Mit der Silverstar zum MC Nieder-Ohmen

Der MC Nieder-Ohmen, unser lokaler Motorradclub, feiert heute sein 25jähriges Bestehen. Natürlich weiss ich um die Existenz des Clubs, kenne auch einige Mitglieder, aber eine engere Verbindung besteht zwischen mir und dem MC nicht – noch nicht.

Auf Plakaten haben die Motorradfreunde bereits seit Wochen für das heutige Ereignis geworben und ich will auf jeden Fall mal hin und mir das Event anschauen. Könnte natürlich in 4 Minuten zu Fuss hingehen, aber zu einem solchen Ereignis muss man fahren, wie ich finde. Deshalb steig ich um 11:00 auf die Silverstar, drehe eine kleine 50 km-Runde um den Motor warm zu fahren und komme dann zurück nach Nieder-Ohmen auf den Festplatz „Am Brühl“, denn dort findet die Jubiläumsfeier statt.

 

Nach dem gestrigen subtropischen Tag ist es heute richtig kühl, eigentlich recht angenehm. Bekanntlich starte ich ja keinen Rotax-Motor, ohne nicht mindestens 50 km damit zu fahren. So auch heute - drehe also eine Mini-Vogelsbergrunde und pausiere kurz in der Nähe von Gross-Eichen.

Wie man sieht bin ich heute in leichter Bekleidung unterwegs - Jeans und die kurze Roleffjacke müsse reichen.

Über den kurvenreichen Weitershainer Wald gehts nach Grünberg und dann zurück nach Nieder-Ohmen. Es ist insgesamt recht herbstlich an diesem Morgen, in den Waldstücken ist alles feucht, es weht bereits Laub durch die Luft - der Sommer scheint wahrhaftig vorbei zu sein.

Kurz vorm Ziel die letzte Pinkelpause bei den Atzenhainer Windmühlen.

Das ist die Einfahrt zum Festplatz "Am Brühl", hier findet die Feier statt und hier haben die Nieder-Ohmener Motorradfreunde auch ihr Vereinslokal. Vor ein paar Jahren hat der Club das ehemalige Gefrierhaus gekauft und zu einem schicken Treffpunkt umgebaut.

Angesichts der relativ frühen Stunde haben sich schon etliche Besucher eingefunden. Der MC hat auch gut aufgefahren: Mehrere Motorradhändler aus der Umgebung stellen aus, das DRK zeigt seine technische Ausrüstung, etliche Maschinen der Clubmitglieder sind ausgestellt und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt - gute Voraussetzungen also für eine gelungene Veranstaltung.

Empfangen werde ich von zwei Malaguti-Elektrofahrzeugen - sollte das die Zukunft des Motorradfahrens sein? Hoffentlich nicht! Aber als zusätzliches Einkaufsfahrzeug nicht uninteressant.

Yamaha zeigt einen Teil seiner Modellpalette - leider fehlen die für mich interesanten Maschinen wie MT01 oder MT03. Einzig die neue XT660 vermag zu gefallen. Aber klar - alles Geschmacksache.

Schon eher mein Ding: Ein paar nette Oldtimer haben hierher gefunden. Ach ja: Alles, was blaue Pullis trägt, gehört zum MC Nieder-Ohmen.

Die Träume meiner Jugend: Kreidler Florett, Zweirad-Union, NSU, Horex - um nur einige zu nennen.

Voll im Jukebox-Stil der 60er Jahre ist diese 50 ccm Zweirad-Union gehalten: Der Raketenlook war damals absolut en vogue.

Kaum angekommen, beginnt ein kleiner offizieller Teil der Feier. Zunächst erzählt der Vorsitzende des MC Nieder-Ohmen ein wenig von der Geschichte, der Philosophie und der Gegenwart des Vereins.

Dann ergreift der Bürgermeister der Grossgemeinde Mücke, Matthias Weitzel, das Wort und überreicht trotz klammer Gemeindekassen ein Geldgeschenk an die Motorradfreunde. Das kommt sicher gut an und könnte bei der nächsten Bürgermeisterwahl die entscheidenden Stimmen bringen.

Und zum Schluss spricht der Ortsvorsteher Reitz noch ein paar nette Worte - und tritt als 107 Mitglied dem Verein bei.

Jetzt beginnt mein Rundgang so richtig - und führt zunächst zu den Exponaten des Kawasakihändlers aus Schotten. Und dort steht sie, mein stahlgewordener Traum: Die Kawasaki W800. Ein Bild von einem Motorrad.

