Genau das werde ich heute testen: Ist meine neu abgedichtete Gabel mit den neuen Standrohren jetzt vielleicht mal dicht? Das Wetter ist heute traumhaft, aber für einen richtig frühen Start noch zu kalt. Also in Ruhe meinen Hundespaziergang erledigt, noch einen Kaffee getrunken und dann geht es um 12:30 auf die Harley. Ein richtiges Ziel habe ich nicht, ich weiss lediglich, dass ich mich in Richtung Main-Kinzig-Kreis treiben lassen werde.
Die ersten Kilometer sind zwiespältig: Einerseits fährt sich die Sportster durch die jetzt korrekte Ölfüllung der Gabel spürbar besser, andererseits ist da ein seltsames Schaben aus Richtung des Vorderrades. nach 5 km halte ich an und sehe sofort, dass die Bremszange ganz leicht schief steht. Mist, da hab ich gestern beim Zusammenbau geschlampt und einen kleinen Spacer an die falsche Stelle gebaut.
Jetzt gibt es nur eines: Umkehren und das Teil richtig montieren. Den passenden zölligen Inbusschlüssel hab ich nicht im Bordwerkzeug, sonst hätte ich das schnell am Strassenrand gemacht.
10 Minuten später bin ich dann wirklich auf dem Weg über den Hohen Vogelsberg ins schöne Tal der Kinzig.
Laubacher Wald, Schotten, Herrchenhainer Höhe, Grebenau und dann weiter nach Neuhof führt mich die Route. Herrlich geht es kilometerweit durch den Wald zwischen Hauswurz und Rommerz und erst am Kaliwerk Rommerz gibt es den ersten Stopp. Hatte ja mal den Plan, die Kalihalde mit dem Motorrad bis nach oben zu befahren, aber ohne Enduro wird das wohl nix mehr.
Von Neuhof weiter nach Kalbach, wo ich immer gern in die Schaufenster des Motorradladens schaue. Auch heute sehe ich sehr schöne Youngtimer, aber auch ein paar Enfields und 500er Mash. Zu denken gibt mir allerdings, dass mich ein hinzukommender Motorradfahrer fragt, ob ich wüsste, wo der Besitzer sei. Seit Tagen ward er nicht mehr gesehen und der Kollege hat wohl mehrere Motorräder hier stehen.
Nun halte ich mich in Richtung des Kinzigtals und möchte eigentlich über Motten bis nach Wildflecken. Aber ich verfahre mich ein wenig und komme auf eine Strecke über Veitsteinbach und Gundhelm in Richtung Schlüchtern.
Diese Strecke ist so schön, dass ich hier weiterfahre und für heute auf Wildflecken verzichte. Ich weiss schon, warum ich den Main-Kinzig-Kreis so schätze.
So schleiche ich mich über wunderbare und quasi leere Strassen bis nach Schlüchtern und von dort über ganz ähnliche Strassen über Steinau und in Richtung Freiensteinau.
Kurz vor Bermuthshain sehe ich durch die Bäume rechts ein relativ grosses Gewässer und fahre den nächsten Waldweg ab in die Richtung. Tatsächlich komme ich an ein NABU-Naturschutzgebiet mit drei Teichen, die ich nie zuvor gesehen habe.
Weiter fahre ich natürlich nicht hinein, denn das hier ist schliesslich ein Naturschutzgebiet.
Kleine Bäche schlängeln sich durch die Landschaft.
Das grösste der drei Gewässer könnte schon fast als See durchgehen.
Zufällig ist ein NABU-Mann anwesend und berichtet, dass man die Teiche früher wirklich nicht von der Strasse aus sehen konnte. Erst der Sturm Cynthia, der hier grosse Mengen an Bäumen enwurzelt hat, ermöglichte den Blick auf die Gewässer. Das ist jedenfalls ein schöner Ort zum Entspannen – selbst heute am Vatertag ist hier alles herrlich ruhig.
Auf der Hinfahrt bin ich sowohl am Falltorhaus als auch am Oldtimer Cafe vorbei gekommen, und beide Motorradtreffs waren da absolut überfüllt – so voll, dass ich auf keinen Fall angehalten habe. Jetzt aber, am frühen Nachmittag, sieht das anders aus und ich halte zunächst am Oldtimer Cafe kurz an.
Das Cafe ist ja seit Herbst letzten Jahres in neuen Händen. Die neue Besitzerin ist zwar mit dem Renovieren noch nicht fertig, aber es gab schon einige Events mit offenem Grill im Garten – und so ist es auch heute. Hätte also durchaus ein Steak oder Würstchen hier essen können, aber ich bleibe hart und es gibt nix.
Ich schlendere nur ein wenig über das Gelände und suche nach interessanten Objekten. Diese Sommer-Diesel ist auf jeden Fall so eines. Da sieht nichts mehr gebastelt aus, alles ist sehr ordentlich und professionell.
Wirklich selten in freier Wildbahn sind die CVO von Harley. Diese Baureihe stellt eigentlich mehr so eine Art Ausblick auf die Zukunft dar und so hat dieser Reisedampfer einen Motor mit 110 cui eingebaut, während sich die Serie noch mit 103 cui begnügen muss. 110 cui sind immerhin mehr als 1800 ccm, das ist schon ein Brocken.
Wozu sich einen Heimatschinken ala Röhrender Hirsch ins Wohnzimmer hängen, wenn Du deine Lieblingsmotive immer dabei haben kannst. Gut gemacht, unbekannter Rollerfahrer.
Wo ich schon mal dabei bin, schaue ich mir auch noch das Treiben am Falltorhaus an. Mittlerweile ist der grösste Besucheransturm abgeebbt uund ich kann in Ruhe herum laufen.
Das Falltorhaus gilt ja eigentlich mehr als Treffpunkt der Knieschleiferfraktion und so interessieren mich die meisten Bikes wenig. Ein paar nette Kräder aber gibt es immer.
Zwei schöne Big Twins.
Ganz in schwarz und grün – sehr gut gemacht, diese Harley.
Wirklich selten in unseren Breiten und auch ganz versteckt am Ende des Platzes präsentiert sich das MZ ETZ-Gespann.
Die Träume meiner Jugend waren diese Kreidler RS.
Nach rund 150 Meilen ist diese wunderbare kleine Ausfahrt wieder beendet. Die Harley fährt sich mit korrekter Ölfüllung endlich wieder vernünftig. Und, ganz wichtig: An den Standrohren zeigt sich keinerlei Öl mehr, nicht einmal Ölnebel. Hoffe, das bleibt auch so.
Also alles dicht am Ende des Tages!