Sommertreffen 2012 der MZ-Freunde Mandeln

Alle zwei Jahre findet es statt, das Sommertreffen der MZ-Freunde Mandeln, und fast immer schaffe ich, zumindest als Tagesbesucher zu erscheinen. Grandios war das Treffen für mich 2010, als ich das gesamte Wochenende dort verbringen konnte – diesmal klappt es leider nur wieder mal als Besucher.

Gestern hab ich mich kurzfristig mit Marcus verabredet: Wir werden am Samstag gemeinsam ins Hinterland zu den Mandelnern fahren. Das schöne daran ist, dass es eine Fahrt mit zwei Quasi-Engländern wird: Die Enfield 500 von Marcus als indische Fortsetzung einer langen britischen Tradition und ich mit meiner Matchless G80, dem letzten Versuch, eine moderne Matchless auf die Beine zu stellen. Eine Fahrt mit zwei englischen Maschinen muss einfach abenteuerlich werden.

 

Um 7:20 mache ich mich auf den Weg nach Bersrod zu Marcus. Die Matchless springt gut an und ich schätze, dass ich mit dem Bollern des Motors so ziemlich alle Nachbarn geweckt habe. Kurz vor Bersrod versuche ich, die Morgensonne auf den Feldern einzufangen.

 

Deutlich vor 8:00 bin ich bei Marcus – und er schraubt noch an der Enfield. Das fängt ja gut an – eben british. Aber die Maschine springt an und scheint zumindest halbwegs ordentlich zu laufen.

 

Die Schrauberei an der Bullet ist aber ruckzuck beendet und nachdem Marcus noch blitzschnell gefrühstückt hat, ist alles klar für die Abfahrt. Wir tauchen die friedliche Siedlung mit dem grandiosen Geboller von zwei 500 ccm Singles kurzzeitig in ein akustisches Inferno und ziehen los in Richtung Hinterland.

 

Bereits die ersten Kilometer machen gewaltig Spass: Es ist ungemein erfrischend, hinter einer Enfield zu fahren. Bei Odenhausen biegen ich in den Weg Richtung Schloß Friedelhausen ab, während sich Marcus im Ort schnell Zigaretten besorgt. Am Ufer der Lahn warte ich auf ihn und fühle mich wie im englischen Dartmoor.

 

Nun geht es noch flugs zum Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue, um in dieser britischen Umgebung unseren beiden Brit-Bikes zu fotografieren. Leider misslingt das Bild, weil ich nicht auf das Gegeglicht achte – und natürlich entstand das Foto bei Schloß Friedelhausen.

 

Wir bollern nun um die Wette durchs Hinterland: Lohra, Gladenbach, Runzhausen, Botternhorn, Steinperf, Unter- und Obereisenhausen und sind jetzt auch schon in Oberdieten angekommen – hier befindet sich hoch oben bei der Schutzhütte der Ort des Treffens. Reinhard begrüßt uns mit der Information, dass unsere beiden Ballermänner bereits ganz unten am Berg zu hören gewesen seien. Das kann aber nur die Enfield betreffen, meine Matchless entlässt doch nur ein gepflegtes Zischen aus dem wohlgedämpften Auspuffrohr.

 

Das Panoramabild zeigt den gesamten Platz des Treffens. Es ist nicht ganz so voll wie auf den letzten beiden Treffen, aber damals schien auch die Kapazitätsgrenze erreicht zu sein.

 

Und dann laufen sie mir nach und nach über den Weg, all die lieben alten Bekannten, die ich zum Teil zwei Jahre nicht gesehen habe. Hier haben wir Jens von den MZ-Freunden Mandeln, der einen großen Teil der Organisation übernommen hat.

 

Der rote Klaus, der mir heute prima Hinweise für Fahrten im Wittgensteiner Land gibt.

 

Reinhard und Marcus diskutieren über die Weisheit des Alters ….. und im Hintergrund Friedel aus dem Neandertal.

