Ein Tag im Wittgensteiner Land

Schon vor ein paar Tagen haben Egon und ich uns für diesen Sonntag mit Klaus aus dem MZ-Forum verabredet. Wir wollen uns eine weitere Tula ansehen, von der Klaus berichtet hat. Für uns Vogelsberger ist der Landstrich am Dreiländereck Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz beinahe so etwas wie ein weisser Fleck, aber wir haben ja mit Klaus einen einheimischen Führer. Und nur dank dieser Tatsache verbringen wir einen wunderbaren Tag im Wittgensteiner Land.

Einen einzigen winzig kleinen Makel hatte dieser Tag dennoch für mich: Als bekennender Blümchenpflücker brauche ich viele Fotopasuen – und im Wittgensteiner Land gibt es unendlich viele tolle Landschaften und Orte, die ein Foto wert sind. Aber Egon und auch Klaus brettern einfach durch diese tolle Gegend und denken nicht im Traum daran, für eine kleine Fotosession anzuhalten. Das hat für mich die logische Konsequenz, dass ich in Kürze noch einmal allein in diese Ecke muss – und dann wird an jeder Milchkanne angehalten. Für heute jedoch gibt es deshalb vergleichweise wenige Fotos – leider. Aber dennoch war’s ein toller Fahrtag.

Das Wetter ist bereits am Morgen sehr schön – und wird im Verlauf des Tages noch schöner. Den ersten Stop gibts im Gladenbacher Bergland nahe Runzhausen. Auf dem Stein hat sich der Landrat Baumann verewigt, der zwischen 1952 und 1956 für den Bau dieser Strasse nach Bottenhorn verantwortlich war.

Über Dietzhölztal gehts dann weiter in Richtung Erntebrück. Auf der Wiese steht ein gewaltiger Galloway-Bulle – beeindruckend. Hier sind wir bereits in NRW und bis zum ersten Etappenziel ist es nicht mehr weit……

….. und das ist das BMW-Museum in Erntebrück. Dabei handelt es sich um eine private Institution, von der ich vorher nie etwas gehört habe.

Als erstes fallen mir zwei herrliche Horex Regina am BMW-Museum auf. Die beiden sind zusammen mit einem MZ ES 250/2-Gespann gekommen und ich filme die Abfahrt der drei Maschinen. Dummerweise will die MZ nicht anspringen und muss geschoben werden – aber seht selbst…

… und zwar hier!

Inzwischen sind auch Klaus und Uwe eingetrudelt. Mit den beiden sind wir verabredet und werden uns im Anschluss an den Museumsbesuch eine Tula Muravej anschauen.

Erfahrungsgemäss sieht man vor jedem Museum und auf jeder Ausstellung die interessantesten Maschinen auf dem Parkplatz. Könnte auch hier in Erntebrück so sein – diese 700er Royal Enfield gehört zweifellos dazu.

Natürlich finden sich auch BMW vor dem Museum, so wie diese beiden Gespanne. Sind wohl R51, R67 oder R68, aber so richtig kenne ich mich mit der BMW-Typenreihe nicht mehr aus.

Im Museum dann eine beeindruckende Reihe der bayrischen Maschinen – alle perfekt und unaufdringlich restauriert. Dennoch habe ich eine gewisse Distanz zu dieser Marke. Hatte in meinem langen Motorradleben zwar selbst drei BMW, aber ein echter BMW-Fahrer bin ich nie geworden.

Unter all den meist schwarzen BMW dann auch diese schneeweisse R69.

Auch eine Auswahl an BMW-Rennmaschinen ist hier zu sehen, darunter auch eine der bekannten Muthig-BMW.

Anschliessend führt uns Klaus über verschlungene Wege nach Kreuztal, wo eine Tula zu verkaufen ist.

Und da steht sie: Motor läuft, ein paar Fehlteile gibts und vor allem: Diese Tula hat deutsche Papiere. Peter, der Besitzer, hat das gute Stück aus Moldawien eingeführt und dann mühsam eine deutsche Zulassung erreicht.

Die Tula sollte ursprümglich ein Geschenk für Peters Frau sein. Die hat nämlich früher in Russland ihre Kinder jeden Morgen in die Schule gefahren – auf der Ladefläche der Tula. Aber irgendwie konnte man diese Sache nicht auf deutsche Verhältnisse übertragen. Ach ja: Nach einem Telefonat mit Christian in Potsdam kauft Egon die Tula. Die beiden werden das Lastendreirad unter sich aufteilen.

Weiter gehts jetzt zu Klaus nach Hause. Seine Untermieter haben dieses Planeta-Gespann, dass ich kaufen könnte. Aber ich befinde mich auf der Welle der Vernunft und kaufe gar nichts mehr – vorerst zumindest. Und die letzten Kilometer bis zu Klaus tauschen Uwe ich ich die Maschinen und so komme ich zu meiner ersten Fahrt auf einer Honda NTV. War eine ganz positive Erfahrung.

Abschliessend zu Kaffee und Erdbeertorte bei Klaus und Gattin. Herrlich entspannend ist es jetzt, bei lockerem Gespräch auf dem Balkon über den Dächern von Kreuztal zu sitzen. Ein bisschen vergessen wir Zeit und Raum und verpassen so zwangsläufig unsere Verabredung um 17:00 zuhause. Wir starten erst gegen 18:00 wieder und sind damit um 19:30 wieder im heimischen Vogelsberg – also viel zu spät. Aber was soll’s.

 

Der relativ lange Tag hat unsere Konzentration doch ein wenig mitgenommen – und so verfransen wir uns auf der Rückfahrt zweimal – aber nur gaaanz wenig. Bei immer noch herrlich warmen Wetter zuckeln wir über das Hinterland und das Gladenbacher Bergland zurück in die Heimat. Am Ende des schönen Sonntages haben unsere drei Japaner knapp 260 km mehr auf der Uhr als vorher.