Gegen 15:00 erkenne ich heute, dass dieser Tag eigentlich ideal für eine kleine Motorradrunde ist. OK, also schnell umgezogen und dann auf die Sportster. Aber ich weiss weder, wohin ich will, noch warum ich überhaupt fahre. Wahrscheinlich gebe ich lediglich dem zwanghaften Drang nach, bei gutem Wetter kradieren zu müssen. Keine gute Entscheidung, so automatisiert zu handeln – und entsprechend mittelmäßig verläuft meine Fahrt heute.
Schon beim Start spüre ich leichte Kopfschmerzen, bin unkonzentriert und kriege in den Kurven keine vernünftige Linie zusammen. Ist mehr so ein Kurvengestümper und daher nehme ich mein Tempo dann drastisch zurück.
Über Alsfeld und das Schwalmtal halte ich auf Lauterbach zu, um dann wieder über Frischborn in Richtung Dirlammen zu fahren. Das Wetter ist eigentlich perfekt – eigentlich. Aber neben der fehlenden Konzentration kämpfe ich mit dem grellen Gegenlicht der tiefstehende Sonne. Oder anders gesagt: Heute nervt mich alles.
Auf der Weiterfahrt finde ich dann möglicherweise die Ursache für diesen seltsamen Tag: Es ist der Abschied des Sommers, und so ein Abschied ist immer mit einer leichten Melancholie verbunden. Genau, das ist es: Die trübe Aussicht auf den langen Winter. Da werde ich diesen Sommer wohl noch oft vermissen, obwohl der ja in diesem Jahr auch nicht so toll war.
Na ja, so komme ich dann am Ende meiner rund 90 Meilen doch noch ins Reine mit mir und diesem Tag. Die letzten Meilen kann ich die Fahrt dann sogar noch geniessen.