Zum Friedel-Münch-Treffen, diesmal in Florstadt

Die Tatsache, nicht in Glesien beim MZ-Forumtreffen zu sein, ist schon arg deprimierend. Aber es gibt eine kleine Alternative, die mich in den Wetteraukreis führt, und zwar zum Friedel-Münch-Treffen, diesmal in Florstadt.

Bis zum letzten Jahr befand sich das Münch-Museum ja in Laubach, also quasi vor meiner Haustür. Das alljährliche Treffen fand daher ebenfalls in Laubach statt. Aber dann hat die Stadt Laubach Friedel Münch mit seinem Museum vor die Tür gesetzt – eine Aktion, die an Dämlichkeit kaum zu überbieten ist. Friedel Münch ist dann zurück in seine alte Heimat – nach Florstadt. Und diese Gemeinde unterstützt den Pionier des deutschen Motorradbaus so, wie er es verdient hat.
Fahre also zum ersten mal nach Südhessen in den Wetteraukreis zum Münch-Treffen. In dieser Gegend kenne ich mich ausgesprochen schlecht aus, in vielen Ecken des Kreises bin ich überhaupt noch nie gewesen. Irgendwie ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Landkarte, auch wenn der Wetteraukreis nicht wirklich weit weg ist. Um die Fahrt noch ein wenig interessanter zu gestalten, nehme ich mein ES250/1 Gespann als Fahrzeug – damit dauert auch so eine vergleichsweise kleine Fahrt so lange wie eine richtige Reise. Und so kurven wir (mein Gespann und ich) kurz vor Mittag los über das Horlofftal in den Wetteraukreis – eines der letzten Abenteuer für einen eingefleischten Vogelsberger.

Zunächst halte ich kurz im Penny-Markt in Flensungen und nehme eine kleine Pentax Optio E85 Digitalkamera aus dem Sonderangebot mit. Etliche km weiter im Horlofftal wird gestoppt, die Kamera wird ausgepackt und in Betrieb genommen und es gibt die ersten Bilder vom diesigen Blick auf Stornfels.

Jetzt bereits im Wetteraukreis, nämlich in Echzell. Ein sehr hübsches Städtchen, wie eigentlich die meisten Städtchen und Dörfer hier sehr ansehnlich sind - verglichen mit dem Vogelsberg. Saubere Häuser, vernünftige Strassen, bessere Infrastruktur - aber auch mehr Verkehr. Irgendwas ist eben doch immer.

Wenn ich Echzell noch kannte, wirds jetzt in Richtung Florstadt völlig fremd für mich. Entgegen meinen Vorurteilen ist der Wetteraukreis zumindest in dieser Gegend überhaupt nicht langweilig sondern extrem schön und interessant. Der direkte Weg nach Florstadt bleibt mir leider versperrt: Eine unbefahrbare Baustelle zwingt mich, über Ranstadt zu fahren. Aber es ist ein hübscher Umweg. An dieser Stelle kommt mir zum zweiten mal ein grosser Trupp W650 entgegen - deren Treffen läuft gerade am Hoherodskopf und vermutlich wollen die auch zu Friedel Münch.

Angekommen nach abenteuerlicher Fahrt durch fremde Gefilde. Die Stadt Florstadt hat das Bürgerhaus zur Verfügung gestellt und ein gewaltiges Event aus dem Münch-Treffen gemacht. Auch wenns mir persönlich ein wenig zu "event-mäßig" ist: Das ist eine Unterstützung und Förderung von Friedel Münch, an der sich die lausige Gemeinde Laubach ein Beispiel nehmen sollte. So macht man das und garantiert haben Florstadt und seine Geschäftsleute auch etwas davon. Intelligent und vorbildlich!

Für mich immer das interessanteste sind die Motorräder der Besucher. Direkt am Eingang des Treffens spricht mich ein Mensch an und erzählt, dass er ein originales und vollständiges ES250/1-Gespann zuhause hat, dass er verkaufen möchte: 1000,- als VB. Ich brauche zwar keines, aber das Angebot ist nicht schlecht.

BMW R25 in gutem Zustand, allerdings mit völlig falschem Rücklicht. Das geht eigentlich überhaupt nicht.

Roller-Truppe mit Vespas und ein wenig Werbung für den hiesigen Rollerclub. Könnte meinen Kollegen Marcus interessieren, der eine Vespa 50N aus dem IZH-Märchengarten von mir bekommen hat.

Schöne Falcone mit dem gewöhnungsbedürftigen Velorex 700 Beiwagen. Nur das Riffelblech der Rücklichtbefestigung gefällt nicht.

Kreidler Viergang mit Weisswandreifen und dem schönen Rücklicht der RS-Modelle - ein Traum meiner jungen Jahre.

 

Und hier der Traum meiner alten Jahre: Enfield Bullet 500 in Top-Zustand - und zu verkaufen.

Gleich zwei Besonderheiten auf einmal: 1000er MZ mit Kennzeichen RE - also aus meiner alten Heimat im Ruhrpott.

Drei Schönheiten: Kawasaki Estrella, MZ Silverstar und eine feine Moto Guzzi. Eine schöner als die andere.

