Meine Planeta ist im Vogelsberg angekommen

Das der Motorrad-Spediteur die Planeta in Hamburg abgeholt hat, wusste ich ja schon. Und seit gestern weiss ich auch, dass sie heute bei mir angeliefert werden soll. Endlich findet also zusammen, was zusammen gehört! Gegen 14:00 kommt der Anruf, dass der Sprinter jeden Moment um die Ecke kommen wird. Und tatsächlich, da ist er: Meine Planeta ist im Vogelsberg angekommen.

Die Planeta steht ganz vorn im Sprinter und damit wir nicht drei weitere Motorräder (darunter eine MZ RT 125) ausladen müssen, heben wir das gute Stück mithilfe von Nachbar Egon aus der seitlichen Schiebetür. Geht recht easy, dann noch ein wenig Smalltalk mit dem netten Fahrer, kurz die 125 Euronen gelöhnt (dafür hätte ich keine Fahrt nach Hamburg machen wollen) und der Sprinter zieht weiter. Jetzt kann ich mir meine Planeta genauer ansehen. Die gesamte Aktion einschliesslich Ausladen findet natürlich  bei strömendem Regen statt.
Schon seit einiger Zeit ist mir völlig klar, dass dieses Motorrad einen weiblichen Namen bekommen wird, und jetzt weiss ich auch, welchen: Die Planeta heisst ab sofort Polina, kurz Polja. Neben Kathy, der MZ TS 250/1 habe ich also jetzt mit Polja ein weiteres weibliches Wesen in meiner Werkstatt. Mal sehen, was meine liebe Gattin dazu sagen wird.

Da steht sie vor unserem kleinen Natursteinhaus: Polja ist in ihrer neuen Heimat, dem Vogelsberg, angekommen. Hoffe, sie wird sich so wohl fühlen wie im heimatlichen Udmurtien. Ich werde jedenfalls alles dafür tun und womöglich dankt sie es mir mit langen, treuen Diensten. Doch, ich spüre, dass Polja und ich uns gut vertragen werden.

Poljas Zustand entspricht der Beschreibung des Verkäufers und ich bin sehr zufrieden damit. Die gesamte Erscheinung spricht mich total an. Diese gewagte Mischung aus 30er Jahre DKW-Technik, 80er Jahre Japan-Barock und einem unverkennbaren sozialistischen Touch - das ist genau das richtige Motorrad für mich. Oder wie Schraubaer42 auf seiner Izh-Webseite zu diesem Design sagt: "Einfach toll!".

Als erstes bemerke ich, dass der Ständer ein wenig kurz geraten ist und das Motorrad auf unebenem Grund etwas wackelig steht. Die vordere Duplexbremse sieht ungemein vertrauenerweckend aus - der Zug am Bremshebel ist hingegen ernüchternd. Aber das Teil ist bestimmt nur schlecht eingestellt .......

Ein wunderbarer Motor, der immer noch aussieht wie der von der DKW 350 NZ. Der gewaltige Krümmeranschluss und die Deckel an den Überströmkanälen sind alte DKW-Schule.

Als wir uns 1980 einen funkelnagelneuen Lada Kombi gekauft haben, habe ich mich ähnlich gefühlt: Kyrillische Bezeichnungen an den Kontrollleuchten und den Bedienelementen. Etwas schlecht zu erkennen: Polja hat 8845 km auf dem Tacho - vom Verkäufer zugesichert.

Der Heckbürzel erinnert an die alte Honda CX500, die Güllepumpe - eben 80er Jahre Japan-Barock. Auch auf den zweiten Blick macht meine Polja einen gepflegten und guten Eindruck. Wenn ich da morgen mal mit Lackpolitur und Elsterglanz drangehe, wird meine Planeta in ungeahntem Glanz erstrahlen.

Jetzt möchte ich erste Lebensäusserungen von Polja hören! Die Kontrollleuchten für Lichtmaschine und Leerlauf funktionieren, ich finde heraus, welche Stellung des Benzinhahns die offene ist, Sprit ist im Tank. Erste Kicks ergeben keine Resultate. Als ich jedoch den Killschalter in die richtige Position bringe und den K65-Vergaser flute, springt Polja sofort an. Der sonore Zweitakt-Spruzz hallt durch die Untergasse - daran werden sich die Nachbarn gewöhnen müssen. Dann läuft der Motor mit wunderbar langsamem Standgas und pufft dicke weisse Wolken in den Vogelsberg - Polja lebt!

