Zu den Dolinenhängen

Auf einer meiner letzten Fahrten (mit der Thunderbird) bin ich am Rande des Thüringer Waldes auf den Begriff der Dolinenhänge gestoßen. Dabei handelt es sich um ein Erdfallgebiet aus mächtigen Steinsalzschichten, bei denen sich drei größere, mit Wasser gefüllte Aussaugungssenken gebildet haben. Die Dolinenhänge sind seit 1961 ein geologisches Naturdenkmal.

Dieses Gebilde befindet sich zwischen Berka und Marksuhl unweit des Ortes Frauensee. Die Strecke zwischen Marksuhl und Berka ist dazu noch wunderschön zu befahren und so habe ich mir für den heutigen Sonntag dieses Ziel ausgesucht.

Eingedenk des gestrigen extrem schwül-heissen Wetters will ich heute besonders früh starten und gegen Mittag bereits wieder daheim sein. Überraschenderweise gelingt das recht gut.

W650

Um kurz nach 5:00 bin ich wach und noch vor 6:00 starte ich die Solo W650 – und zwar so leise, dass niemand meine Abfahrt bemerkt.

In der Nacht hat es ordentlich geregnet, die Strassen sind durchweg noch nass und es ist eher kühl – vielleicht sogar ein wenig zu kühl für meine leichte Motorradbekleidung. Dennoch empfinde ich das als sehr angenehm. Und noch angenehmer ist, dass ich wirklich allein auf den Strassen bin.

W650

Feldatal, Schwalmtal, Lauterbach, Gründchen, Schlitz, Kiebitzgrund – ohne auch nur einen Stop einzulegen fahre ich bis kurz vor Burghaun. Die nassen Strassen in Verbindung mit viel Laub und Blüten machen ein geruhsames Tempo notwendig.

W650

Hier stelle ich dem geneigten Leser meine Motorradbekleidung für die wenigen warmen Tage des Jahres vor: Belüftete Sommerjacke von Louis und die aparte Lederhose aus dem gleichen Hause. Zweifellos eine elegante Wahl.

W650

Weiter geht es durch den Kiebitzgrund, ich streife kurz Burghaun und Hünfeld und halte dann auf Eiterfeld und Schenklengsfeld zu. Das ich Hünfeld streife ist ein kleiner Fahrfehler und eigentlich unnötig und auch nicht so schön zu fahren. Aber der Rest passt.

W650

Nun geht es über Heringen ins Thüringische hinein und über Berka/Werra quer hinüber in Richtung Dorndorf. Hier bin ich plötzlich mitten in einem verlassenen Winkel von Thüringen, was an diesem Strassenstück deutlich wird. Das ist echte, alte DDR – aber wunderschön. Und immer noch ist der Verkehr ausgesprochen dünn – man bedenke, dass es noch nicht einmal 8:00 ist.

W650

Hier biege ich ab in Richtung Frauensee. In der Nähe dieses Ortes müssen sich die Dolinenhänge befinden.

Frauensee

Auch in Frauensee wähne ich mich zunächst in der alten DDR – aber das beschränkt sich lediglich auf diesen Strassennamen.

W650

Frauensee ist ein ausgesprochen schöner Ort und besonders schön ist das Gebäude der Stadtverwaltung. Wer kann sich schon ein Schloß oder Herrenhaus als Verwaltungsgebäude leisten?

W650

Mitten im Ort dann diese herrliche alte Schmide – so ein Werkstattgebäude wäre mein Traum.

Bei der Suche nach den Dolinenhängen scheitere ich – dieses mal. Weder finde ich ein Hinweisschild noch sehe ich etwas, was nach diesem geologischen Gebilde aussieht. Und fragen kann ich am Sonntag Morgen um diese Zeit auch niemanden. Also gebe ich für heute auf und werde irgendwann einen neuen Versuch starten. Die Dolinenhänge sind nicht vergessen.

Ich fahre nun auf der B84 über den Rennsteig erneut die kurvenreiche Strecke bis Eisenach und dann direkt weiter bis Creuzburg. Wenn ich schon die Dolinenhänge nicht sehen kann, dann möchte ich wenigstens die Creuzburg mal wieder besuchen.

W650

Die gewaltige Burg ist a) nicht zu übersehen und b) bin ich hier bereits gewesen.

Creuzburg

Ein bisschen Historie zur Creuzburg gehört dazu.

Creuzburg

Nach einem kleinen Spaziergang durch den Burggarten beende ich diese Einlage und mache mich auf den Weg zurück in Richtung Eisenach.

Eichsfeld

Noch schnell ein Foto der Eichsfeldkarte gemacht, damit wir für unseren Kurzurlaub dort gewappnet sind. Bereits übernächste Woche soll es mit drei Thunderbird dorthin gehen.

W650

Erneut fahre ich ein Stück der Rennsteigroute der B84, biege aber bereits in Förtha ab in Richtung Gerstungen und Herleshausen. Von dort geht es via Obersuhl wieder auf die Heimatroute über Schenklengsfeld und Eiterfeld, wo ich mich auf diesem Bild gerade befinde.

Ab Eiterfeld aber nehme ich die Nebenstrecke durchs Haunetal und dann über Rothenkirchen und Großenmoor nach Schlitz. Dort habe ich am Motorradladen Zöller ein nettes Gespräch mit einem Burgman-Fahrer, der sich als ehemaliger W650-Besitzer outet. Nun nur noch eben den Vogelsberg durchquert und schon bin ich der Heimat ganz nahe.

W650

Eine letzte Rast bei Vadenrod mit Blick über das Schwalmtal und dann noch eben die letzten 30 Kilometer abgerissen. Gerade beginnt es sich etwas zu verdunkeln und sogar ein paar Regentropfen fallen. Nach 330 km bin ich noch vor 13:00 wieder zuhause von dieser schönen und erfrischenden Fahrt. Dass ich die Dolinenhänge nicht gefunden habe, kann ich verschmerzen.

Zu Hause sehe ich, was die nassen und verschmutzten Strassen mit meiner W gemacht haben. Also ist erst einmal eine mittlere Reinigung angesagt, die ich mit einem Wartungsdienst verbinde. Danach steht die W wieder 1A da. Und kaum bin ich fertig, fängt es richtig an zu regnen – aber das ist jetzt auch egal.