 

Holger B. aus Rheinhessen, dem es wieder richtig gut zu gehen scheint. Neben dem XJ-Gespann nennt er jetzt auch eine Solo-XJ sein eigen. Am guten Befinden von Holger könnte auch der kürzliche Dolomitenurlaub beteiligt sein.

 

Meine Ex-Nachbarn Ruth und Egon sowie Nordlicht Uwe aus den Niederlanden. Egon setzt gerade den Helm auf, um seine erste Probefahrt mit dem Rotaxgespann seit dem Motorwechsel zu machen. Wir werden später sehen, dass dies kein einfaches Unterfangen sein wird. Uwe als ehemaliger Rotaxtreiber gibt wertvolle Ratschläge – aber Egon hört nicht hin.

 

Eine besondere Freude, Eichy aus Oberursel nach gefühlten 3 Jahren mal wieder zu treffen. Nach meiner Aktion mit der Bullet folge ich Eichy nun in Sachen Vespa-Roller.

 

Nordlicht Uwe sowie Dieter mit Tochter Ramona missbrauchen den Campingaufbau von Egons Tula als Tisch – so etwas geht mit einem russischen Universalfahrzeug.

 

Unser Gang quer über den Platz zieht sich in die Länge, aber endlich erreichen wir das angepeilte Ziel: Das Frühstücksbufet. Die beiden Mandelner Ladies unterweisen uns in den essenstechnischen Verfahren.

 

Da steht es in seiner ganzen Pracht und Schönheit, das Mandelner Frühstücksbufet. Es ist über die hessisch-nassauischen Grenzen bekannt und berühmt und sucht qualitativ seinesgleichen – kurz: Es ist einfach perfekt.

 

Gut, dass ich zu Hause nur ein karges Frühstück hatte, so kann ich hier nach Herzenslust das zweite Frühstück genießen.

 

Ich sage euch: So ein zweites Frühstück in guter Gesellschaft hält Leib und Seele zusammen.

 

Reinhard ist natürlich mit seiner XL350 in Mandeln und berichtet, dass er gefragt wurde, ob dies eine der Maschinen sei, mit der das Grüne Band befahren wurde. Wäre ja fast der Fall gewesen.

 

Nachdem Ruth’s Rotax-Gespann für Egons Probefahrt nicht anspringen will, beginnt eine wilde Schrauberei. Diverse Fachleute stürzen sich geradezu auf das Gespann. Endlich gibt es was zu Schrauben, dafür würden die meisten Beteiligten sogar auf die bevorstehende Ausfahrt verzichten.

 

Startversuche: Keine Chance, der Anlasser dreht den Motor nicht mehr durch. Batterie defekt? Lichtmaschine defekt? Schlechte Kontakte durch Wartungsstau? Aber Hilfe naht!

Erst mithilfe der Tula, also mit überlegener russischer Technik, kann der Rotax fremdgestartet werden – peinlich peinlich.

 

Die Tula gibt also Starthilfe – und das klappt jetzt natürlich. Und dann kommen die Helfer und messen und testen und probieren – während Egon an der Tankstelle einen neue Batterie kauft. Anschließend wird durch Spezialisten festgestellt, dass tatsächlich mangelnde Wartung und damit korrodierte Steckverbindungen ein Laden der Batterie verhindert haben.

An wen erinnern die beiden lästernden Zuschauer des Rotax-Start-Spektakels? Na, an wen? Wenn dort Reinhard und ich säßen, wäre es klar: Statler und Waldorf aus der Muppetshow.

 

Ab 11:30 solll der Grill angeworfen werden, noch vor dem Start zur gemeinsamen Ausfahrt. Da Marcus und ich leider nicht allzu lange bleiben können, stehen wir trotz des reichhaltigen Frühstücks frühzeitig in der Nähe des Grills herum.

 

Erst jetzt beim Betrachten der Fotos fällt mir auf: Da sitzt doch Net-Harry, der die wunderbaren Universal-Blinkrelais entwickelt und gebaut hat. Dumm, habe ihn vor Ort nicht erkannt. Dabei hätte ich mich für die wunderbare Relais-Aktion gern bedankt.

