Ins Gladenbacher Bergland

Nach der gestrigen subtropischen Hitze, die eine grössere Fahrt für mich unmöglich machte, solls heute ganz anders werden: Kühler, vielleicht sogar regnerisch, und ausschliesslich bewölkt. Meine ehrgeizigen Pläne, gegen 6:00 schon auf dem Gespann zu sitzen, kann ich nicht einhalten: Die Nacht war zu heiss, zu viele Träume, zu wenig Schlaf. Aber es ist schon noch recht früh, als ich aufbreche  ins Gladenbacher Bergland.

7:35 zeigt die Uhr, als der Rotax bollernd zum Leben erwacht. Mein grober Plan ist, zunächst kurz in der Scheune im Ebsdorfergrund nach einem Blinker für Kathy, die TS250/1, zu sehen, um dann weiter ins Gladenbacher Bergland zu fahren. Dort werde ich mich treiben lassen und einfach abwarten, welche Route sich ergibt. Im Gladenbacher Bergland, auf manchen Karten auch als Naturreservat Lahn-Dill-Bergland bezeichnet, kenne ich mich nur wenig aus und da gibt es etliche Strassen und Orte, in denen ich noch nicht gefahren bin. Eigentlich kenne ich die Gegend nur als Durchfahrtstrecke, wenns zu einem Treffen bei den MZ-Freunden Mandeln geht.

Die Scheune im Ebsdorfergrund ist schnell erreicht. Das Anwesen wird mit jedem Jahr reizvoller. Da hat sich Kollege Dieter ein schönes Zuhause geschaffen.

An meiner zweiten TS (die mit dem ETZ-Motor) werde ich fündig: Einer der Blinker ist von der Bauart, wie ich ihn brauche. Aber Fleddern darf ich diese TS natürlich nicht: Die soll auch wieder leben, womöglich als Gespann der besonderen Art oder als Enduro.

Jetzt gehts nonstop direkt ins Herz des Gladenbacher Berglandes. In der Nähe von Sinkershausen beobachte ich ein wenig die grosse Schafherde.

Bei Friedensdorf komme ich in ein besonders schönes Eckchen. Hier wechseln sich sanfte Hügel mit steilen Bergen und Serpentinen ab.

Später halte ich mich in Richtung Wetter und verlasse das Gladenbacher Bergland. Eine schöne Gegend, die es wert ist, einmal gezielt befahren zu werden. Werde einen Plan ausarbeiten. Hier bin ich bereits kurz vor Wetter und stelle fest, dass es langsam herbstlich aussieht.

Weiter gehts über schnelle Bundesstrassen bis Ernsthausen. Dann biege ich nach Rosenthal ab und nehme Richtung auf den Kellerwald. Den durchfahre ich aber heute nur ohne Zwischenstop. Also fast ohne Stop: Einen Blick auf den Wüstegarten gönne ich mir nahe Densberg.

Wenn ich schon so weit bin, fahre ich auch in Bischhausen beim Honda-Händler vorbei. Heute stehen da ein paar neue Hondas in Gold-Schwarz: Eine Transalp und eine 1000er Vierzylinder. Muss gestehen, dass mir diese Kräder gefallen.

Wie so oft finde ich viel Gefallen an den kleinen 125ern, wie dieser Yamha. Und im Hintrergrund steht immer noch die MZ RT 125, mit 1750,- bei 22.000 km allerdings zu teuer. DIese kleinen Eintöpfe haben einfach noch was klassisches.

Und ob ihrs glaubt oder nicht: Heute gefällt mir diese CBF 500 A richtig gut. Komme direkt ins Grübeln, mal wieder was ganz neues zu kaufen. Knapp 5000 Euronen müsste ich hinlegen. Ein schöner, kompakter Twin. Aber zum Schrauben natürlich völlig ungeeignet. Aber manchmal will ich das gar nicht mehr!!!

Weiter nach Schwalmstadt und von dort wieder über schnelle Bundesstrassen Richtung Alsfeld. Muss mich auf das Treffen in Heiligenstadt vorbereiten, und die Anfahrt dahin wird viel über Bundesstrassen gehen. Ich neige dazu, auch auf solchen Strassen zu bummeln, und das will ich mir ein wenig abgewöhnen. Also nicht unter 90-100 km/h fallen. Hier bin ich aber wieder auf meinen geliebten Kleinststrassen am Rückhaltebecken bei Heidelbach.

Heute ist hier kein Tropfen Wasser zu sehen, aber ich habe das Becken auch schon komplett gefüllt gesehen. Langsam nimmt auch die Schwüle wieder zu und ich mache mich auf die letzten 50 km nach Hause.

Ein letzter Blick auf das Tal bei Münch-Leusel und dann weiter. Das Wetter war ideal für mich, immer etwas bewölkt und damit kühl - nicht diese subtropische Schwüle der letzten Tage. Regen kam nicht herunter, obwohl ich gegen ein paar Schauer nichts hätte. Nach 350 km bin ich pünktlich zum Mittagessen in Mücke. Werde noch ein wenig an Kathy schrauben, keine Lust zum Müssiggang heute.

 

Eine volle Bürowoche mit Gespann

Die gesamte Woche, von Montag bis Freitag, hatte ich keine Chance, eine grössere Tour mit dem ES-Gespann zu fahren. Als kleiner Ausgleich benutze ich aber die ES jeden Tag für die Fahrt zur Arbeit und das Gespann bekommt eine volle Bürowoche.

Die Fahrten an den Arbeitsplatz, besonders die am frühen Morgen, sind teilweise atemberaubend schön. Meist fahre ich zwischen 6:00 und 6:30 los und da bin ich noch vor dem Berufsverkehr unterwegs. Aufgrund einer Umleitung muss ich über Bernsfeld und Weitershain fahren und das ergibt dann runde 20 km pro Fahrt. Dabei erlebe ich alle Nuancen des Motorradfahrens: Aufgehende Sonne, untergehender Mond, knackige Kälte und brütende Hitze. Morgens kühle Wälder, abends staubige Felder, die gerade abgeerntet werden. Ich könnte ununterbroche anhalten und Fotos machen – die dann sowieso nicht gelingen würden. Deshalb fahre ich die ganze Woche ohne Kamera.
Am Mittwoch bemerke ich dann, dass die Arbeitstage etwas anders verlaufen als üblich – und das liegt an den jeweils 20 km Gespannfahren jeden Morgen und jeden Abend. Nicht mehr stumpfsinnig im Auto hocken, sondern bereits am frühen Morgen bewusst Natur erleben. Glaubt mir, damit wird selbst ein Arbeitstag ein bisschen was besonderes.

Am Samstag Morgen dann noch ein schneller Einkauf mit dem Gespann – auch das bereits um 8:00. Das ist schon früh für einen Samstag. Nach dem Einkauf fahre ich kurz an den Azenhainer See, um ein wenig zu entspannen. Und dabei  stosse ich auf ein Bild von beinahe ausserirdischer Schönheit – ein Motiv wie aus dem Bilderbuch. Mir wird klar, dass dieses Bild ein Meilenstein in meiner Fotografenkarriere wird, das Bild der Bilder, die Mutter aller Motive.
Der See glänzt teils wie Gold, teils wie Silber. Die Sonne steigt gerade auf und auf den Wiesen wabert noch etwas Frühnebel. Mein altes Eisenschwein, eigentlich eine Ratte, strahlt in unglaublichem Glanz.
Also rauf mit dem Gespann auf die Böschung und die Kamera aus dem Seitenwagen gefingert. Einschalten – und …. „PLEASE REPLACE BATTERIES“ .
Neiiiin, das gibts nicht, ein Bild wird die Scheisskamera doch schaffen! Leider nicht.

Und so bleibe ich erneut das Bild der Bilder schuldig. Das, was das Handy rüberbringt, ist nichts als ein schmuddeliger Ostbock an einem trüben See.
Das war’s, was ich heute erzählen wollte.

 

Ein Samstag nur mit Kathy, der TS 250/1

Nachdem ich während der Wochen jeden Abend noch so 2-3 Stündchen an Kathy gewerkelt habe, ist der Fortschritt unverkennbar. Für eine schicke Motorrad-Tour ist dieser Samstag ohnehin viel zu heiss u nd schwül. Vor 10 Jahren hätte ich dazu noch „schönes Wetter“ gesagt, aber heute nervt mich die Hitze nur noch. Naja, vom Schlechten das Gute: Ich verbringe einen Samstag nur mit Kathy.

Von 10:00 bis 17:00 bleibe ich heute mit Kathy zusammen, und wir schaffen einiges in dieser Zeit. Für das nächste Wochenende hat sich Schrauberbesuch angesagt: Hermman und Richard, und Hermann wird sich Kathy’s Gabel vornehmen. Alles andere will ich aber bis dahin geschafft haben, vor allem die Elektrik muss komplett fertig sein. Und es wäre schön, wenn ich irgendwann im Laufe der kommenden Woche einen Probelauf mit Kathy machen könnte. Also los, schrauben wir!

Die Limatronic von MZ-B war natürlich schon drin, aber jetzt ist auch der Vergaser angebaut und das Kabel für die Leerlaufanzeige verlegt.

Der Sicherungskasten ist jetzt voll bestückt und die Elektrik im Rahmendreieck ist quasi fertig. Nur für die Befestigung des Gelakkus muss ich mir noch etwas einfallen lassen.

Auch die Verteilerleiste ist wieder komplett montiert. 2 Leitungen habe ich übrig, weill einige Kabel neu verlegt wurden und weil ich das Bremslicht auf Plus-geschaltet umgebaut habe.

Die Elektrik funktioniert und der Scheinwerfer erstrahlt in unglaublicher Ordnung, oder? Die vorher verbauten ETZ251-Blinker wurden entfernt und richtige TS/ETZ-Blinker angebaut. Leider fehlt ein Blinker komplett.

Ein guter alter Bremslichtschalter, wie ich ihn schon vor 40 Jahren eingesetzt habe. Zur Fixierung auf dem Bremsgestänge muss ich ein wenig improvisieren, aber die Lösung ist akzeptabel.

Instrumente von der ETZ, wegen dem Plus an Kontrolleuchten. Blinkerkontrolle, Ladekontrolle, Fernlichtkontrolle und Leerlaufkontrolle - alles da und alles funktioniert.

Wie bei meinen meisten Motorrädern kommt auf bei Kathy der legendäre Magura 307 Gasdrehgriff zum Einsatz. Extremer Kurzhub, schnurgerader Zug und herrlich leichte Auswechselbarkeit haben mich zum begeisterten Fan dieses Produkts gemacht.

Die MZ-B Spule liefert schon einen kräftigen Funken. Habe das Gefühl, dass Kathy am liebsten anspringen würde - wenn der Tank angebaut und gefüllt wäre. Neues Getriebeöl gabs übrigens auch heute - feines GL4 von Addinol.

Natürlich gibts auch ein paar weniger schöne Dinge an Kathy: Der Auspuff ist nicht mehr der allerbeste, scheint mir ein Nachbau zu sein. Mal sehen, wie er sich fährt und wie er klingt. Ists zu schlimm, versuche ich, eine VA-Ausführung zu bekommen. Und das der linke hintere Blinker fehlt, sieht man hier auch. Vielleicht hab ich noch einen im Ebsdorfergrund.

Feierabend! Noch eben grob aufgeräumt, dann kommen Kathy und die beiden Silverstars wieder an ihre gewohnten Plätze. Vielleicht schaffe ich es tatsächlich, Kathy noch im August oder September auf die Strasse zu bringen. Und hoffentlich ist noch ein VB-DQ-Nummernschild frei.

Elektroarbeiten an der TS 250/1

Nach relativ langer Pause ziehts mich heute wieder zu Kathy, meiner TS250/1. Wenn hier auch seit Mai nichts geschrieben steht, so heisst das noch lange nicht, dass ich gar nichts getan habe. Ein paar Kleinigkeiten gabs immer mal zwischendurch. An diesem Montag Abend aber gehts an MZ-B und Kabelei.

Seit meine Arbeitszeit wieder auf 40 Stunden hochgesetzt wurde, habe ich das Gefühl, überhaupt keine Zeit mehr zu haben. Da kommst Du zwischen 17:00 und 18:00 aus der Firma und willst noch was schaffen, aber Ruckzuck ist der Abend rum. Schrecklich! Dennoch raffe ich mich heute auf und gehe um 17:30 noch mal in die Werkstatt. Erst das Gespann rausgeschoben, dann die Silverstar zur Seite geräumt und erst jetzt kann ich mich halbwegs bewegen. Ich brauche mehr Raum!

Die Limatronic von MZ-B hatte ich schon vor 3 Wochen zusammen mit Hermann eingebaut und grob getestet: Die Anlage liefert einen schönen blauen Funken. Den Grossteil des alten Kabelbaums will ich belassen und nur die paar Leitungen für die MZ-B neu legen.

Der kleine Gel-Akku kommt ganz nach hinten in den Batteriekasten. Hab den FIAMM-Akku über ebay gekauft, weils ein Markenfabrikat ist. Leistung ist mit 4,5 Ah ausreichend, denn eigentlich brauch ich ja für die MZ-B überhaupt keine Batterie. Vorn aufs Winkelblech wird an Schwingmetallen ein 5-poliger Sicherungskasten für Flachsicherungen geschraubt. Ich setzte mehrere Massepunkte, teils als Schraube, teils als Flachstecker.

Der neue Regler/Gleichrichter kommt an die Stelle des alten Reglers und wird zumindest einseitig ebenfalls auf Schwingmetalle gesetzt. Hier sind die Anschlüsse des Gel-Akkus gut zu erkennen: 4,8 mm Flachstecker. Das ist nicht schön, denn die könen sich losvibrieren. Muss die beiden Anschlusskabel gut befestigen.

Mit den ersten blauen Farbtupfern gefällt mir Kathy ausgesprochen gut. Habe versucht, das MZ-Blau so gut wie möglich zu treffen. Ich hoffe, die TS im Laufe des Monats noch fertig zu bekommen - spätestens aber im September soll Kathy durch den TÜV. Und dann gibts Zweitaktfahrten in den Kellerwald!

