Mit der TS 250/1 nach Marburg

Über einen Monat habe ich Kathy, meine blaue TS  nicht bewegt – ein äusserst unbefriedigender Zustand. Wahrscheinlich wäre es doch besser, mich von der schönen MZ zu trennen, aber nach jeder Fahrt damit kippt mein guter Vorsatz wieder. Na egal, auf jeden Fall wird dieser Sonntag genutzt und so sage ich um 11:00 „Kathy, wir fahr’n nach Marburg.“

Das Wetter der letzten Tage schlägt reichlich Kapriolen und die Wettervorhersage noch mehr. Nach meinem morgendlichen Hundespaziergang und einem Blick in die Computer-Wettervorhersage steht der Entschluss zu einer kleinen Fahrt fest. Es ist kühl, vielleicht 12 Grad, es regnet nicht, sieht aber immer ein  bisschen danach aus und es weht ein mässiger Wind. Eigentlich ein Wetter, dass ich fürs Motorradfahren sehr mag. Also auf – und wie nebenbei stecke ich mir einen Zettel mit einer Homberger Telefonnummer ein. Nur wenn sichs irgendwie ergibt werde ich dort anrufen und nach einem Motorrad schauen …..

Ooops, was schnurrt die brave TS heute! Das kühle Wetter sorgt offensichtlich für eine besonders gute Zylinderfüllung und wir zischen nur so die kleinen Steigungen herauf, die auf dem Weg in Richtung Homberg überall zu finden sind. In Deckenbach ergibt es sich, dass ich die Homberger Telefonnummer anwähle – und das zu verkaufende Motorrad befindet sich in Höingen, nur 3 km entfernt. Natürlich fahre ich hin.

In der Höinger Scheune dann diese Suzuki DR 400 – ich bin also irgendwie auf den Endurotrip gekommen. Keinesfalls neuwertig, mit völlig verbastelter und nicht funktionsfähiger Elektrik, aber auch mit ein paar guten Eigenschaften: Der kalte Motor springt sofort an und läuft ordentlich – und trocken ist der Motor auch. Dazu hat die Suzi einen Alutank. Nach kurzem Überlegen und ebenso kurzem Verhandeln kaufe ich die Suzi per Handschlag.

Das war ein guter Beginn dieses Ausfluges und froh gestimmt gehts dann ein wenig in den Ebsdorfergrund, wo ich mir heute den wirklich schönen Ortskern von Ebsdorf anschaue. So viel gepflegtes und restauriertes Fachwerk hat so manche grössere Stadt nicht zu bieten.

Über den Frauenberg dann in Richtung Marburg, nicht ohne an meinem Lieblingsgarten bei Beltershausen ein Päuschen einzulegen.

Mit einem Schnappschuss des zukünftigen Enduristen starten wir dann in Richtung Marburg.

Cappel, Ronshausen, Bortshausen – und immer ganz in der Nähe der Lahn. Ist eine schöne und ruhige Ecke dort – ideal für meine kleine MZ.

Angekommen in Marburg wechsele ich für einige Kilometer auf die Stadtautobahn, von wo ich einen schönen Blick auf das Marburger Schloss habe.

Und dann schaue ich mir nach Jahren mal wieder den Hauptbahnhof an – der ist wie beinahe immer eine Baustelle. Aber ich bekomme hier etwas zu futtern und beobachte eine zeitlang das Gewusel um den Bahnhof herum. Direkt hier gegenüber hab ich vor über 30 Jahren mal ein Jährchen gearbeitet.

Bin dann doch froh, Marburg wieder zu verlassen und komme über Ginselberg und Bauerbach wieder in sehr ländliche Gefilde.

Sehr schnell bin ich dann in Amöneburg, wo jetzt ein leichter Regen einsetzt.

Immer wieder erstaunlich, dass mich auf der TS der Regen überhaupt nicht stört – genau genommen geniesse ich ihn sogar. Aber arg viel kommt nicht herunter und die Rohleffjacke hält dicht.

Am versteckten Rastplatz bei Homberg schliesst sich der heutige Kreis. 130 km sinds dann doch noch geworden und wie immer hatte ich viel Spass an der TS, Verkaufen? Mhhm, ich weiss nicht recht. Aber irgend etwas müsste schon weg …..

Jaja Leute, so sieht ein zukünftiger alternder Endurist aus. Die DR 400 ist meine erste richtige Enduro – aber auch meine insgesamt fünfte Suzuki. Ausser von MZ hatte ich von keiner Marke so viele Exemplare.

Später und wieder zu Hause kommt dann noch Marc, der junge Oldtimer-Sammler, vorbei und bringt eine alte Kreidler zu Egon. Die soll technisch auf Vordermann gebracht werden. Eine gute Basis mit schöner alter Patina.

Nun war Kreidler zwar der Traum meiner Jugend, aber selbst habe ich nie eine Kreidler besessen – leider. Ich hatte nur Zündapp-Mopeds und Capri-Agrati Roller mit Sachsmotor. OK, hol ich das halt Versäumte eben 44 jhre später nach, nämlich JETZT.

Und zum guten Schluss stecke ich die Teiler einer DKW RT 175 S lose zusammen. Die DKW wollte ich ursprünglich für mich restaurieren, aber den Gedanken habe ich (im Rahmen der Welle der Vernunft) aufgegeben. Werde die kleine DKW also bei ebay als Bastelobjekt einstellen. Leider gibt es da etliche Fehlteile, aber wer sich Mühe gibt, bekommt daraus ein schönes Motorrad. Ach ja: Der Motor ist natürlich vorhanden und dreht sich sogar.