Polja wird legal

Die Planeta läuft, alles funktioniert mehr oder weniger, TÜV hat sie noch 3 Monate – da könnte ich doch eigentlich einen freien Tag machen und die Maschine zulassen. So soll es sein! Morgens um 7:45 auf die Zulassungsstelle und nur 2 Stunden später ist es vollbracht: Polja wird legal.

Die Versicherungs-Doppelkarte gibts ja jetzt in elektronischer Form – das hab ich am Vortag arrangiert. Aber eines wusste ich nicht: Hat ein Fahrzeug weniger als 6 Monate bis zum nächsten TÜV, so muss es bei der Zulassung vorgeführt werden. Also bekomme ich auf der Zulassungsstelle zuerst mein Kennzeichen ohne Stempel, dann muss ich wieder nach Hause, das Kenzeichen an der Planeta befestigen und auf direktem Weg wieder zur Zulassungsstelle. Was ein Glück, dass die nur im nächsten Ort und nicht in der 50 km entfernten Kreisstadt ist! Jetzt wird die Fahrgestellnummer überprüft und dann gibts die Stempel. Noch eben lausige 55 Euro berappt und dann ist Polja wirklich legal. Trotz der erbärmlichen Kälte an diesem Morgen muss ich das ausnutzen und eine kleine Rundfahrt starten.

Hier bin ich an diesem Morgen zum zweiten mal an unserer Zulassungsstelle und werde jetzt den Sachbearbeiter in die Kälte holen, um ihm die Planeta vorzuführen.

Alles erledigt, ein DQ-Kennzeichen war noch frei, die Stempel sind aufgepappt, alles klar für eine kleine Rundfahrt mit der legalisierten Polja.

Raus aus Merlau und ab in Richtung Kirschgarten. Es ist jämmerlich kalt an diesem Morgen - garantiert Minusgrade. Dennoch ist die Kälte nicht schlimm, nur das dauernde Vereisen des Helmvisiers ist schrecklich. In diesem Punkt ist der Schuberth-Helm richtig schlecht.

Hier zwischen Kirschgarten und Wettsaasen, hat die Gegend um diese Jahreszeit irgendwie einen Hauch von Udmurtien, der Heimat Poljas.

Am Schützenhaus lasse ich ein paar Minuten die Morgensonne auf uns einwirken - hilft aber weder gegen die Kälte noch gegen das beschlagene Visier.

Der gesamte Boden ist mit Raureif bedeckt. Ohne den Zwang zur Vorführung wäre ich jetzt garantiert nicht unterwegs - aber dann hätte ich auch was versäumt.

Die Kupplung muss ich wieder etwas nachstellen, um die Schaltbarkeit des Getriebes zu verbessern. Und das Standgas muss runter, auch das hilft beim Schalten und reduziert die Getriebegeräusche ein wenig. Der K65 Vergaser ist schon recht schrecklich: miese Einstellmöglichkeiten und starkes Schieberuckeln sind seine Haupteigenschaften. Bing?

Ein paar Kilometer wandern wir auf diesen Wirtschaftswegen und da ist Polja in ihrem Element. Schon bei geringen Drehzahlen zieht der langhubige Zweitakter kernig durch - das ist die Motorcharakteristik, die ich schätze.

Bald tritt der erste Schaden auf: Der rechte Spiegel beginnt zu klappern und die Eingeweide wie Glas und DIchtung halten nur noch so gerade. Warum nur überrascht mich das überhaupt nicht? Insegsamt ist das Fahrverhalten wie mit einem Vorkriegs-Oldtimer - hauptsächlich durch das Getriebe bedingt. Und die Metzeler M22 Reifen sind auf feuchten Strassen wirklich so schlecht, wie es im Internet häufig nachzulesen ist. Ich denke über leicht grobstollige Heidenau-Reifen nach: Vielleicht ein K37?

Immer wieder gelingen mir auch geräuscharme Schaltvorgänge, aber nicht immer. Bis auf den defekten Spiegel passiert nichts mehr - Polja bringt mich an diesem wichtigen Tag ohne wirkliche Panne nach Hause. Instinktiv habe ich grosses Vertrauen zur Planeta, denn auch heute sind wir ohne jedes Werkzeug gefahren. Aber ich werde einen Satz aus LADA-Bordwerkzeugresten zusammenstellen. Aber jetzt heim, die Kälte wird mir zu unfreundlich.

 

Aber die Zeit mit Polja ist für heute noch lange nicht vorbei. Nun gehts in die Werkstatt und es beginnt ein kleiner Wartungs- und Servicedienst. Aber zuerst beginne ich damit, einen Bordwerkzeugsatz zusammen zu stellen. Sind teilweise Schlüssel von meinem alten Lada aus dem Jahre 1981: Made in USSR.

Das Getriebeöl wird gewechselt und die Planeta bekommt das gute Addinol GL80. Dann Kupplung einstellen, Speichen nachziehen, Bremshebel einstellen. Zwischendurch immer mal wieder nach nebenan zu Egon, der an Sammies Rotaxgespann schraubt.

Erst um kurz vor 6:00 ist Schluss mit der Schrauberei. War ein langer, aber angenehmer Tag mit Polja.