Aufgrund des etwas wackligen Ständers gibts erstmal eine Bodenplatte als Unterlage. Diese erste Nacht muss meine Polja draussen verbringen, die Werkstatt ist absolut überbelegt. Die Bereifung ist übrigens neu - schöne Heidenau-Reifen hinten und vorn.

Der Flachschieber-Vergaser Typ K65 ist wohl alte Mikuni-Bauart. Man beachte den braunen Bakelit-Luftfilterkasten, der zur Reinigung eine kleine Ölfüllung bekommt. Und der Benzinhahn ist in der gerade gezeigten Stellung natürlich geschlossen.

Jetzt verstehe ich, warum bei den Planetas immer die Markenembleme auf dem linken Seitendeckel kaputt sind: Bei jedem 3. Kick verhakelt sich der Kickstarter und bleibt am Seitendeckel hängen oder schlägt gegen das PLANETA5-Emblem. Aber das sind doch alles nur Peanuts, oder?

 

 

Zum Tanken nach Gilserberg

Verglichen mit gestern sind die Temperaturen an diesem Freitag deutlich gefallen, aber ansonsten ist das Wetter sehr schön: Sonnig und trocken. Das entspricht nun so gar nicht der Vorhersage, aber die soll sich ruhig irren. Den Vormittag verbringe ich mit lästiger Gartenarbeit, etwas, was ich eigentlich gar nicht mag. Und dann schraube ich mit Egon noch ein wenig an Sammies Rotax-Gespann. Nach dem Wiedereinbau bollert der Motor so schön los, dass ich sofort animiert bin. Und so schwinge ich mich gegen 15:00 auf die Silverstar und fahre zum Tanken nach Gilserberg.

Ziemlich genau einen geschlagenen Monat habe ich meine Solo-Silverstar nicht bewegt – daran ist natürlich zu einem Grossteil Kathy schuld – meine blaue TS 250/1. Aber durch die Schrauberei an Sammies Rotax komme ich so richtig auf den Geschmack. Aufgrund der vierwöchigen Rumsteherei zickt die Silverstar beim Anspringen ein wenig, aber das ist nichts ernsthaftes. Und dann ziehen wir bollernd los und der Spass an dem Single ist sofort wieder da.

Kurz vor der Tankstelle in Gilserberg schalte ich den Tank auf Reserve um. Das Tanken hier in Gilserberg ist natürlich nichts besonderes, ausser vielleicht der Tatsache, dass die Tanke 60 km von Mücke entfernt liegt. Und zufällig liegt sie auch am Rande des Kellerwaldes. Beim Ausmachen des Motors benutze ich versehentlich nicht den Deko-Hebel - das passiert mir sonst nie. Auch daran ist natürlich Kathy schuld.

Jetzt bin ich also fast im Kellerwald: Also schwenke ich kurz hinter Gilserberg links ab in den Kellerwald. Der erste Ort hier ist Schönau und auf den schaue ich gerade von einer kleinen Anhöhe aus. Im Hintergrund sehe ich bereits die gewaltigen Waldflächen, wie sie für den Kellerwald typisch sind.

Es fährt sich wunderbar heute, auch wenn die Temperatur jetzt recht flott weiter fällt. Aber noch ist es angenehm. Von Schönau fahre ich weiter nach Schönstadt und dann nach Dodenhausen. Und von dort schwenke ich zurück in Richtung Osten.

Kurz vor Moischeid zeigt sich der Indian Summer im Kellerwald: Bäume und Büsche erstrahlen im gesamten Spektrum der Grün- und Brauntöne. Jetzt wirds deutlich kälter und die Sonne steht derart tief, dass immer öfter Blendungen auftreten. Machen wir uns heim!

Jetzt ein paar Kilometer über die B3, dann ab über Wolferode und Hatzbach nach Stadtallendorf, Niederklein und Schweinsberg. Dort biege ich nochmal auf meine geliebten Nebenstrecken ab. Das sieht dann so aus wie hier im Forst von Appenrod.

Und rechtzeitig, bevor es so richtig kalt und dunkel wird, erreiche ich die heimische Garage. Was für ein Glück, dass ich diese kleine 150 km Tour angetreten habe. Andererseits hat sie mir auch wieder Arbeit für morgen verschafft: Der elektronische Tacho von Nova-MMB schwankt immer noch und den werde ich morgen gegen einen guten alten mechanischen austauschen.

