Der Wetterbericht gestern für diesen Sonntag klang grandios: Kein Nebel, trocken, Sonne. Und tatsächlich sieht das heute Morgen sehr gut aus, genau so, wie gestern vorhergesagt. Trotzdem warte ich noch ein wenig ab, denn es ist saukalt! Die Autoscheiben sind zugefroren. Aber nach einem kleinen Spaziergang wirds deutlich wärmer. Kurz vor 10:00 gehts los, und ich habe mir heute etwas spezielles vorgenommen, nämlich ein Fahrt nach Mittel-Kalbach im Namen Ihrer Königlichen Majestät.
In letzter Zeit hab ichs wieder verstärkt mit den Königlichen: Mit Enfield India, die ja wohl wieder Royal Enfield heissen dürfen. Immer wieder redet eichy von seinem indischen Single und dazu bin ich noch ins Royal Enfield Forum geraten. Wie auch immer: Ein kleiner Virus ha sich festgesetzt. Und auf der Seite des Importeurs ZMT finde ich auch noch einen Enfield-Händler in der Rhön, genauer, in Mittel-Kalbach bei Neuhof. Die Ecke kenne ich mittlerweile ein wenig, unter anderem auch durch meine Fahrt nach Sosa, die mich über Kalbach geführt hat. Und die Rhön ist sowieso immer einen Sonntagsausflug wert. Und deshalb ist Mittel-Kalbach heute mein entscheidendes Ziel, und dort der Motorrad-Laden von Stefan Druschel in der Hauptstrasse.
Zuerst durch den Vogelsberg und dann über Hosenfeld und Hauswurz nach Neuhof – aber es kommt anders. Weiträumige Umleitungen führen mich in den Bereich von schnellen Bundesstrassen dicht um Fulda herum. Das kostet ein wenig Zeit und leider auch viel Spass, denn diese Schnellstrassen hasse ich. Umso schöner dann, als es tiefer in die Rhön geht.
Ach ja: Heute probiere ich erstmals das Fahren mit Ohrstöpseln aus. Ist schon viel leiser, aber es drückt in den Ohren und es fehlt mir auch die akustische Rückmeldung meines Rotax. Am Oldtimer Cafe fliegen die Stöpsel wieder raus.
Von Giesel nach Neuhof ist die Strecke herrlich "rhönig". Solche hohen Berge wie hier kenn ich aber in dieser Gegend nicht. Beim Näherkommen entpuppt sich der Berg als aufgeschüttete Kali-Halde. Bin jetzt kurz vor Neuhof und jetzt heisst es erstmal Tanken.
Ein Klacks von Neuhof nach Mittel-Kalbach und den Motorrad-Laden finde ich sofort. Als ich den Rotax abstelle, stehe ich plötzlich in einer dicken Qualwolke und der vordere Teil der MZ ist voller Öl. Der Entlüftungsschlauch am Rahmen ist ab, baumelt einfach so rum und hat reichlich Öl verteilt. Abvibriert? Nein, das hab ich selber verbockt, als ich beim Tanken den Tankrucksack unachtsam zur Seite geschoben hab. Der Riemen hat dann den Schlauch abgedrückt. Mist!!!
Der Fahrer des 400er Suzuki-Eintopfs will helfen, aber es ist nichts defekt und ich muss lediglich viel Öl wegputzen. Einen grossen Lappen habe ich natürlich im Boot. Der Motor der Suzi ist übrigens ein schöner wassergekühlter Eintopf, der noch mehr nach Drehzahlen giert wie der Rotax.
Jetzt einen Blick auf den Laden geworfen. Suzuki, Triumph, Ducati, Cagiva und Gasgas werden hier angeboten.
Und etwas versteckt sogar ein MZ-Schild. Motorräder meiner Marke sehe ich allerdings keine.
Aber dafür das komplette Enfield-Programm und sogar ein paar Umbauten wie diesen roten Cafe Racer.
Noch besser gefällt mir aber dieser schwarz-silbrige Scrambler. Den als 350er - dass wäre genau das richtige Motorrad zum Wandern in den hessischen Mittelgebirgen. Wenn ich doch nur nicht so pleite wäre!
Jetzt gehts über Nebenstrecken und so nette Orte wie Kelterei und Hauswurz in den Main-Kinzig-Kreis. Noch 3 mal nach jeweils 25 km halte ich an und putze Öl vom Rotax weg. Aber sehen wir's positiv: Durch die Olsauerei dürften alle unzugänglichen Ecken meines Gespanns gut eingeölt und damit winterfest sein.
In der Gebrüder-Grimm-Stadt Steinau an der Strasse schaue ich mir kurz die historische Innenstadt an und ziehe dann weiter über die Deutsche Märchenstrasse in Richtung Freiensteinau.
Die Strasse von Steinau nach Freiensteinau (und vorbei an Hintersteinau) führt 15 km fast nur durch den Wald und fährt sich dank wenig Verkehr sehr schön. In Freiensteinau nur ein Blick aufs Schlösschen, den Imbiss lasse ich heute links liegen.
Von Freienenstainau führt der Weg fast zwangsläufig am Oldtimer Cafe in Herrchenhain vorbei. OK, ein kurzes Päuschen mit Blick auf interessante Maschinen ist drin, und dann gehts über Schotten nonstop nach Mücke zurück. Waren heute schöne 250 km bei unglaublich tollem Oktoberwetter.