Als Kathy von einer Gießener Autofahrerin massiv gestoppt und beschädigt wurde, stand für Thomas relativ schnell fest, daß die TS wieder aufgebaut wird. Wie das geschehen sollte, war ebenfalls schnell klar: Eine Auferstehungsparty für Kathy wird in Ilsdorf gefeiert und in diesem Rahmen soll Kathy neues Leben eingehaucht werden. Geladen sind alle, die irgend etwas mit Kathy zu tun hatten, die ein gewisses Interesse an Kathy haben oder auch nur interessierte Zuschauer.
Es ist angerichtet: Kathy und eine ebenfalls zu beschraubende Honda Enduro warten auf der Bühne, das Werkzeug liegt bereit - die Party kann beginnen.
Kathy hat es schon bös erwischt: Gabel, Schutzblech, Lampenhalter, Blinker, Lenker und jede Menge "Kleinigkeiten". Die Protagonisten beschleicht leichter Zweifel, ob das angepeilte Ziel zu schaffen ist: Heute noch soll Kathy wieder laufen, alles soll funktionieren und morgen gibts eine kleine Ausfahrt - vielleicht zum Fallltorhaus, dem Motorradtreffpunkt nahe Schotten.
Es sei vorab verraten, daß an diesem Tag nichts, aber auch gar nichts, an der keinen Honda geschraubt wird.
Zwischendurch gehts mal kurz nach Nieder-Ohmen, um in der Motorradhalle einige Fehlteile zu holen. Dabei ein kurzer Blick auf meine Planeta-Sammlung, an der ich schon seit Monaten nichts gemacht habe. Vielleicht sollte ich das Russenkrad doch besser abgeben - so im Rahmen meiner neuen Vernunftswelle. Aber das ist heute eigentlich nicht das Thema .....
Zurück in Ilsdorf, wo die Schrauberaktionen langsam anlaufen.
Zunächst aber lassen sich die Schrauber nur zu gern durch Steaks, Kartoffelwürste und diverse Zutaten von ernsthafter Arbeit abhalten.
Selten habe ich einen Grill so schnell in Aktion gesehen und ebenso schnell sind die ersten Steaks bereit zum Verzehr. Das Geheimnis ist abgelagertes Buchenholz, daß anstelle von Grillkohle eingesetzt wird.
Steaks, Würstchen - alles wird in unglaublicher Geschwindigkeit zubereitet. Klar zu erkennen ist, daß diese erste Grilleinlage dringend notwendig war - alle Schrauber sind auffällig hungrig.
Die Sonne scheint, die Temperatur liegt bei 10° C - das lässt sich schon aushalten.
Es mag ein wenig so aussehen, als käme neben der Völlerei das Schrauben ein wenig zu kurz - und dieser Eindruck trügt nicht. Dennoch gibt es langsam aber sicher Fortschritte. Gerade wird der abgebrochene Lenkanschlag neu angeschweißt und feinbearbeitet.
Unerwartete Probleme gibt es beim Zerlegen der verbogenen Gabel: Die Standrohre sind eingedrückt und geben ihre Innereien nur äußerst widerwillig frei. Und verblüffend kniffelig ist das Entfernen der Sicherungsringe für den Dämpfereinsatz. Kann doch nur an der Kälte liegen .....
Dennoch: Bald ist die Gabel mit neuen Standrohren repariert, wobei ...
... dieses Gabel-Carepaket von Zweirad-Schubert eine wertvolle Hilfe ist.
Und dann steht Kathy plötzlich doch beinahe wieder wie ein richtiges Motorrad da - zumindest ist die TS jetzt wieder rollfähig. Ein Elektroproblem sorgt dann aber für weitere Verzögerung und ist erst nach längerer Zeit gelöst.
Kälte und erneut aufkommende Hungergefühle unterbrechen die Arbeiten für längere Zeit: Die zweite Grillphase wird gestartet.