 

 

Ein herbstlicher Nachmittag in der Rabenau

Der Herbst, eigentlich meine Lieblings-Jahreszeit, zeigt sich bisher wettermässig äusserst durchwachsen. Nur wenig schöne Tage, und an denen hat mich meist irgend etwas vom Fahren abgehalten. Den Indian Summer im Vogelsberg habe ich dieses Jahr noch gar nicht wahrgenommen. Aber am heutigen Donnerstag ist das Wetter entgegen allen Vorhersagen recht hübsch und das ist meine Chance. Schnappe mir also das ES-Gespann und verbringe einen herbstlichen Nachmittag in der Rabenau.

Morgens und vormittags heisst es, diverse Angelegenheiten zu erledigen – das geht heute leider nicht mit dem Motorrad. Gegen 14:00 ist aber alles erledigt, das Gespann habe ich schon bereitgestellt, noch schnell in die Motorradklamotten und es kann losgehen. Die Temperaturen sind extrem angenehm, gefühlt über 20 Grad. Dickes Einmummeln entfällt also auch. Das zwischendurch immer wieder richtig schwarze Wolken über den Vogelsberg ziehen, macht mir nichts: Soll es doch regnen! Aber das tut es heute nicht – es bleibt wunderschön.

Nachdem gestern 2 Bäume im Garten gefällt und der dritte stark beschnitten wurde, habe ich richtig Platz und schiebe meine aktuell zugelassen Kräder mal wieder zum Fotoshooting zusammen.

Zwei Rotax-Viertakter und zwei klassische MZ-Zweitakter - dazu der stolze Besitzer - haben sich vor der Gartentür meines Natursteinhauses in Position gebracht.

Eigentlich sollten hier schon 5 Motorräder mit DQ-Kennzeichen stehen, aber das fehlende Russenkrad wurde von der Motorrad-Spedition noch nicht angeliefert. Nicht, dass meine 4 Emmen nicht reichen würden, aber ein Russe würde schon gut dazu passen!

Jetzt das ES250/1-Gespann bereitgestellt, denn gleich soll die Herbstausfahrt beginnen. Auf der Wäscheleine trocknet derweil die Gespann-Abdeckplane von der Gespann-Zeitung. Während der letzten Tage hatte dieses Riesenteil keinerlei Chance, mal trocken zu werden: Immer wieder Regen im Vogelsberg.

Jetzt gehts ab in die Rabenau, eine kleine und stark bewaldete Landschaft am Rande des Vogelsberges. In Londorf fahre ich einfach mal auf das Schlossgelände und fotografiere das Gespann vor den Gesindehäusern. Als hinter mir ein dicker Daimler ankommt, hält der tatsächlich an und wartet ab, um nicht ins Bild zu geraten. Höflicher Adel!

Zwischen Allendorf/Lumda und Staufenberg-Treis entsteht ein neuer und riesiger EDEKA-Markt. Einkaufsmässig ist die Rabenau extrem gut bestück: EDEKA, REWE, Aldi - alles da und alles recht dicht zusammen. Habe das Gefühl, dass die Discounter gerne mal einen neuen Markt aus dem Boden stampfen, damit ein paar Jahre dann vor der Konkurenz liegen und wenn's schwächelt, wird ein neuer gebaut.

Selbst in dem kleinen Ort Treis gibts ein Schlösschen! Die Reste davon wurden zu Wohnungen umfunktioniert und so wohnen jetzt ganz normale Menschen in dieser schönen Umgebung.

Den gewaltigen Steinbruch bei Treis wollte ich schon immer mal befahren, und heute mach ich das. Die Anlage ist noch voll in Betrieb und hier wird gut abgebaut. Ist übrigens auch nicht der einzige Steibruch in dieser Gegend - der Boden hier ist stark basalthaltig. Es heisst jedoch, dass zu viel Basalt die Menschen depressiv macht. Hmmh...

Mitten im alten Ortskern von Allendorf sitzt dieser metallene Leser - hab ihn doch wahrhaftig zunächst für einen Menschen aus Fleisch und Blut gehalten.

Und direkt gegenüber der Leseratte befindet sich das Heimatmuseum mit Kulturscheune im Erdgeschoss. Hier finden Musikveranstaltungen statt, Dichterlesungen oder auch Vernisagen.

Wie so oft nehme ich auch heute zwischendurch immer wieder mal ein paar Kilometer Wirtschaftswege unter die Räder, so wie hier zwischen Londorf und Allendorf. Hier kannst Du weit hinein ins Marburger Land blicken.

Bei Gailshausen fahre ich an den Stürmer See. Das ist ein sehr tiefes Gewässer, das aus einem ehemaligen Steinbruch entstanden ist - allerdings vor sehr langer Zeit. Viele Geschichte, meist gruselige, ranken sich um das düstere Gewässer und es heisst, dass hier schon etliche Rabenauer ihrem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt haben. Vom Weg aus ist der See auch nicht zu sehen und überall stehen Schilder, die auf grosse Gefahren hinweisen.

