Der Immobilien-Scout

Aus privaten Gründen kommt an diesem warmen und sonnigen Wochenende nur der Samstag für eine gepflegte Ausfahrt in Frage. Gegen 11:00 gehts los, ohne konkretes Ziel, aber mit einer klar umrissenen Aufgabe: Ein Haus in Ober-Ohmen muss in Augenschein genommen werden. Ein guter Ausgangspunkt für ein paar Vogelsberg-Kilometer. Eines steht jedenfalls fest: Mit der gelben Suzuki bin ich ein schneller Immobilien-Scout.

Nach knapp einer Woche Suzuki-Abstinenz fehlt mir das Fahrerlebnis mit der SV doch tatsächlich schon. Sollten all meine Oldtimer- und Ostbockambitionen doch eklatante Fehlentscheidungen gewesen sein. Ich kann und will das (noch) nicht akzeptieren, aber es ist schon auffällig, wie oft und gern ich die SV benutze.

In der scharfen Kurve zwischen Elpenrod und Ermenrod hat noch bisher jedes meiner Motorräder zum Fotoshooting stoppen müssen.

Das Ziel meiner Immobilien-Scout-Aufgabe: Ein Haus in Ober-Ohmen mit jeder Menge Solarpanels auf dem Dach. Wie man sieht, wird bereits leer geräumt.

Die Lage am Ortsrand ist tatsächlich wunderbar ruhig und grün – nicht schlecht. Und direkt gegenüber fliesst die Ohm.

Weiter über Wohnfeld in Richtung Schotten mit Halt beim grossen Windpark – der schon wieder erweitert wird.

Klassisches Vogelsberg- Panorama.

Dieser Rastplatz bei Einartshausen nennt sich sogar Panoramablick – durchaus zu recht.

Ratzfatz trägt mich mein gelber „Bolide“ über Freienseen in den Homberger Raum. Seltsam, wie gern und oft ich jetzt beim Suzukihändler in Büssfeld anhalte.

Der Niedergemündener Rastplatz mit Blick auf die Autobahn ist jetzt nur noch 20 Kilometer vom Heimathafen entfernt.

Faszinierend, wie schnell ich heute wieder die obligatorischen 150 Kilometer abgerissen habe. Glaubts oder lasst es bleiben: Diese Fahrten sind wahrhaftig entspannender als mit meinen Ostböcken. Erschreckend, aber wahr.

Kulinarische Reise an den Rand der Rhön

Mit vier alten Emmen und einer alten Honda wollen wir heute über Rhön und Main-Kinzig-Kreis in den Spessart fahren – so sieht es unsere Planung vor. Aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse wie einem Geburtstag, einer verlorenen Helmschraube und einem gerissenen Zahnriemen verändert sich aber alles. Und so kommt es dazu, dass wir heute zwar nicht den Spessart sehen, aber dafür erleben wir eine kulinarische Reise an den Rand der Rhön.

Arbeitskollege Marcus sagt seine Teilnahme ab, so dass letztendlich drei Emmen und eine Honda auf die Reise gehen werden. Wir sind für 11:00 verabredet, eine mehr als christliche Zeit. Eine grobe Route liegt fest, aber die lässt uns genügend Raum für etwaige Abweichungen. Und diesen Raum werden wir heute nutzen müssen.

Noch vor 11:00 sind alle Teilnehmer auf Egons Hof eingetroffen und deutlich vor dem Schlag der nahen Kirchturmsuhr starten wir: Die grosse Fahrt beginnt …….

….. und ist nach knapp 200 m zunächst einmal beendet. Eine Visierschraube von Reinhards HJC-Helm ist aus dem Gewinde gerissen – Reparatur unmöglich. Also holt Egon einen Ersatzhelm und Reinhard fährt mit einem Schuberth-Klapphelm in passendem Honda-Rot weiter.

Rund 30 km weiter bemerke ich, dass mir nur noch ein Motorrad folgt: Das Rotax-Gespann und die Honda XL 250 sind verschwunden. Jürgen und ich warten ein paar Minuten, aber als niemand kommt, fahren wir zwei Orte zurück nach Köddingen.

Und dort stehen die beiden verlorenen Viertaktmaschinen und ihre Piloten. Was ist geschehen? Nun, der Zahnriemen der Rotax-MZ ist gerissen. Aber das ist für Egon natürlich kein echtes Problem: Ein Ersatzriemen ist immer dabei und der Wechsel ist ruckzuck gemacht. Da staunt auch der Suzukifahrer, der netterweise angehalten und Hilfe angeboten hat.

Nach diesen ungeplanten Stops gehts jetzt ohne Unterbrechungen weiter. OK, kurz vor Neuhof müssen wir über eine Baustelle fahren, um den Ort zu erreichen. Und dann suchen wir in Neuhof ein Restaurant, an das sich Egon und ich zu erinnern glauben. Aber dieses Lokal gibt es nicht! Als Alternative schlürfen wir einen Cappuccino in einer örtlichen Eisdiele,

Dann gehts nach Mittelkalbach zum Motorradhändler. Das bekannte grün-weisse MZ-Zeichen flösst sofort Vertrauen ein. Im Schaufenster sehen wir schöne Maschinen: Royal Enfield, Triumph, Norton, Suzuki. Ein interessanter Laden.

Wirklich spannend dieser Suzuki-Bolide mit seinem ungewöhnlichen Kennzeichen. Mittlerweile haben wir unsere Spessartpläne revidiert und erinnern uns, dass das in Neuhof gesuchte Restaurant sich eigentlich in Flieden befinden muss. Also auf nach Flieden.

Aber auch in Flieden finden wir das gesuchte Lokal nicht, dafür aber den einladenden Gasthof zum Ochsen. Sehr nett, aber heute hats hier eine geschlossene Gesellschaft. Aber im Zentrum von Flieden gibt es weitere Lokale und wir entscheiden uns für Klein-Istanbul. Das war keine schlechte Wahl, denn zufrieden und gesättigt verlassen wir Flieden eine Stunde später. Instanbul-Feeling gabs gratis dazu.

Von Flieden aus fahren wir in den Main-Kinzig-Kreis (MKK) in Richtung Hintersteinau. Eine sehr schöne Ecke und ein besonders nettes Plätzchen nutzen wir zu einem kleinen Päuschen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich dem geneigten Leser unsere Oldietruppe mit insgesamt 358 Jahren kurz vorstellen:

Auf dem gelben Rotax-Gespann, das gestern einer intensiven Wartung unterzogen wurde, sitzt Egon. Traditionell nutzt er jede, auch die kleinste Pause dazu, eine Zigarette durchzuziehen.

Die kleinste Maschine, eine MZ ES 150, wird von Jürgen chauffiert. Jürgen hat heute nach längerer Pause das Gefühl, nicht auf einem Motorrad sondern auf einem schwankenden Kamel zu sitzen.
Reinhard vertritt mit der Honda XL 250 die Japanfraktion und ist gerade dabei, eine XL 350 fertig zu stellen. Damit hätte er dann mehr Hubraum, mehr Leistung, eine 12V Lichtmaschine und eine Scheibenbremse vorn.

Der vierte im Bunde bin ich auf der blauen TS 250/1. Immer wieder denke ich daran, diese MZ abzugeben und jedesmal ziehe ich diese Absicht nach eine Ausfahrt zurück. Und so ist es auch heute wieder.

Über den Main-Kinzig-Kreis steuern wir das Oldtimer-Cafe auf der Herrchenhainer Höhe an. Hier gibt es erneut Cappuccion und Kaffee – und ein Stückchen Mohnkuchen schaffe ich auch noch.

Nach ca. 160 km schliesst sich der heutige Kreis wieder auf Egons Hof. Wir waren insgesamt sehr langsam unterwegs – und das sind die meisten von uns nicht mehr gewohnt. Das Wetter war sonnig und trocken, aber auch stürmisch und lange nicht so warm, wie es scheint. Obwohl ich mental nicht so wirklich gut drauf bin, hat der Tag viel Spass gemacht, was vor allem an der angenehmen Gesellschaft lag.

 

150 schnelle Vogelsberg-Kilometer

An diesem Samstag schrauben wir bis zum frühen Nachmittag zu dritt an Egons Rotax-Gespann. Mit vereinten Gehirnen gelingt es tatsächlich, die stark verspannte Schwabel zu reparieren und völlig spannungsfrei wieder einzubauen. Danach brauch ich aber ein wenig Entspannung und die hole ich mir bei schnellen 150-Vogelsberg-Kilometern.

Die spannungsfreie Schwabel in Egons Rotax-Gespann war schon ein prima Erfolg für uns drei Schrauber, aber zur richtigen Entspannung werde ich jetzt noch ein wenig SV 650 fahren. Heute möchte ich die Suzi auf meinen geliebten Vogelsbergstrassen x-ter Ordnung kennenlernen. Das bedeutet, keine schnellen Bundesstrassen, die Asphaltbänder können heute nicht eng und kurvig genug sein. Ich kann euch verraten, dass auch auf solchen Pisten das Fahren mit der Suzi sehr flott ist und einen hohen Spassfaktor mit sich bringt.

Gemünden, Feldatal, Ulrichstein – mit der Suzi schrumpft der Vogelsberg deutlich zusammen. Erst bei Unterseibertenrod gibts den ersten Stop, aber den nicht ohne Grund……….

Weiter gehts, immer höher in Richtung Hoher Vogelsberg. Während der gesamten Fahrt weht ein sehr starker Wind, der hier auf der Vogelsberg-Höhenstrasse schon fast wie ein Sturm daher kommt.

Der Ausblick von der Vogelsberg-Höhenstrasse ist immer wieder begeisternd – gerade jetzt im Frühling.

Feldkrücken, Kölzenhain, Bobenhausen, Wohnfeld, Altenhain – so verläuft mein Abstieg aus dem Hohen Vogelsberg. Kein Verkehr und die Strassen gehören mir fast alleine. Weiter gehts durch den Laubacher Wald, wobei ich die berüchtigte B 276 zwischen Schotten und Laubach meide.

Über Laubach, Reiskirchen und Beuern gehts in die Rabenau. Zwischendurch wird schnell getankt und zum ersten mal fahre ich mit einer Füllung 250 km – dabei ist der Tank durchaus noch nicht leer. Aber die Reserveleuchte hat schon geflackert.

Über die westlichen Homberger Ortsteile gehts nun zurück nach Mücke – das waren wunderbar entspannte 150 km. Jetzt noch eine Mini-Pflege für die TS 250/1, denn morgen wollen wir eine gemeinsame Ausfahrt mit 4 Emmen in den Spessart wagen.

 

Diverse Erledigungen

Die Woche ist rum und schwupps, ist mein Resturlaub schon wieder vorbei. Erschreckend, was ich mal wieder alles nicht geschafft und erledigt habe. Jetzt kommt natürlich die Torschlusspanik und noch vor 10:00 sitze ich auf dem Gespann und bin unterwegs zu diversen Erledigungen.

Zu Arztpraxen in Grünberg und der Rabenau, kurz in der Firma vorbeischauen und die Dienstreise für den Montag arrangieren, Blendladenanbau mit dem Schreiner klären, ein Besuch bei der Sparkasse – das meiste davon kann ich tatsächlich erledigen. Und kaum bin ich zuhause, geht hier ein Unwetter mit gewaltigem Hagelschauer herunter. Das hab ich dann so gar nicht mehr erwartet.

Am Ende des langen Waldstücks nach Weitershain liegen die sattgrünen Wiesen im grellen Sonnenlicht - um diese Zeit ist das Wetter noch wunderbar und vom Unwetter ist nichts zu erahnen.

Natürlich gibts auch ein paar nette Umwege, heute mal wieder durch den Ebsdorfergrund. Hier schaue ich mal wieder zum Knusperlädchen, dem Werksverkauf von 3-Pauly. Und zu meinem Schrecken sehe ich, dass das nette kleine Lädchen geschlossen hat - aus, vorbei, dicht gemacht. Das ist ein bisschen traurig.

