Gut, um 7:00 bin ich noch nicht auf der Strasse, aber kurz nach 8:00 ist es soweit. Kühl nach einer verregneten Nacht, die Strassen noch feucht. Ich mache mich auf in das Dreieck Kirchhain, Stadtallendorf und Neustadt und begebe mich auf die vergebliche Suche nach dem Langen Stein.
Mit dem Langen Stein hat es folgende Bewandtnis: Es gibt den Ort Langenstein, dort eine Strasse namens „Zum langen Stein“ und dort wiederum befindet sich ein langer Stein mit einer Tafel, auf der die Geschichte des Steins zu lesen ist. Das möchte ich mal nachlesen, habe aber nur eine ungefähre Ahnung, wo der Lange Stein sich befindet. Also auf die Suche.
Zuerst nehme ich 2 grössere Bundesstrassen unter die Räder, das ist um diese Zeit noch unkritisch. Aber schnellstmöglich wechsele ich auf die gewohnten Kreisstrassen 3. Ordnung. Dieses Strässchen hier führt von Rüdigheim nach Niederklein. Hätte fast ein winziges Kätzchen überfahren, das gerade die Strasse überquert. Während ich noch überlege, den schwarz-weissen Winzling ins Boot zu packen, kommt die Katzenmutter, schnappt sich den Ausreisser und schleift ihn zurück in den Garten. Glück gehabt!
Weiter nach Stadtallendorf und dort ins Industriegebiet. Die FIrma Ferrero ist gewaltig gewachsen, ein Gigant. Hier werden die Küsschen, Mon Cherie und weitere bekannte Süssigkeiten hergestellt. Alles Fettmacher! An Tor 8 befindet sich nur das firmeneigene Heizkraftwerk, am nächsten Tor jedoch die Schokoladenzufahrt. Die Szene hat ein bisschen was von einem neuzeitlichen Willy Wonka.
Fahre auf den Ferrero Besucherparkplatz und sehe mich ein wenig um. Bin offensichtlich dem Pförtner durch die Fotografiererei etwas suspekt, denn als ich weiter will, sind alle Schranken des Parkplatzes geschlossen. Über Gehwege und Blumenanlagen muss ich den Parkplatz unter Umfahrung der Schranke verlassen. Dieser Pförtner hat jedenfalls aufgepasst. Aber bin ich etwa ein Schoko-Terrorist?
Nun nach Langenstein, aber trotz mehrmaliger Befahrung des Ortskerns finde ich den Langen Stein nicht wieder. Ort und Strasse gleichen Namens habe ich, aber der Stein bleibt mir heute verborgen. Macht nix, ich gebe auf und verlasse den Ort. Hinterm Ortsausgang ein schöner Hügel mit weiter Sicht bis nach Amöneburg.
Langenstein, Erksdorf, Speckswinkel, Emsdorf - in diesem Bereich finden sich wunderbare Strässchen und Aussichtspunkte. Bitte, die weissen Rändelschrauben des Seitendeckels zu beachten, die ich letzte Woche von Achim aus Wüstenrot bekommen habe.
Die Ortseinfahrt von Burgholz, einem besonders schönen Ort zwischen Neustadt und Rauschenberg. Liegt abseits der grösseren Routen auf ca. 350 m NN in einem stark bewaldeten Gebiet. Von weitem sehe ich einen grossen Holzturm, der mir unbekannt ist und den suche ich jetzt.
In dem kleinen Burgholz ist der Turm schnell gefunden. Ist eine Holzkonstruktion und ähnelt dem Kellerwaldturm. Scheint ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer zu sein, denn es befinden sich bereits etliche Leute dort.
Fast 30 m hoch ist das Holzgebilde und kann bis ganz oben bestiegen werden. Ist mir heute aber zu voll und so schaue ich mir nur die Umgebung an. Sogar 2 nette kleine Pensionen hats hier.
Die Tafel zeigt einige Daten zum Turm, dem Hunburgturm wie ich jetzt weiss. Ganz oben bist Du 400 m hoch und die Sicht muss dort gewaltig sein. Beim nächsten mal stiefel ich hoch.
Nahe Ernsthausen entdecke ich diese unglaubliche Alle, die ich trotz Verbot befahre. Bin hier völlig allein und geniesse die Fahrt sehr.
Ein alter, aber perfekt restaurierter Volvo "Schneewittchensarg" kommt vorbei und stoppt. Wir plaudern ein wenig über unsere guten alten Fahrzeuge. Der Herr und sein Enkel haben sichtlich Spass an ihrer Ausfahrt.
Auf der Strasse von Rauschenberg nach Sindersfeld fühle ich mich in die 60er Jahre zurück versetzt - allein durch den Strassenzustand. Hier ist die Strasse noch sehr feucht, es hat anscheinend erst vor kurzem aufgehört zu regnen.
Das Hinweisschild für Wanderer hilft mir bei der Orientierung. OK, bin also jetzt grob in Richtung auf Marburg.
Erstaunliche Kirche in Ginseldorf, einem sehr kleinen Örtchen. Hinter dem Gemäuer vernehme ich Orgelklänge und halte mit dem MZ-Zweitaktklang dagegen.
Riesige Rapsfelder bei Grossseelheim bilden mit ihrem Gelb einen netten Kontrast zum Rot meines Eisenschweins.
Schloss Schweinsberg, der Wohnsitz derer von Schenck zu Schweinsberg. Fahre erstmalig ganz hinauf und stoppe erst vor dem Tor zu den Privatgebäuden der Adligen. Ist so erlaubt!
In direkter Nachbarschaft des Schlosses winken 2 kleine Mädchen und freuen sich über die Abwechslung an diesem Sonntag Vormittag. Passiert sicher nicht jeden Tag, dass ein altes Gespann zur Burg kommt.
Hohe Schlosswälle, Fachwerkaufsätze auf den Mauern - das Schloss ist wirklich nett und die Parkanlagen drumherum ebenfalls. Jetzt ist es 13:00, ich schwenke nach 120 km gen Heimat. Brav, mein Eisenschwein.