Ich missachte jedoch alle Warnungen und klettere den steilen Hang hinauf, um den Stürmer See zu sehen. Zum Schluss muss ich sogar noch über einen Stacheldraht klettern. Und dann liegt der See zu meinen Füssen: Wunderschön, vollig ruhig und trotzdem etwas unheimlich. Mehrere Kormorane fliegen immer wieder über den See - die haben hier ein Paradies gefunden, denn Menschen verirren sich nur ganz selten hierhin.

Langsam halte ich mich wieder in Richtung Mücke und komme dabei durch Weitershain, das Pferdedorf. Auf dieser Wiese grast eine Herde besonderer Ponies: Fjordpferde.

Bei Weitershain ändere ich dann doch noch einmal die Richtung und fahre nicht nach Hause. Statt dessen gehts in Richtung Ebsdorfergrund, und bei Rüddingshausen schwenke ich erneut über Wirtschaftswege querfeldein. Hier herrscht plötzlich eine besonders starke Herbststimmung - aber eine sehr positive.

Die Luft ist jetzt extrem klar, die Sicht sehr weit. In der Nase habe ich den Geruch von lehmiger Erde, ein leichter Wind treibt teils schwarze Wolken heran. Es ist eine unglaublich schöne Situation, die mir aber wie ein Dejavu erscheint: Vor etwa 40 Jahren im Münsterland mit meiner alten Maico hatte ich genau diese Empfindungen.

Weiter treibt uns der Herbstwind nach Deckenbach zu den Alpakas. Hier ist die Herbststimmung wieder verschwunden. Ein dicker Kater liegt im Gras und beobachtet schläfrig die Andenbewohner. Die weiblichen Tiere beobachten mich interessiert und kommen freundlich näher. Der einzige Hengst jedoch benimmt sich abweisend und verbietet seinen Ladies offensichtlich, sich weiter mit mir einzulassen. Ein echter südamerikanischer Macho!

en letzten Stop gibts heute auf der Anhöhe bei Büssfeld. Hier knallt die Sonne und wirft die Landschaft in gleissendes Licht. Die kleine Ausfahrt - es waren nur 70 km - hat mir heute besonders viel Spass gemacht und so viele Pausen hab ich wohl noch nie eingelegt. Auch die letzten 15 km absolviert mein gutes Gespann ohne Probleme. Und dabei hab ich bei Fahrtantritt kurz darüber nachgedacht, die Fahrt ausfallen zu lassen - weil ich mein Handy vergessen habe. Da hätte aber doch was versäumt an diesem Tag.

 

Das MZ-5-Gang-Getriebe

An diesem Sonntag Morgen haben Arne und Christof einen Artikel ins MZ-Forum gesetzt, der an Professionalität den Standardwerken von NN oder Wildschrei vergleichbar ist! Eine derat gute Beschreibung des MZ-Getriebes habe ich bis dato noch nicht gesehen. Das MZ-Getriebe hat seinen Schrecken für mich verloren. Ich bedanke mich für diese perfekte Arbeit, die ich euch nicht vorenthalten möchte:  Problemlösungen für das grosse 5-Ganggetriebe.

Gewidmet dem MZ Forum für MZ Fahrer, http://mz-forum.com

Verfasst von den Forumsmitgliedern ETZploited und Christof im September 2009.
Mit Dank an die Unterstützung durch Kerzengesicht13 und Lorchen

Irrtümer und Änderungen vorbehalten.
Die kommerzielle Nutzung ist untersagt, die Weitergabe des vollständigen und unveränderten Dokuments für private Zwecke gestattet.

Literatur
[NM81] Heinz Neuber, Karlheinz Müller (1981): Wie helfe ich mir selbst – MZ Motorräder,
1. Auflage, Berlin, VEB Verlag Technik

Hinweise zur Funktion des Schaltautomaten

Abb.1 Getriebe (A…Antriebswelle, B…Abtriebswelle) und Schaltautomat (1…Schaltwelle mit Schaltstück, 2…Schaltwalze, 3…Schaltgabelführungsbolzen mit Schaltgabeln)

Das Getriebe besteht aus einer An- und Abtriebswelle (A und B, Abb.1) mit stirnverzahnten Schalt- und Gang- bzw. Losrädern. Die Zahnflanken der durch An- und Abtriebswelle gegenseitig gepaarten Zahnräder stehen im ständigen Eingriff; Beim Schalten werden die Zahnräder durch Schaltgabeln über Führungsnuten verschoben.
Nähere Einzelheiten dazu finden sich im Aufsatz „Funktionsweise Getriebe 5 Gang TS/ETZ 250 und 4 Gang TS 250“

Bei Betätigung des Schalthebels beim Schalten wird die Drehbewegung der Schaltwelle (1) durch die Schaltwalze (2) in Linearbewegungen der Schaltgabeln umgewandelt.
Die Gabeln werden von der Walze synchron bewegt und dabei vom Schaltgabelführungsbolzen (3) geführt, siehe Abb.2 und 3. Dieser Schaltautomat wird technisch auch Schrittschaltwerk genannt.

Abb.2 Montagevorrichtung mit A…Antriebswelle, B…Abtriebswelle, 3…Führungsbolzen und Schaltgabeln G10…Schaltgabel #010, G11…Schaltgabel #011 G12…Schaltgabel #012;
X…Verlängerung des Führungsbolzens zur Führung des Schaltarretierhebels

Beachte: Im [NM81], S.150, Abb. 2.15.71 erfolgt die Bezeichnung der Schaltgabeln in falscher Reihenfolge!

Hinweis: Da beide Wellen, Schaltgabeln und Walze bei der Montage des Motors als Paket in die Gehäusehälfte eingesetzt werden müssen, bietet sich zum Zusammenstecken derselben die leicht selbst zu fertigende, in Abb. 2 gezeigte Montagehilfe an; damit liegen die beiden Wellen parallel und Führungsbolzen sowie Schaltwalze können leicht aufgesteckt werden.
Das Zusammenstecken erfolgt „kopfüber“.

Abb.3 Mit Schaltwalze komplettiertes Paket; E…Eingriff für Schaltstück der Schaltwelle (1), Abb.1, M…Mulde für Leergangsarretierung, S…Schaltstern, D…Deckscheibe

Eine Besonderheit dieser Schaltung ist, dass die Gänge durch den Schalthebel nur vorgelegt werden. Das endgültige Einlegen und Arretieren der Gänge übernimmt dabei der federbelastete Arretierhebel (SH) siehe Abb. 4 (befindlich hinter dem Primärtrieb unter dem linken Motorseitendeckel). Beim Schaltvorgang wird dabei je nach Gang die Feder durch den Hebel und den Schaltstern (S) (auf der Schaltwalze hinter der Deckscheibe (D)) vorgespannt. Dabei kommt die Rolle (R) meist ein kleines Stück hinter dem höchsten Punkt am Stern zum stehen; Bei der Rückkehr des Ganghebels in die Ruheposition entspannt sich die Feder und die Rolle dreht dabei die Schaltwalze in die endgültige Position.

Hinweis: Die Gänge werden dadurch schonend und geräuscharm eingelegt; Zusätzlich entfallen dabei die vom 4-Gang-Getriebe bekannten langen Schaltwege.

Abb.4 Schaltarretierung, außerhalb des Rumpfmotors unterhalb des Primärtriebs gehalten;
A…Antriebswelle, SH…Schaltarretierhebel, R…Rolle am Schaltarretierhebel, X…Schaltgabelführungsbolzen siehe Abb.2, D…Deckscheibe der Schaltwalze siehe Abb. 3

Abb. 5. zeigt das Zusammenspiel der Rolle (R) und des Schaltsterns (S).

Abb.5 Form des Schaltsterns und Drehrichtung der Walze beim Schalten, 1-5…Positionen für Gänge 1-5, L…Leergang

Daraus ist auch schematisch die Einbauposition des Schaltsterns in Abhängigkeit des gerade eingelegten Ganges ersichtlich, die in der Literatur nirgends erwähnt wird.

Der Leergang (und beim 5-Gang-Getriebe nur dieser) wird über die Leergangarretierungsschraube fixiert. Diese an der Unterseite des Motorblocks befindliche Schraube besitzt eine Hohlbohrung, in der eine federbelastete Kugel gegen die Schaltwalze drückt und in Position des Leergangs in der Mulde (M), siehe Abb. 3, ruht; Ersichtlich auch in Abb. 6.

Abb.6 Position der Leergangarretierungsschraube L

Hinweis: Sollte die Leergangarretierungsschraube versehentlich beim Ölablassen herausgedreht worden sein, kann sie einfach samt Feder und Kugel wieder hineingedreht werden. Dabei ist die Flachdichtung (Aluring zwischen Gehäuse und Schraubenkopf) nicht zu vergessen.
Auf die Schaltbarkeit des Getriebes hat sie keinen Einfluss, das Fehlen von Feder und Kugel birgt jedoch die Gefahr, dass im Stand ungewollt der erste oder zweite Gang einrastet.

