Jupiter 3 – eine neue Liebe

Ein Arbeitseinsatz in meiner angemieteten Scheune im Ebsdorfergrund – das ist der Plan dieses Tages. Ein bisschen Auf- und Umräumen und eine detaillierte Analyse der vor wenigen Tagen geholten Jupiter 3. OK, letztendlich wird es in der Hauptsache zur Beschäftigung mit der Jupiter und zu meinem grossen Erstaunen verfalle ich dem Motorrad sofort. Eigentlich ist ein Zweizylinder für mich undenkbar, aber heute entsteht etwas Sonderbares: Jupiter 3 – eine neue Liebe.

Habe eine Flasche Autopolitur mitgenommen und möchte sehen, wie der Lack der Jupiter und der Sputnik-Seitenwagen tatsächlich gelitten hat. Man bedenke: Das russische Schwermetall steht seit 25 Jahren völlig ungeschützt in einem verwilderten Garten. Was ich dann entdecke, ist zum Teil genau das, was ich erwartet habe. Andererseits sehe ich auch erstaunliche Dinge und ich muss meine Einschätzung zur russischen Qualität insbesondere der 70er Jahre total überdenken.

So habe ich 2006 die Jupiter und die Seitenwagen im verwilderten Garten zum ersten mal gesehen. Und genau so und völlig unbewegt stehen diese Motorräder seit 25 Jahren im verwunschenen Märchengarten. Bis ich diese Woche begonnen habe, sie zu mir zu holen.

Manche Teile sind exakt im von mir erwarteten Zustand: Völlig durchgerostet und mit Moosen und Farnen überzogen. Hier ein Sputnik-Seitenwagenrahmen mit Kotflügel.

Der zweite Sputnik: Der rote Kotflügel glänzt nach kurzer Behandlung mit Autopolitur wie eine Speckschwarte und selbst der völlig verblichene blaue Lack des Bootes ist zu retten, wie dieses Heckstück zeigt. Der Boden des Bootes hingegen existiert quasi nicht mehr: Hier stand jahrelang Wasser drin und hat das Blech verrotten lassen. Werde später prüfen, ob das Oberteil des Bootes noch zu retten ist.

 

 

Eine Stunde lang behandele ich die Blech- und Chromteile der Jupiter mit Autopolitur. Natürlich hat der Lack Macken, aber er bekommt wieder Glanz und das allermeiste ist ohne Neulackierung zu retten. So hab ichs am liebsten: Gebrauchter Originalzustand ohne Überrestaurierung. Die grünen Reifen sind natürlich Schrott, die Sitzbank hingegen keinesfalls.

Schier unglaublich ist der Zustand des Chromes: Ohne grosse Behandlung, nur mit ein wenig Autopolitur (was anderes habe ich nämlich nicht dabei) zeigen sich die Auspuffanlage, die Stossdämpferhülsen, Lenker und Felgen in Top-Zustand. Nie wieder werde ich ein böses Wort gegen russischen Chrom sagen!

Kleine Lampe im Stil der deutschen Motorräder der 50er Jahre, offensichtlich neuer Tacho, der sich sogar noch dreht.

Der rote Tank gehört natürlich nicht ursprünglich zur blauen Maschine, aber ich habe ja eine blaue und eine rote Jupiter gekauft. Die rote muss ich aber noch holen, und die ist in wirklich miserablem Zustand. Nicht jedoch die blaue.

Auch die Hülsen der Gabel und die Felge glänzen nach kürzester Behandlung fast wie neu. Und aus dem Lack ist mit intensiver Arbeit noch wesentlich mehr herauszuholen.

Die Reifen bekommen jetzt erstmal neue Luft und die beiden Bremsenbetätigungen reichlich WD40. Und plötzlich rollt die Jupiter auch wieder leicht.

Zwei Arbeitstiere auf einem leicht maroden Anwesen - ein Stilleben nach meinem Geschmack.

Bis auf das hintere Rücklicht aus dem landwirtschaftlichen Bereich ist die Jupiter vollständig original.

Etliche geniale Details entdecke ich an der Russin: Plastikeinsatz im Werkzeugkasten, Sitzentriegelung im Boot auf Knopfdruck und verschiebbares Oberteil des Sputnik.

Seltsames Typenschild mit FG-Nr. 30K123614. Baujahr laut Typenschild 1975, laut Kfz.-Brief 1985. Mhhhm .....

Am Abend kommt dann noch der IZH-Transporter mit Waldemar und bringt ein paar Ersatzteile, unter anderem eine komplette Reserve-Planeta.

Waldemar und sein Begleiter (ist der Sohn eines Kumpels) bringen die Planetateile direkt in die Scheune im Ebsdorfergrund.

Jetzt habe ich also zwei weitere Motoren sowie eine komplette Ersatz-Planeta. Das sollte reichen, selbst für einen Jäger und Sammler wie mich.