 

Um den Grill herum füllt sich das Areal, denn vor der Ausfahrt hätte jeder noch gern ein Bröckchen Fleisch.

 

Sieh an, mein altes ES/1-Gespann steht vor Egons Zelt. Dann muß also Marc, der neue Besitzer, gerade damit eingelaufen sein.

 

Jetzt mache ich einen kleinen Bummel über den Platz und schaue mir ein paar Maschinen an. Diese Skorpion hätte ich vermutlich vor zwei Jahren vom Fleck weg gekauft. Heute bin ich mit meinem aktuellen Fuhrpark aber vollauf zufrieden. Nur die Vespa fehlt noch …..

 

Die wunderschöne 250er TUX von Ramona. Ich liebe diese TUX regelrecht und frage mich heute noch, warum Suzuki die nicht in Deutschland angeboten hat. Also bei einer TUX würde ich immer noch schwach werden, ehrlich.

 

Klaus von den MZ-Freunden hat sich doch tatsächlich ein Harley-Gespann zugelegt. Das ist ein Dreirad nach meinem Geschmack. Aber klar ………

 

….. für Spike muß es schon ein Harley-Gespann sein, darunter geht nix. Spike ist übrigens der erste Hund seit Jahrzehnten, der es schafft, mir ein Stück von meinem Steak abzugaunern.

 

Weiter gehts über den Platz, wo mich dieses Einkaufs-Gespann durchaus überrascht.

 

Eine schicke Country und – eher ungewöhnlich hier – ein Trike.

 

Mit dem Chromtank sieht die ETZ richtig edel aus.

 

Ein weiteres Harley-Gespann, ebenfalls von bestechender Schönheit. Ich ertappe mich sowieso immer öfter dabei, wie ich mir eine schicke, schwarze Sportster vorstelle.

 

Der Zeitpunkt für die gemeinsame Ausfahrt ist gekommen. Die letzten Mitfahrer suchen sich einen Platz im Beiwagen und probieren schlecht passende Helme aus.

 

Allmählich überkommt mich diese seltsame tiefe, innere Ruhe, wie ich sie auf Motorradtreffen häufig spüre. Dummerweise kann ich das heute nicht ausleben, denn Marcus und ich müssen relativ früh wieder aufbrechen. Und dieser Zeitpunkt ist …. jetzt.

 

Aber gut, begeben wir uns wieder zu unseren Brit-Bikes und zelebrieren die Startzeremonie: And now, Gentlemen, kick your big singles into life. Logisch, dass unsere Maschinen beide perfekt anspringen und mit ihrem Sound durchaus einige Zuhörer begeistern. Die ausgesprochenen Zweifel an der Legalität unserer Auspuffanlagen ignorieren wir.

 

Und schon geht es wiieder zurück durch das Hinterland in Richtung Heimat. Ein letztes gemeinsames Päuschen mit Blick über das Gladenbacher Bergland gibt es hier und bald darauf trennen sich unsere Wege.

 

Ich lasse mich noch ein wenig treiben und fahre etliche Kilometer Umwege. Letztendlich habe ich an diesem Tag etwas über 200 km gefahren, durfte ein wunderbares Treffen mit sympathischen Menschen besuchen und konnte eine klasse Fahrt mit britishem Feeling in Gesellschaft einer Enfield erleben – ein rundum schöner Tag.

 

Und ganz wichtig: Unsere Brit-Bikes haben perfekt durchgehalten. Es gab keinerlei Pannen oder ungewollte Aufenthalte und der Spaßfaktor war enorm. Und wirklich ist das Fahren mit so einem anglophilen Motorrad eine besondere Sache. Selbst meine Matchless, die eigentlich nicht viel Britisches in sich trägt, vermittelt dieses Gefühl. Manchmal war ich direkt geneigt, auf der falschen Straßenseite zu fahren 🙂