Das Italienertreffen an der Wasserburg in Erlensee wird in jedem Jahr besser und entsprechend fahre ich auch in jedem Jahr lieber dorthin als im Jahr zuvor. Zum ersten mal werde ich diesmal mit einem italienischen Fahrzeug dort auflaufen, und zwar mit meiner kleinen Vespa.
Im letzten Jahr kam ich ein wenig zu spät und die Veranstaltung befand sich bereits in der Auflösung. Meine Rechnung lautet deshalb wie folgt: Um Punkt 8:00 starte ich, nehme eine Route über Nidda, Ranstadt, Glauburg und Limeshain und bin dann spätestens um 10:00 vor Ort. Das Wetter soll recht ordentlich, auf jeden Fall aber regenfrei werden.
Nur ganz leicht verspätet komme ich am Morgen los – aber diese wenigen Minuten muss die kleine Vespa aufholen.
Es ist ziemlich kühl und richtig warm soll es auch nicht werden, aber die Sonne zeigt sich bereits. Sieht nach einem guten Reisetag aus.
Über dem Horlofftal liegt leichter Nebel und die Sonne knallt jetzt bereits grell aus den Wolken.
Die Wälder dampfen in den Morgen hinein – ein wunderbarer Anblick.
In der Wetterau kenne ich mich ähnlich schlecht aus wie im Taunus und deshalb muss ich bereits hinter Ranstadt einen Blick auf mein Tablet mit dem Kartenmaterial werfen. Ah ja, hier muss ich also ein Stückchen Richtung Büdingen fahren.
Und schon bin ich wieder auf Kurs. Hier ist die Wetterau ausserordentlich hübsch und jedesmal frage ich mich, warum ich mir nicht öfter mal ein Ziel hier suche.
Und schon befinde ich mich am Rande der Wetterau zum Main-Kinzig-Kreis hin. Glauberg, die Keltenstadt, habe ich soeben hinter mir gelassen. Auf dem Beet im Kreisverkehr zeigt die Gemeinde Skulpturen mit dem Keltenfürsten – der Bursche wird ordentlich vermarktet, und das ist gut so.
Mittlerweile bin ich im Main-Kinzig-Kreis und halte auf Hanau zu. An dem alten und halb zerfallenem Raiffeisen-Silo gibt es die erste kleine Pause.
Eines der hessischen Baudenkmäler: Eine Brücke ohne Strasse, ein wunderbares Beispiel für die umsichtige Planung hessischer Behörden. Schilda ist überall. Es ist absolut nicht ersichtlich, was hier mit dieser Brücke verbunden werden sollte.
Dank guter Vorbereitung finde ich die kleine Wasserburg im Erlenseer Ortsteil Rückingen diesmal sofort – und das ist das erste mal. Noch hält sich der Betrieb in Grenzen, aber genau so hatte ich das erwartet.
So kann ich das langsame Anwachsen der Besucher beobachten und sehe so manches schöne Zweirad ankommen. Diese schöne alte Zündapp macht mit sonorem Zweitakt-Klang auf sich aufmerksam.
Ein wirklich schönes Ambiente haben sich die Italienerfreunde mit der kleinen Wasserburg ausgesucht, ein tolles Plätzchen.
Offensichtlich Motorräder der Vereinsmitglieder sind diese drei Moto Guzzi. Die neue V7 Racer macht sich ausgesprochen gut neben ihren Vorfahren und kann sich wirklich sehen lassen. Nur dieses Auspuffwickelband, also nee …..
Zufall oder Absicht: Neben den drei Guzzi werden auch drei Laverda gezeigt – eine schöner als die andere. Mit einer Laverda begann wohl auch die Geschichte der Italienerfreunde Erlensee.
Die Laverda sind ja auch Traummotorräder meiner Jugend, und speziell der 750er Twin war hat es mir schon immer angetan – und zwar genau in dieser Farbe.
Eine kleine Attraktion bietet das nette Mädchen mit dem putzigen Frettchen. Beide sind gern zu einem Foto bereit.
Weitere putzige Gesellen bereichern das Geschehen. Eine kleine Mops-Dame entwischt mir leider beim Fotografieren.
Im Schloßpark stehen die Motorräder und Roller des einzigen ausstellenden Händlers, der aber noch nicht am Platze ist. In Kürze werden diese Maschinen aber sicher ausgestellt werden.
Im Burghof gibt es Essen, Trinken, Musik und Unterhaltung. Eigentlich möchte ich nur einen Kaffee, aber das English Breakfast sieht so gut aus, dass ich nicht Nein sagen kann.
