladen. Wie gut er aber die Energie speichert, steht auf einem anderen Blatt. Das werde ich dann Morgen früh erleben.
Der letzte Arbeitstag für diesen Monat ist geschafft und der Beginn unserer kleinen Frankreichfahrt rückt immer näher. Allerdings sind noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, Kleinigkeiten, die sich eigentlich am besten mit dem Vespa-Gespann machen ließen. Aber heut hab ich keine Lust auf Roller und werfe statt dessen das Kawasaki-Gespann für runde 100 urbane Kilometer an.
Apotheke, Post und Discounter sind schnell erledigt und mein nächstes Ziel ist die Frankonia-Filiale in Reiskirchen. Direkt nach dem Urlaub in den Cevennen will ich mal wieder ein paar Wettkämpfe mitschießen, und dazu brauche ich Munition. Hab den Schießsport eigentlich schon viel zu lange vernachlässigt und möchte wieder etwas aktiver darin werden. Bei Frankonia werde ich von einer wunderschönen Lady bedient, was den Einkauf durchaus verschönt.
Dann gehts weiter nach Gießen und hier direkt an den Hauptbahnhof. Der Grund dafür ist – man glaubt es kaum – eine Roller-Zeitschrift, die ich im Vogelsberg nirgendwo bekomme. Ja, dafür fahre ich tatsächlich bis nach Gießen.
Es ist heute zwar ein sonniger Tag, aber die Temperatur steigt bei meinen 90 km nur auf maximal 3°C. Am Ende der Fahrt zeigt das Thermometer nur noch 0°C an, und ab da wird es unangenehm und ich sehe zu, wieder nach Hause zu kommen. Trotzdem schön, mal wieder ein bisschen Gespann gefahren zu sein. So wenig wie dieses Jahr dürfte ich noch in keinem März gefahren sein.
….. möchte ich das W650-Gespann doch einmal bewegt haben. Entgegen aller Vorhersagen kam die Kälte nämlich heute noch nicht zurück, aber morgen, spätestens aber am Sonntag soll es soweit sein.
Für das Gespann ist es die erste Fahrt des Jahres 2013, aber mit PRI-Stellung und Choke kommt der Motor sofort. Bei 14°C starte ich gegen 16:30 und komme 80 km später bei 6°C zurück nach Hause.
Zum Warmfahren bewege ich das Gespann über Wohnfeld nach Schotten und von dort ans Fallltorhaus. Der Motorrad-Treff ist tatsächlich wieder geöffnet und es sind sogar eine Hand voll Gäste da.
So schön das Falltorhaus auch ist: Die meisten Besucher vertreten eine völlig andere Gattung von Motorradfahrern als ich und so bin ich nach kurzer Zeit wieder weg.
Viel schöner als der Anblick von Joghurtbechern ist eine ruhige Fahrt auf den spätwinterlichen Strassen rund um Schotten.
Dann mache ich mich an den Abstieg ins Horlofftal.
Zum Abschluß meiner 80 km besuche ich die Riesen bei Zeilbach. Und ich fühle mich besser als vorher, viel besser.