Ein Ausbund an Schöneit und Ästhetik ist der Königswellenmotor - quasi nicht zu toppen.

Wie man sieht, bin ich nicht der einzige, der Gefallen an dem Retro-Twin gefunden hat.

Bernies Harley-Shop aus Wetzlar zeigt einige der amerikanischen V-Twins - leider nicht die wunderschöne 883er Sportster, die von dem Customizer herrlich minimalistisch "gechoppt" wurde. Hab ich vor 2 Jahren mal in Alsfeld gesehen - sehr gelungen. Die richtig dicken Brummer dagegen sind nicht so mein Fall.

Eine V-Rod Wettbewerbsmaschine. Und dahinter der kleine Hund mit Besitzer, den ich öfter bei meinen Spaziergängen mit Yellow treffe.

Diese mattschwarte Shadow, gezeigt vom Atzenhainer Hondahändler Enders, ist derzeit die einzige Maschine dieses Herstellers, mit der ich mich sofort anfreunden könnte - wenn ich ein Chopperfreund wäre.

Einige interessante Umbauten auf Suzuki-Basis.

Einer der ganz wenigen Ostböcke an diesem Tag ist das Duo.

Und ein weiterer Ostbock: Ein sehr schön und neu aufgebautes Ural-Gespann.

Richtig selten ist diese MZ Skorpion Replica mit erst 14.000 km auf dem Tacho. Erstaunlich, was in Nieder-Ohmen so alles in den Garagen schlummert.

Genau zur richtigen Zeit erreiche ich den Imbissstand und genehmige mir ein kleines Mittagessen.

Die Besitzer des Ural-Gespanns nehmen ihren netten Hund häufig mit ins Boot und die Dame geniesst das. Würde ich gerne auch mit "meinem" Rumänen Yellow machen, aber den krieg ich noch nicht in den Beiwagen.

Gegen 14:00 verlasse ich den Festplatz und drehe noch einen leichten Umweg, um den Motor zumindest warm zu fahren. Eine gelungene Veranstaltung haben die Nieder-Ohmener da auf die Beine gestellt. Habe auch etliche Bekannte getroffen, neue Motorradfahrer kennengelernt und bin entschlossen, am nächsten Vereinsabend mal beim MC vorbeizuschauen. Und das jetzt, wo ich kurz davor bin, Nieder-Ohmen zu verlassen .....

 

 

Reinhards Fotos vom Alten Russentreffen

Generell bin ich ja der Meinung, dass andere wesentlich bessere Bilder zustande bekommen als ich – und bei Reinhard gilt dies ganz besonders. Obwohl er in Windhausen auf die Profikamera verzichtet hat und damit quasi Waffengleichheit herrschte, erkennt man die andere Sichtweise deutlich.

Stipvisite: Eddy vom Grünberger AMC schaut vorbei.

Träume: Der kleine Martin stellt sich vor, wie er auf der Tula lange Reisen macht.

Familienspass: Bastian und Martin.

Urgesteine: Andreas, der kahlgryndige und Joe, der Scheppertreiber.

Cool: Was könnte Joe wohl aus der Ruhe bringen?

Exotisch: Mamuf mit Fusskupplung und Handschalthebel.

Spielmobil: Kindertransport mit der Tula Muravej.

Zufriedenheit: Ein Gläschen Wodka zur rechten Zeit ist äusserst entspannend.

Schraubaeren: Jürgen und Egon.

Aus der Deckung: Gewusel vor dem Partyzelt.

 

Das Alte Russentreffen 2011 in Windhausen: Teil 2

Am nächsten Morgen wollen Waldemar und Alex mit ihren IZH-Maschinen nach Mücke kommen und dann werden wir gemeinsam mit den drei roten Sowjetkrädern nach Windhausen fahren. Den gesamten Samstag verbringen wir also auf dem Treffen, ebenso die kommende Nacht und am Sonntag Morgen gehts wieder auf den Heimweg. Ich verspreche mir ein sehr schönes Wochenende.

Bereits gegen 8:00 tauchen Alex und Waldemar auf und damit ist es Realität geworden: Ich bin Zeitzeuge bei einem der grössten IZH-Zusammenkünfte der westlichen Hemisphäre.