Beim Frühstück lerne ich Friedrich kennen, einen Harley-, MV Agusta-, Guzzi- und Porschefahrer – und ehemaliger Flieger und Bootsfahrer ist er auch noch. Wir vereinbaren, in Kontakt zu bleiben und vielleicht mal gemeinsame Ausfahrten zu machen. Von Friedrich erfahre ich auch vom „Engländer“, einem Motorradtreff bei Aschaffenburg.
Mittlerweile sind reichlich Besucher und Gäste eingetroffen und es herrscht richtiger Betrieb. Als Rollerfahrer schaue ich mir heute mal diese Fahrzeuggattung besonders an. Der 500er Yamaha-Roller ist zwar kein Italiener, aber da sind die Gastgeber sehr tolerant.
Wie schön, eine deutsche Vespa in prima Originalzustand mit wunderbarer Patina. Es handelt sich um eine 150 GS.
Eindeutig: Eine deutsche Vespa aus Augsburg.
Der ausstellende Händler zeigt jetzt auch seine Exponate. Die beiden Tauris-Roller machen einen sehr guten Eindruck und die Verarbeitung wirkt tatsächlich wertig. Das ist kein Baumarktschund, wirklich nicht. Einziger Nachteil: Für meinen Geschmack sind die Tauris nicht nah genug an der Vespa, also nicht vespoid genug.
Aber natürlich sind neben meiner GTS und der Augsburger GS noch weitere Vespa anwesend.
Nette kleine LX.
Trotz der italienischen Flagge: Dieser Großroller kommt keineswegs aus Italien.
Die Veranstaltung nimmt Fahrt auf, es herrscht ein stetiges Kommen und Gehen.
Immer wieder schön ist eine Royal Enfield. Bis heute ist mir nicht klar, warum ich mit diesen Maschinen nicht wirklich warm geworden bin.
Weitere Laverda laufen ein, hier gleich zwei Stück. Damit verschiebt sich die Gewichtung zwischen Guzzi und Laverda eindeutig in Richtung Laverda.
Ducati sind hier und heute eher dünn gesät.
Anprobe. Aber dieser chinesische Retro-Helm passt dem jungen Mann wirklich nicht.
Schönes BMW-Schwingen-Gespann.
Zwei perfekte Cadilac schweben brummend vorbei – traumhaft.
Und noch eine Laverda: Auch das hubraumstärkste Mitglied der Dreizylinder-Familie ist vertreten, eine 1200er Jota.
Soweit ich mich erinnern kann, tritt in Erlensee zum ersten mal ein leibhaftiger italienischer Sänger auf – einfach klasse. Die italienische Atmosphäre ist jetzt regelrecht greifbar. Nun fehlen nur noch mediterane Speisen, zumindest Pizza, als Alternative zum aktuellen Angebot – was wahrlich auch nicht schlecht ist.
In Nachhinein erfahre ich, dass es sich bei dem Barden um Emilio handelt, den Besitzer des Ristorante Lìncontro da Emilio – und dass Emilio jedes Jahr dort auftritt und lediglich im letzten Jahr verhindert war. Der Calabrese ist wirklich gut und zu Recht sehr beliebt.
Kleine Szene aus dem Trubel am Platze. Der südhessische Dialekt ist ja dem italienischen bekanntlich sehr ähnlich und passt einfach perfekt in diese schöne, bunte Veranstaltung.
Bei bestem Wetter ist der Platz jetzt richtig voll und es herrscht eine super Volksfest-Stimmung. Aber wenn es am schönsten ist, soll man gehen und so mache ich mich wieder auf den Rückweg. Dieses Jahr war es besonders toll hier und ich werde gern wieder kommen.
Für den Rückweg nehme ich die gleiche Route wie heute Morgen und jetzt klappt das natürlich auch ohne elektronische Karten.
Mit dem Wetter hatte ich Gestern und Heute wirklich Glück – ein Dank dafür nach oben. Habe nicht einen Tropfen Regen abbekommen und die vereinzelten dunklen Wolken habe ich eher als nette Reisebegleiter denn als Unwetterboten betrachtet.
Während der gesamten Fahrt bleibt das Wetter angenehm, aber eine schwarze Wolke verfolgt mich bis zurück ins Horlofftal.
Mit der Vespa zum Italienertreffen zu fahren, war die richtige Entscheidung. Die Fahrt war sehr schön, ich habe nette Leute kennen gelernt und mich bestens unterhallten. Arrivederci Erlensee, bis zum nächsten mal.