…. ist ein Motorroller einfach besser geeignet als ein Krad, dass haben die Exkursionen von Jürgen und mir in Österreich gezeigt. Baden, Neunkirchen, Kirchberg – das hätten wir uns auf schweren Motorrädern niemals so intensiv angeschaut.
Dennoch: Das ist nicht meine Intention für den heutigen Ausflug mit der Vespa. Vielmehr möchte, nein, muss ich testen, ob die gestern montierten originalen Variorollen eine Verbesserung des unbefriedigenden Laufes bewirkt haben. Dass daraus dann eine kleine Städtereise wird, ist reiner Zufall.
Nach dem verregneten gestrigen Tag sieht es heute ein wenig besser aus – allerdings liegt die Regenwahrscheinlichkeit recht hoch. Trotzdem wage ich es und begebe mich gegen 12:00 mit der kleinen Vespa auf die Straße. Ulrichstein, Stumpertenrod, Feldatal, Schwalmtal – bergauf und bergab teste ich die neuen Rollen. Hier aber geniesse ich die Aussicht auf das Feldatal.
Sommerlich sind die Temperaturen aber nicht, da ist die dicke Jacke schon angebracht.
Nach dem Feldatal schaue ich hier bei Vadenrod von oben aufs Schwalmtal.
Ohne es geplant zu haben, bin ich plötzlich in der grossen Kreisstadt Lauterbach am Torbogen zur Burg. Hier beschließe ich, mir Lauterbach mal wieder zu Fuß anzusehen – das letzte mal hab ich das vor ungefähr 30 Jahren gemacht.
Der Burghof mit dem Hauptgebäude.
Die ehemaligen Verwaltungsgebäude mit der Stadtbücherei. Hier haben wir uns seinerzeit jede Woche neue Bücher ausgeliehen.
Und einmal bin ich dabei mit dem PKW, einem Renault R12, versehentlich diese Treppe herunter gefahren. Hat aber weder der Treppe noch dem Renault geschadet.
Tatsächlich habe ich ein bisschen vergessen, wie schön Lauterbach ist.
Die Altstadt ist voller Fachwerk- und Natursteinhäuser.
Und voller wunderbarer kleiner Läden, wie diesem Fachgeschäft für Messer mit eigener Fertigung.
Herrlich renovierte Häuser.
Verwegene Seitengassen.
Prächtige Bürgerhäuser.
Und auch Fortschrittliches wie diese Ladestation für E-Fahrzeuge.
Eine Stunde bummele ich durch die Gassen der Lauterbacher Altstadt. Anschließend fahre ich nach Sickendorf, wo heute wieder der gewaltige Antikmarkt statt findet. Bin ich auch ewig nicht mehr gewesen, also wird angehalten.
Als ich aber merke, dass hier Eintritt verlangt wird, breche ich die Aktion ab. Nicht aus Geiz, keineswegs. Aber erst Eintritt bezahlen und dann noch Geld ausgeben für irgend einen Tand oder Schund, den ich nicht brauche – ach nee, besser nicht.
Langsam lasse ich mich mich zurück treiben an den Rand des Vogelsberges. Der Hoherodskopf steckt in dunklen Wolken und sieht sehr nach Regen aus. Ich fahre dennoch hinauf, denn 1. schützt so ein Roller schon und 2. habe ich noch die Regenklamotten aus Österreich im Gepäck. Oben an Doros Büdchen ist nur ein einziges Zweirad – und das ist dieser Heinkel-Roller, den ich so gerade noch auf die Linse bekomme.
Als ich zu Hause ankomme, zeigt der Tacho 120 Kilometer mehr an – und jetzt geht der Regen doch noch los. Mir aber egal!
Und was ist nun mit den originalen Variorollen? Also eindeutig läuft die Vespa besser als vorher, allerdings nicht spektakulär. Immerhin erreiche ich heute mehrfach 115 km/h als Tachoanzeige, was vorher unmöglich war. Aber trotzdem ist da noch eine winzige Schwäche im oberen Drehzahlbereich, ein kleines Fenster, in dem ich wie gegen eine Gummiwand fahre. Ein Gefühl sagt mir, dass ich a. die Ventile prüfen sollte, b. eine andere Zündkerze nehmen und c. die Düsen im Vergaser überprüfen sollte. Aber heute nicht mehr.