An diesem Morgen liegt dicker weisser Raureif auf den Wiesen – es ist bitterkalt, nur ganz wenig über Null. Da verkneif ich mir einen Ausritt und schraube erstmal die Planeta wieder zusammen. Damit bin ich gegen Mittag fertig und siehe da: Es ist richtig schön geworden, sonnig und warm. Und die Planeta muss ich jetzt sowieso testen – da kann ich mir auch meinen lang gehegten Wunsch erfüllen: Endlich – mit der Planeta in den Kellerwald.
Zunächst habe ich aber grosse Zweifel, ob ich heute sehr weit kommen werde! Habe jetzt die Primärkette, das Kupplungslager sowie Beläge, Stahlscheiben und Druckfedern der Kupplung erneuert – und es hat alles nichts bewirkt. Die ausgetauschten Teile waren auch nicht wirklich schlecht oder verschlissen. Dann baue ich nochmal einen neuen Kupplungszug und stelle die Kupplung zum x-ten mal nach Handbuch ein. Nichts, schabende Geräusche beim Kuppeln, kein 100%iges Auskuppeln, kein Spiel einstellbar. Gehe aber jetzt um 13:30 dennoch auf Tour.
Ziel ist der Kellerwald – wenn meine Polja diese Fahrt überhaupt schafft. Seit vestimmt zwei Jahren träume ich davon, mit einem alten Ostbock durch den mystischen Kellerwald zu tuckern, und heute mach ich es. Und sollte Polja mich wirklich im Stich lassen, wird eben der Schandwagen geordert.
Schon auf den ersten km ist klar: Die Kupplung geht so überhaupt nicht. Nach 15 km halte ich also im Kirtorfer Wald an und stelle die Kupplung nochmal ein - aber diesmal nicht nach Handbuch. Ich gebe ihr nur gaaanz wenig Spiel an der Schnecke und fast gar keines am Hebel. Damit gehts deutlich besser, aber richtig gut ist das nicht.
Am Bundeswehrgelände bei Wahlen muss ich noch einmal halten: Die linke Fussraste habe ich ergonomisch ungünstig plaziert - kurz neu eingestellt und es passt. Die Kupplung ist bis jetzt so lala - mittlerweile bin ich der Meinung, dass sich diese Kupplung nicht vernünftig einstellen lässt. Grund könnte die Summe der Achsialspiele diverser Wellen sein.
Jetzt gehts über Neustadt, Momberg und Mengsberg über kleinste Strassen in Richtung Gilserberg - dort beginnt der Kellerwald. Hier bin ich aber noch irgendwo zwischen Appenheim, Itzenhain und Winterscheid. Eine sehr ansprechende Gegend.
Nach kurzem Tankstop in Gilserberg schnell ein paar km über die B3 und dann links ab in Richtung Dodenau. Hier beginnt für mich der Kellerwald richtig. Grösser werden die Strässchen hier nicht und wer genau hinschaut, entdeckt weiter vorn einen Reiter auf einem schönen dicken Kaltblutpferd.
Eine komplette Rundfahrt durch den Kellerwald mache ich heute nicht - will eigentlich nur mal da gewesen sein. Und richtig trauen tue ich der Kupplung auch nicht. Aber bisher hält sie immerhin.
Auf der Rückfahrt gibt es kurzzeitig Elektroprobleme - zum Glück wirken die sich nicht auf die Zündung aus - Powerdynamo sei Dank. Aber die Blinker zicken wieder, die Kontrollleuchten tuns auch nicht vernünftig - aber nach einiger Zeit ist wieder alles OK. Meine gute Polja hat sich selbst geheilt. Aber irgendwas stimmt da noch nicht. An dieser alten Werkstatt im udmurtischen Stil finde ich aber keinen Fehler in der Elektrik. Also weiter.
Zurück im Vogelsberg mag ich noch garnicht aufhören zu fahren und wir lassen uns noch etliche km einfach so treiben. Bei Hainbach wirkt die Gegend heute schon fast ein wenig wie in der Toskana.
Dann zum Grossen Wasser - dem Merlauer Fischteich. Hier bleibe ich mal ein halbes Stündchen in der Abendsonne sitzen und geniesse die völlige Ruhe.
Jetzt wärmt die Sonne schon sehr ordentlich, trotz der Aschewolke des isländischen Vulkans. Polja hat heute trotz leichter Zickerei brav durchgehalten, wir sind immerhin 200 km gefahren, hatten viel Spass, aber auch die Erkenntnis, dass ich mit der Kupplung noch nicht am Ende bin.