Das Laufen klappt wieder – jetzt, wo der Nagel gefallen ist. Dann spricht auch nichts mehr dagegen, die regelmäßigen Spaziergänge mit Yellow wieder aufzunehmen. Danach werde ich mit der Thunderbird in Richtung Kellerwald düsen – mehr als diesen groben Plan habe ich nicht. Werde wohl heute allein unterwegs sein: Reinhards Fuß zickt rum und Hubert feiert seinen eigenen Abschied. Das gibt dann mal wieder eine poor lonesome rider Tour.
Meinen Kumpel Yellow hole ich heute sehr früh ab – da ist es noch richtig kühl und Yellow ist dabei wesentlich lebendiger als in der mittäglichen Gluthitze. So können wir unseren Gang etwas weiter ausdehnen.
Schwierigste Übungen werden mit Bravour erledigt.
Auch eine urbane Einlage darf nicht fehlen.
Auf der Rückfahrt fahre ich die kleine Vespa noch mal richtig warm – 25 km reichen dafür. Und dann schnapp ich mir die Thunderbird, prüfe Öl, schmiere die Kette und auf gehts. Es ist jetzt 10:00 und immer noch angenehm kühl.
Mein erster Halt ist unfreiwillig. In Kirtorf muß ich tanken und starre dabei in eine leere Geldbörse. Aber der Automat hilft.
Nach knapp 60 km bin ich dann im Kellerwald, wo mich der alte Fernsehturm auf dem Hohen Lohr begrüßt. Hier ist beinahe schlagartig der Verkehr verschwunden – ich bin fast allein auf der Strasse.
Der 5-fach Zoom der kleinen Lumix holt das Hohe Lohr ganz nah heran.
In Battenhausen bin ich der zweithöchsten Erhebung des Kellerwaldes ganz nah. Ich weiß, dass von hier aus ein Aufstieg auf den Gipfel möglich ist – aber das werde ich nur mit der Enduro testen, wenn sie denn jemals wieder läuft.
Bei Haddenberg komme ich dem höchsten Berg des Kellerwaldes nahe, dem Wüstegarten. Den Weg dahinauf habe ich aber noch nicht entdeckt.
Hier nahe Haddenberg gibt es einen äußerst interessanten Wanderweg mit vielen Naturschönheiten und etlichen keltischen Funden.
Die Thunderbird trägt mich heute wieder wie der Wind und unglaublich schnell habe ich den Kellerwald durchfahren. Das war mein erstes Mittelgebirge für heute.
Ich verlasse den Kellerwald in Richtung Bergfreiheit, das als das Schneewittchendorf gilt. Von dort aus nehme ich die kleine Strasse nach Oberurff. Hier schlängelt sich der Bach, die Urff, entlang der Strasse, es gibt immer wieder Teiche und kleine Seen und die Fahrt geht mitten durch den dunklen Tann – traumhaft.
Die Urff begleitet mich fast 5 km weit.
Auf dieser Strecke und auch während der kleinen Pause passiere ich nicht ein einziges Fahrzeug – nicht mal Radfahrer sind hier unterwegs.
Ich lasse die Löwensteiner Berge rechts liegen und mache mich auf den Weg nach Neuental, denn in Bischhausen möchte ich nach langer Pause mal wieder beim Honda-Händler Völker reinschauen.
Aber was muss ich in Bischhausen sehen: Die Motorräder sind aus dem Schaufenster verschwunden, und statt dessen …..
… werden jetzt hier chinesische Keeway-Roller verkauft. Ich erfahre, dass Völker aufgehört hat und so hat sich ein Rollerverkäufer hier nieder gelassen. Es werden aber auch Honda-Motorräder gewartet.
Über die Frielendorfer Gegend schwenke ich nun auf das Knüllgebirge zu. Die Gegend hier habe ich eigentlich als etwas öde in Erinnerung, aber heute finde ich es ganz reizvoll. Zwar keine Berge, aber viele Kurven und recht gute Strassen. Und die Thunderbird bringt mich blitzschnell hier durch und schon ….
….. bin ich am Rande des Knülls.
Im Knüll selbst plane ich heute nichts und so lasse ich die Knülljause und den Eisenberg links liegen, durcheile die Gemeinden Knüllwald und Ludwigsau und bin ruckzuck …..
….. in Rothenburg/Fulda. Mit dem Knüll habe ich dann das zweite Gebirge für heute durchfahren.
In Rothenburg parke ich auf dem alten Marktplatz, schaue mir die Altstadt ein wenig an und norde mich mithilfe der Karte neu ein.
Über Wüstefeld halte ich mich dann weitläufig wieder in Richtung Knüll, streife aber mit dem Hessischen Waldland das dritte Gebirge für heute. Weit ausserhalb jeder menschlichen Ansiedlung stoße ich auf einen großen Solarpark.
Zwischen Hessischem Waldland und Knüllgebirge zirkele ich dann durch die Gegend um Homberg/Efze. Einem Hinweisschild auf den Ort Wallenstein folge ich, denn hier muss es auch die Burgruine Wallenstein geben. Natürlich werde ich fündig.
Hier ist sie: Burg Wallenstein im 5-fach Zoom der Lumix. Den Aufstieg dahin lasse ich aber mit der schwergewichtigen Britin lieber sein.
Homberg/Efze umfahre ich lieber und komme über Nebenstrecken in das Umland von Borken. In einem der Borkener Vororte – ich glaube, es war Lendorf – sehe ich diesen gewaltigen Gutshof, der überhaupt nicht genutzt wird – ausser für die Solarmodule auf dem Dach. Welch ein Frevel!
Im Borkener Industriegebiet in der Nähe des alten Kraftwerks habe ich schön öfter diesen Kawasaki-Händler gesehen, aber nie angefahren. Heute jedoch tue ich es und sehe, dass hier neben Kawa auch Moto Guzzi vertrieben wird.
Und so komme ich zu meinem ersten direkten Kontakt zu den unglaublich schönen Retro-Guzzis der V7-Familie: Racer, Special und Stone. Von beinahe überirdischer Schönheit ist diese Racer hier.
Von Borken aus nehme ich zum zweiten mal an diesem Tag Richtung auf Frielendorf und von dort aus nach Ober- und Niedergrenzebach. Diesen allten Turm habe ich vor ein paar Jahren schon einmal besucht und weils so schön war, raste ich erneut hier.
Ich frische meine Kenntnisse über den Spieß auf …..
….. und kehre dann zurück zu meinem treuen Roß. Jetzt gilt es, die letzten 50 km unter die Heidenau-Reifen zu nehmen. Ach ja, Heidenau Reifen: Heute komme ich mit den K65 noch besser klar und als letzter Kritikpunkt ist nur eine leichte Unwucht bei etwa 110 km/h geblieben.
Der allerletzte Stop des heutigen Tages ist dann an der Schutzhütte im Kirtorfer Wald.
Mittlerweile ist es 17:30, ich bin etwa 350 Kilometer gefahren und habe dabei drei Mittelgebirge durchfahren. Die Thunderbird hat erneut sehr viel Vergnügen bereitet und es war ein rundum schöner Motorradtag. Und morgen könnte ich mir Thüringen als Ziel vorstellen.