Gegen die beiden überirdisch schönen IZH aus Niedersachsen wirkt meine Planeta wie ein Aschenputtel. Aber damit bin ich auch schon 11.000 km gefahren, und die haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Fahrt mit den drei IZH nach Windhausen ist insofern etwas problemtisch, als Waldemars Jupiter-Gespann sich sehr schwer tut. Besonders an Steigungen fällt die Maschine extrem ab und erreicht in etwa die Leistungsausbeute von Egons Tula. Die Ursache liegt zu einem grossen Teil sicher in der ungeeigneten Übersetzung des Gespanns. Aber wir kommen an!

Jetzt ist Zeit, sich einmal die Umbauten und Modifikationen an Alex Planeta anzuschauen. Auf den ersten Blick wirkt alles original, aber vorn werkelt eine Suzuki-Gabel, das Motorrad rollt komplett auf Suzuki-Rädern, die Hinterradbremse ist ebenfalls von Suzuki und die Schwinge läuft in richtigen Kugellagern.

Waldemar - cool wie immer.

Wir Neuankömmlinge schlagen uns in die Nähe von Egons Partyzelt und sind dadurch direkte Nachbarn der beiden Maschine aus Unna und Hamm.

Waldemar als Lieferant von Egons Tula freut sich, dass die kleine Ameise so gut läuft. Auf diesem Treffen zeigt sich zum ersten mal der hohe Nutzwert der Tula.

Ein alter Bekannter aus einem früheren Motorradleben besucht das Treffen: Dieter mit seinem Mops hatte früher bildschöne Adler-Motorräder und später alte Schlepper - und hat sich von allem getrennt.

Die kleine Ausfahrt lasse ich dann doch aus und begebe mich zunächst nach Kestrich zum tegut-Markt. Dort treffe ich erneut auf Waldemar und wir kaufen überlebenswichtige Dinge ein: Einen Grill, Steaks, Bananen, Wodka, Riegel, Melonen .......

Anschliessend fahre ich noch etliche Kilometer in die lange Baustelle in Richtung Ermenrod. Komme überall gut durch und fühle mich wie im udmurtischen Strassenbau.

Waldemar entdeckt, dass der elektrische Zusatzventilator seiner Wasserkühlung nicht läuft - das wird ruckzuck repariert.

Facility Manager Andreas mit seinem Eurasier - aus dem winzigen Welpen ist ein ausgewachsener Bursche geworden.

Ural-Gespann im John-Deere-Look mit einigen technischen Besonderheiten .......

..... wie dem halbhoch gelegten VA-Auspuff und speziell dem Kickstarter mit Fahrradpedale.

Die Sause-Ente auf dem Russentreffen schlägt mit ihrem Zweizylinder-Boxer die Brücke zu den Maschinen aus Kiev und Irbit.

BMW-Gespann mit dem kleinen Duna-Seitenwagen aus Aluminium.

Die neue VA-Grilltrommel aus dem tegut-Markt wird eingeweiht.

Paul, ebenfalls Ausrichter eines Russentreffens, kommt zu einem Tagesbesuch auf seiner BMW.

Der Zeltnachbar erzählt die spannende Geschichte, wie er seinen chinesichen Seitenventiler direkt aus dem Reich der Mitte nach Deutschland importierte - und was ihm bisher so alles mit der Maschine passiert ist.

Leckere Steaks direkt von der VA-Grill-Trommel.

Elke erzählt mir ein bisschen von ihrem bildschönen Eurasier. Seit Jahren ist dies die Traumrasse von meiner Gattin und mir.

Egon und Reinhard sind von der kleinen Ausfahrt zurück und jetzt haben die beiden ein Schlafeckchen für mich im Partyzelt eingerichtet.

Russische Twinfahrer unter sich. Andreas allerdings redet an diesem Wochenende verdächtig oft davon, aus der Jupiter- in die Planetafraktion zu wechseln. Nach dem akustischen Erlebnis mit Waldemars wassergekühlem Motor scheint das aber wieder in die andere Richtung zu kippen. Ich sehe Andreas schon als Fahrer von Ein- und Zweizylindern aus Ishevsk.

Eine grössere Hundemeute hat sich zusammengefunden und tobt heftig, aber friedlich über den Platz. Wenn ich jetzt meinen rumänischen Leihhund Yellow hier hätte, wäre das friedliche Bild wahrscheinlich sehr schnell vorbei. Vielleicht täusche ich mich aber und Yellow würde sich brav in das Rudel integrieren.

Entsprechend der alten Maurerweisheit "Kein Bier vor vier" muss es jetzt nach 4:00 sein - sonst hätte Alex nicht diese Flasche in der Hand.

