Tag 7: Zurück in den Harz

Untertitel: Der Regen ist ein Freund

Bereits gestern wurde mehrfach und von unterschiedlichen Reiseteilnehmern der vorsichtige Wunsch geäußert: „Ich will zurück in den Harz“. Und je später der Abend in der Weinstube wurde, umso häufiger war dieser Seufzer zu hören. Nach ganz kurzer Abstimmung sind wir uns alle einig: Wir verzichten auf eine Weiterfahrt in Richtung Norden, fahren zurück in den Harz, verbringen dort ein paar Tage und hängen dann noch zwei Tage im Eichsfeld bei Clärchen an.

So ist es also beschlossen und mit dieser Planung brechen wir am Morgen des 7.Tages unsere Zelte bei Susi und Bernd ab. Bevor es in Richtung Harz geht, suchen wir uns auf der Karte noch eine paar schöne Kolonnenwege, die wir auf dem Rückweg befahren werden. Besonders fasziniert uns eine längerer Abschnitt, der per Kolonnenweg über den Großen Fallstein führen soll.

Am nächsten Morgen dann der inzwischen hinlängliche bekannte Ablauf: Duschen, Frühstück, kurzer Maschinencheck, Beladen, Aufbrechen. Aber alles in Ruhe und an einen Morgen mit Stress kann ich mich nicht erinnern. In der Garage von Susi und Bernd standen unsere Enduros diesmal besonders komfortabel.

Den Kolonnenweg über den Großen Fallstein finden wir recht schnell – er beginnt nämlich bereits am Ortsrand von Hessen. Eine letzte Frage an einen Einheimischen wird mit „Was, ihr wollt über den Großen Fallstein? Naja, eure Maschinen schaffen das schon“ beantwortet. Also wagen wir es!

Unterwegs kommen wir an mehrere Kolonnenweg-Kreuzungen und bei einer wissen wir zunächst nicht, wo es weitergeht. Ein Blick auf die Karte klärt das aber. Und dann ein erneuter Beweis des gestrigen Menstruations-Mottos: Pinkelpause im Gleichklang. Sind wir mittlerweile zu einem gemeinsamen Organismus verschmolzen?

Auch vom nächsten Kolonnenwegsabschnitt hat Thomas einen Teil mitgeschnitten:

Irgendwann müssen wir die Kolonnenwege aber wieder verlassen und kommen statt dessen auf herrlichen und allerkleinsten Sträßchen weiter. Ab hier übernimmt Suse die Führung und macht uns den Road Captein.

Diesmal wollen wir aber auch im Harz immer in Grenznähe bleiben und so kommen wir beinahe automatisch nach (oder zum) Torfhaus. Das Wetter ist eigentlich schon den ganzen Tag recht grau und immer wieder gibt es kleine Regenschauer. Am Torfhaus jedoch kommt der Regen mit Macht und auch nach unserem ausgiebigen Mittagessen dort wird es nicht besser.

Während wir also diesmal wirklich in die Regenklamotten schlüpfen müssen, sucht diese alte BMW R27 in Begleitung einer modernen 125er Enduro Schutz am Torfhaus. Wir aber starten in den Regen, verlassen direkt am Torfhaus die Bundesstraße und fahren weiter in Richtung Altenau. Der Regen nimmt zu und wir eiern erst ein wenig unsicher über die glitschigen Straßen.

Wir erreichen Altenau und entscheiden, hier im Parkhaus nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen – angelockt durch das Schild „Biker Willkommen“. Tatsächlich hat die nette Wirtsfamilie Zimmer für  uns frei, die wir diesmal aber vorab besichtigen und für sehr gut befinden. Überraschenderweise entscheiden wir aber gemeinsam, zunächst unser Gepäck einfach in den Flur zu packen und frei von allen Lasten mindestens eine Stunde durch den regnerischen Harz zu fahren. Und so geschieht es – es werden allerdings mehr als zwei Stunden.

Und es wird eine der schönsten Fahrten unserer Motorradlaufbahn. Starker Regen, aber keine Kälte, der dunkle Wald, Seen und Talsperren, wenig Verkehr: Eine unbeschwerte Ausfahrt der Extraklasse für jeden von uns.

Kleiner Stopp an der Oker-Talsperre, wo wir mit sagenhaftem Seeblick und dampfenden Wäldern belohnt werden.

Das gab es immer schon mal, dass eine Regenfahrt ganz nett war, aber diese heutige Fahrt ist von ganz  besonderer Qualität. Man sieht mir das Vergnügen bei jedem Halt an. Natürlich genießen wir auch, dass wir mal ohne Gepäck fahren können.

Und erneut wähnt sich eine zufriedene Suse irgendwo in Ontario.

Nach über zwei Stunden sind wir zurück in Altenau im Quartier. Es regnet immer noch und wir können unsere alten Schlachtrösser unter Dach abstellen, nachdem wir dort die Mülltonnen heraus gezerrt haben. Eine angemessene Unterkunft.

Eine überraschende Entdeckung: Die neue Motorradhose von Suse in Verbindung mit dem (sauren?) Regen holt den roten Lack vom Tank des „Kätzchens“. Aber wahrscheinlich ist der Tank nur schlampig mit Wasserfarbe lackiert worden.

Jetzt erst haben wir Muße, das Parkhotel genauer zu betrachten. Es handelt sich um eine altes Fachwerkgebäude mit viel Charme.

Die Hinweise auf das Harzer Grubenlicht werden wir später am Abend noch gebührend berücksichtigen. Am Ende der gesamten Fahrt kann man uns alle als Experten für Kräuterliköre bezeichnen: Schierker Feuerstein, Lockstedter, Harzer Grubenlicht, den Mageninspektor, Clärchens Hausmarke ……. – wir haben sie alle kennen gelernt.

Das Parkhotel ist angenehm behutsam renoviert und hat zum Glück seinen alten Fachwerk-Charme erhalten. Wir verbringen den gesamten Abend hier im Hotel und beschließen sogar, eine weitere Nacht anzuhängen. Es gibt nämlich hier im Hochharz noch sehr, sehr viel zu sehen.

Trotz stellenweise starkem Regen war das eine besonders hübsche Strecke, ganz besonders die Runde in den Abend herein, die von Altenau über Clausthal-Zellerfeld zurück nach Altenau führte:

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