Früh am Morgen dieses Oktobertages ist es noch unglaublich kalt und nebelig. Anlässlich meines obligatorischen Hundespazierganges bin ich kurz in „meiner“ Motorradhalle bei Ex-Nachbar Egon und packe ein paar DR400-Teile ins Auto. Da schaut Ruth vorbei und lädt in Egons Namen zu einer kleinen Gespanntour ein. Bin dabei und wir verabreden uns für 11:30 bei mir.
Es soll nur eine kleine Fahrt ins Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe werden, weil Matze, der Wirt, in diesem Jahr erstmals das Lokal ab Ende Oktober schliesst. Also ist das heute vermutlich unser letzter Besuch im OTC im Jahre 2011. Und weil das dritte mitfahrende Gespann ein Saisonkennzeichen trägt, ist es gleich die Abschlussfahrt für das ES 250/1 Gespann.
Fahre also erstmal nach Hause, hole das Gespann aus der Scheune, ziehe mich um - und habe immer noch ein wenig Zeit. Die wird genutzt, um meine Rotax-Ersatzteilecke etwas aufzuräumen. Immerhin erwarte ich ja kurzfristig mein drittes Motorrad mit dem österreichischen Herzen: Eine Harris Matchless G80. Aber noch ist es nicht soweit. Dennoch: Aufräumen und Vorfreude machen auch Spass.
Langsam wirds Zeit,mich startklar zu machen. Ich versuche, mein Rotaxgespann mit dem Kickstarter anzuwerfen - und scheitere. Kalt ist und bleibt der Rotax einfach zickig. Aber ich muss das lernen, denn die Matchless wird keinen E-Starter mehr haben .....
Und da kommen die beiden MZ-Gespanne auch schon: Egon mit dem gelben Rotax-Gespann und Marc mit dem roten ES 250/1 Gespann. Und das beste: Beide Emmen haben vorher mir gehört und ich habe sie verkauft. Also ist das heute quasi eine Ausfahrt mit ausschliesslich Motorrädern von mir 🙂
Bis Schotten nehmen wir herrliche Nebenstrecken mit kurvenreichen Strassen. Verblüffend, wie gut Marc mit dem ES-Gespann mithält. Das dürfte aber am flotten Fahrstil von Marc liegen, der damit mangelnde Motorleistung locker ausgleicht. Nur an richtigen Steigungen spürt man den fehlenden Hubraum. So schnell habe ich das ES-Gespann nie bewegt, aber ehrlich gesagt bin und bleibe ich ein Gespann-Schisser - so richtig werde ich das nie mehr lernen. In Schotten gibt es dann einen ungeplanten Stop, weil .....
.... die Öldrucklampe an Egons Rotax plötzlich extrem spät erlischt. Wir entscheiden, dass die Ursache entweder ein verschmutzter Kontakt oder ein defekter Öldruckschalter ist und dass der Rotaxmotor keinen ernsthaften Schaden haben kann. Bei abgenommenem Öleinfüllstutzen am Rahmen spritzt die Ölpumpe auch ordentlich was raus, wie Egon ungewollt feststellt. Also weiter, denn der Motor klingt gut wie eh und je und klappert oder scheppert kein bisschen.
Angekommen am Oldtimer Cafe fallen mir als erstes die drei herrlichen W650 auf - und ich kann euch verraten, dass ich bald, sogar sehr bald, auch zu den Fahrern dieser wunderbaren Königswellenmaschine gehören werde.
Auf der Lästerbank sitzen (wie beinahe immer) auch die Fahrer der anwesenden W650. Diesmal setzen wir uns auch ohne W dazu.
Das OTC ist heute recht ordentlich besucht. Kein Wunder, denn nach Auflösung der Frühnebel ist es herrlich sonnig und sogar ein bisschen warm geworden. So warm jedenfalls, dass wir gut draussen sitzen können.
Marc hat gewaltigen Appetit und verzehrt in Rekordzeit ein Riesenschnitzel - während Egon und ich eher der Askese frönen und uns mit Kaffee und Kuchen begnügen. Die Diskussion der W-Fahrer um ihn herum nimmt Marc jedenfalls zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht richtig wahr.
Gegen 15:00 machen wir uns wieder auf den Rückweg. Wie schon auf der letzten Fahrt bin ich immer ein wenig auf der Suche nach dem Indian Summer, den ich allerdings auch heute nicht finde. Zwar sieht man an den Bäumen und Büschen viel Braun, aber die typischen Herbstfarben Rot und Gelb fehlen. Gut, dann müssen eben meine beiden Mitfahrer mit ihren farblich abgestimmten Jacken für den herbstlichen Anblick sorgen.
Noch ein wenig Gespann-Smalltalk, ein paar Zigarettchen und dann gehts Richtung Heimat. War eine nette kleine MZ-Gespannfahrt bei herrlichem Wetter - schätze, so arg viele derart schöne Tage wird dieses Jahr nicht mehr bieten.