Der gestrige Besuch mit der TS beim Hofgut Friedelhausen hat mir so gut gefallen, dass ich am heutigen Pfingstmontag nochmal in die gleiche Richtung fahre – aber diesmal mit dem ES-Gespann. Damit bin ich zwangsläufig noch langsamer und werde die Gegend besonders geniessen. Bereits um 8:30 starte ich zum Blümchenpflücken bei einem englischen Schloß mitten in Hessen.
Wie so oft muss ich zuerst meiner Scheune im Ebsdorfergrund einen Kurzbesuch abstatten: Ich packe eines der sehr gutaussehenden Räder aus dem Jupiter-Deal ins Boot, um das Rad zuhause ordentlich aufzuarbeiten. Da bin ich aber bereits in der richtigen Richtung, denn das erste Blümchenpflückerziel soll das herrliche Schloß Friedelhausen sein. Seit ich es gestern gesehen habe, zieht mich das Gebäude samt Umfeld magisch an.
Sichertshausen habe ich bisher immer für ein Sackdorf gehalten, aber das ist falsch: Ich muss den Ort komplett durchqueren und dann einfach der Strasse ins Nichts folgen. In Sichertshausen wohnt übrigens auch der geniale KFZ-Elektriker, der Anlasser und Lichtmaschinen für Motorräder überholt. Komme an seiner Werkstatt direkt vorbei.
Recht schnell wird aus der asphaltierten Strasse ins Nichts ein unbefestigter Waldweg, der ein wenig Alleen-Charakter hat. Mitten im Wald steht plötzlich ein Reh auf dem Weg und lässt mich ganz nah ran. Der Motor des ES blubbert mit 500 Umdrehungen und stört das Tier anscheinend nicht. Als ich nach der Kamera greife, verabschiedet sich das Reh leider.
Jetzt komme ich auf das Schloßgrundstück, dass mich mit einer hübschen grossen Holzgarage empfängt.
Und dann taucht das herrliche Schloß auf - ich komme aus dem dunkelen Wald direkt auf das Gebäude im gleißenden Licht zu.
Britischer gehts nicht mehr! Das Schloß ist eindeutig im englischen Stil und wenn ich jetzt noch mit einer alten BSA 31 vorgefahren wäre, könnte die Illusion einer Szene aus der Grafschaft Kent perfekt sein.
Tatsächlich hat ein englischer Baumeister das Schloß für Adalbert Freiherr von Nordeck zur Rabenau gebaut. Der Architekt John Dobson lehnte sich bei der Planung eng an die englische, klassizistische Neugotik an
Nur ein Stückchen hinter dem Schloß dann das Hofgut Friedelhausen. Dieser Zugang zu den Dienstwohnungen gefällt mir besonders. Allerdings ist die gestrige Ruhe heute nicht mehr so perfekt: Viele Zügen verkehren auf den nahen Gleisen und der Wind trägt die Geräusche der B3 herüber.
Ich folge dem Waldweg noch etwa 5 km und fahre dabei immer an einem toten Arm der Lahn entlang. Eine besonders ruhige und schöne Stelle suche ich mir für eine Rast und ein zweites Frühstück aus. Hierher dringt nur das Quaken der Frösche.
Zufrieden, satt und ausgeruht bin ich bereit für den Fortgang der Blümchenpflückertour. Ich werde über die Schmelz nach Krofdorf-Gleiberg fahren.
Die endlos lange Waldstrasse durch die Schmelz ist immer ein Erlebnis. Die Schmelzmühle lasse ich heute links liegen - da ist mir zu viel Touristenbetrieb. Heute versuche ich, einen Weg durch den Wald in Richtung Lohra zu finden - es gelingt mir nicht.
Schnell durch Krofdorf-Gleiberg - das ist kein Platz zum Blümchenpflücken. Wismar schon eher, und dort fahre ich in das Erlental und schaue mich ein wenig um.
Zum Wismarer See ist's ja nur ein Katzensprung und ich bin sowieso in einer martitimen Phase. Setze mich also ein viertel Stündchen an den See und beobachte die Bevölkerung aus dem Umland bei ihrem Treiben. Die netten Bilder mit den hübschen Ladies mit oder auch ohne Bikini gibt es hier allerdings nicht - zensiert.
Bei Bersrod sieht die kleine Kreisstrasse so hübsch aus und der Blick geht über die Autobahn bis weit in Richtung Buseck.
Nachdem ich auch hier mein obligatorisches Blümchen gepflückt habe, lichte ich den ES-Fahrer in seiner alten Belstaff-Jacke ab und wir ziehen weiter. Es geht langsam Richtung Mücke, heute soll ja irgendwann der grosse Regen kommen.
Nach einem kurzen Abstecher beim BMW-Enders fahre ich auf die ehemalige Behelfsauffahrt der Autobahn und beobachte den Pfingstverkehr auf der A5. Beim Enders gabs übrigens ein paar hübsche BMW - besonders zwei alte K100.
Die Windmühlen bei Atzenhain stehen wie drohende Fantasy-Gestalten in der Landschaft. In der Mordor-artigen Sonne wirken sie tatsächlich ein wenig unheimlich. Womöglich hab ich doch etwas von Don Quichote in mir - daher auch meine MZ-Kennzeichen mit DQ.
Und zum Abschluß der Fahrt und schon fast zuhause noch einmal ein Rapsbild. Jetzt werde ich den Blauman überziehen und ein paar Kleinigkeiten am Gespann basteln - die Gute muß nämlich schon wieder zum TÜV. Wie die Zeit vergeht!