Nun nochmals zurück zu den eingangs nur kurz erwähnten Getriebezahnrädern.
Sie besitzen entweder Schaltklauen oder Fenster (bei den Gangrädern der Abtriebswelle), durch die beim gegenseitigen Ineinandergreifen der Kraftschluss erfolgt und somit die Übertragung des Kraftflusses gewährleistet wird, siehe Abb. 7.
Hierfür sind die seitlichen Kanten der Klauen im Winkel von 3° hinterschnitten, siehe Abb.8
(Beachte: Hinterschneidung der älteren Viergangmotoren im Winkel von 5°.)

Abb.7 Abtriebswelle mit G1…Gangrad 1. Gang, S13…Schaltrad 1./3. Gang, G3…Gangrad 3.Gang, G2…Gangrad 2. Gang, S2… Schaltrad 2.Gang
Die Schalträder auf der Abtriebswelle haben Schaltklauen, die Gangräder (auch als Losräder bezeichnet) Fenster

Abb.8 Hinterschneidung an den Schaltklauen

Verschleiß am Getriebe

Schaltgabeln
Sie müssen rechtwinklig zum Führungsbolzen stehen und dürfen nicht mehr als 0,4mm eingelaufen sein. Nicht rechtwinklige stehende Gabeln wird man im Regelfall bei der Demontage schon an den Anlassfarben erkennen. Blau angelaufene Gabeln sind ausgeglüht und müssen gewechselt werden, sie haben ihre Härte verloren, siehe Abb. 9.

Gangräder
Sind die Fensterkanten abgenutzt, müssen diese getauscht werden, siehe Abb. 12.

Schalträder
Fehlende Hinterschneidung und abgenutzte Kanten erfordern auch hier einen Tausch, siehe Abb. 10. und 11.

Abb.9 Schaltgabel, die deutliche Einlaufspuren und Anlassfarben aufweist

 

 

 

 

 

Abb.10 Im Hintergrund restlos verschlissenes Schaltrad, im Vordergrund zugehöriges verschlissenes Gangrad

Beachte: Ist die Hinterschneidung eines Schaltrades soweit abgenutzt, dass im Betrieb des Fahrzeugs schon einzelne Gänge nicht mehr einrasteten oder ständig wieder ausrasteten (häufig betroffen ist der 3. Gang, etwas weniger häufig auch der 2.), so sind neben dem Schaltrad im Regelfall auch das zugehörige Gangrad wie auch die zugehörige Schaltgabel betroffen und müssen ebenfalls getauscht werden. Beim Ausrasten des Schaltrades werden die Fensterkanten des Gangrades übermäßig belastet, und die Schaltgabel, die das Schaltrad festhalten „muss“, läuft innerhalb kürzester Zeit ein. Sind bei einer Motorrevision deutlich sichtbare Abnutzungen der Hinterschneidungen sichtbar, sollten die entsprechenden Zahnräder vorsorglich getauscht werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
An der Abtriebswelle unterliegen die Kanten in Motordrehrichtung, bei der Antriebswelle die Kanten gegen die Motordrehrichtung dem höchsten Verschleiß.

Abb.11 Schaltrad 1./3. Gang mit verschlissener Hinterschneidung

Abb.12 Blick auf die Fensterkanten des zugehörigen Gangrades 3. Gang (durch die Fenster des Gangrades 2. Gang hindurch). Man erkennt das ausgeschlagene Fenster und die ausgeschlagene Klaue.

Ungeachtet dessen werden die Getrieberäder unbrauchbar durch Risse, Ausbrüche und Beschädigungen der Zahnflanken.

Beachte: Grundsätzlich hängt die ordnungsgemäße Funktion von Getriebe und Schaltautomaten von sachgemäßer Montage und Wartung ab.
Stets ist die richtige Einstellung der Kupplung sowie die richtige Füllmenge eines geeigneten Getriebeöls zu gewährleisten.

Häufige Schaltprobleme: Fehlerbild, Ursache, Abhilfe

1. Schalthebel kehrt nicht in Position zurück, hängt nach unten

Rückholfeder der Schaltwelle durch Ermüdung gebrochen
Motor ausbauen; Laufgarnitur, Lichtmaschine und Sekundärtrieb entfernen; rechte Gehäusehälfte öffnen, Schaltwelle herausziehen (siehe Abb. 13) und Feder wechseln.