Früh morgens aus dem Vogelsberg heraus

7:24 zeigt die Uhr in meiner Werkstatt, als ich an diesem Sonntag Morgen das Silverstar-Gespann starte. Der Wetterbericht spricht von 85 % Regenwahrscheinlichkeit, aber bis Mittags soll es halbwegs trocken bleiben. Es zieht mich eigentlich in Richtung Rhön, und entsprechend beginne ich die Fahrt: Quer durch den Vogelsberg und dann ab Hosenfeld in die Rhön. Der Plan ist: Um 8:00 hast Du  den Vogelsberg verlassen.

Ich hätte es geschafft! Auf jeden Fall! Um 8:00 hätte ich die Grenze des Vogelsbergkreises überschritten und wäre im Kreis Fulda. Aber dann hats doch nicht geklapt – wegen der vermaledeiten Umleitung bei Hopfmannsfeld! Muss ich also umdisponieren und den Schlenker über Lauterbach machen. Ist aber ganz gut so, denn auf Reserve musste ich auch eben umschalten.
Deshalb Plan B: Über Lauterbach und Schlitz in Richtung Rhön. Wettermässig ist es toll: Etwas kühl, leicht bewölkt, manche Strassenabschnitte sind noch feucht. Aber mehr als ein paar Tropfen werde ich heute nicht abbekommen. Und wenn, wär’s auch nicht schlimm gewesen. Insgesamt gibt das heute einen schönen Mix aus kleinsten Landstrassen und flotten Bundesstrassen – quasi mein Test für Heiligenstadt. Denn dort will ich in 14 Tagen hin. Sind auch rund 250 km, und die nüdele ich heute locker ab.

 

Ganz kurz vor Lauterbach ein Ministop am Waldweg zum Krankenhaus hoch. Dann ab auf die Umgehungsstrasse, denn dort liegen die Tankstellen, die ziemlich sicher geöffnet sind.

Richtung Schlitz am Ortsausgang die berühmte Gartenzwerg-Manufaktur Heissner. Die Skulptur am Fabriktor ist aber eher ein Gartengigant.

Bei Hechelmannskirchen komme ich in den Kiebitzgrund, eine idyllische Landschaft zwischen Schlitzerland und Rhön. Während meiner Rast dort sind plötzlich richtig laute Eisenbahngeräusche zu hören - aber es ist nichts zu sehen. Habe das Gefühl, dass ein ICE direkt an mir vorbei fährt.

Und dann wirds mir klar: Ich bin nicht weit von Fraunrombach an der ICE-Strecke und der Zug rauscht durch einen gewaltigen Tunnel in diesem Berg. Ist ein wenig unheimlich! Und wer weiss, ob sich die Natur nicht irgendwann dafür rächt, von der Deutschen Bahn derart unterhöhlt worden zu sein. Und ich sage euch: Der Kiebitzgrund schlägt zurück!

Später im Haunetal in der Nähe von Holzheim. Wie überall hier im Haunetal ist die Gegend unglaublich kurvig und wunderbar menschenleer.

Beim Anblick dieses Tales sehe ich regelrecht die Gletscher, wie sie sich in der Eiszeit ihren Weg gesucht haben und damit das Haunetal entstehen liessen.

Nicht dass das Grün des Haunetals eintönig wäre - Gott bewahre. Aber so ein paar rote und blaue Farbkleckse machen den Anblick noch schöner.

Vom Haunetal in Richtung Niederaula entdecke ich in Kerspenhausen diesen Motorradladen. Man beachte das Grün-Weisse Schild an der Tür: Hier gabs mal MZ! Und im Schaufenster sehe ich einen schöne, originale SR500 stehen. Vielleicht rufe ich Montag mal dort an.

Dank einer weiteren Umleitung in Niederaula nehme ich eine Nebenstrasse und komme nach Hattenbach - bekannt durch das gleichnamige Autobahndreieck. Der Ort liegt wirklich idyllisch, aber das nahe Autobahndreieck verbreitet starke Umweltverschmutzung in Form von Lärm. Also Helm wieder auf und dann arbeitet mein Rotax mit Guzziauspuff aktiv mit an der Produktion von Lärm.

Über die B454 fahre ich am Knüllgebirge vorbei und schwenke erst in Neukirchen wieder auf die Seitenstrassen ab. Jetzt bin ich auf der Höhenstrasse zwischen Knüll und Schwalm, und ab hier wirds etwas ungemütlicher: Sehr starker Wind, etwas Regen und zunehmende Bewölkung. Macht aber gar nix, es bleibt eine wunderschöne Fahrt von rund 250 km Länge durch Vogelsberg, Rhön, Haunetal, Knüllgebirge, Schwalm und Antrifttal. Pünktlich zum Mittagessen bin ich wieder in Mücke.