Bei einer von Egons Bierholaktionen mit der Tula vergisst der Bursche, einen Gang einzulegen. Die Fuhre beginnt rückwärts zu rollen und nur dem beherzten Einsatz von Selina und Annika ist es zu verdanken, dass die Tula nicht im Graben landet. Als Lohn dafür muss Egon später eine grössere Vergnügungsrunde starten.

Eine von Egons unzähligen Vergnügungsrunden mit der beladenen Tula:

Später am Abend kommt dann der angekündigte Regen - aber viel weniger als befürchtet. Und die ebenfalls angedrohten Gewitter sieht man zwar am Horizont, aber sie erreichen das Feldatal nicht.

Der Regen perlt erstaunlicherweise vom Kotflügel der Tula ab - und sofort wird Egon verdächtigt, die Tula gewaschen und poliert zu haben. Stimmt aber nicht, denn diesen Poliertest habe ich ausgeführt - natürlich heimlich.

Zum Abendesssen bringt Alex endlich die russische Atmosphäre in dieses Treffen ein: Leckere russische Fischpastete und Wodka - erst jetzt wissen wir, was hier bisher gefehlt hat.

Brot, Brezel, Fischpastete, Wodka, Bier, Melonen und dazu endlose Gespräche - genau so muss ein Treffen sein.

Nach dem opulenten Abendessen muss ich mich ein wenig bewegen und schlendere noch mal über den Platz. Erneut fällt mir diese Dnepr mit Lloyd-Motor angenehm auf - sehr saubere Arbeit.

Überall haben sich Gruppen zusammengefunden, in denen die Ruhe des Platzes und das wieder herrliche Wetter genossen wird.

Die Abenddämmerung legt ein weiches Licht über den Platz.

Eine der wenigen 750er Ural auf diesem Treffen. Hatte das Gefühl, dass insgesamt mehr BMW-Motoren als originale russische Antriebe verbaut waren.

Zu der angenehmen und friedlichen Stimmung tragen auch die Hunde bei, die zeigen, dass das Leben zu einem Grossteil aus Spiel zu bestehen hat.

Ein Paparazzi läuft mir vor die Linse.

Gut möglich, dass hier über abenteuerliche Motorradreisen gesprochen wird .....

Jens, der Planeta Sport-Fahrer, und Waldemar begeistern sich gleichermassen an Egons Pocketbike.

Nach intensiven Verhandlungen kauft Waldemar Egon das Pocketbike ab. OK, bei drei Töchtern macht das Sinn.

Der kleine Martin nimmt den Verkauf mit Fassung: Eigentlich war der Bursche von Anfang an mehr an der Tula als an dem Pocker-Renner interessiert.

Vater, Sohn und Tula sind nicht zufällig im schicken Tula-Rot zu sehen: RAL 3000 ist gerade der Renner der diesjährigen Saison - natürlich nur unter Russentreibern.

Späte Gäste vom AMC Grünberg: Andreas und Karl-Otto, der heute auch mit dem richtigen Fahrzeug hier einläuft.

Die ultimative IZH-Bibel weiss auf jede Frage eine Antwort - man muss nur die russische Sprache verstehen.

Um die zentrale Feuerstelle bieten freundliche Kinder gegrillte Marshmallows an. Eine für mich ungewohnte Speise .....

... die, obwohl sie an gegrillte Spitzmäuse erinnert, dennoch mutig probiert wird.

Zu später Stunde lädt Russenjesus ein, über das nächstjährige Treffen zu diskutieren. Es wird verkündet, dass 2012 Jens das Treffen in Norddeutschland ausrichten wird. Die mit Spannung erwartete Ansprache des diesjährigen Ausrichters Andreas fällt ohne Angabe von Gründen aus. Aber ein prima Treffen hat er hier in Windhausen auf die Beine gestellt.

Auf dem Rückweg ins heimische Partyzelt gerate ich in eine unwirkliche, beinahe surrealistische Situation: Seltsame Wesen schweben durch die Baumwipfel .....

.... und Lianen der unheimlich anmutenden Bäume. Nie siehst Du die Gestalten vollständig, mehr als huschende Schatten sind kaum zu erkennen.

Die Lemuren, Trolle oder Elfen erscheinen aus dem Dunkel der Baumwipfel, um Sekundenbruchteile später im Nichts zu verschwinden.

Ich verlasse besser den unheimlichen Ort und höre noch lange Zeit das Kichern der sonderbaren Gestalten.

Zeitweise scheint es, als verwüchsen die Lemuren mit den Blättern.