Zurück durch die grüne Hölle zwischen dem Ebsdorfergrund und Höingen. 20 Minuten und 80 km später bin ich wieder zuhause und schraube noch mit Egon an dessen Rotaxgespann herum: Der Bingvergaser ist undicht und bekommt ein neues Schwimmernadelventil. Und dann beginnt das Unwetter .........

 

TÜV und ein bisschen mehr

Eindeutig: Ich verliere den Überblick! Ich hatte mir vorgenommen, mit dem ES250/1-Gespann zur fälligen TÜV-Abnahme zu fahren – hab ja noch ein paar Tage Resturlaub. Aber dann in der Motorradhalle sehe ich, dass die ES erst in einem Jahr wieder fällig ist. Hingegen ist das Silverstar-Gespann tatsächlich bereits diesen Monat dran. Gut, fahre  ich also völlig unvorbereitet zur Prüfstelle nach Grünberg. Normalerweise dürfte auch am Rotaxgespann alles in Ordnung sein. Sei’s drum, Versuch mach klug, und so gehts um 9:00 auf zum TÜV und ein bisschen mehr.

Die TÜV-Stelle in Grünberg hat bereits die Erstabnahme des Rotax-Gespanns durchgeführt und ebenso die erste Nachuntersuchung. Generell ist das eine sehr gute Dienststelle mit echten Fachleuten und Kaffee gibts dort auch immer. Der einzige Nachteil: Grünberg ist nur 12 km entfernt, und das ist zu wenig, um den Rotax vernünftig warm werden zu lassen. Abhilfe kann da nur ein ordentlicher Umweg sein. Und den fahre ich heute besonders gern: Das Wetter ist ideal für mich, ein wenig kühl, bewölkt, und ab und zu kommt sogar ein bisschen Regen herunter. Auf jeden Fall ist das heute der Jahreszeit viel angemessener als die Bullenhitze der letzten Tage. Es ist schliesslich immer noch April!

Das bisschen Regen in der Nacht hat Wunder gewirkt: Es ist jetzt alles richtig satt und saftig grün geworden. Vor dem TÜV-Besuch fahre ich noch an eine meiner Lieblingsorte in der Nähe von Lumda.

Beim TÜV stelle ich fest, dass ich den Fahrzeugschein (Teil II) vergessen habe. Der nette Prüfer beginnt aber dennoch mit der Prüfung. Es ist (wie erwartet) alles OK - bis auf das Katzenaugen am Maschinenheck. Das fehlt nämlich, und zwar schon seit der Vollabnahme. Jedesmal verspreche ich, es anzubauen, und genauso vergesse ich es auch jedesmal. Aber weil ich sowieso den Fahrzeugschein holen muss, besorge ich im Fahrradladen Bast schnell so ein Teilchen mit E-Zeichen und baue es an.

Die TÜV-Abnahme ist gelaufen und ich habe wieder 2 Jahre Ruhe mit dem Gespann. Direkt gegenüber vom TÜV ist der Herkules-Baumarkt und dort besorge ich noch ein Regalbrett für meine Werksttat: 3000x200 mm. Dann gehts mit dem Langholztransporter heim, um das Brett abzuladen.

Aber jetzt möchte ich noch ein wenig fahren, denn die 50 km ( 2 x TÜV und zurück) reichen mir bei weitem nicht. Und so beschliesse ich, einen Cappuccino im Seehotel an der Antrifttalsperre zu schlürfen. Denn vor langer Zeit habe ich einen Schwur geleistet: Keine Rotaxfahrt unter 50, besser 100 km!

In aller Ruhe geniesse ich im Seehotel meine Cappuccino, um danach weiträumig wieder in Richtung Mücke zu fahren.

Ein letzter Halt auf dem Hochplateau mit den Windrädern bei Arnshain. Am Ende der Fahrt hat der Rotax nicht nur 2 Jahre TÜV mehr als vorher, sondern auch noch 150 km mehr auf dem Tacho. Damit bin ich zufrieden.