Gegen 21:00 müssen wir uns eingestehen, das Tagesziel verfehlt zu haben. Aber immerhin: Kathy rollt wieder, die Elektrik ist repariert und bis zum Probelauf wäre es nicht mehr weit. Aber die Luft für heute ist raus, was in der Hauptsache an der aufkommenden Kälte liegt. Der Rest sollte für morgen früh eigentlich nur noch ein Klacks sein .....
Am kommenden Vormittag werden die Restarbeiten an Kathy durchgeführt. Ein Teil der Schraubergang hat noch bis nach 2:00 bei Bier und Chips zusammen gesessen und daher beginnt die Aktion nicht allzu früh. Sowohl während der nächtlichen Feierstunde als auch später beim Schrauben zieht sich ein weißer Gartenzwerg wie ein roter Faden durch das Geschehen. Der Zwerg ändert dabei mehrfach seine Funktion von Kuschelzwerg zu Kaffeezwerg, Bierzwerg und Schrauberzwerg. Dieses Bild zeigt den weißen Burschen natürlich als Schrauberzwerg ....
.... während dieses Foto der vergangenen Nacht einen Kuschelzwerg zeigt .....
... ebenso wie dieses Foto. Kaum zu glauben dass es sich bei der engelsgleichen Gestalt neben dem Zwerg um Egon handelt.
Tatsächlich sind die Restarbeiten an Kathy in kurzer Zeit erledigt und in wenigen Minuten wird die MZ wieder das Licht der Welt erblicken. Einige letzte Einstellarbeiten müssen im Aufsitzen erledigt werden und so werden die Spannbänder gerade gelöst.
Ooops, durch leichte Kommmunikationsstörungen geht die Aktion beinahe schief und Kathy droht von der Bühne zu stürzen. Nur durch reaktionsschnelle Aktionen wird das Unglück in letzter Milisekunde abgewendet.
Geschafft, Kathy rollt aus der Klinik und nun werden die letzten Aktionen durchgeführt: Verspannungsfreies Anziehen der Gabelschrauben, Ausrichten von Lenker, Lampe und Hebeleien sowie von Rücklicht und Blinkern. Der Scheinwerfereinsatz bekommt noch eine eigene Masseverbindung und der leicht verzogene Chromring der Lampe wird so gut wie möglich in Form gebracht.
Alles fertig? Alles fertig! Aber halt, jetzt verschwindet Reinhard für ein paar Minuten und kommt mit seltsamen Dingen zurück. Ich lerne, dass es sich dabei um ein Tribal handelt, eine besondere Art von Tatoo-Motiven, die aus Stammestätowierungen abgeleitet sind. Thomas wollte die TS unbedingt damit individualisieren und Reinhard erfüllt diesen Wunsch. Die Flächen für das Tribal müssen zunächst akribisch gereinigt werden.
Die beiden Folien mit dem Tribal sind fertig ......
.... und werden mit besonderer Sorgfalt aufgebracht. Eines der Tribals kommt auf den Tank .....
... und das zweite auf den vorderen Fender - äh, das Vorderradschutzblech. Ich höre von so einem Tribal zu ersten mal und kann damit nicht viel anfangen, gebe aber gern zu, dass die Motive klasse aussehen und der TS tatsächlich eine sehr individuelle Note verleihen.
Wir sind uns einig, dass jetzt alle Vorbereitungen getroffen sind, Schrauben an exponierter Stelle sind kontrolliert – Kathy ist bereit für ihre erste Probefahrt nach der Reinkarnation.
Thomas und Kathy bleiben verdächtig lange weg und ich befürchte schon, dass die beiden liegen geblieben sind. Aber nein, da sind sie schon wieder und berichten vom Ergebnis der ersten Testfahrt:
Und weil Kathy immerhin meine „Ex“ ist, darf ich ebenfalls eine Probefahrt machen. Kathy läuft fantastisch und macht auf Anhieb soviel Spaß wie früher. Die TS 250/1 ist ohne Zweifel das beste und schönste Motorrad unter den Zweitaktern, dass MZ gebaut hat. Und es sieht in der Tat so aus, als wäre der Wiederaufbau ein voller Erfolg. Alles passt, alles funktioniert. So soll es sein – aber das hätte natürlich auch anders kommen können.