Seltsam unbeeindruckt von dem unheimlichen Treiben liegt ein BMW-Fahrer unter dem Baum.

Es folgen lange Gespräche in Egons Partyzelt, die möglicherweise erst gegen 3:00 enden - bei der Uhrzeit bin ich mir aber nicht wirklich sicher. Auf unseren Armeeliegen unter den Schlafsäcken erleben wir eine herrlich ruhige Nacht, die aber bereits gegen 7:00 zu Ende ist.

Alex erscheint zum Frühstück und wirkt beinahe wie immer - nur spürbar schweigsamer ist er in den ersten beiden Stunden nach dem Aufstehen. Aber richtig geschwätzig ist zunächst niemand unserer Truppe.

Erst nach dem ausgiebigen Frühstück mit viel schwarzem Kaffee kommt wieder so etwas wie Leben in die Protagonisten. Stellenweise erinnert die Szenerie ein wenig an die legendäre "LEIV ÄKKE" des MZ-Forums, aber da gibt es keinen Zusammenhang. Unsere Institution nennt sich nämlich В ЭТОИ СТОРОНЕ ИДЕТ ЖИЗНБ.

Wesentlich lebhafter wirkt dagegen der BMW-Treiber, der die Nacht komplett unter freiem Himmel verbracht hat.

Familie Gräf beim Frühstück. Es ist davon auszugehen, dass die drei diesen Platz heute als letzte verlassen werden: Das harte Los der Organisatoren.

Aufbruchstimmung überall, die Zelte fallen im Sekundentakt.

Die stummen Wächter des Platzes sind die Windräder. Es sind meines Wissens nach die ersten, die im Vogelsberg errichtet wurden. Also quasi Veteranen.

Wie bereits gestern ignoriert mich der Eurasier komplett - immerhin bellt er mich nicht gleich an, was gestern noch der Fall war. Fest steht: Dieser Hund mag mich nicht!

Sven, der erklärte Ausrichter des nächstjährigen Alten Russentreffen, kommt vorbei und sagt Bye Bye. So Gott will, sehen wir uns im nächsten Jahr bei "seinem" Treffen wieder. Mal ab in den Norden, das hat durchaus seinen Reiz.

Letzte Stärkung mit Bananen und Nikotin. Ach ja: Von Reinhard bekomme ich noch ein paar Fotos, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Reinhards Fotos gibts hier.

Jürgen, der Schraubaer, hat seine Ural mit fest installierten Unterdruckuhren ausgerüstet. Damit ist eine Vergasersynchronisation ein Kinderspiel. Aber noch spektakulärer ist das Gespräch zwischen Jürgen und Waldemar, dass ich ungewollt mithöre: Der Schraubaer hat eine Planeta bei Waldemar bestellt!!! Das Comeback eines IZH-Treibers.

Der ordentlich verchromte China-Seitenventiler schimmert in der grellen Sonne wie ein Kleinod vom Hofe eines Kaisers der Ming-Dynastie.

Vorbei! Jetzt verlassen wir drei IZH-Fahrer das Treffen und fahren zunächst kurz nach Mücke. Hätte ja mein Gepäck auch einfach bei Egon lassen können, der sowieso alles mit dem Grosstransporter abholt. Aber ich will mit meiner bepackten Planeta den Eindruck eines weitgereisten Fahrers erwecken. Passanten am Strassenrand sollen sich fragen, wo diese unglaubliche Reisemaschine wohl gerade herkommt: Aus der Steppe Kirgisiens, aus den Tiefen der Mongolei, den rumänsichen Karpaten, dem waldreichen Udmurtien oder aus dem wilden Feldatal?

Waldemars Jupiter-Gespann läuft jetzt schon spürbar besser: Seht selbst im folgenden Filmchen. Wenn jetzt noch die Übersetzung Gespann-gerecht wäre, könnte man mit der IZH richtig gut fahren. Aber jetzt treten Waldemar und Alex die Heimreise nach Niedersachsen an. Gute Fahrt, ihr beiden. War schön, euch in Windhausen getroffen zu haben.

Und das war's vom Alten Russentreffen 2011.

 

Das Alte Russentreffen 2011 in Windhausen: Teil 1

Bis vor wenigen Monaten hatte ich von einem „alten Russentreffen“ noch nie etwas gehört – kein Wunder, denn es handelt sich dabei um eine nicht-öffentliche Veranstaltung, zu der ausschliesslich persönlich geladen wird. Und hätte nicht Jürgen die diesjährige Planung abgeben müssen und hätte nicht stattdessen Andreas das übernommen und hätte ich nicht den Hinweis auf Windhausen als Veranstaltungsort gegeben – also wenn all das nicht gewesen wäre, dann wüsste ich noch heute nichts von der Existenz dieses legendären Treffens. Aber weil es so gekommen ist, wie es kam bin ich zum ersten mal Besucher beim Alten Russentreffen.