Abb.13 Halb herausgezogene Schaltwelle mit Rückholfeder (1),
Schaltanschlag für Feder (2)

2. Einzelne Gänge springen heraus (insbesondere dritter oder zweiter Gang)

Schalträder verschlissen, siehe obiger Abschnitt „Verschleiß am Getriebe“
Komplettzerlegung von Motor und Getriebe notwendig

3. Mehrere oder alle Gänge rasten beim Schalten nicht ein oder die Schaltung hakt

Deckscheibe des Schaltarretierhebels locker oder gelöst (vgl. Abb. 4, dort ist die Deckscheibe D sichtbar locker); Arretierhebel ausgeklinkt; Feder ausgeklinkt oder gebrochen Linken Seitendeckel des Motors abnehmen; Versuch der Kontrolle des Arretierhebels und der Deckscheibe (das Primärtriebsrad ist im Weg!);
Falls er nicht bloß aus der Führung in der Schaltwalze gesprungen ist und wieder eingeklinkt werden kann, dann Demontage Kupplung und Primärtrieb
Aufsetzen des Schaltsterns siehe Abb. 5, Senkkopfschraube sichern (Körnerschlag, Schraubensicherung)

Schaltgabeln verzogen
Mögliche Folge von Gewalteinwirkung auf die Schaltwelle; Zerlegung des Motors notwendig.

Axialspiel der Abtriebswelle zu groß
Siehe Abschnitt 4.

4. Schaltschwierigkeiten, evtl. jeweils nur beim Hoch- oder Runterschalten in den dritten Gang

Die schwimmend gelagerte Getriebeabtriebswelle wandert im Gehäuse, da Axialspiel nicht oder nicht richtig ausdistanziert wurde
Dann lässt sich die Abtriebswelle am betriebswarmen Motor mit Gummihammer unter sanften Schlägen merklich wieder zurücktreiben

Sekundärtrieb abbauen, Dichtkappe Abtrieb entfernen, Luft zwischen Dichtkappe und Abtriebslager auf 0.2-0.4mm mittels Distanzscheiben ausdistanzieren.
Exakt: Abstand A (= Abstand Lageraußenring – Dichtfläche Motorengehäuse), Abstand D (= Dichtungsdicke, Papierdichtungen gewöhnlich mit 0.5mm Stärke), Abstand B (Abstand Dichtfläche der Kappe – Anlagefläche Distanzscheibe) messen; die erforderliche Gesamtdicke der Distanzscheiben (in verschiedenen Dicken erhältlich) s ergibt sich aus s = (A + D) – (B + 0.2 … 0.4)

Abb.14 Abstand A zwischen Lageraußenring und Dichtfläche des Gehäuses mittels Tiefenlehre messenBeachte: Eine Fehlerdiagnose anhand der auftretenden Symptome ist nicht zwingend eindeutig. Ggf. bietet es sich an, mit den Prüfungen bzw. der Diagnose von Punkt 4 in Richtung Punkt 2 vorzugehen.

Mit Grippe und TS ins Gründchen

Durch diese vermaledeite Grippe bin ich jetzt fast eine Woche nicht gefahren – keinen Meter. Das kann so nicht weiter gehen, und an diesem Samstag, dem Tag der Deutschen Einheit, werde ich ein Ostmotorrad durch den Westen bewegen – komme, was da wolle. Deshalb starte ich um 10:00 meine gute Kathy und dann gehts  mit Grippe ins Gründchen.

Auch um 10:00, eine relativ späte Stunde, ist es noch verdammt kalt: ca. 5 Grad. Deshalb Thermounterwäsche, die dicke Hein-Gericke-Jacke mit Futter und eine Textilhose. Auch die Handschuhe sind heute eher von der dickeren Sorte. Mit dieser Bekleidung ist die Fahrt aber OK und es kommt zu keinem Zeitpunkt ein Kältegefühl auf. Mein Ziel ist das Gründchen, eine kleine Landschaft am Rande des Vogelsberges. Ist nicht so weit, denn übertreiben will ich es mit der Grippe im Balg natürlich nicht. Dennoch: Als ich (fast) pünktlich zum Mittagessen wieder zu Hause einlaufe, stehen beinahe 150 km mehr auf der Uhr. Und wieder hat Kathy mich brav und ohne jede Zickerei nach Hause gebracht. Das Vertrauen in die TS wird mit jeder Fahrt grösser!

Die schöne Verbindungsstrasse von Hainbach nach Ermenrod ist wieder geöffnet und ich kann die herrlichen Kurven jetzt mit ordentlichem Belag geniessen. Das macht diese 5 km noch schöner.

