………. wenn man ein Motorrad wieder verkauft. Vielleicht bin ich da auch besonders sentimental, aber so gehts mir jedenfalls. Auch heute, obwohl ich gar kein Motorrad abgebe. Aber Reinhard verkauft seine Triumph Trident, und dieses Motorrad hat immerhin den kleinen England-Hype hier in unserer Szene ausgelöst. Aber die Trident kommt in gute Hände, da bin ich mir ziemlich sicher.
Die Verkaufsverhandlungen sind beendet und der junge Käufer schwingt sich auf die Trident, um damit in zwei Tagen nach Berlin zu fahren – und das ausschliesslich über Landstrassen. Sehr löblich. So endet eine Aera im Vogelsberg und eine neue beginnt in Berlin. Gute Reise, junger Britbiker.
Zu Hause erledige ich noch einige Kleinigkeiten an der grauen Enfield: Die Schiebernadel wird noch eine Kerbe höher gehängt und ich gönne dem Getriebe 450 ccm frisches Öl. Habe noch etliche Gebinde GL80 von der Vespa übrig und das passt auch prima in die Bullet. Bei der Gelegenheit bekommen Einfüll,- Ablass- und Kontrollschraube neue Dichtringe. Für die Ablassschraube habe ich dummerweise keinen passenden Dowty-Ring, aber für die anderen Schrauben schon.
Als die kleine Aktion beendet ist, gehe ich erneut auf eine kleine Runde, man mag es auch Testfahrt nennen. Aber eigentlich ist das Wetter heute so gut, dass es sich in Wahrheit um eine stinknormale Ausfahrt handelt.
Ich beginne meine kleine Reise mit einer Runde rund um Schotten und Gedern, im Hinterkopf immer den Gedanken, dass der Hinterreifen rund gefahren werden muss. Hier habe ich soeben die Grenze zum Wetteraukreis überschritten und habe einen schönen Blick auf „meinen“ Vogelsberg.
Das Jagdschloss Zwiefalten ist immer gut für einen kurzen Stop: Schöner Ausblick, kurvige kleine Strässchen, wenig Verkehr und das schicke Jagdschloss sind gute Gründe.
Nun geht es zurück in Richtung Schotten, um die Marcellino-Kapelle, auch Stumpe Kerk genannt, zu besuchen. Nach zwei Kilometern Feldweg habe ich sie erreicht.
Dort im Buschwerk befindet sich die Ruine der Kapelle.
Weiter geht die Fahrt über die Herchenhainer Höhe, vorbei am Oldtimer Cafe und dann über Grebenhain in Richtung Lautertal. Auf der Karl-August Vieregge Anlage gibt es den nächsten Halt, um die Dichtigkeit des Getriebes zu überprüfen: Sieht gut aus, lediglich an der Ablassschraube hängt ein winziger Tropfen. Klar, die fehlende Dowtyscheibe.
Anlage ist ein grosses Wort für diesen Ort, denn er besteht aus einem geschotterten Parkplatz, einer Hinweistafel, auf der fast nichts steht sowie einem Tisch mit zwei Bänken. Dennoch bin ich immer wieder gern hier, denn der Ausblick in die Rhön ist beeindruckend. Und ausserdem ist der Platz fast immer leer.
Und schon geht der wilde Ritt auf meiner Bullet weiter.
Der Weg führt mich exakt durch Meiches und es wird mal wieder Zeit für einen Besuch auf dem Totenköppel.
Noch einmal gibt es heute einen schönen Weitblick, diesmal auf die Lahnberge bei Marburg und das dahinter liegende Gladenbacher Bergland.
Gegen 18:00 ist es zwar immer noch schön und sonnig, aber es wird deutlich kälter – Zeit also, den Heimweg anzutreten. Das waren heute wieder 100 fantastische Qualitätskilometer, und meine alte graue Bullet hat sich von ihrer besten Seite gezeigt. So gut wie in den letzten Tagen ist die Maschine in ihrem ersten Leben bei mir nie gelaufen – ich war wohl noch nicht reif für eine schöne Inderin.