Der Österreichurlaub kommt näher und näher und es wird jetzt Zeit, einige grundsätzliche Dinge zu klären – ganz besonders die Quartierfrage bedarf einer endgültigen Lösung. Durch die perfekte Vorarbeit und die guten Unterlagen von Gerhard aus Graz sollte das eigentlich keine grosse Sache sein, und deshalb wollen Jürgen und ich das Heute angehen. Also fahren wir am Mittag mit den Rotaxen zur Lagebesprechung in der Schönemühle.
In Salzböden an der Lahn gibt es zwei Mühlengasthäuser: Die Schmelzmühle und die Schönemühle. In der Schmelzmühle waren wir beide schon mehrfach – ein angenehmes Gasthaus in herrlicher Umgwbung. Die Schönemühle dagegen haben wir bisher einfach nicht gefunden – sie ist nicht so spektakulär ausgeschildert wie die Schmelzmühle. Heute jedoch haben wir uns logistisch vorbereitet und finden die Schönemühle in dem kleinen Ort Salzböden auf Anhieb. Und es hat sich gelohnt! Denke, da sind wir nicht zum letzten mal.
Auch unsere Österreichplanung ist heute erfolgreich und wir suchen uns einige mögliche Unterkünfte in der Region Graz heraus. Dabei haben wir uns für die Orte Eggersdorf, Fernitz, besonders aber für Krummegg, Nestelbach und Vasoldsberg entschieden. Die Häuser werde ich in den nächsten Tagen anmailen und dann werden wir weiter sehen.
Fahre zunächst nach Reiskirchen, um Jürgen abzuholen. Diese Fahrt durch viel Wald ist so gerade noch zu ertragen, aber dann von Reiskirchen über jeden Menge Orte nach Salzböden - also nee, das lässt bei der heutigen Hitze jeden Spass vermissen. Zu viele Stops, zu viele Ampeln, zu viel Gezuckel. Wir sind heilfroh, die Schönemühle erreicht zu haben.
Das Anwesen macht auf den ersten Blick einen sympathischen und rustikalen Eindruck. Ist auch nicht sooo voll, sodass wir einen guten schattigen Platz erhaschen. Jetzt erstmal ein grossen und kühles Getränk und dann zur Kuchenauswahl - dafür ist die Schönemühle nämlich bekannt und berühmt.
Ruhe, ein wenig Schatten, sogar ein leichter Wind von der Lahn her - was will der verschwitzte Motorradfahrer mehr. Die Rotax-Motoren sind auf der relativ kurzen Strecke (40 km) verdammt heiss geworden: 100 Grad Öltemperatur im Öltank.
Neben der herrlichen Lage im Salzbödetal und dem guten Kuchen hat die Schönemühle eine gewisse Berühmtheit durch die vielen Katzen erlangt, die überall auf dem Gelände leben. Wir entdecken heute aber nur diesen beiden trägen Exemplare.
Diesem etwas fremdartigen Federvieh begegne ich im Mühlgarten. Es ist keineswegs ein mitteleuropäischer Hahn in der Mauser, nein, es handelt sich um Igor, einen transylvanischen Nackthahn - so wird mir zumindest berichtet. Igor kam in Form von zwei Eiern per Flugzeug aus Rumänien hierher und während Ei Nr. 1 beim Flug beschädigt wurde, entstand aus Ei Nr. 2 dieser prächtige Hahn.
Die Schönemühle hatte früher drei Mühlräder und eines gibt es heute noch. Jedoch wird es nicht mehr als Antrieb für ein Mahlwerk benutzt, sondern treibt einen Generator, der zwischen 8 und 10 kW in das öffentliche Stromnetz einspeist. Mehr Leistung wird lediglich durch den zu engen Wasserkanal verhindert. Spannend, und Mühlen haben mich schon immer fasziniert.
Der Betreiber der Mühle zeigt uns noch das neuerbaute Cafe im ehemaligen Heuboden - ist sehr schön geworden und hier kannst Du auch bei schlechtem Wetter sitzen, ein wenig dummes Zeug plaudern, leckeren Kuchen essen, Kaffee schlürfen und dabei den weiten Blick ins Salzbödetal geniessen. Werden wir ganz sicher mal wahrnehmen. Jetzt, wo wir alles erledigt haben und durch vorzügliche Torten gesättigt sind, machen sich Jürgen und ich getrennt auf die beschwerliche weil heisse Rückfahrt. Immerhin suche ich mir jetzt eine Route mit mehr Walddurchfahrten und völlig ohne Ampelstops aus. Kurz, ich fahre über den Ebsdorfergrund und die Rabenau zurück. Bin froh, als ich den heissen Motor gegen 17:00 wieder per Dekohebel abstellen kann.