Über das Feldatal und das Schwalmtal fahre ich nach Wallenrod und bestaune erneut die gewaltige Holzfabrik, die hier in den letzten 2 Jahren entstanden ist.

Ein österreichisches Konsortium hat dieses Sägewerk aus dem Boden gestampft. Das ist echte Holzindustrie. Möchte nicht wissen, wieviele lokale kleine Sägewerke dafür ihre Existenz verlieren werden.

Weiter nach Maar und von dort über Wernges ins Gründchen. Hier habe ich gerade Wernges hinter mir gelassen .......

..... und vor mir öffnet sich das Gründchen. Diese aparte Landschaft zwischen Lauterbach, Alsfeld und Bad Hersfeld hat wirklich einen besonderen Reiz. Das Zentrum des Gründchen ist das Städtchen Grebenau.

Aber zunächst halte ich auf Udenhausen zu. Im gesamten Gründchen gibt es ungewöhnlich viele Forellenzuchten, und diese hier dürfte eine der grösseren sein. Jede Menge Teiche, in denen das Wasser in Bewegung gehalten wird. Zwischen den einzelnen Teichen weiden Schafe und halten die Wiesen kurz.

Angeschlossen an die Forellenzucht gibt es diesen hübschen Gasthof mit dem passenden Namen "Forellenhof". Hier kannst Du als Motorradfahrer oder auch als Gruppe wunderbar einkehren und 1A-Fischgerichte verzehren. Aber natürlich sind auch andere Speisen möglich. Sehr empfehlenswertes Restaurant. Wer also nach Udenhausen im Gründchen kommt: Kehrt ein im Forellenhof!

Direkt neben dem Restaurant ein grösserer See (oder doch eher ein grösserer Teich). Hier darf geangelt werden, und in der Tat sitzen jede Menge Freizeitfischer an den Ufern und entspannen sich beim Angeln. Ist zwar nix für mich, aber wer Spass daran hat.

Kurze Pause in Grebenau, dem grössten Ort des Gründchens. Auch hier findet der Reisende schöne Gasthöfe mit rustikalem Mittagstisch. Einige hübsche Fachwerkgebäude, ausreichende Infrastruktur - ein kleiner Bummel durch Grebenau lohnt durchaus.

Die geplante Route über Schwarz ist gesperrt und so fahre ich einen Umweg über Lingelbach und Alsfeld. Und wenn ich schon in Alsfeld bin, mache ich auch gleich mal wieder einen Schlenker über Eudorf und schaue mir den Märchengarten mit den Izh-Motorrädern an. Zum ersten mal seit über 20 Jahren wurde an diesem Haus etwas gemacht, das aber richtig: Ein neues Dach wertet das kleine Häuschen gewaltig auf.

Da steht sie immer noch: Die Izh Jupiter 3, das Objekt meiner Begierde. Aber zum ersten mal habe ich jetzt zumindest eine Chance, das Motorrad zu bekommen: Habe neulich mit der Besitzerin lange diskutiert und es sieht nicht schlecht aus. Der Motor dreht übrigens immer noch - heute wieder getestet. Mittlerweile ist es gewaltig stürmisch geworden, so stark, dass zeitweise nicht mehr als 60 km/h möglich sind. Deshalb halte ich mich jetzt in Richtung Antrifttal, um von dort aus direkt Richtung Heimat zu düsen.

Bei den Arnshainer Windmühlen schaue ich noch einmal nach "meiner" Katzenfamilie, aber die ist wohl dauerhaft ausgeflogen. Hauptsache, es ist ihnen nix passiert. Der starke Sturm lässt die Windräder mit hoher Drehzahl arbeiten. Gut für die Betreiber der Windräder, aber mir versaut der Sturm jeden vernünftigen Kurvenstil. Wie stark es hier wirklich bläst, bringt das Foto leider nicht ansatzweise rüber.

Im Kirtorfer Wald möchte ich sehen, wie der Sturm auf dem sonst ruhigen Waldsee tobt. Und in der Tat: Trotz der geschützten Lage mitten im Wald peitschten die Wellen nicht schlecht.

Ein paar Minuten geniesse ich das Spiel des Sturmes auf dem Wasser, aber es wird von Minute zu Minute ungemütlicher. Also weiter. Am Nachmittag wird es dann zwar wieder ruhiger und die Sonne kommt sogar heraus, aber ich merke, dass die Grippe mich schon ein wenig geschwächt hat. Die knappen 150 km reichen deshalb für heute.