Der heisse Tag gestern war bereits die Hölle – und heute am Sonntag soll es noch wärmer und dazu feuchter werden. Puh, ein schwül-heisser Tag kommt also auf mich zu. Die Nacht ist auch nicht so richtig erholsam und so ist es kein Problem für mich, noch vor sieben Uhr die Planeta zu starten. Ich erhoffe mir eine erholsameFahrt in den frischen Morgen.
Immer wieder schafft es Polja, meine Planeta, mch zu überraschen – mal positiv, mal negativ. Heute beispielsweise arbeitet die Kupplung fast 100%ig gut. Nach ein wenig Feineinstellung am Kupplungshebel kann ich ordentlich schalten, ich kann bei gezogener Kupplung fast anhalten und die Gänge springen vergleichsweise selten heraus. Wenn die Kupplung immer so wäre – damit könnte ich leben. Leider ist der Zustand nicht reproduzierbar und von vielen, für mich noch undurchschaubaren Parametern abhängig. So spielen der Wochentag, die Uhrzeit, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die politische Großwetterlage in das Verhalten meiner Kupplung hinein – um nur einige der Parameter zu nennen. Aber sei’s wie es sei: Heute ist die russische Kupplungswelt ziemlich in Ordnung. Ist ein bisschen wie die bewährte Tchernobyl-Technik: Die hat ja auch nur fast funktioniert.
Das hochpräzise russische Chronometer mit atomzeit-gesteuertem Gangwerk zeigt exakt 7:00 an - und wir sind schon ein paar Kilometer unterwegs. Die Temperatur ist wahrhaftig noch erträglich, aber Du spürst bereits die hohe Luftfeuchtigkeit.
Es geht zunächst hoch in Richtung Vogelsberg, und zwar über Höckersdorf und Wohnfeld. Von da aus weiter in Richtung Schotten. Die Hoffnung ist, dass jeder Meter Höhenlage die Temperatur etwas nach unten drückt. Meist ist es auch so, nicht jedoch heute. Nur die Waldstücke bringen die gesuchte Abkühlung.
Immerhin geht hier oben ein bisschen Wind, soviel, dass die Windmühlen zwischen Wohnfeld und Götzen sich sogar ein wenig drehen.
Im Wald biege ich ab in Richtung Flugplatz und bemerke kurz vorher, dass die Heuernte schon beinahe abgeschlossen ist - überall liegen die gepressten Heuballen für den Winter auf den Wiesen.
Der Großflughafen bei Schotten ist noch menschenleer und erst während meiner blümchenpflückenden Fotosession erscheint der erste Flieger. Hier oben ist es jetzt in der Sonne schon kaum noch auszuhalten - Du bist dem kochenden Planeten auch ganz schön nahe.
Über Altenhain verlasse ich den Vogelsberg und fahre weiter ins schöne Horlofftal. Die Gegend wird allgemein als "lieblich" beschrieben und unterscheidet sich tatsächlich stark vom rauhen Vogelsberg. Ich fahre viele Kilometer in Sichtweite des Flüsschens Horloff, der hier zwischen Strasse und Wald fliesst und angenehme Temperaturen bewirkt.
Ab und zu verlasse ich die Strasse und begebe mich direkt an die Horloff. Der Fluß (oder eher der Bach) ist nirgendwo so richtig kultiviert und das macht wohl seinen besonderen Reiz aus.
Insgesamt fährt es sich heute im Horlofftal besonders angenehm, woran die Horloff und die vielen Waldstücke ihren Anteil haben. Jetzt komme ich aber bereits in den Raum der Wetterau und die Gegend wird offener, flacher und sehr fruchtbar.
Weite Felder bestimmen das Bild der Wetterau und durch die offene Landschaft ist es hier schlagartig wieder spürbar heisser. Deshalb drehe ich relativ schnell wieder ab und es geht in weitem Bogen zurück in den Vogelsberg.
Zwischendurch nehme ich auch mal eine schnelle Bundesstrasse wie die B49 unter die Planeta-Räder. Dann verlange ich dem langhubigen Motor etwas mehr Leistung ab und das Tempo erhöht sich auf 90 ...110 km/h. An dieser Stelle kommt kurzzeitig ein starker Wind auf, der sofort wunderbar kühlt. Aber es sind ja ab mittags sogar Unwetter vorhergesagt.
In Ermenrod verlasse ich die Bundesstrasse wieder und sehe dabei, dass das ehemailge Anwesen unserer Tierärztin zum Verkauf angeboten wird. Zeigt schon leichte Ansätze von Verfall und ist auch viel zu gross für uns. Und liegt direkt an der B49, das geht natürlich nicht.
Nun an der Felda entlang über Ehringshausen wieder in den tiefen Wald - und gleich wirds angenehmer. Allerdings will ich mich über das Wetter bzw. die Hitze nicht wirklich beklagen. Sie ist zwar schlimm, aber im Winter habe ich derart über das kalte und nasse Wetter gemeckert, dass ich mich nicht traue, schon wieder rumzunörgeln. Leiden wir also schweigend. Und hier im Wald entsteht im kühlen Schatten wieder ein Planeta-Video.
Das heutige Planeta-Video:
Allmählich mache ich mich auf den Heimweg nach Mücke - habe mein Fahrpensum für heute erreicht und man soll ja aufhören, bevor es unangenehm wird. Und dieser Zustand deutet sich aufgrund der schwülen Hitze deutlich an.
Als mein Heimatort in Sichtweite kommt, haben wir 130 km mehr auf dem Tacho und das hochpräzise russische Chronometer mit atomzeit-gesteuertem Gangwerk zeigt exakt 10:00 an. Drei Stunden Planetafreuden liegen hinter mir und es ist gerade mal die typische Frühstückszeit für einen Sonntag. Von diesem Morgen kann ich den Rest des Tages zehren - ab jetzt ist Siesta angesagt.