Treffe Otto, meinen Ex-Arbeitskollegen und inzwischen Rentner. Er hat sich eine Superfox zugelegt, weil er für diese 125er keinen Motorradführerschein benötigt. Keine schlechte Wahl, aber eine Max hat er auch noch - nur darf er die nicht fahren. Ist also eher eine Geldanlage. Ach ja: Und eine schicke Lederjacke trägt der Otto.

Ich komme dem Allerheiligsten immer näher und die erste Münch taucht auf: Klassisches Exemplar in edlem schwarz - ich finde, so muss eine Münch aussehen.

Torpedo-Boot an der Münch: Nicht schlecht, kann man schon so machen. Eben 2 Raketen vereint und verbunden.

Vorm Eingang ins Bürgerhaus hat der Horex-Club eine ganze Armada seiner schönsten Maschinen aufgereiht. Ganz ehrlich: Diese Horexe interessieren mich persönlich mehr als die Münch-Maschinen.

Eine Regina mit Hinterradschwinge. Hat es meines Wissens nie gegeben, obwohl dieses Exemplar aussieht, als käme es direkt aus dem Werk in Bad Homberg. Etwa ein Prototyp?

Die einzige Max, die ich heute hier sehe. Ein Traum! Meine Max-Liebe werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr los.

Schon wieder was aus Recklinghausen: Tiefschwarzes Münch-Gespann in Showroom-Zustand - wie eigentlich alle Münch, die ich hier sehe.

Du kommst an jede ausgestellte Münch heran und kannst sie dir in aller Ruhe ansehen. Florstadt hat dem Friedel-Münch-Treffen eine neue Qualität gegeben.

Alle Baujahre, alle Varianten, alle Farben - irgendwie ist sowieso keine Münch wie die andere. Serienfertigung sieht anders aus.

Geschmackvolle Bühne und ein fachkundiger Moderator, der weiß, wovon er spricht. Obwohl mir das gesamte Ereignis recht gut gefällt, ist die Welt der Münch eben doch nicht meine Welt und ich mache mich langsam wieder auf den Rückweg.

Noch ein wenig über den Parkplatz gebummelt und die alte CBX abgelichtet - war nie mein Fall, aber ein Meilenstein des Motorradbaus war sie allemal.

Noch seltener diese Wankel-Suzuki RE5 aus den 70er Jahren - damals ein spektakuläres Projekt, aber kein kommerzieller Erfolg.

Das letzte Bild des Münch-Treffens ist dieser Enfield-Fahrer mit der silbrigen Inderin mit dem gewaltigen Sattel - sieht sehr bequem aus. Ich verlasse das Münch-Treffen wieder und bin sehr angetan. Jetzt gehts mit dem Eisenschwein auf die abenteuerliche Rückfahrt aus dem Wetteraukreis heraus.

Verglichen mit den properen Ortschaften und den intakten Strassen des Wetteraukreises schneidet mein geliebter Vogelsberg schon schlecht ab. Aber bei allen Vorteilen: Leben möchte ich hier nicht - der Landstrich ist einfach zu dicht besiedelt. Aber öfter mal hinfahren, das könnte ich schon.

Immer wieder hübsche, reizvolle Ortschaften wie hier in Blofeld nahe Reichelsachsen.

Häuser von besonderer Schönheit, aber wie auch im Vogelsberg viele Schilder "Zu verkaufen".

Ganz selten durchfahre ich Teilstücke, die den Ruf der Wetterau als langweilige und topfebene Landschaft begründet haben - aber selbst die sehen im Mai nett aus. Das Wetter ist bisher übrigens wie in den letzten Tagen üblich kalt und unfreundlich - aber immerhin trocken.

Bei Harb biege ich kurz nach Bad Salzhausen ab, um einen Blick in die kleine Kurstadt zu werfen. Bereits die Anfahrt über diese schöne Allee rechtfertigt den kleinen Umweg. Und eilig hab ich's ja sowieso nicht.

Vielleicht sollte ich doch mal eine Kur beantragen und die hier in Bad Salzhausen verbringen. Wäre meine erste Kur - und das mit fast 59 Jahren.

Wieder zurück im Horlofftal noch einmal eine kleine Rast mit Marsriegel und isotonischen Getränken. Hier wird das Wetter zwischendurch mal richtig schön, die Sonne wärmt sogar ein wenig.

Im Gegensatz zu heute Mittag ist jetzt das idyllische Stornfels auf dem Berggipfel prima zu sehen, und meine neue Pentax-Kamera zoomt den malerischen Flecken auch schön heran. Die Kamera hat was!

Auch das erste Selbstportrait mit der Pentax gelingt. Diese preisgünstige Kamera ist deutlich besser als die kleine Agfa DC830S, die ich durch eigene Dusseligkeit leicht beschädigt habe.

Noch runde 25 km, und dieser kleine Ausflug in die Wetterau ist beendet. Trotz mässigen Wetters war's eine schöne Fahrt mit interessantem Ziel. Das Eisenschwein hat prima durchgehalten, ich meine sogar, die gute ES lief besonders gut. Vielleicht lags an dem Getriebeöl von der Planeta, mit dem ich gestern noch etwas nachgefüllt habe. Insegsamt eine Blümchenpflückertour nach meinem Geschmack und ein wenig hats die ausgefallene Fahrt nach Glesien mildern können.