Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
Tag 8: Leicht und locker ….
Untertitel: Kampf der Trägheit
Ja, leicht und locker soll dieser zweite Tag im Harz werden, unbelastet von Gepäck und Zielen werden wir den Harz erkunden und vielleicht sogar ein paar Harzer Kolonnenwege unter die Räder nehmen. So zumindest ist der Plan – aber ist er auch umsetzbar?
Mit diesem Wissen beginnen wir den neuen Tag – und spüren direkt nach dem Frühstück eine seltsame Trägheit. Niemand hat es eilig, den Tag wirklich zu beginnen und wir spüren, wie diese Trägheit uns alle lähmt.
Träge gleiten wir zunächst zur Söse-Talsperre, wo wir versuchen, durch Lesen der Informationstafeln unseren Horizont zu erweitern …….
…. um dann durch grandiose Ausblicke gegen die Trägheit und den inneren Schweinehund anzukämpfen.
Beides wirkt nicht so recht. Dann gibt es noch einen Versuch mit Powerriegeln aus meiner Notfallbox.
Immerhin reicht die Energie jetzt, um die Weiterfahrt in Richtung St. Andreasberg zu beschließen.
Das war kein schlechter Gedanke, denn die Strecke dahin fährt sich besonders schön – so schön, dass wir sie letztlich zweimal befahren.
Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir den schönen Ort St. Andreasberg und nehmen ein kleines Mittagessen an diesem Imbiss ein. Hier kommen wir ins Gespräch mit einem einheimischen Motorradfahrer, der dringend davor warnt, die Kolonnenwege in den Naturparks zu befahren. Die Ranger wären gnadenlos und so ein Vergehen würde sofort mit 400 € geahndet. Oha, das gibt zu denken.
Unser nächstes Ziiel ist der Oderteich als Quelle der Oder. In diesem Teich vereinigen sich diverse Rinnsale und bilden dann daraus die Oder, die ja später ein durchaus mächtiger Fluß wird. Auch hier geben Infoschilder interessante Hinweise.
Welcome to the machine! Gerade verzahnter Antrieb wie aus dem Getriebe einer IZH Planeta.
Die Umgebung des Oderteiches hat ein wenig etwas von einem Mini-Stonehenge.
Unter dem Begriff Teich habe ich mir eigentlich etwas kleineres vorgestellt.
Die Drei aus dem Wasser. Ich glaube übrigens, dass wir hier unsere seltsam-gemeinsame Trägheit überwunden haben – das Leben hat uns wieder.
Rund um den Oderteich könnte man denken, man befindet sich in einem urzeitlichen Urwald.
Nächstes Ziel dieses mittlerweile energiegeladenen Tages: Das Torfhaus. Beim ersten Besuch hier hat es nur geregnet und es gab keine Erbensuppe in der Brockenstube. Beides ist heute anders.
Eine herrliche alte Harley in lindgrün bollert heran – und überrascht mit erschreckenden Kupplungsgeräuschen.
Mit solchen Geräuschen hätte ich schon Bedenken, den langen Weg nach Hause zu machen. Aber der Harleyfahrer traut sich.
Jetzt gibt es für jeden ein Souvernir: Kleine sexy Brockenhexen auf dem Motorrad. Welches geheime und böse Zeichen macht Suse hier?
Ein Pärchen mit F800GS läuft ein – das ist die derzeitige Traummaschine von Thomas. Muß zugeben, dass die Dinger tatsächlich nicht so übel aussehen …..
Unsere nächste Aktion soll die Reparatur des undichten Zylinderkopfdeckels von Suses Honda sein. Dazu besuchen wir eine Quad-Werkstatt in Altenau, wo wir auf große Hilfsbereitschaft treffen.
Der Werkstattbesitzer stellt uns alles an Werkzeug und Material zur Verfügung – und will am Ende nichts dafür haben. Aber so kommt uns der Schrauber nicht davon! Wer also im Harz mal liegen bleibt oder ein Quad mieten möchte: Hier ist er bestens bedient.
Denn wir benötigen so einiges und mit dem Auswechseln von zwei Schrauben ist es bei weitem nicht getan. Es müssen Gewinde nachgeschnitten werden, wir brauchen Schraubenkleber und jede Menge Werkzeuge. Die Reparatur gelingt aber so gut, dass an dieser Stelle bis zum Ende der Reise Ruhe ist. Und die titan-nitrierten hochfesten Schrauben in blau sehen auch noch sehr stylisch aus.
Nach der Reparatur fahren wir noch einmal zur Oker-Talsperre, diesmal aber nicht über die Umleitung und Clausthal-Zellerfeld sondern direkt durch die eigentlich gesperrte Baustelle. Der Vorteil: An dieser Stelle der Talsperre herrscht dank der Sperrung völlige Ruhe.
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen wurde ja nach dem Vorbild der Jean d’Arc erstellt und ein wenig ähnelt Suse diesem Vorbild, oder?
Und wie im Märchen taucht auch an der Oker-Talsperre ein junger Prinz auf und erlöst die Meerjungfrau.
Zurück in Altenau wird geduscht, umgezogen, zu Abend gespeist und dann gehen wir auf einen unfreiwillig längeren Spaziergang. Eigentlich suchen wir eine Gaststätte mit Tischfußball und werden in einen seltsamen Ortsteil mit Thermen und anderen Bädern geschickt. Es gibt hier zwar keinen Tischfußball, aber vor dem Riesenbetonklotz einer Therme parkt dieses unglaubliche Dnepr-Gespann mit VW-Käfermotor. Es passt in diese Umgebung wie der berühmte Fisch aufs Fahrrad. Aber ein prima Umbau!
Zurück im Quartier treffen wir die beiden Motorradfahrer aus LDK wieder, die uns vor ein paar Stunden schon einmal begegnet sind. Das gibt einen netten Abend mit vielen seltsamen Geschichten.
Und je mehr wir von dem vorzüglichen Harzer Grubenlicht probieren, desto kruder werden die Geschichten. Der schon leicht verzweifelte Wirt kriegt uns einfach nicht ins Bett. Naja, irgendwann natürlich schon …..
Unsere Fahrten durch den Harz sind auch ohne Kolonnenwege und Enduroeinlagen extrem reizvoll: