Das One-Kick-Wonder

Ein schöner Herbsttag verspricht das heute zu werden – das bemerke ich bereits beim frühmorgendlichen Hundespaziergang. Und alle Wetterprognosen sagen einen regenfreien Tag voraus. Während ich mit den Hunden laufe, sind die Straßen noch alle feucht, aber während unseres 90-minütigen Ganges trocknet der Asphalt überall – langsam, aber stetig.

Mit den Hundchen gehts heute zunächst an die Ohm, aber anschließend fahren wir den Kratzberg hinauf und laufen in Richtung der Atzenhainer Windmühlen. Unter leichtem Nebel zeigt sich die Landschaft wie in Irland.

Der Weg zu den Windmühlen ist menschenleer – wie fast immer. Ein paar kleine Übungen streue ich auch ein, damit die beiden Mafiosi nicht zu übermütig werden. Ich hätte gern einen Hauch von Disziplin – aber das ist wohl nur ein frommer Wunsch..

Achtung, da rechts im Buschwerk ist was, ich habs genau gehört. Jetzt heisst es Obacht geben, denn exakt hier sind mir die beiden auch schon auf der Jagd nach einem Hasen durchgebrannt. Aber nicht heute.

Wieder zuhause entschließe ich mich zu einem kleinen Ausflug in die Wetterau mit der Matchless. Die Startprozedur habe ich gefilmt und dabei zeigt sich das Britbike als echtes One-Kick-Wonder: Sprithähne auf, Choke ziehen, 8 mal ohne Zündung bei gezogenem Dekohebel langsam durchtreten, dann Zündung an, Kolben auf OT, ein kräftiger Kick und der Rotax läuft. So soll es sein – ist es aber nicht immer.

Schotten, Nidda, Ranstadt, Echzell und im Halbkreis zurück in Richtung Schotten. Erster Stop ist bei Bisses, an einer Stelle, an der sich die Wetterau nicht von ihrer schönsten Seite zeigt.

Neben der reinen Fahrfreude und Entspannung dient die heutige Fahrt auch als Test für einen neuen Helm: Es ist ein Hugo Boss Helm im Retrolook, der mir im Louis Shop spontan gefallen hat. Ist ein wirklich bildschöner Helm, bei dem allerdings das Visier zu kurz ist und deshalb zieht es in der Augenpartie erbärmlich. Beim nächsten mal nehme ich eine Motorradbrille anstelle des Visiers.

Wie so oft im Vogelsberg zaubert das Wetter heute wunderbare Wolkenmuster an den Himmel.

Zurück im Vogelsberg fasziniert mich das Panorama kurz hinter Ulfa. Wolken, sanfte Hügel, die Offenheit der Landschaft – das ist der Vogelsberg.

Der Blick in Richtung des Bergnestes Stornfels führt weiter und man sieht bereits den Funkturm auf dem Hoherdoskopf.

Beim Fahren mit der Matchless geht es mir genau so, wie es seinerzeit mit der MZ Silverstar war: Ich bin immer etwas zu schnell unterwegs, weil der Rotax-Motor einfach Drehzahlen braucht. Dabei wäre ich manchmal gern langsamer und entspannter unterwegs. Was mit der langhubigen W650 geht, ist mit der G80 nicht so einfach möglich. Vielleicht muß ich dem Motor noch etwas mehr Luft zum Atmen geben.

Auf einen Kaffee fahre ich zum Falltorhaus. Obwohl es jetzt Oktober ist und dazu noch ein wenig frisch, sind einige Motorräder anwesend, worunter erstaunlicherweise recht viele dicke Chopper sind.

Das schönste Bike hier ist aber diese Norton Commando mit vielen sinnvollen Umbaute wie einem Zahnriemen als Primärtrieb, drei Bremsscheiben und japanische Vergaser. Ursprünglich war das wohl mal ein Fastback-Modell.

Seit ich Vespa fahre, beachte ich auch die Roller-Szene etwas mehr. Diese 125er Sfera von Piaggio soll der Vorgänger meiner GTS sein – aber das kann ich nicht glauben. Optisch trennen Sfera und GTS doch wohl Welten.

OK, der Kaffee ist getrunken, die Motorräder besichtigt und ein wenig Benzin ist auch geplaudert – ich ziehe weiter. Das heißt, ich habs vor, denn gegen jede Gewohnheit springt meine Matchless nicht sofort an. Vor leicht hämischer Kulisse muss ich tatsächlich 10 mal kicken – peinlich, peinlich. Danach springt der Mistbock natürlich wieder 1a und auf einen Kick an.

Im Horlofftal zwischen Gonterskirchen und Freienseen ergeht es mir wie schon im letzten Jahr: Von weitem sieht ein Stück der Landschaft aus wie im Indian Summer …..

….. aber je näher ich komme, umso weniger ist von der Farbenpracht zu sehen. Sozusagen erlebe ich einen Schein-Indian Summer.

Aber zumindest ansatzweise erlebe ich nahe Sellnrod doch noch ein Stückchen Indian Summer. Aber klar, der Herbst hat gerade erst angefangen und da sollte noch etwas mehr kommen. Mal sehen, hab ja auch schon erlebt, dass der Indian Summer im Schweinsgalopp durch die Zeit gebraust ist und sich nur ein paar Tage gezeigt hat.