Das Alte Russentreffen, organisiert von Andreas, dem Kahlgryndigen, findet also dieses Jahr erstmalig in Windhausen statt. Durch den Feiertag (Christi Himmelfahrt) beginnt das Treffen bereits am Donnerstag und ursprünglich wollten Egon, Reinhard und ich auch ab Donnerstag am Treffen teilnehmen. Aber wie so oft in letzter Zeit kam mir so allerhand dazwischen und daher ist mein erster Besuch auf dem Treffen der heutige Freitag. Übernachten werde ich jedoch nur von Samstag auf Sonntag, denn am Samstag soll eine kleine Sensation stattfinden – aber darüber wird später noch zu reden sein.

Am Freitag Vormittag bin ich noch zu Hause und vernehme plötzlich seltsam bollernde Geräusche. Ich ahne, dass die etwas mit dem Alten Russentreffen zu tun haben und gehe rüber zu Egon. Und wahrhaftig ist Egon mit drei weiteren Gespannen vom Russentreffen angereist, um das etwas marode grüne Familiengespann aus Jena in seiner perfekten Werkstatt wieder auf Vordermann zu bringen.

Mit dabei und zum grossen Teil Verursacher des Viertakt-Gebollers ist Jo, der Scheppertreiber. Diesmal aber nicht mit der Dnepr, genannt Toter Oktober, sondern mit dem gleichfalls roten Guzzi-Gespann.

Schraubaer Jürgen hat sich des grünen Gespanns angenommen und dank seiner Schraubkunst sowie der perfekten Werkstatt von Egon läuft das Gespann bald wieder 1a. Dazu wurde lediglich eine elektronische Typ II-Zündung eingebaut und die K68 Vergaser bekamen eine Generalreinigung und eine optimale Einstellung.

Gegen Mittag gehts dann wieder zurück nach Windhausen aufs Treffen - und diesmal bin ich dabei. Zusammen mit den drei Gespannen fahre ich mit der Planeta ins schöne Feldatal. Den Platz des Treffens kenne ich natürlich und Egons rote Tula Muravej zeigt mir den Weg zum Zelt der Nachbarn.

Andreas, der Kahlgryndige, als Organisator und Platzwart. Die eherne Lebensregel, nach der jeder Motorradfahrer ein Gespann aufbauen, ein Treffen organisieren und mindestens einen Treffenbericht schreiben muss, hat er jetzt erfüllt.

 

Nachbar Egon hat sich den besten und geschütztesten Platz ausgesucht und dort das berühmte Partyzelt aufgebaut. Die besondere Bedeutung der Tula dabei werden wir noch kennenlernen.

Auch an die Kinder der Treffenbesucher ist gedacht: Egons Pocketbike wird sicher noch etliche Kinderherzen höher schlagen lassen. Aber was rede ich da: Kinderherzen?

Reinhard hat die Ruhe des Treffen offensichtlich bereits verinnerlicht und geniesst das tolle Wetter und die gute Stimmung.

Reinhard ist zwar kein Russentreiber, aber er hat hubraummässig aufgestockt: Statt einer 250er Honda-Enduro fährt er seit vorgestern mit einer 350er.

Während ich über den Platz streife sehe ich immer wieder Egon mit der Tula über die Wiese knattern. Was soll das, ist es das reine Vergnügen an der russischen Technik oder steckt etwas anderes dahinter?

Für die Verfechter der reinen Lehre undenkbar, aber mittlerweile sehr häufig anzutreffen sind Ural oder Dnepr mit fremden Herzen. Meist handelt es sich um BMW-Triebwerke.

Da freut man sich schon fast über einen Russenboxer mit originalem russischen Motor.

Das ist jedoch eine ungewöhnliche Konstellation: Dnepr mit dem Boxermotor des Lloyd Arabella.

Eine Gruppe von Russentreibern aus Wolfenbüttel und Braunschweig. Aus der Gegend kommt auch Waldemar, der morgen zusammen mit Alex mit zwei IZH-Motorrädern hier erscheinen wird. Damit könnte das grösste IZH-Treffen auf westeuropäischem Boden morgen Wirklichkeit werden. Später stellt sich heraus, dass die drei Boxerfahrer gute Bekannte von Alex sind und zu hause auch noch ein paar IZH im Stall haben.

