Kälte, Kellerwald, Kurorte

14 lange Tage ohne eine Motorradfahrt – einfach schrecklich. Aber die Arbeiten an meiner MZ-Werkstatt, das schlechte Wetter und die kurzen Tage haben erfolgreich jede Tour verhindert. An diesem Sonntag jedoch MUSS es mal wieder sein. Es ist zwar lausig kalt, aber trocken, eigentlich ein Herbsttag, wie ich ihn mag. Trotzdem: Wenn ich da an den Oktober im letzten Jahr denke! Da gabs teilweise bis zu 20 Grad. Aber egal, heute gehts raus. Aufgrund der Zeitumstellung bin ich auch schön früh startklar. Aber wo solls hingehen? Fahre zunächst ins Blause, aber dann ergibt sich schnell das Ziel des heutigen Tages: Kälte, Kellerwald, Kurort.
Die Nachbarn Ruth und Egon sind auf der Jahresabschlussfahrt des AMC Grünberg in die Villa Löwenherz nach Lauenförde gefahren. Ein sicher schönes Wochenende, an dem ich eigentlich auch teilnehmen wollte. Aber wie so oft kam mir was dazwischen und so starte ich Sonntagmorgen zu einer meiner vielen einsamen Fahrten – aber so hab ichs auch am liebsten. Über den Kirtorfer Wald fahre ich nach Neustadt und schlage mich von dort über winzige Nebenstrecken in Richtung Gilserberg. Und dann wird mir das Hauptziel für Heute klar: Bad Wildungen! Jesberg, Zwesten und schon bin ich da. Mal sehen, wie die alte Kurstadt heute aussieht – war nämlich sehr viele Jahre schon nicht mehr dort.

Nicht schlecht für einen Sonntag: Um 8:15 sind das Silverstar Gespann und ich startklar. Etwas erleichter wird der frühe Start durch die in dieser Nacht erfolgte Zeitumstellung. Hab gerade gestern gehört, dass sich eine EU-Komission darum kümmert, ob die Zeitumstellung wirklich sinnvoll ist. Ich persönlich zweifele stark daran. Genauso zweifel ich aber, dass unsere Politik fähig ist, einmal verursachten Murks wieder rückgängig zu machen.

Indian Summer "Extrem" im Kirtorfer Wald. Das satte Grün des Sommers ist dem herrlichen Rot/Braun des Herbstes gewichen. Kanada ist nix dagegen, wobei das Land vermutlich ohnehin zu gross für mein kleines Gespann ist. Passt nicht!

Zentimeter-dickes Herbstlaub im Wald bei Sebbeterode. Bei diesem Namen fällt mir immer eine Moto Morini aus den 60er oder 70er Jahren ein. Eine sportliche 1-Zylinder 4-Takt Maschine, die so ähnlich hiess und nach einer Rennstrecke benannt war. Die Strässchen um Sebbeterode gehen zwar glatt als Rennstrecke durch, aber ob die Morinileute damals ihr Motorrad nach einem Schwälmer Dorf benannt haben, ist eher unwahrscheinlich.

Ein schönes Schloss mit grossen landwirtschaftlichen Nebengebäuden bei Reptich. Nie zuvor wahrgenommen! Eine schöne Domäne.

Zu dieser landwirtschaftlichen Domäne gehöen auch grosse Kohlfelder und gerade jetzt ist Erntezeit für Kohl. Auf diesem Feldweg stehen vollgeladene Kohltransporter mit den Namen Gilsa 1 bis Gilsa 20. Kohl ohne Ende. Ab jetzt gehen mir Kohlrouladen nicht mehr aus dem Kopf.

Und jetzt bin ich in Bad Wildungen angekommen. Wunderschöne alte Kurgebäude und eine schöne Altstadt machen Bad Wildungen zu einem vielbesuchten Ort. I, Gegensatz zu manch anderem Kurort ist Bad Wildungen aber wirklich besonders schön.

Auch jetzt im Spätherbst ist die Promenade voller Menschen. Die Strassencafes zum Draussensitzen sind aber natürlich leer.

Fast wie eine LPG: Gepflügter Acker zwischen Stadtallendorf und Kirchhain. Bin jetzt wieder auf dem Weg nach Hause. So allmählich kriecht die Kälte doch in Ritzen der Bekleidung. Und die eingeschrumpfte Funktionsunterwäsche macht auch Probleme - ich brauch die nächste Grösse oder muss abspecken.

Im Kirchhainer Rollershop gibts noch ein Gruppenfoto mit dem Vespa-Lastentransporter. Nett, aber ein ES250/2 Lastengespann wäre mir lieber. Noch 30 Minuten, und die 230 km Tour ist beendet.