Andreas denkt immer wieder darüber nach, ob seine IZH Jupiter überhaupt das richtige für ihn ist. Habe das Gefühl, dass er eigentlich eher zu den einzylindrigen Planetas tendiert.

Plötzlich taucht ein Traktorfahrer auf und verlangt, dass alle Zelte noch einmal abgebaut werden - er müsse schliesslich die Wiese mähen. Andreas kann nicht glauben, was er hier hört.

Aber dann erkenne ich: Der Traktorfahrer und Wiesenmäher ist ja Jörg, Motorradfahrer und Nebenerwerbslandwirt aus Ruppertenrod. Andreas ist die Erleichterung deutlich anzusehen.

Für die russischen Seitenventiler habe ich schon lange eine Schwäche, und die wird auf diesem Treffen nochmals deutlich verstärkt.

Dazu trägt auch diese Mamuf bei, die sich Andreas mal kurz "ausgeliehen" hat. Als Fälschung der Fälschung und als Produkt einer mongolischen Jurtenfertigung ist sie aber etwas ganz besonderes. Und der polnische Junak-Seitenwagen steht ihr vorzüglich.

Schraubaer Jürgen hat sich in die Ruhe und Abgeschiedenheit des logistischen Zentrums des Treffens zurückgezogen....

.... in dem allerdings auch diverse Getränke gelagert sind.

Und dann erkenne ich, warum Egon quasi im Minutentakt mit der Tula über den Platz kurvt: Jedes Getränk wird einzeln herbei geschafft und dabei hat die Tula jedesmal ihren umjubelten Auftritt.

Ich lerne Arne aus Mannheim kennen, der mit einem schicken Solo-SV gekommen ist - klar, mit was auch sonst. Ein besonderes Schauspiel war übrigens die Abfahrt von Arne, die ein beredtes Zeugnis von der inneren Ruhe des SV-Treibers im allgemeinen abgibt.

Hier der Beweis für diese innere Ruhe des SV-Treibers:

Überall wo geschraubt wird, taucht früher oder später Jürgen, der Schraubaer auf. Der Name ist tatsächlich Programm.

Auffällig rotes Dnepr-Gespann - und es handelt sich nicht um Toter Oktober.

Ein weiterer gelungener Umbau: Dnepr mit dem dreizylindrigen Dieselmotor von Daihatsu.

Karl-Otto vom Grünberger AMC taucht auf - das ist nicht erstaunlich, denn KO ist Russentreiber. Aber heute ist er nebst Gattin auf zwei einzylindrigen Japanern hier. Und das ist schon erstaunlich.

Der Platz füllt sich immer weiter und laut Andreas kann man bereits von einem ordentlich besuchten Treffen reden.

Der kleine Martin hat einen Narren an der Tula gefressen und kann sich stundenlang mit der roten Ameise beschäftigen.

Für den morgigen Samstag ist eine Ausfahrt geplant. Zunächst war eine Fahrt ins Knüllgebirge angedacht, aber das schien dann für 20 oder mehr Gespanne doch zu weit und zeitintensiv. Und deshalb wirds morgen zum Oldtimer-Cafe gehen. Hoffentlich warnt irgend jemand Matze, den Wirt.

Am frühen Abend verlasse ich mit der Planeta das Alte Russentreffen und drehe noch eine nette Vogelsbergrunde.

Als es zu dämmern beginnt, bin ich wieder zuhause - mit dem festen Vorsatz, die nächste Nacht auf dem Treffen zu verbringen. Und so mach ich das, weshalb es eine Fortsetzung gibt.

Hier gehts zu Teil II des Alten Russentreffens 2011.

 

Ein Minitreffen und der Indian Summer am Edersee

Drei Wochen überhaupt kein Motorrad gefahren und mehr als zwei Monate die TS nicht bewegt – ein unhaltbarer Zustand, den ich an diesem Samstag ändern will. Geplant ist ursprünglich eine Fahrt zum AiA-Nord-Treffen nach Stadtprozelten im Spessart, aber wegen meiner Knieverletzung klappt das leider nicht – eine solche Fahrt kann ich dem Knie noch nicht zumuten. Aber am Vorabend ruft Freund Jürgen an und wir verabreden eine kleine Fahrt. Nicht zu viel für das Knie, aber etwas Balsam für die Seele. Daraus wird dann eine Reise im Indian Summer zum Edersee.

Zum Edersee sind es je nach Route zwischen 80 und 100 km – und wir entscheiden uns für eine sehr hübsche Route: Kirtorfer Wald, ein bisschen durch die Schwalm, dann ab in den Kellerwald und schon sind wir am Edersee. Und da gibt es an diesem Wochenende durchaus etwas Spezielles für uns, nämlich ein kleines Treffen einiger Mitglieder des MZ500-Forums. Eine gute Gelegenheit, ein paar gute Freunde und Bekannte wieder zu sehen.
Um 10:30 ist Jürgen zur Stelle und wir starten mit einer 2-Takt und einer 4-Takt-MZ in Richtung Kirtorf. Es ist noch richtig kühl, aber die Sonne zeigt sich bereits gewaltig und ich erwarte durchaus hohe Temperaturen.

Die TS habe ich zuletzt im Juli bewegt, dennoch springt sie sofort an. Ich hole die Maschine aus der Halle bei Egon, staube sie gründlich ab, öle die Kette ein wenig und schon ist die treue Emme bereit und startklar.

Beim ersten Stop des Tages sind wir bereits im Kellerwald, der sich im schönsten Indian-Summer-Look zeigt. Und der Himmel ist hier jetzt strahlend blau. Mein Knie macht auch halbwegs mit - ich kann zufrieden sein.

Angekommen am Edersee auf dem Teichmann-Zeltplatz. Der liegt eigentlich nicht direkt am Edersee, sondern an einem kleinen Seitenarm. Aber der See ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Der Zeltplatz bietet eine prima Infrastruktur und ich habe mir schon ein paar mal vorgenommen, mich für ein paar Tage in einer der Hütten einzumieten. Heute jedoch sind wir nur Tagesgäste.

Auf der Aussenwiese des Platzes hat sich die kleine Gruppe aus dem MZ500-Forum niedergelassen. An der gleichen Stelle fand vor zwei Jahren das Sommertreffen des MZ-Forums statt - zwangsläufig mit einer wesentlich höheren Teilnehmerzahl.

Als erstes begrüsst uns der kleine Nachwuchsbiker, den ich unschwer als Eckies Sohn identifiziere. Die Ähnlichkeit ist unübersehbar.

Und weitere Bekannte: Richard aus Bremen, Jorg aus Opladen und Muffel aus Wallwitz .....

..... Matze, der gerade dabei ist, seine Zelte wieder abzubrechen .......

..... Herrmann, den ich zum ersten mal nicht auf einer MZ sehe, statt dessen auf einem vierzylindrigen Japaner ......

... Werner aus Haubern nach der mörderischen Anreise von 14,5 km .....

..... und Steff, der Emmendieter, der aus bestimmten Gründen nicht abgebildet werden möchte. Und Wolle, von dem ich seltsamerweise diesmal nicht ein einziges Foto habe.

Dieses mattschwarze Motorrad spielt eine grosse Rolle dabei, dass Matze und Steff ihre Zelte abbrechen (müssen) und den Platz verlassen. Ein kleiner Schönheitsfehler dieses Treffens.

Noch ein Blick auf einige der Motorräder: Die ETZ von Muffel, der sehr erfolgreich eine MZ do Brazil nachgebaut hat.

Hermanns derzeitiges Gefährt ist dieser japanische Vierzylinder von Yamaha. Zweifellos ein richtig gutes Motorrad von hoher Qualität. Und dennoch wage ich die Prognose, dass der Zeitpunkt nicht mehr fern ist, an dem dieses Motorrad langweilig wird. Hermann ist wirklich nicht der Typ für unspektakuläre japanische Massenware.

Ganz anders die kleine Guzzi von Jorg. Obwohl "nur" eine 350er und sicher etwas leistungsschwach, vermittelt die Italienierin eine gewisse Faszination.

Nette kleine Details an der Baby-Guzzi: Schmaler Lenker, Ochsenaugen und der stilvolle Schlüsselanhänger.

Jürgen und ich machen uns wieder auf den Rückweg, schliesslich möchte ich mein demoliertes Knie nicht über Gebühr strapazieren.

Auf dem Rückweg, der uns auf anderen Wegen durch den Kellerwald führt, versuchen wir noch einmal, den Indian Summer einzufangen. Die TS und die Rotax-MZ harmonieren übrigens sehr gut auf der gemeinsamen Fahrt. Sind heute dann doch knapp 200 km geworden - aber die hab ich auch gebraucht nach der Zwangspause.